Hallo, ich möchte ein digitales Mischpult mit einfachen Funktionen selber bauen, habe aber so etwas noch nie gemacht. Das Pult soll einige Stereosignale einlesen, Lautstärke anpassen, simpel equalizen und über ein wenig Routing wieder ausgeben. Dabei stellen sich mir viele Fragen: 1. Ich will das System natürlich einsetzen und nicht mit Rauschen oder anderen unangenehmen Nebeneffekten zu kämpfen haben. Was für Tipps fallen euch für das Platinendesign ein (in Anbetracht dessen, dass ich auch Motoren für Motorfader einsetze und mit verschiedenen Spannungen arbeiten werde, auch ein Netzteil verbauen werde)? 2. Was für einen A/D und D/A Wandler könnt ihr empfehlen? Was gibt es zu beachten? 3. Was für einen µC könnt ihr für diese Aufgabe empfehlen? 4. Es sollen auch kleine LCD-Panels (wenn es geht mit farbigem Hintergrund) wie bei geläufigen dig. Mischpulten verbaut werden. Leider kann ich keine zum Kaufen finden, habt ihr Ahnung? Auch Antworten zu nur einigen Fragen sind willkommen.
Hast du bedacht, dass so ein Gerät das Signal zwangsläufig hörbar verzögern wird? kannst du damit leben?
Stefanus F. schrieb: > Hast du bedacht, dass so ein Gerät das Signal zwangsläufig hörbar > verzögern wird? kannst du damit leben? Meine Erfahrung mit Digitalpulten ist nicht, dass das Signal hörbar verzögert wieder gegeben wird. Natürlich ist es verzögert, jedoch nie in einer hörbaren Weise.
Stefanus F. schrieb: > zwangsläufig hörbar verzögern wird? Na ja, so würde ich das nicht stehen lassen.. Ich habe hier ein voll digitales Multi-Effektgerät rumliegen, das über 20 Jahre alt ist. Da höre keine Verzögerung. Und das ist Stand der Technik von vor 20 Jahren...
brainiac6854 schrieb: > 4. Es sollen auch kleine LCD-Panels (wenn es geht mit farbigem > Hintergrund) wie bei geläufigen dig. Mischpulten verbaut werden. Leider > kann ich keine zum Kaufen finden, habt ihr Ahnung? https://www.lcd-module.de/produkte/dog.html Text- und Graphikdisplays, teilweise sogar mit dynamisch änderbarer Beleuchtungsfarbe.
brainiac6854 schrieb: > 3. Was für einen µC könnt ihr für diese Aufgabe empfehlen? Klassischerweise einen DSP Wobei moderne µC mit entsprechenden Arithmetik Einheiten wohl auch performant genug sein dürften. Schlumpf schrieb: > Und das ist Stand der Technik von vor 20 Jahren... Ich muss mich korrigieren: Das Teil ist schon 30 Jahre alt. Schrecklich, wie alt man selbst schon ist gg
Schau dir doch mal einen Schaltplan vom behringer ddx3216 oder yamaha Ls9 an...Da hast du schonmal eine Grundlage für das mögliche Spektrum eines einfachen pultes ;) Gruß, Ingo
Habe sowas ähnliches vor ein paar Jahren als PA-Vorstufe gemacht. Dort werkeln 2 DSP ADAU1701 und ein Controller STM32F103.
brainiac6854 schrieb: > Was für Tipps > fallen euch für das Platinendesign ein (in Anbetracht dessen, dass ich > auch Motoren für Motorfader einsetze und mit verschiedenen Spannungen > arbeiten werde, auch ein Netzteil verbauen werde)? Motorfader ? Was ist daran digital ? Digital heisst: Gleich digitale S/P-DIF-Eingänge oder A/D-Wandler, DSP, und digital wieder raus oder D/A-Wandler. Die Frage ist, in welchem Umfeld es eingesetzt werden soll, Heimanwendung mit Chinch und SP-DIF oder Profianwendung mit XLR und AES/EBU. Danach richten sich die Pegel und danach die A/D-D/A-Wandler. Soll ein Mikrophoneingang hinzu oder ein Plattenspielereingang ? Das sind die anspruchsvollen, da muss ein guter A/D hin. z.B. bietet der AK7738VQ https://www.akm.com/akm/en/file/datasheet/AK7738VQ.pdf 2 Stereo-Analogeingänge mit 24 bit und 1 Mono-Analogeingang (Mikro) und 2 Stereo Analogausgänge mit 32 bit 24 digitale Eingänge und 28 digitale Ausgänge, das sollte für ein Mischpult reichen und die Qualität ist mit >100dB S/N auch gut. Die Frage ist, ob man selber löten oder ein Eval-Board nehmen will, du sprachst von Platinendesign, für Netzteil und Interface gibt es Standardschaltungen wie LM7815 und INA134/INA137. Und ob es zur Anwendung passt. Wenn man beispielsweise die Frequenzweiche aktiv machen will, um die Lautsprecher automatisch einzumessen, dann braucht man 2-Wege oder 3-Wege oder 2-Wege + Subwoofer Ausgang. Will man ein Heimkino, dann braucht man 5+1. Die Audioelektronik ist also in digtalen Zeiten das einfachste, 1 chip, die Software lässt sich im einfachen Fall zusammenklicken, im anspruchsvollen muss man sie mühsam schreiben, aber die Hauptsache ist das Bedienfeld, das ist entweder Mechanik, die kostet und muss zusammengebaut werden, und wenn es fernsteuerbar mit Presets sein soll müssen die Dinge motorisch bewegt werden oder alles elektronisch anzeigen. Ich denke mal, man nimmt heute ein grosses Touch-Panel und bildet nur noch drauf ab, auch wenn damit Drehknöpfe natürlich unergonomisch sind. Siehe http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.30.2
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Rufus Τ. F. schrieb: > https://www.lcd-module.de/produkte/dog.html > > Text- und Graphikdisplays, teilweise sogar mit dynamisch änderbarer > Beleuchtungsfarbe. Guter Link, vielen Dank!
Weiß jemand, was bei Displays die Abkürzung "dog" bedeutet? DisplayOnGlas
> Weiß jemand, was bei Displays die Abkürzung "dog" bedeutet?
Ich Anlehnung der COG (chip on glass) rate ich mal: Display on glass.
Wie viele Kanäle willst du denn aufbauen? Wenn es nichts exotisches ist, würde ich mir den Stress nicht antun. Z.B. Presonus kürzlich ihre neuen Digitalpulte an den Markt gebracht, ich schätze da kannst du bald die alten gebraucht & billig bekommen.
Stefanus F. schrieb: > Weiß jemand, was bei Displays die Abkürzung "dog" bedeutet? DOG ist ein Markenzeichen für eine Displayserie von Electronic Assembly. Könnte für "Display On Glass" stehen... Weiß nicht sicher, ob man es so deuten darf, aber ich denke es ist eine Anlehnung an die Bauform COG (Chip On Glass), denn alle Displays der DOG-Serie haben als Substrat ein Display-Glas mit COG montiertem Controller und an den Seiten aufgesteckte und festgeklebte lötfähige Pins im 2,54mm-Raster. Sämtliche Leitungen sind als durchsichtige ITO-Leiterbahnen (Indium-Zinn-Oxid) auf dem Glassubstrat ausgeführt. Es gibt also im Gegensatz zu den sonst üblichen Display-Modulen keine Platine (außer für die optional darunter montierbaren Backlights). Dadurch sind sämtliche DOG-Displays flachbauender als übliche Displaymodule in Sandwichbauweise Platine + Leitgummis + Display-Glas. Derartig aufgebaute Displaymodule gibts natürlich auch von anderen Herstellern, aber dann heissen sie nicht DOG...
Ich werde wohl 4 Eingänge, 3 Ausgänge und 8-12 "virtualle Kanäle" für Windows-Anwendungen haben. Vka schrieb: > Wie viele Kanäle willst du denn aufbauen? > Wenn es nichts exotisches ist, würde ich mir den Stress nicht antun. > Z.B. Presonus kürzlich ihre neuen Digitalpulte an den Markt gebracht, > ich schätze da kannst du bald die alten gebraucht & billig bekommen. Danke für den Hinweis, jedoch möchte ich noch weitere Funktionalitäten wie einen "Desktop-Mischer" für die Steuerung der Lautstärken der aktuell laufenden Anwendungen unter Windows mit umsetzen. Rufus Τ. F. schrieb: > https://www.lcd-module.de/produkte/dog.html > > Text- und Graphikdisplays, teilweise sogar mit dynamisch änderbarer > Beleuchtungsfarbe. Sehr guter Link, danke Lötlackl *. schrieb: > Habe sowas ähnliches vor ein paar Jahren als PA-Vorstufe gemacht. > Dort werkeln 2 DSP ADAU1701 und ein Controller STM32F103. Ich gucke mir die mal an, wie hast du die programmiert?
Stefanus F. schrieb: > Hast du bedacht, dass so ein Gerät das Signal zwangsläufig hörbar > verzögern wird? kannst du damit leben? Wenn er es richtig macht, nicht! Wenn er mit Framegrößen von 32 Samples (oder weniger) arbeitet, hört das kein Mensch...
Ok, hängt auch von der Samplingrate ab... also bei 32 kHz (oder größer).
brainiac schrieb: > Ich gucke mir die mal an, wie hast du die programmiert? Naja, "programmiert" habe ich die grafisch mit SigmaStudio, der interessante Part ist die Parametrisierung der DSP über wahlweise I²C oder SPI. Dafür, und für noch viel mehr (Drehgeber und Tasten auslesen, diverse Berechnungen für die Filter und Anzeigen berechnen, LCD füttern und und und) ist der STM32 zuständig. Hierzu ein Verweis auf einen älteren Beitrag meinerseits: Beitrag "Re: Atmega Berechnung in C für ADAU1701"
Ein digitales Mischpult selbst zu bauen ist ein anspruchsvolles Projekt. Ich bin mir sicher dass man dabei extrem viel lernen kann und wünsche dir viel Erfolg! Ich würde mich freuen, gelegentlich vom Fortschritt oder von Ergebnissen zu lesen. Unabhängig davon würde ich überlegen, das Projekt in 2 Teile zu trennen. Und zwar: 1. den Audioteil. Da sind die Analogeingänge, AD-Wandler, DSP, DA-Wandler und Ausgänge, dazu ein oder ggf. mehrere Mikrocontroller, die das ganze steuern. 2. Das Bedienteil. Hier sind die Schieberegler, Displays etc. Die Idee ist, dass hier die Vorgaben gemacht werden die dann vom Audioteil ausgeführt werden. Dazwischen würde ich eine möglichst einfache, z.B. serielle, Schnittstelle bauen. Dafür musst du dann ein Protokoll entwerfen, damit das Steuerteil dem Audioteil sagen kann "Kanal 3 auf 50%". Was ist der Vorteil? * Du kannst die Teile einzeln bauen, getrennt testen und debuggen. * Du kannst mit einem davon anfangen (z.B. dem Audioteil) und als Ersatz des Bedienteils eine behelfsmäßige, gerne auch hässliche, PC-Applikation bauen. * umgekehrt könntest du das Bedienteil als Eingabegerät für den PC-verwenden. * Zusatzfunktionen sind ggf. leichter implementierbar. Z.B. das Speichern oder Wiederherstellen der aktuellen Pultkonfiguration als Datei auf einem Netzwerkshare ist mit einem PC (oder Raspberry) viel einfacher, als wenn du selber noch WLAN, Netzwerk und irgendwelche Dateisysteme implementieren musst. Und Last but not least: Sollte das Bedienteil nicht fertig werden hast du immer noch ein geiles (und benutzbares!) Audio-Teil.
brainiac6854 schrieb: > Meine Erfahrung mit Digitalpulten ist nicht, dass das Signal hörbar > verzögert wieder gegeben wird. Natürlich ist es verzögert, jedoch nie in > einer hörbaren Weise. Nehmen wir einen Wandler, der mit mit 192kHz auflöst und über I2S angesprochen wird. Der liefert ein kontinuierliches Signal, das nur insofern verzögert wird, als dass er intern mit oversampling / dithering und einem digitalen Filter arbeitet, welcher 1k-2k TAPs benötigt und damit z.B. 10 samples hinterher ist. Beim Übertragen verliert man in einem digitalen Baustein fast nichts, das Format macht 1 sample und am Ausgang sieht es änhlich aus. Es kommt also darauf an, was intern passiert. Wenn man ein Bass-Signal mit einem FIR erfassen will, muss man von der funktionellen Mathematik schon mal eine Viertelwellenlänge prozessieren und bekommt dann einige ms Latenz. Die sind dann gfs hörbar, wenn man sie mit analogem Equipment vergleicht.
> Wenn man ein Bass-Signal mit einem FIR erfassen will, muss man von der > funktionellen Mathematik schon mal eine Viertelwellenlänge prozessieren > und bekommt dann einige ms Latenz. Nicht wirklich - du musst dir nur genügend alte Samples merken. Mit viel Rechnpower kannst du theoretisch nach jedem neuen Sample (und den 1000en vorher) einen neuen Ausgabesample errechnen.
Das tut man ja auch, aber eben dieses "alte Samples merken" funktioniert ja genau so, dass man sich die Welle anschaut und wenn man einen ordentlichen FIR-Filter bauen will, der auch Bässe gut abbildet, muss man diese im Filter auch erfassen, d.h. "viele alte Samples" merken, als Beispiel 1024 bei 48kHz, um bis auf 48Hz herunter zu reichen. Bildlich gesprochen: Erst bei vielen Samples kriegt die man die Frequenz, mit der man den Eingang falten will, auch in den Koeffizienten eingeprägt. Das Problem ist mit mehr Rechenleistung und nicht zu lösen, da die Frequenz die Periode und damit die Zeit vorgibt und Bässe haben Perioden bis 50ms. Die DSPler gehen daher auch oft her und filtern die Bässe mit IIR-Filtern, was noch andere Vorteile hat.
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