Man kann auch eine Dissertation machen, die nicht aus einer Monographie am Ende besteht. Dabei veröffentlicht man mehrere Artikel und schreibt am Ende eine Zusammenfassung und verteidigt das Gesamtwerk. Hat jemand Erfahrungen mit der Qualität solcher Promotionen? Mir ist nämlich im Vergleich zu Universitäten schleierhaft wie man ohne eine Anstellung vernünftig forschen will. Die annahmeregeln und peer review verfahren schwanken nämlich in der Qualität auch ganz stark je nach journal. Mir ist zumindest eine Abschlussarbeit untergekommen die auf 30 Seiten zusammengefasst hat aber die Veröffentlichungen dazu waren nicht sonderlich einladend etwas reproduzierbar nachzustellen. Darum geht es aber in der Wissenschaft. Von wem werden solche Möglichkeiten zum Doktor genutzt? Meine Vermutung: Das sind Leute mit kleiner Firma wo sich der Dr. Ing. in der E-Mail Signatur gut macht.
Kumulativ oder Monographie hat überhaupt nix mit der Form der Anstellung zu tun. Eher damit was im jeweiligen Fachgebiet üblich ist.
Gert schrieb: > Im Elektrotechnik-Bereich habe ich sowas noch nie gesehen Ist zwar selten aber besonders in der Elektrotechnik Informatik Kombination. Die Uni Bremen bietet sowas zum Beispiel.
Du vermischt hier einiges, aber kein Problem, gehen wir das mal an. Ich bin selbst mitten drin. Milo schrieb: > Man kann auch eine Dissertation machen, die nicht aus einer > Monographie > am Ende besteht. Dabei veröffentlicht man mehrere Artikel und schreibt > am Ende eine Zusammenfassung und verteidigt das Gesamtwerk. So hart ist der Unterschied zwischen Monographie und kumulativer Dissertation nicht. Die Promotionsordnung schreibt meist vor, dass auch eine Monographie auf peer-reviewed Veröffentlichungen/Papern basieren muss. In beiden Fällen ist also das Publizieren zwingend notwendig. Auch bei der Anzahl der notwendigen Paper wird es kaum einen Unterschied geben, da sowohl für eine kumulative Dissertation wie für eine Monographie einfach ein wissenschaftlicher Beitrag und Inhalt vorhanden sein muss. Übrigens werden im Falle einer Monographie auch große Teile von Papern, teils unverändert, übernommen. Im besten Fall, wenn mehr als eine Hand voll Paper vorliegen, reicht das schon für um die 3/4 einer Monographie (ganz grob geschätzt). Das wird natürlich noch überarbeitet aber ich kenne KAUM jemanden, der das Ding komplett von 0 nochmal geschrieben hat. In einer Monographie ist also ein bisschen mehr Fülltext außen herum notwendig und es werden auch Ergebnisse teils ausgebaut. In einer kumulativen Dissertation brauchst du aber ebenso eine extra Einleitung, Zusammenfassung usw. Das nimmt sich im Endeffekt nicht sonderlich viel. Beides ist RICHTIG aufwändig, die Monographie allerdings nochmal ein kleines Stück aufwändiger. > Hat jemand Erfahrungen mit der Qualität solcher Promotionen? Mir ist > nämlich im Vergleich zu Universitäten schleierhaft wie man ohne eine > Anstellung vernünftig forschen will. Du kannst an einer Uni beide Arten der Promotion verfolgen. Das gleiche kannst du auch außerhalb einer Uni tun (privat, in der Industrie, in einem Forschungsinstitut, ...). Das hat nichts miteinander zu tun. DEIN PROF und die Promotionsordnung bestimmt, ob du kumulativ schreiben darfst oder eine Monographie anfertigen musst. In der E-Technik und Informatik ist meines Wissens nach eine kumulative Promotion SEHR selten. > Die annahmeregeln und peer review > verfahren schwanken nämlich in der Qualität auch ganz stark je nach > journal. Auch hier: Für eine Monographie brauchst du auch Veröffentlichungen. Es gibt sehr gute Konferenzen bzw. Journals und dann gibt es auch das Gegenteil. Üblicherweise achtet aber dein betreuender Prof darauf, dass du auf renommierten Konferenzen oder Journals einreichst. Wenn du alle 5 Paper auf billig-99%-acceptance-rate "wissenschaftlichen" Konferenzen einreichst, dann wird er dich ggf. einfach nicht fertig machen lassen. > Mir ist zumindest eine Abschlussarbeit untergekommen die auf 30 Seiten > zusammengefasst hat aber die Veröffentlichungen dazu waren nicht > sonderlich einladend etwas reproduzierbar nachzustellen. Darum geht es > aber in der Wissenschaft. Das dachte ich Anfangs auch. Reproduzierbar ist leider vieles nicht, da oft z.B. Code nicht publiziert wird (Professoren wollen sich den Vorsprung sichern, die vorgeschlagene Methode ist doch nicht so gut wie behauptet, ...). > Von wem werden solche Möglichkeiten zum Doktor genutzt? Meine Vermutung: > Das sind Leute mit kleiner Firma wo sich der Dr. Ing. in der E-Mail > Signatur gut macht. Du brauchst zum Promovieren IMMER einen Prof der dein Vorhaben unterstützt und dich betreut. Man kann nicht einfach so sagen "ach jetzt promovier ich mal schnell und schreib was zusammen in ein paar Wochen". Generell KÖNNTE aber da schon was dran sein, Monographien werden tendenziell eher von den "jungen" Wissenschaftlern geschrieben während höhere Tiere auch mal kumulativ promovieren dürfen, weil das den Aufwand angeblich ein wenig reduziert. (Wir sprechen hier von ein paar Prozent. Das wird oft vollkommen überschätzt!). Fazit: Das richtig aufwändige an einer Promotion ist nicht das Finale, das Zusammenschreiben (Monographie) bzw. Zusammenkopieren (kumulativ). Die ganze Forschung die du zuvor machen musst zieht sich über JAHRE hin. Da steckst du richtig viel Zeit rein. Darauf kommts an, diese letzten Schritte dass dann ein Dokument rausfällt sind da nur noch die Krönung davon und fallen weniger ins Gewicht. Da spielt der Unterschied kumulativ oder Monographie kaum eine Rolle.
Milo schrieb: > Hat jemand Erfahrungen mit der Qualität solcher Promotionen? Mir ist > nämlich im Vergleich zu Universitäten schleierhaft wie man ohne eine > Anstellung vernünftig forschen will. Die annahmeregeln und peer review > verfahren schwanken nämlich in der Qualität auch ganz stark je nach > journal. > > Mir ist zumindest eine Abschlussarbeit untergekommen die auf 30 Seiten > zusammengefasst hat aber die Veröffentlichungen dazu waren nicht > sonderlich einladend etwas reproduzierbar nachzustellen. Darum geht es > aber in der Wissenschaft. > > Von wem werden solche Möglichkeiten zum Doktor genutzt? Meine Vermutung: > Das sind Leute mit kleiner Firma wo sich der Dr. Ing. in der E-Mail > Signatur gut macht. Ich persönlich habe beide Arten von Dissertationen gelesen, und sehe auf beiden Seiten Vor- und Nachteile. Fazit vorweg: Es kommt auf den Inhalt drauf an. Die traditionelle Dissertation, in der mehrere 100 Seiten geschrieben werden, beinhalten die ersten 50 Seiten reines Hintergrund- und Textbuchwissen, das m.E. ebenfalls keine Forschung ist, sondern lediglich eine Zusammenfassung aus Bekanntem. Überspitzt formuliert wird das Ohmsche Gesetz bis ins kleinste Detail beschrieben. Die eigentliche Arbeit mit entsprechenden Resultaten finden dann auf den letzten 50 Seiten statt. Bei den Dissertationen, die aus einer Zusammenfassung von Papern bestehen, wird das ganze Hintergrund- und Textbuchwissen wesentlich verkürzt, um so Platz für die eigentliche Arbeit zu schaffen. Die Qualität der Dissertation hängt dann von der Qualität der Publikationen ab. Und da hilft es dann, in hochwertigen Journals und Konferenzen zu veröffentlichen. Die Veröffentlichung von Journals und Konferenz Papern ist oftmals auch eine Bemessungsgrundlage für IEEE Fellowship, das Ansehen des Instituts, KPI für die wissenschaftlichen Mitarbeiter etc. Der Doktorvater bzw. die Universität versucht also, über diesen Weg den Doktoranden zum Veröffentlichen zu "motivieren", um so letztendlich den eigenen Vorteil daraus zu gewinnen. Milo schrieb: > Von wem werden solche Möglichkeiten zum Doktor genutzt? Meine Vermutung: > Das sind Leute mit kleiner Firma wo sich der Dr. Ing. in der E-Mail > Signatur gut macht. Glaube ich nicht, weil das von der Universität bzw. dem Doktorvater verlangt wird. Gruß,
> Hat jemand Erfahrungen mit der Qualität solcher Promotionen? Es sind meist Billig-Dissertationen. Drei Zeitschriften-Veröffentlichungen und der Rahmen können schon ausreichend sein für die Dissertation. Da wird schon mal eine Veröffentlichung in einer Werbe-Fachzeitschrift anerkannt und ignoriert das die nicht peer-reviewed ist, oder der Doktorvater steht mit als Autor auf den Veröffentlichungen. Bei Letzterem hat der Doktorvater die Artikel vielleicht gleich selbst geschrieben (gegen Geld?) oder wird durch die (angebliche) Autorenschaft positiv gestimmt oder bestochen. Notfalls schreibt ein Ghostwriter noch den Rahmen dazu. > Von wem werden solche Möglichkeiten zum Doktor genutzt? Von den gleichen Leuten die sich auf anderen Wegen einen Doktor besorgen und aus den selben Gründen, von Eitelkeit bis zur Hoffnung auf eine Karrieresprung.
Unabhängig davon, ob der Betreuer oder die Uni eine kum. Diss. akzeptiert, stellt sich auch die Frage, wie die einzelnen Publikationen aussehen: Mein Betreuer hat z.B. 3 Peer-reviewed papers als Erstautor gefordert (bei mir waren das dann Arbeiten in Rev. Sci Instrum und IEEE TIM, Zweitautor bei Biosens Bioel); dazugekommen sind dann außerdem ein paar Konferenz-Publikationen. Die Papers haben allerdings keinen roten Faden, sondern ich habe einzelne Aspekte der Gesamtarbeit, die sich jew. in ein Paper haben packen lassen, veröffentlicht. Bei mir hat also nur eine Monographie Sinn ergeben und dazu kommt, daß man in einem normalen Paper sehr begrenzt ist, was z.B. Graphiken und Veranschaulichungen angeht - einfach aufgrund der begrenzten Seitenzahl. Ich habe dafür jetzt eine Arbeit, die mit ISBN-Nummer referenziert werden kann (zusätzlich zu den einzelnen Papers), die graphisch sauber aufbereitet ist und die man auch von A-Z lesen und verstehen kann ohne ständig Querverweise zu studieren.
Letzlich kann ich nur wiederholen: Es kommt darauf an, was an Inhalt dahinter steht. Sinnvollerweise zusammenhängender Inhalt - dann ist es vom Arbeitsaufwand und der Qualität der Diss her recht egal, ob der Inhalt am Ende in einer Monographie dargestellt oder mit einem Rahmen versehen zusammengetackert wird. Leider läuft es aber immer wieder so, dass ein Doktorand in fünf Jahren an fünf verschiedenen Projekten zu fünf verschiedenen Themen arbeitet - dann kann er toll veröffentlichen, aber weder eine schöne Monographie erstellen, noch einen vernünftigen Rahmen um eine kumulative Diss schreiben. Dann bleibt nur, nochmal zwei Jahre eines der fünf Themen soweit zu vertiefen, dass eine Monografie daraus werden kann - oder eine kumulative Schmalspur-Diss zu veröffentlichen. MfG, Arno
meckerziege schrieb: > Die Promotionsordnung schreibt meist vor, dass auch > eine Monographie auf peer-reviewed Veröffentlichungen/Papern basieren > muss. Das ist zwar der Regelfall, wird aber nicht durchgängig so strikt gehandhabt. Jedenfalls kenne ich Leute, die wurden mit 0 Veröffentlichungen promoviert. (in deren Fall stand der Doktorvater kurz vor der Pension und hatte auf Konferenzen und Paper schlicht keine Lust mehr, er hatte das ganze noch nicht einmal unterstützt. Wer irgendwo hinfahren wollte, tat das quasi auf eigene Faust)
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Milo schrieb: > Von wem werden solche Möglichkeiten zum Doktor genutzt? In Schweden gibt es zwischen dem Master und dem Doktor noch das Licentiat. Die übliche Vorgehensweise meiner ehemaligen Hochschule war, dass eine der beiden (etwa gleich großen) Arbeiten eine Monographie sein soll. Sind die Papers angemessen gut, können auch beide Arbeiten kumulativ sein, sind die Veröffentlichungen eher schwach (oder sehr speziell), oder wurde das Licentiat übersprungen, wird in der Regel zwingend eine Monographie verlangt. Diese Entscheidung fällt der Professor (und muss vom Forschungsausschuss bestätigt werden). Im Prinzip ist es egal. Eine Monographie ist schlicht mehr Arbeit.
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