Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Auswirkung SNT Elkos vergrößern/Endtransistoren hinzufügen


von Lukas M. (lukas-jf-2928)


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Moin,

viel Google benutzt aber nichts passendes gefunden, daher wollte ich 
hier einmal nachfragen.

Es geht um ein SNT einer Endstufe, meine Überlegung war, ein wenig mehr 
Kapazität bereitzustellen um die Impulsleistung ein wenig zu verbessern 
und da diese eh älter sind würde ein Tausch nicht wehtun.
Nun gibt es beim SNT ja Elkos, die „Primär“ die gerichtete Netzspannung 
glätten und dann noch welche die „Sekundär“ am Ausgang sitzen.

Die SNT‘s sind in den verschiedenen Endstufen, verschiedenster 
Leistungsklassen, immer die gleichen, nur ein paar Bauteile anders um 
die Ausgangsspannung anzupassen und es sitzen „sekundär“ bis zu 4x 
10.000uF pro +- Vs an.

In dieser Endstufe gibt es Primär 2x 220uF 385V und Sekundär 4x 3900uF 
100V Elkos.

Wo macht es am meisten Sinn für einen Verstärker die Kapazität zu 
erhöhen?

Angedacht waren 4x 4700uF 100V und primär wären bis zu 560uF 400V 
möglich.
Also wo würd es mehr Sinn machen (oder beides?) und würde das SNT bei 
dem Upgrade Schaden nehmen?
Gleichrichter müsste ein 35A (mindestens 25A oder sowas) 
Brückengleichrichter auf einem Kühlkörper montiert und besitzt eine 
Einschaltstrombegrenzung über einen 20Ohm Widerstand, der nach kurzer 
Zeit per Relais überbrückt wird (vor den primären Elkos).

Eine andere Frage auch noch dazu:
Auf den Endstufenkanälen wäre noch Platz für ein zusätzliches Pärchen 
Endtransistoren, die einfach durch einlöten der Transistoren und zwei 
Widerständen ergänzt werden könnten (Anhang Bild, rot eingekreist sind 
die freien Plätze auf der Platine).
Wäre dies hier ohne Probleme möglich?
Pro Kanal werden dann nur Endtransistoren der selben Herstellungsserie 
genutzt, ist eine 4-Kanal Endstufe mit vier einzelnen Endstufenkanälen.

Danke schon einmal vielmals!

: Verschoben durch User
von MaWin (Gast)


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Der primäre Elko muss die Spannungsversorgung in den Pausen der 50Hz 
Wechselspannung sicherstellen, darf dabei aber weit in der Spannung 
nachgeben.

Der sekundäre Elko muss die Leistung in den Peaks liefern können, wenn 
die Energielieferfähigkeit des Schaltnetzteils überschritten wird, darf 
dabei nur wenig in der Spannung nachgeben.
Ohne Modifikation des SNT damit es mehr Leistung liefern kann ist eine 
Erhöhung der primären Kapazität also nutzlos (vorausgesetzt, die 
vorhandene war ausreichend).

Manch ein SNT hat ein Problem, wenn man sekundär einfach die Kapazität 
wesentlich erhöht.
Ist bei deinem nicht anzunehmen, und 3900 auf 4700 ist nicht wesentlich, 
sondern effektlos, das passiert schon wenn  man defekte Elkos durch neue 
ersetzt.

Eine Endstufe gleicher Leistung hat normalerweise kein Problem, wenn man 
n Transistoren durch m ersetzt mit m>n, weil der Laststrom derselbe 
bleibt, sich nur auf mehr Transistoren verteilt und damit besser kühlen 
lässt, und dank höherer Stromverstärkung sogar weniger Basisstrom 
benötigen, was die steigende Eingangskapazität meist mehr als 
ausgleicht.

Die SOA Schutzschaltung in deinem Beispiel reagiert nur auf den Strom 
durch 1 Transistor, sie würde also automatisch mehr Strom in Summe 
durchlassen. Auch der Ruhestrom steigt proportional.

DAZU braucht es aber dann doch mehr Basisstrom. Im Maßen geht das, aus 4 
mach 5, aber aus 1 mach 2 oder aus 4 mach 8 wird der Basisstrom den die 
Ansteuerung liefern kann ohne verstärkte Verzerrungen hervorzurufen 
nicht mehr bringen.

Achte also vor allem auf das Problem, ob die Endstufe durch die 
zusätzlichen Transistoren und damit verändertes Verhalten nicht zu 
schwingen anfängt, sowohl in Ruhe als auch bei Belastung.

Schwingen ruiniert den Klang und belastet die Transistoren bis zur 
Zerstörung.

Der Peak-Strom würde in deiner Schaltung tatsächlich steigen, grössere 
sekundäre Elkos vorausgesetzt.

Aber ein richtiger Umbau auf die nächste Leistungsklasse wird auch eine 
Anpassung der anderen Bauteile nach sich ziehen, vor allem 
Widerstandswerte anpassen.

Etwas kritisch sehe ich die Ausgangsabsicherung per TRIAC in deiner 
Schaltung.

von cft (Gast)


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Lukas M. schrieb:
> Die SNT‘s sind in den verschiedenen Endstufen, verschiedenster
> Leistungsklassen, immer die gleichen, nur ein paar Bauteile anders

Viel Grundsätzliches (und noch mehr) hat MaWin schon gesagt.

Aber der genaue Aufbau (Topologie und auch Regelung, bis hin zur
Schutzbeschaltung) der gesamten Versorgung hat großen Einfluß.
Kennt man diesen, kann man genauere Aussagen machen.

Beispiel: Angenommen, es wird - wie für Deine Halbbrücken-Verstärker -
eine symmetrische Versorgung erzeugt (vermutlich doppelter Mittelpunkt-
Gleichrichter). Dann wird i. A. keine sekundäre Regelung (eingesetzt
wird dabei oft ein TL431, via Optokoppler wird die Regelgröße sodann
auf die Primärseite gebracht).

Wäre die Endstufe des SNTs (also vor dem Trafo) vielleicht sogar völlig
ungeregelt ("open loop"), dann würde sich die Kapazität des Elkos im
DC-Zwischenkreis (vor der Endstufe also) faktisch relativ stark auf die
mögliche Pulsleistung auswirken - so lange der Trafo nicht zu kapp wäre.

(Das Problem, diese Kapazität beim Einschalten erst einmal problemlos
laden können zu müssen, verschiebt sich dann freilich auf die PFC,
bzw. bei SNTs ohne solche, auf die Netzgleichrichtung.)

Also ein ähnlicher Effekt, wie ihn eine hohe Glättkapazität bei den 
Rails
direkt hätte (egal, ob diese von SNT oder 50Hz-Trafo gespeist werden).
Nur kann man wegen der aktiven Endstufe statt Netzspeisung leichter eine
Überstrombegrenzung z.B. per Shunt beifügen, welche diese deaktiviert.

Dadurch kann man sowohl die positive Eigenschaft von Energiespeicherung
in Kondensatoren nutzen, bei höherer Spannung effektiver zu sein 
(380VDC),
als auch den Amp dadurch ja trotzdem vor höherem Strom bewahren. (Da ein
"gescheiter" Verstärker eh Schutzbeschaltung hat, nur bei deren Defekt.)
Recht elegant als Versorgung für Audio-Leistungsverstärker, wie ich 
finde.

Bis jetzt aber ist uns der Aufbau Deiner SNT völlig unbekannt, es hilft
also dahingehend wenig, zu wissen, alle sind "ähnlich" oder "gleich".

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ich habe bei dem Netzteil meiner 500W Bassanlage ein ATX Netzteil der 
1kW Klasse verwendet und habe es damals nicht manipuliert.

Es zeigte sich, das, solange es an einer genügend niederohmigen 
Netzleitung angeschlossen war, das Netzteil seine Kraft nicht aus den 
Elkos holt, sondern aus der Regelung (PC Netzteile sind schwanke Lasten 
gewöhnt) und deswegen die Speisung auch bei hoher Last nicht 
zusammenbrach - das Netzteil regelt dagegen.
Ein Vorgängernetzteil mit 500W hatte ich primär mit einem zusätzlichen 
Reservoir Elko (400µF, 450V) ausgestattet, was bei dem Nachfolger nicht 
mehr nötig war.

von Lukas M. (lukas-jf-2928)


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Danke erstmal für die Zahlreichen Antworten, ich werde da später noch 
einmal genauer drauf eingehen und wollt nur schnell eben einmal zur 
Klarstellung den Plan vom SNT hinzufügen, damit ihr euch ein besseres 
Bild von machen könnt.

Nochmal kurz zum SNT:
In der ganzen Endstufenreihe (4-Kanal bis 2-Kanal mit 2x 2,1kW) sind 
exakt die gleichen Platinen verbaut, nur 2-3 Widerstandswerte sind 
anders, womit wie ich verstehe dann die Versorgungsspannung 
„eingestellt“ wird, dies geht je nach Typ von +-60V bis +-180V.
Bei den kleinen hängen halt nur die vier 3900uF drin, bei den großen 4x 
2700uF und zusätzlich nochmal 6x 10.000uF. Die Primären Elkos sind immer 
die gleichen.
Der Trafo wird mit „6 oder 8KW“ beschrieben.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Es zeigte sich, das, solange es an einer genügend niederohmigen
> Netzleitung angeschlossen war, das Netzteil seine Kraft nicht aus den
> Elkos holt, sondern aus der Regelung

Na ja, auch die niederohmigste Netzleitung liefert 100 Mal pro Sekunde 
KEINE Spannung, und in dieser Zeit kommt die Leistung ausschliesslich 
aus den Elkos, bei 2.1kW gut 7A.

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