Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LED-Sperrspannung mit Kondensator ermitteln


von Oszi (Gast)


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Hallo,

Ich habe mir gestern den DSO138-Bausatz zusammengebaut und heute ein 
bisschen damit rumgespielt. Ich habe noch nie ein Oszilloskop bedient 
und es ist schon lehrreich einfach mal die grundlegende Funktion 
auszuprobieren, selbst wenn es nicht übergenau ist :). Wie auch immer, 
ich habe ein bisschen mit Kondensatorentladung gespielt und habe auch 
den Kondensator direkt über eine LED entladen. Die LED Blitz auf, geht 
dann aber wieder aus, das Oszilloskop zeigt aber immernoch eine Spannung 
an. Das wird ja die Flussspannung der LED sein da sie da der Kondensator 
weit genug entladen ist um unter die Flussspannung zu kommen sperrt und 
der Kondensator sich nicht weiter entlädt oder?
Der Wert ist ungefähr 1,6V mit einer roten billig-LED.

von HildeK (Gast)


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Oszi schrieb:
> Das wird ja die Flussspannung der LED sein da sie da der Kondensator
> weit genug entladen ist um unter die Flussspannung zu kommen sperrt und
> der Kondensator sich nicht weiter entlädt oder?
Ja. Aber sperren tut sie nicht, nur wird der Durchlassstrom sehr klein.
> Der Wert ist ungefähr 1,6V mit einer roten billig-LED.
Passt ganz. Wenn du lange genug wartest, wird sich die Spannung am 
Kondensator weiter langsam verringern, durch den immer kleiner werdenden 
LED-Strom, durch die Leckströme im C und durch die Belastung durch dein 
Oszi.

von Günter Lenz (Gast)


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Oszi schrieb:
>Das wird ja die Flussspannung der LED sein

Ja, aber die Sperrspannung ist wenn die LED
in Sperrrichtung gepolt ist. Wenn die Maximale
Sperrspannung überschritten ist, darf nur sehr sehr
wenig Strom fließen, sonst ist sie schnell kaputt.
Die maximale Sperrspannung ist bei LEDs meistens
sehr niedrig, deshalb sollte man möglichts vermeiden
sie in Sperrrichtung zu betreiben. Und einen Kondensator
ohne Strombegrenzung an einer LED zu entladen ist
auch keine gute Ide.

von Oszi (Gast)


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Stimmt, der Kondensator entlädt sich noch weiter, aber ziemlich langsam.
Ich habe immer Flussspannung gemeint, aber danke nochmal für die 
Erklärung des Unterschieds. Weil ich keinen Widerstand genommen habe hab 
ich auch die billigste LED aus der Grabbelkiste genommen, aber sie hats 
schon ein paar mal überlebt.

von HildeK (Gast)


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Oszi schrieb:
> Ich habe immer Flussspannung gemeint,

Ja, das hattest du auch geschrieben. Nur der Ausdruck "sperrt" in dem 
Satz

Oszi schrieb:
> ... unter die Flussspannung zu kommen sperrt ...

war unsauber gewählt. Der Stromfluss wird einfach sehr klein, es ist 
kein Sperren im Sinne einer Diode, die in Sperrrichtung betrieben wird.
Nur ein "Schönheitsfehler" :-).

Der LED aus der Bastelkiste kannst du diese Betriebsart schon mal 
zumuten und so lange das C nicht zu groß und zu perfekt ist (low ESR), 
wird sie das auch längere Zeit mitmachen.

von Oszi (Gast)


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Nein, in der Überschrift ist es auch Falsch, und stimmt, in den Satz ist 
es auch nicht so gut ausgedrückt. Der C ist ehrlich gesagt für meine 
Verhältnisse relativ groß (4700uF glaube ich).

von Manfred (Gast)


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Oszi schrieb:
> der Kondensator sich nicht weiter entlädt oder?
> Der Wert ist ungefähr 1,6V mit einer roten billig-LED.

Passt! Nimmst Du ein einstellbares Netzgerät (Labornetzteil) und einen 
kleinen Vorwiderstand. In Reihe ein Strommeßgerät und dann die Spannung 
steigern, wirst Du sehen, dass erst ab etwa 1,7V Strom fließt, darunter 
ist die Diode zu.

HildeK schrieb:
> Wenn du lange genug wartest, wird sich die Spannung am
> Kondensator weiter langsam verringern, durch den immer kleiner werdenden
> LED-Strom, durch die Leckströme im C und durch die Belastung durch dein Oszi.

Der LED-Strom wird unter etwa 1,5V nicht mehr erkennbar sein, da 
überwiegt der Ri des Scopes.

Oszi schrieb:
> Weil ich keinen Widerstand genommen habe hab
> ich auch die billigste LED aus der Grabbelkiste genommen, aber sie hats schon 
ein paar mal überlebt.

Gut gemacht! Die uralt-Dunkelrot bringen nach heutigen Maßstäben extrem 
wenig Licht, stecken aber kurzzeitig auch mal dreistellige mA weg. Bei 
aktuellen LEDs finde ich dazu keine Angaben mehr, weiß aber aus 
Erfahrung, dass die erheblich sensibler auf Überstrom reagieren.

Sei es so, Deine Beschreibung ist schlüssig, Du bist auf dem Weg!

Oszi schrieb:
> Der C ist ehrlich gesagt für meine
> Verhältnisse relativ groß (4700uF glaube ich).

4700µF mit 12V sollten genügen, eine LED in den ewigen Elektronikhimmel 
zu befördern.

von Kai S. (kai1986)


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Manfred schrieb:
> Nimmst Du ein einstellbares Netzgerät (Labornetzteil) und einen
> kleinen Vorwiderstand. In Reihe ein Strommeßgerät und dann die Spannung
> steigern, wirst Du sehen, dass erst ab etwa 1,7V Strom fließt, darunter
> ist die Diode zu.

Anstelle des Strommessgeräts kann man auch mit den zweiten Kanal des 
Oszi über den Vorwiderstand den Strom messen. Hier aufpassen, die Masse 
der beiden Kanäle ist verbunden, deshalb muss man den zweiten Kanal 
invertiert betreiben (oder es sich invertiert denken). Falls das Oszi 
einen X-Y Modus besitzt kann man sich die Diodenkennlinie direkt vom 
Oszi zeichnen lassen. Dazu muss man lediglich eine Dreiecksspannung mit 
dem Netzteil erzeugen (z.B. durch einfaches hoch- und runterdrehen der 
Spannung).

Ist eine nette Übung um sich mit dem Oszi vertraut zu machen.

Gruß Kai

von Oszi (Gast)


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Wenn ich es mit dem Labornetzteil machen würde könnte ich aber nicht mit 
meinem Oszi spielen :) einmal die Entladekurve durch einen Widerstand zu 
sehen ist auch schön (für jemanden der noch nie ein Oszi hatte). Ich 
lade den c mit einem Lipo, und wenn er voll ist hat er ca. 3,5V. Kann 
aber auch sein dass die Kapazität falsch ist, obwohl ich mit mit 4700 
ziemlich sicher bin und 4700nF ja relativ wenig ist oder? Der C hat 
einen Durchmesser von ca 1cm und eine Länge von etwa 3cm. ist das 
realistisch für 4700uF? Vielen Dank für die Antworten jedenfalls!

von Manfred (Gast)


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Oszi schrieb:
> Der C hat einen Durchmesser von ca 1cm und eine Länge von etwa 3cm. ist das 
realistisch für 4700uF?

Jetzt liefere hier bitte nicht den Freitagstroll, meine Elkos haben 
allesamt einen Aufdruck der Werte.

von Oszi (Gast)


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Ich bin aber grade nicht Zuhause und kann nicht nachschauen, wenn du 
willst schau ich morgen.

von michael_ (Gast)


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Oszi schrieb:
> Ich
> lade den c mit einem Lipo, und wenn er voll ist hat er ca. 3,5V.

Ich denke du willst die Sperrspannung?
Die liegt so etwa bei 8V.
Was willst du überhaupt mit einem Kondensator?
Der entlädt sich über eine e-Funktion.
Dazu die krumme Kennlinie der LED.
Schöne Rechnerei!

von Oszi (Gast)


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Nein, Ich wollte eigentlich garnichts, ich habe rumgespielt und gesehen 
dass die Entladung eines Cs über eine LED bei 1,6V stoppt. Ich meinte 
Fluss, nicht Sperrspannung.

von HildeK (Gast)


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Oszi schrieb:
> Der C hat
> einen Durchmesser von ca 1cm und eine Länge von etwa 3cm. ist das
> realistisch für 4700uF?

Ja, durchaus. Die Größe hängt auch noch von der Spannungsfestigkeit ab.

Oszi schrieb:
> Nein, Ich wollte eigentlich garnichts, ich habe rumgespielt und gesehen
> dass die Entladung eines Cs über eine LED bei 1,6V stoppt.

Ich würde sagen, nettes Spiel, ein wenig Erfahrung gesammelt und eine 
gutmütige LED erwischt (spendiere ihr nächstes mal einen kleinen 
Vorwiderstand) und das Gemessene gut interpretiert - mit der o.g. 
kleinen Korrektur.
Wäre die LED gestorben, hätten wir darüber diskutiert; ein Lerneffekt 
hättest du trotzdem gehabt.
Probiere mal ähnliches mit einer Spule statt einer LED ...

von michael_ (Gast)


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Es ist eigentlich wurscht, ob Sperr- oder Durchlassspannung.
Nur der Zeitfaktor ist unterschiedlich.
Die Restströme werden deinen Kondensator trotzdem entladen.

Nimm lieber eine feste Spannungsquelle und einen Widerstand.
Da ist wenigstens eines linear.
Den DSO138 habe ich mir auch geleistet. Nettes Teil für 20EUR.
Der kann aber mehr als statische Werte anzeigen.

von Oszi (Gast)


Angehängte Dateien:

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Ich habe jetzt nochmal geschaut, es sin 4700uF. Ich habe gerade eine 
Spulen probiert (wie den C parallel zum Oszilloskop und zum LiPo und 
wenn ich den Lipo abmache geht die Spannung von der Lipospannung zu etwa 
-0.8 mal der Lipospannung also etwa -3.5V. Dann steigt sie innerhalb 
einer 10tel ms auf etwa -2V und ist dann nochmal 0.1ms später auf 1V und 
steigt dann weiter bis die Spannung nach ca. 2 ms auf 0V ist. Sollte das 
so sein? Die Spule hat ca. 1000 Windungen, in den Kern habe ich ein 
Stück Eisenrohr gelegt.

von HildeK (Gast)


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Nicht den LiPo direkt an die Spule legen!
Mein Vorschlag zum Forschen war: Lade den Kondensator und lege den dann 
an die Spule, an die das Oszi angeschlossen ist.

von Wolfgang (Gast)


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Oszi schrieb:
> Der C hat einen Durchmesser von ca 1cm und eine Länge von etwa 3cm.
> ist das realistisch für 4700uF?

Das kommt drauf an, für welche maximale Spannung der Kondensator 
ausgelegt ist.
Bei 650V Spannungsfestigkeit wäre für 4700µF ein Durchmesser von 9cm und 
eine Länge 19cm ein typischer Wert, also das 500-fache Volumen ;-)

http://www.chemi-con.co.jp/cgi-bin/CAT_DB/SEARCH/cat_db_al.cgi?e=e&j=p&pdfname=rhalg

von Oszi (Gast)


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HildeK schrieb:
> Nicht den LiPo direkt an die Spule legen!

Stimmt, Lipo kurzschließen war nicht die beste Idee, aber zum Glück habe 
ich es immer nur ca. 0.5s gemacht, jetzt benutze ich mein Labornetzteil 
zum Laden des Cs, aber wenn ich den C an die Spule lege sinkt die 
Spannung des Cs in ca. 1 Sekunde auf 0. Allerdings bin ich mir nicht 
sicher ob das an der Wicklung der Spule liegt da mein Multimeter sagt 
dass die Spule einen Widerstand von 50 Ohm hat. Die Entladung über einen 
50 Ohm Widerstand dauert ca. 3 mal so lange. Was sollte denn passieren?

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