Forum: HF, Funk und Felder Hohlleiter Dämpfungskonstante


von Christian S. (huzwitz)


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Guten Tag,

ich hätte mal eine Frage zur Dämpfungskonstante in Hohlleiter.

Wenn man den Kehrwert dieser Konstanten ausrechnet, ermittelt man dann 
den Wert wie weit ein Welle in dem Hohlleiter läuft bis seine Leistung 
gegen Null geht aufgrund Wandstromverluste?

MbG

Christian

von Pandur S. (jetztnicht)


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Nicht gegen Null, sondern allenfalls auf 1/2, 1/e oder 1/e^2. Die 
Leistung geht nie gegen Null.
Einfach mal die Definition nachschauen. Ich denk die Daempfung ist dB/m

von Christian S. (huzwitz)


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Die Dämpfungskonstante ist in der Einheit 1/m angegeben.

Für eine gewisse Leistung kann ich diese ins Vehältnis setzen zur 
Leistung der hinlaufenden Welle z.B 0,5 und dann die maximale Länge 
bestimmen.

Mich interessiert die Maximale Länge des Hohlleiters aufgrund der 
Wandstromverluste.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Es gibt keine maximale Laenge. Wenn sich die Leistung zB alle Meter 
halbiert, ist nach 10m noch ein Tausendstel da. und nach 20m noch ein 
millionstel.

Diese Verluste sind allerdings abhaengig von der Frequenz. Unterhalb der 
sogenannten Cutof Frequenz faellt die Leistung exponentiell ab.
Diese Cutoff Frequenz ist abhaengig von der groesseren Abmessung des 
Wellenleiters zur Wellenlaenge.

von Lukas (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Mich interessiert die Maximale Länge des Hohlleiters aufgrund der
> Wandstromverluste.

Die max. zulässige Dämpfung hängt von der Anwendung ab (Sendeleistung, 
Empfangsempfindlichkeit). Für eine gegebene max. Dämpfung kann dann die 
max. Strecke als Hohlleiterausführung bestimmt werden.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Unterhalb der cutoff-Frequenz spricht man auch vom "evanescent mode", 
der wird für stufenlose Dämpfungssteller ausgenutzt, da das dB-linear 
mit der Tiefe geht.
Oberhalb wird das genauso sein wie in Koaxkabel, z.B. für Sat-TV. Dort 
wird die Dämpfung üblicherweise frequenzabhängig in dB/100m angegeben.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Christian S. schrieb:
> Guten Tag,
>
> ich hätte mal eine Frage zur Dämpfungskonstante in Hohlleiter.
>
> Wenn man den Kehrwert dieser Konstanten ausrechnet, ermittelt man dann
> den Wert wie weit ein Welle in dem Hohlleiter läuft bis seine Leistung
> gegen Null geht aufgrund Wandstromverluste?
>
> MbG
>
> Christian

Hallo Christian,

eine interessante Frage!

Du gehst von folgendem aus: Wenn man den Spritverbrauch in DE in Liter 
pro hundert Kilometer kennt, kann man also auch den US-amerikanischen 
Wert Meilen pro Gallone ausrechnen. Das stimmt.

Wenn Du nun durch eine Dämpfung die Leistung verminderst, kannst Du 
dieses Verhalten bis zum thermischen Rauschen (Boltzmannkonstante mal 
absoluter Temperatur) verfolgen, klar mit Bandbreite und Widerstand.

Wie willst Du dann anschließend unterscheiden, ob die Leistung, die Du 
dann misst das thermische Rauschen ist oder Deine gedämpfte Leistung?

Sobald Du mir ein Meßgerät zeigst dass zwischen diesen beiden Leistungen 
eindeutig unterscheidet, können wir weitere Überlegungen anstellen.

Kennst Du übrigens die Kernspaltung? Du kannst spalten ohne Ende und es 
bleibt immer noch ein Rest.

Gruß

Bernd

von huzwitz (Gast)


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Danke für die Antwort,

ich sehe das man einen gewissen S/N Verhältnis in dem noch eine Siganl 
detektierbar ist festlegen muss, gewisser Pegel (dBM) nicht 
unterschritten werden darf oder einen gewissen prozentualer Wert der 
hinlaufenden Welle nicht unterschritten werden kann.

Zu Thema Signal aus dem Rauschen erkennen gibt es ja zum Beispiel 
Barker-Codes die ja ein Signal eindeutig vom Rauschen unterscheiden?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Das (Breitband-)Rauschen ist nicht wirklich ein Limit, wenn man 
filtern(bandbreite reduzieren) kann.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Foristen,

bei einem Hertz Bandbreite haben wir bei 290 Kelvin ein Rauschen von 
-174dBm. Das möchte ich nun einmal sehen, dass jemand die Bandbreite 
weiter reduziert um einen längeren Hohlleiter einzusetzen (ursprüngliche 
Frage!).

Klar, wir können die Bandbreite weiter vermindern. Aber bekommen wir 
dann noch Informationen in vernünftiger Zeit übertragen? Ich denke 
einmal nein.

Andererseits können wir die Temperatur absenken. Das macht man auch, man 
kühlt die Empfänger.

So, zurück zur Frage: Die Leistung der durch den Hohlleiter geführten 
Welle verringert sich mit zunehmender Entfernung. Bloß ist es 
unzweckmäßig die "erlaubte" Länge des Hohlleiters anzugeben, bis die 
Restleistung Null ist. Dazu müsste man angeben, welche Leistung man am 
Ende wirklich noch benötigt. Also, man gibt die erlaubte 
Streckendämpfung an. Anschließend bestimmt man mit den Daten des 
Hohlleiters, wie lang dieser sein darf, um die erlaubte Dämpfung nicht 
zu überschreiten.

War das gemeint?

Gruß in die Runde!

Bernd

: Bearbeitet durch User
von Patronus Proletus (Gast)


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> Klar, wir können die Bandbreite weiter vermindern. Aber bekommen wir
dann noch Informationen in vernünftiger Zeit übertragen? Ich denke
einmal nein.

Welche Informationen in welcher Zeit ? Ist alles relativ. Die Voyager 1 
Sonde, jenseits aller Planeten, die immer noch sendet, moduliert mit 160 
bit/sek

von Patronus Proletus (Gast)


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In einem Voyager 2 Communication pdf fand ich grad .. die rechnen mit 
einem Verlust durch den Raum von -296dB. Deswegen hat der Verstaerker 
auch 72dBm Power und die Antenne einen Gain von 62dB. Sonst waere da 
nichts zu machen.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Schutzherr,

bitte nicht immer nur die "Rosinen" herauspicken, sondern das 
Gesamtsystem betrachten und dann bitte gerne mit Literaturstellen.

72dBm entsprechen 16kW (30dBm = 1W, 60dBm = 1kW, 3dB = 
Leistungsverdopplung) - also, wenn Voyager 2 mit 16kW Radiosignal senden 
sollte, frage ich mich, wo denn die elektrische Energie herkommt.

Hier

https://science.howstuffworks.com/question431.htm

spricht man von 23W Radiosignal (am PA-Ausgang) bei 8GHz (8418 MHz). Das 
entspricht auch dem, was man beim Start der beiden Voyagers im Jahr 1977 
gut handhaben konnte.

https://voyager.jpl.nasa.gov/frequently-asked-questions/fast-facts/

Literaturstelle, für die, die sich nicht daran erinnern oder noch nicht 
geboren waren.

Die tatsächliche Leistung an der Antenne wird sogar noch geringer 
angegeben, mit 13.3W - also etwas mehr als 43dBm.

https://www.comsoc.org/ctn/voyager-space-exploration-mission-no-other

Die jeweils generierte elektrische Leistung an Bord der Satelliten 
(Gesamtleistung) betrug 249 Watt, die aus Thermoelektrischen Generatoren 
mittels Radioisotopen gewonnen wird. Beim Start war sie etwas höher.

https://voyager.jpl.nasa.gov/mission/spacecraft/

Die X-Band High Gain Antenna (HGA) der Voyager Sonden besitzt einen 
Gewinn von 48 dB und einen Öffnungswinkel von 0.5 Grad.

https://descanso.jpl.nasa.gov/DPSummary/Descanso4--Voyager_ed.pdf

Der Gewinn wird also mit 48dB angegeben.

Beim Vorbeiflug am Neptun betrug die Streckendämpfung etwa 304dB.

https://www.comsoc.org/ctn/voyager-space-exploration-mission-no-other


Jetzt kommen wir noch einmal zur Datenübertragung: Damit größere 
Datenmengen übertragen werden, erfolgt zunächst ein Aufspielen auf ein 
Magnetband mit einer Länge von etwas mehr als 1000 Fuß (ami-Maß entspr. 
etwa 33 Meter). Das Band fasst ein Datenvolumen von 650 Megabit (80MB). 
Diese Daten werden anschließend mit geringerer Geschwindigkeit 
ausgelesen und zur Erde übertragen. Beim Vorbeiflug am Neptun betrug die 
Datenrate noch 7.2kb (Bit !!!). Mittlerweile beträgt die Datenrate wie 
oben benannt 160 Bit pro Sekunde. Das entspricht einer Bandbreite (siehe 
noch weiter oben) von 160 Hertz.

Gut, dass die Leistung im Hohlleiter nicht zu Null werden kann, haben 
wir bereits oben erfahren. Allerdings bewzeifle ich eine vernünftige 
Datenübertragung oder Kommunikation bei 160 B/s. Diese Daten sind vor 
der Übertragung codiert und müssen nach dem Empfang wieder decodiert und 
einer massiven Fehlerkorrektur unterzogen werden.

Ach so, ich finde bei qualifizierten Beiträgen ist man der Richtigkeit 
der Angaben und der Literaturstellen verpflichtet.

Gruß

Bernd

von Christian S. (huzwitz)


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Guten Tag,

Danke für die konstruktiven Antworten.

Die Frage ist aus meiner Sicht geklärt man benötigt einen Wert für den 
Pegel/Verhältnis das am Ende noch vorhanden seinen soll. Daraus ergibt 
sich dann die maximal Länge.

Gruß Christian

von Pandur S. (jetztnicht)


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Die von Patronus gegebenen Daten beziehen sich auf die Bodenstation, von 
Voyager 2. Ausgangslage war, wie vernuenftig langsame 
Informationsuebertragung sein kann.
Wir haben uns daran gewoehnt, dass etwas ohne interaktives 
Blink-Flash-Video eh nichts ist.

von Enterprise (Gast)


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von Max M. (jens2001)


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Bernd B. schrieb:
> 1000 Fuß (ami-Maß entspr.
> etwa 33 Meter)

1 Fuß(ft) = 0,348m

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