Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Digitales Signal sicher übertragen


von Matthias S. (da_user)


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Hi,
auch wenn es sich um ein digitales Signal handelt, habe ich mich jetzt 
für das Analogforum entschieden, da ich glaube, dass die Übertragung des 
Signales eher einen analogen, als einen digitalen Aspekt hat. Notfalls 
bitte verschieben.

Darum gehts:
Ich habe einen DCF77-Empfänger vom Conrad ( 
https://www.conrad.de/de/dcf-empfaenger-modul-641138-passend-fuer-serie-c-control-641138.html 
) den ich logischerweise an einer Stelle unterbringen muss, an der 
dieser auch Empfang hat. Der µC der das Signal auswerten soll, sitzt wo 
anders, und den Weg dorthin würde ich schon als potentziell 
EMV-verseucht beschreiben (KFZ).

Ich habe schon am Schreibtisch die Übertragung über eine CAT-5-Leitung 
realisiert, da ich dort schon ein paar Störungen hatte. GND läuft 
hierbei über den Schirm. Auf der anderen Seite hängt eine kleine Platine 
mit 100nF zwischen Signal und GND zum Störungen wegpuffern. Dazu eine 
LED zur visualisierung des Signals, welche wohl auch für etwas 
Stromfluss auf der Leitung sorgt. Diese wird wohl in der endgültigen 
Fassung aber wohl wegfallen.

Das ganze würde ich nun gerne etwas in die Richtung "weniger 
Störanfällig" optimieren, allerdings natürlich ohne zu übertreiben.
Nun spuckt der Conradempfänger das Signal ja normal und invertiert aus. 
Liese sich das evtl. nutzen, um das Signal differnziel/symetrisch zu 
übertragen? Wie schaut den da die Schaltung Empfangsseitig aus?
Wenn die LED wegfällt, sind nur noch die internen PullUps meines STM32 
mit ca. 30-50k im Einsatz. Würde es Sinn machen, dort kleinere ext. 
PullUps, meinetwegen 1k zu setzen, so dass mehr Strom auf der 
CAT-Leitung fließt?

Für (vernüftige) Tipps bin ich dankbar!

VG
da_user

von HildeK (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Ich habe schon am Schreibtisch die Übertragung über eine CAT-5-Leitung
> realisiert, da ich dort schon ein paar Störungen hatte.

Bist du sicher, dass die Störungen Einstreuungen sind und keine 
Empfangsstörungen?

Matthias S. schrieb:

> Liese sich das evtl. nutzen, um das Signal differnziel/symetrisch zu
> übertragen?
Im Prinzip ja. Einfach beide Signale, ev. mit einem Buffer verstärkt, 
auf eine differentielle Leitung geben.

> Wie schaut den da die Schaltung Empfangsseitig aus?
Das ist im Prinzip ein Subtrahierer.

> Wenn die LED wegfällt, sind nur noch die internen PullUps meines STM32
> mit ca. 30-50k im Einsatz. Würde es Sinn machen, dort kleinere ext.
> PullUps, meinetwegen 1k zu setzen, so dass mehr Strom auf der
> CAT-Leitung fließt?
Mit Sicherheit, solange der Ausgang die 1k treiben kann. Ich kenne das 
Conrad Modul nicht 'persönlich', aber ich las erst kürzlich, dass es 
rund 1mA kann. Dann sind 1k vermutlich zu wenig. Konsultiere das 
Datenblatt!

Meiner Meinung nach braucht man da aber keine differentielle 
Übertragung. Das Signal ist langsam, kann auch recht langsame Flanken 
haben und ein normaler Treiber, ev. nur ein Transistor für etwas mehr 
Strom (= kleineren Pullup) sollte Übertragungsfehler vermeiden.
Ich übertrage solche Signale über eine einfache koaxiale Mikrofonleitung 
(zugegeben, nur 1-3m) oder einfach zwei Adern von einem Flachbandkabel.

Und: DCF-Signale müssen ja nicht ständig aktualisiert werden. Übliche 
Uhren machen das einmal pro Tag (bzw. Nacht) und laufen sonst auf 
interner Quarzzeitbasis. Da du sicher nicht 24/7 mit dem Auto fährst, 
sollte das doch kein Problem sein, auch einige Fehlversuche zu 
verkraften.

von Stefan F. (Gast)


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Verstärker den Ausgang des DCF Empfänger mit einem CMOS Logikgatter und 
schließe die Leitung mit einem 120 Ohm Serienwiderstand ab:
1
                ___
2
               |   |    120Ω
3
DCF-Signal ----| 1 |----[===]------------------------- Eingang µC
4
               |___|
5
6
            CMOS Gatter

Noch eine Stufe besser isr es, Störungen mit einem Tiefpass 
herauszufiltern. Ist in diesem Fall sehr einfach, weil das Nutz-Signal 
sehr niederfrequent ist:
1
                ___                             ____
2
               |   |    120Ω                   |   _|
3
DCF-Signal ----| 1 |o---[===]-------------+----|_// |o------- Eingang µC
4
               |___|                      |    |____|
5
                                   100nF ===
6
            CMOS Gatter                   |    CMOS Schmitt-Trigger
7
                                         GND

Noch eine Stufe weiter wäre eine symmetrische Leitung mit 
Abschlusswiderstand an beiden enden - Siehe RS422

von HildeK (Gast)


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HildeK schrieb:
> Das ist im Prinzip ein Subtrahierer.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Operationsverst%C3%A4rker-Grundschaltungen#Der_Subtrahierer_.28Differenzverst.C3.A4rker.29

Es gibt auch für schnelle Signale differentielle Empfänger. Auch RS485 
könnte ein Tipp sein.

von Stefan F. (Gast)


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MAX485
SN75ALS176

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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RS485-Treiber ICs sind so preiswert und so gängig, dass ich nichts mit 
dem differenziellen Ausgang des DCF77-Empfängers machen würde, sondern 
das dem IC überlassen würde.

Beispiel für Treiber ICs:
https://www.maximintegrated.com/en/products/interface/transceivers/MAX487.html

Die Verzögerung durch das IC dürfte laut Datenblatt auch noch klar 
gehen.

von Wolfgang (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> ... potentziell ... EMV-verseucht

Was hat elektromagnetische Verträglichkeit mit Verseuchung zu tun.
Solange alles miteinander verträglich ist, ist doch alles gut.
Allenfalls das "potentiell" gibt zu denken, weil diese Verträglichkeit 
anscheinend nicht gesichert ist.

von Matthias S. (da_user)


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HildeK schrieb:
> Mit Sicherheit, solange der Ausgang die 1k treiben kann. Ich kenne das
> Conrad Modul nicht 'persönlich', aber ich las erst kürzlich, dass es
> rund 1mA kann. Dann sind 1k vermutlich zu wenig. Konsultiere das
> Datenblatt!

Uuups, das habe ich im Datenblatt wohl damals komplett übersehen. Ich 
glaube die LED sollte ich wieder rauslöten. Wobei die gut funktioniert 
und auch schon ziemlich lange. Ich denke da ist jemand im "Datenblatt" 
(Wenn man das so nenen will) auf große Sicherheit gegangen...

Wolfgang schrieb:
> Was hat elektromagnetische Verträglichkeit mit Verseuchung zu tun.

Auch hier Ups, zwei zwar verwandte, aber trotzdem andere Dinge 
zusammengeschmissen. Sorry.

An einem Treiber-IC habe ich auch schon gedacht, fand ich aber irgendwie 
"mit Kanonen auf Spatzen geschossen", und irgendwie nicht so ganz so 
das, was ich wollte (siehe weiter unten).
Ich werde wohl mal das mit dem Differenzverstärker ausprobieren, OPV 
hätte ich auch daheim rumfliegen. So nen MAX kann ich mir wenn wirklich 
immer noch organisieren.

HildeK schrieb:
> sollte das doch kein Problem sein, auch einige Fehlversuche zu
> verkraften.

Über DCF77 will ich eine RTC stellen. Da kann man dann natürlich einige 
Fehlversuche verkraften. Allerdings soll die Uhr nicht mit jeder 
vollständig empfangenen DCF-Minute gestellt werden, sonder erst, wenn 
ein paar plausible Minuten zusammengekommen sind. Bei 3 Minuten sind das 
immerhin schon 180bits, und sobald eines nicht stimmt, werde ich wohl 
die komplette Minute oder den kompletten Datensatz verwerfen.

Ich habe keine echte Ahnung, wie kritisch das wird, ich habe halt 
gesehen, dass ich da auch einen invertierten Eingang habe, und mir 
überlegt, ob ich den nicht nutzen kann, um das ganze stabiler zu machen. 
Der Gedanke ist also eher, zu versuchen, aus dem was ich habe, möglichst 
das beste herauszuholen. Darum gefällt mir eine Lösung mit dem MAX und 
den CMOS auch nicht so.

Auf jeden Fall schonmal Danke für die Anregungen.
Ich glaube, so oder so habe ich mal wieder was gelernt!

VG
da_user

von Matthias S. (da_user)


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Ähm... Moment,..
Kurze Rückfrage zum MAX485 kann ich den auch mit 3,3V bzw. 5V auf dem 
Bus betreiben?
Ich glaub ich verwechsel den gerade mit dem MAX232 der ja RS232-Pegel 
auf die Busleitung gibt...

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
zum Thema störsichere Übertragung von digitalenSignalen hatte ich schon 
mal paar Grundsätzliche Dinge geschrieben:
Beitrag "Re: RS485 aber mit minimalstem verbrauch."
Beitrag "Re: 5V Differentielles Signal erzeugen"

> Matthias S. schrieb:
> Ähm... Moment,..
> Kurze Rückfrage zum MAX485 kann ich den auch mit 3,3V bzw. 5V auf dem
> Bus betreiben?
Lese doch das Datenblatt:
https://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX1487-MAX491.pdf
Die sind für 5V gemacht.

Ob du nun tatsächlich für eine solche eher unproblematische Anwendung 
mit eher kurzer Leitung den Aufwand für differenzielle Übertragung 
leisten willst, mußt du selber entscheiden. Ich meine, es ist nicht 
notwendig, wenn man paar Grundsätze beachtet.

Ich würde aber gerade nicht einen MAX485 nehmen. Der ist für Baudraten 
bis 2,5 Mbaud ausgelegt und macht steile Flanken. Da führen auch schon 
3m Leitung zu lastigen HF-Effekten und auch Störabstrahlung.
Ein bandbreitengegrezter Treiber (z.B. MAX483 oder ähnlich) ist deutlich 
gutmütiger und immernoch viel schneller als nötig.

> Ich glaub ich verwechsel den gerade mit dem MAX232 der ja RS232-Pegel
> auf die Busleitung gibt...
RS232 ist üblicherweise eine Punkt-zu-Punk-Verbindung, die man eher 
nicht als Signal-BUS bezeichnet.

Aber bei deiner Anwendung wäre zwar RS485 als physikalische 
Übertragungsstrecke eine störsichere Sache, aber in dem Fall bleibt es 
ja auch eine Punkt-zu-Punktverbindung, die auch nur in eine Richtung 
benutzt wird.

Mein Tip:
Nimm ein geschirmtes Kabel mit verdrillten Leitungen (2x2 Adern) für 
Betriebspannung/Masse und Signal/Masse.
Setze am Empfänger PullUp oder Pulldown so niedrig, dass der Treiber es 
noch gerade gut schafft, diese zu treiben. Damit wird genug Leistung 
übertragen, so dass das SNR völlig in Verbindung mit Schirmung und 
Verdrillung völlig unkritisch wird.
Setze in die Signalleitung einen Tiefpass, so dass die recht langsamen 
Signale gerade noch gut durch kommen.
Setze auch in die Betriebsspannungzuleitung einen Tiefpass (RC oder LC)
und dahinter am besten auch einen Überspannungschutz (Suppressordiode).
Verbinde auf beiden Seiten das gnd niederohmig mit der Fahrzeugmasse.
Füge ausreichend Block-C (Elko und MLCC) auf beiden Seiten an die 
Betriebsspannung zu.
Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
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