Forum: Offtopic Zuliefer Hardware/Software überprüfen lassen, Wie/Wo ?


von Tim (Gast)


Lesenswert?

Ich arbeite in einer mittelständischen Firma 200 Angestellte) die 
kleinere Gerätschaften entwickelt und baut, ich selber bin die 
Schnittstelle zu den Elektronik Lieferanten und erstelle die 
Lastenhefte. Es gibt eigene Elektronikentwicklung.

In letzter Zeit haben wir immer wieder Probleme mit der Elektronik und 
der Software.

Problem ist wir müssen jedes mal die Baugruppen auf Funktion überprüfen 
da die Erfahrung zeigt dass die Firmen nicht sauber arbeiten bzw. die 
Fehler nicht herausfinden da sie vermutlich stiefmütterlich testen.

Theoretisch müssten wir als Auftraggeber eigentlich gar nicht oder nur 
einmal testen.

würde es Sinn machen einen externen Berater dazwischen zu schalten, der 
erst einmal die Hardware auf Fehler überprüft und/oder einen 
Softwareprüfer.
Wenn ja wo findet man so etwas ? oder wie geht man da vor ?

Da wir nicht so groß/wichtig sind verstehe ich dass sich die 
besseren/größeren Firmen über relativ kleine Aufträge von uns nicht 
reißen sind wir auf kleinere Entwicklungsfirmen mit relativ beschränkter 
Personaldecke angewiesen.
Was wäre die Alternative

: Verschoben durch User
von Maxx (Gast)


Lesenswert?

Tim schrieb:
> Theoretisch müssten wir als Auftraggeber eigentlich gar nicht oder nur
> einmal testen.

Doch, das ist genau die Aufgabe, die dem Auftraggeber zufällt.
Wareneingang muss kontrolliert werden. Fehlerhafte Lieferungen werden 
beim Wareneingang reklamiert / abgelehnt.

von Tim (Gast)


Lesenswert?

Nun ja, wir geben ja einen Auftrag an diese Firma.
Entwickle dies und das nach Lastenheftvorgabe. Da erwarte ich als Kunde 
schon dass das Gelieferte auch funktioniert wie es das Lastenheft 
vorgibt.
Wareneingangsprüfung wird schon gemacht.
Die Probleme sind ja hauptsächlich im Entwicklungsprozess, der wird 
durch die mangelnde Qualität zeitlich sehr stark verlängert. Das kostet 
ja auch Geld.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Der Zulieferer muß das tun, was im Vertrag steht. Wenn da steht 
bestücken und zusammen bauen, wird er auch nur das tun.

Wenn er auch prüfen soll, muß vom Entwickler eine Testanleitung und ein 
Prüfprotokoll bereit gestellt werden und das Prüfprotokoll wird dann für 
jedes Gerät ausgefüllt.
Dann reicht bei Dir ein einfacher Wareneingangstest (Gerät äußerlich 
unversehrt, alle Teile vollständig, Prüfprotokoll: pass).

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Tim schrieb:
> Entwickle dies und das nach Lastenheftvorgabe. Da erwarte ich als Kunde
> schon dass das Gelieferte auch funktioniert wie es das Lastenheft
> vorgibt.

Dann sollte zur Entwicklung auch eine Testanleitung gehören, die dann 
vom Auftraggeber abgenommen wird.

Tim schrieb:
> Die Probleme sind ja hauptsächlich im Entwicklungsprozess, der wird
> durch die mangelnde Qualität zeitlich sehr stark verlängert. Das kostet
> ja auch Geld.

Daß erstmal grüne Bananen geliefert werden ist heutzutage wohl Standard. 
Anderenfalls würden die Kosten und Entwicklungszeiten erheblich höher 
sein müssen.
Auch sind die Lastenhefte oftmals nicht so genau, daß es ohne 
Nachbesserungen geht. Viele Anforderungen sind unklar bzw. ändern sich 
sogar noch nachträglich.

: Bearbeitet durch User
von Henrik V. (henrik_v)


Lesenswert?

Nun, 'requirement engineering' :)
Wenn das regelmäßig passiert, dann kann das auch am Lastenheft liegen.

Zu jeder Anforderung muss mindestens ein Test festgelegt sein, den der 
Auftragnehmer mit Prüfprotokoll (und dem Produkt) abzugeben hat.
Macht das Lastenheft 'etwas' aufwändiger, viele Firmen benutzen dafür 
bei komplexen Aufträgen zum Teil extra Software (z.B. DOORS), um bei 
Änderungen die Abhängigkeiten im Auge zu behalten (so die Theorie ;) ).
Aber auch um festzustellen, welche Tests bei Änderungen 
(Softwareupdate?) nochmal durchzuführen sind.
Befreit einen nicht wirklich davon, alles an Mustern nochmal selbst zu 
testen... aber auch die Entwickler wissen dann, was auf sie zukommt.

: Bearbeitet durch User
von Rick M. (rick-nrw)


Lesenswert?

Tim schrieb:

> Problem ist wir müssen jedes mal die Baugruppen auf Funktion überprüfen
> da die Erfahrung zeigt dass die Firmen nicht sauber arbeiten bzw. die
> Fehler nicht herausfinden da sie vermutlich stiefmütterlich testen.
>
> Theoretisch müssten wir als Auftraggeber eigentlich gar nicht oder nur
> einmal testen.

Der Auftraggeber gibt dem Auftragnehmer vor was er zu liefern hat, wie 
er diese Teile zu testen hat und wie das ganze dokumentiert wird.

Prüfprotokoll:
Datum, Teil, Seriennummer, ...

Bauteile beschriftet OK
Lötstellen einwandfrei OK
Ausgangsspannung 12,2V (11,5V-12,5V) OK
(...)

Wenn 100 Baugruppen kommen zB.: 5 stichprobenartig selbst testen 
(optisch & funktionell)

Falls nicht OK - alle zurück.

> Was wäre die Alternative

Lieferant wechseln, wenn der es nicht schafft, das zu liefern was 
gefordert ist.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Üblich ist es (zumindest in der Medizintechnik) so: Auftraggeber 
erstellt ein Lastenheft (Requirement specification) daraus erstellt der 
Auftragnehmer ein Pflichtenheft (Design specification). Nachdem die 
Entwicklung durch ist wird auf Basis der Design Specification eine 
Verifizierung aller dort aufgeführten Punkte vorgenommen. Danach geht 
das Design zum Auftraggeber, welcher seinerseits eine Validierung auf 
Basis der Requirement Spec vornimmt. Bei Wechsel des Bestückers o.ä. 
kommen dann noch entsprechende Erstmusterprüfungen auf euch zu.

Das ist der übliche Weg. Du kannst nicht einfach ein Dokument erstellen 
und dann erwarten, daß das genauso gemacht wird ohne es zu Prüfen. 
Schlussendlich kann es ja sein, daß einzelne Punkte unterschiedlich 
interpretiert werden oder es gibt Nebenabsprachen. Dann muss man die 
Dokumente natürlich nachpflegen, was nen heiden Aufwand ist. Aber nur so 
kannst du halbwegs sicherstellen, daß du am Ende das bekommen hast, was 
du in Auftrag gegeben hast.

So, nun muss ich weiter an meinem Verifizierungsplan schreiben :(

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Ich vermute, dass auch Euer Unternehmen bei dem Lieferanten eine 
minimalistische Preisdrückstrategie fährt, so wie es heutzutage bei fast 
allen Entwicklungsverträgen der Fall ist. Vereinfacht haben wir ein 
Dreieck, mit den Eckpunkten Kosten, Zeit und Qualität. Viele Kunden 
"optimieren" nun Kosten und Zeit, erwarten dann aber, gleichzeitig auch 
die beste Qualität geliefert zu bekommen.

Die Erstellung von Prüfspezifikationen, daraus abgeleiteten Testfällen, 
Abnahmekriterien usw. ist eine sehr zeitaufwändige Angelegenheit und 
kann durchaus in der gleichen Größenordnung wie die eigentliche 
Entwicklung liegen. Und auf die realistischen Liefertermine hat das 
natürlich auch einen großen Einfluss. Zudem bedeutet das bloße Testen ja 
noch nicht, dass das Produkt alle Tests auch besteht, sondern ggf. 
zeitaufwändige Korrekturschleifen mit erneuten Tests vorgesehen werden 
müssen.

Aus diesem Grunde verzichten viele Kunden eben darauf, dass all die 
Tests gemacht werden. Als Lieferant muss man sich da natürlich 
vertraglich absichern. Bei Werkverträgen gibt es da natürlich eine 
erhebliche Grauzone, in der der Lieferant ggf. kostenlos nachbessern 
muss. Bei einer guten Zusammenarbeit von Kunden und Lieferanten 
informieren sich natürlich beide Seiten gegenseitig über den 
Entwicklungsstand, d.h. auch als Lieferant kann man durchaus potentielle 
Probleme mit dem Produkt zugeben und mit dem Kunden diskutieren. Bei 
manchen Anforderungen stellt sich ja auch erst im Laufe des Projektes 
heraus, dass diese willkürlich ("Irgendeine Zahl muss da ja stehen.", 
"Das stand schon immer in unseren Lastenheften.", "Es könnte ja jemand 
unser Gerät auch auf der Rückseite des Mondes verwenden wollen.", "Wir 
müssen einfach eine längere Featureliste als die Konkurrenz haben.") 
getroffen wurden und entweder gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig 
hohem Aufwand implementiert werden können oder zu unerwünschten 
Auswirkungen an anderer Stelle (Ein Rettungsring aus massivem Metall ist 
zwar sehr robust und feuerbeständig, schwimmt aber nicht.) führen 
können.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Tim schrieb:
> Theoretisch müssten wir als Auftraggeber eigentlich gar nicht oder nur
> einmal testen.
Dann musst du deine Baugruppen aber auch so bestellen und den 
Funktionstest/Klimatest auch bezahlen. Und die Testparameter vorher 
genau spezifizieren.

Tim schrieb:
> Nun ja, wir geben ja einen Auftrag an diese Firma. Entwickle dies und
> das nach Lastenheftvorgabe.
Und die Produktion bekommt die Firma dann auch gleich? Das würde ich 
tendenziell entkoppeln...

> Da erwarte ich als Kunde schon dass das
> Gelieferte auch funktioniert wie es das Lastenheft vorgibt.
Funktionieren die Freigabemuster wie erwartet? Hast du mal ein Beispiel, 
wie da was spezifiziert wurde, und was hinterher stattdessen passiert?

> Wareneingangsprüfung wird schon gemacht.
> Die Probleme sind ja hauptsächlich im Entwicklungsprozess, der wird
> durch die mangelnde Qualität zeitlich sehr stark verlängert.
Oder evtl. auch durch eine unzureichende Spezifikation?

Tim schrieb:
>>> und erstelle die Lastenhefte. Es gibt eigene Elektronikentwicklung.
Wie passt das zu der Aussage die Tim schrieb:
> wir geben ja einen Auftrag an diese Firma. Entwickle dies und das
??? Entwickelt ihr jetzt selbst oder lasst ihr das tun?

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Tim schrieb:
> Was wäre die Alternative

Frage deine Zulieferer nach ihrer ISO9001 Zertifizierung.

Dort muss die Methode aufgeführt sein, wie man sicherstellt, daß immer 
dieselbe Qualität das Haus verlässt, also irgendeine Prüfmethode.

Die haben kein ISO9001 ? Da hast du das Problem. Such dir einen anderen 
Zulieferer.

Und ja: Deine Firma selbst sollte ebenfalls Prüfmethoden haben, die ISO 
gibt da einige Handlungsvorschläge, z.B. Eingangskontrolle bei nicht 
zugesicherter Zulieferungsqualität.

: Bearbeitet durch User
von Tim T. (tim0815)


Lesenswert?

Da ist wohl in der Eile ein Fehler unterlaufen, es sollte heißen wir 
haben "keine" eigene Elektronik Entwicklung.

Die Produktion haben alle Lieferanten bis auf einen, der hat keine 
Eigene.

Es wird für jeden Lastenheftpunkt mindestens ein Nachweis gefordert.

Es sind Dinge wie z.B. Sicherungen so klein gewählt dass bei den EMV 
Tests (Spannungseinbrüche) die Sicherung sporadisch rausfliegt.

Oder ich habe 3 Taster am Gerät, funktionieren alle einzeln wunderbar. 
drückt jetzt aber ein User, warum auch immer 2 gleichzeitig dann geht 
das ganze Gerät nicht mehr.

Oder interner Betriebsstundenzähler speichert die Daten nur wenn man von 
Betrieb in Aus-Modus wechselt. Aber das bei einem Sicherungsausfall dann 
nicht mehr tut. Brown out Detektor fehlt.

Oder verwendet Grenzen in der Software zu klein dass bei der 
Serienstreuung der Hardware ein Gerät von 50 diese Grenze reißt obwohl 
es eigentlich noch in der Toleranz wäre.

Viele Dinge sind meiner Meinung nach Schlampigkeit oder dem Zeitdruck 
geschuldet.

Ich würde wenn ich Entscheidungsbefugnisse hätte auch anders reagieren, 
aber das hilft aktuell nicht viel. Ich versuche das Ganze zu verbessern 
in dem Rahmen der möglich ist.

Dass das ganze nichts kosten darf und alles können muss ist ja nicht 
wirklich verwunderlich , ist ja fast überall so.


edit:
wir haben hier schon alle QM Sachen, in der Serie funktioniert ja alles 
prima, die Produkte der Lieferanten sind dann im normalen Fehlerbereich. 
Es geht im Grunde um die Zeit von kick off bis Endabnahme. Da ziehen wir 
meiner Meinung nach zu viele Schleifen.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Tim T. schrieb:
> Es sind Dinge wie z.B. Sicherungen so klein gewählt dass bei den EMV
> Tests (Spannungseinbrüche) die Sicherung sporadisch rausfliegt.
Wechsle den Entwickler.

> Oder ich habe 3 Taster am Gerät, funktionieren alle einzeln wunderbar.
> drückt jetzt aber ein User, warum auch immer 2 gleichzeitig dann geht
> das ganze Gerät nicht mehr.
Und am besten noch in einer bestimmten Reihenfolge...
Das kenne ich. So eine grottige Software würde ich dem Entwickler ums 
Ohr klatschen. Aber tatsächlich steht vermutlich nicht in der Spec, wie 
sich das Gerät beim Drücken von mehreren Tasten verhalten soll. Diesen 
Freiheitsgrad hat der Programmierer kreativ genutzt.

> Oder interner Betriebsstundenzähler speichert die Daten nur wenn man von
> Betrieb in Aus-Modus wechselt. Aber das bei einem Sicherungsausfall dann
> nicht mehr tut. Brown out Detektor fehlt.
Nein, da fehlt vielmehr: eine sinnvolle Behandlung des Power-Fails 
mitsamt der nötigen Hardware und/oder einer redundanten Datenhaltung des 
Betriebsstundenzählers.

> Oder verwendet Grenzen in der Software zu klein dass bei der
> Serienstreuung der Hardware ein Gerät von 50 diese Grenze reißt obwohl
> es eigentlich noch in der Toleranz wäre.
Wer legt die Grenzen fest? Darf das der Entwickler anhand des Prototypen 
selber machen?

> die Zeit von kick off bis Endabnahme. Da ziehen wir meiner Meinung nach
> zu viele Schleifen.
Heißt auf Deutsch: da ist zu wenig definiert. Und zu viel wird hinterher 
bzw. laufend geändert...

: Bearbeitet durch Moderator
von Unbekannt U. (Gast)


Lesenswert?

Meine persönliche Meinung: Passt in unsere Zeit.

Investiert (Zeit+Geld) wird in Papier: Warenkontrolle wird zum Lieferant 
ausgelagert, statt dessen kommen Prüfpapiere mit. Eigentlich 
"selbstverständliche" Dinge werden in Pflichtenhefte geschrieben. Für 
Termine gibt's lustige Vertragsstrafen.

Nur: Das alles nützt nichts. Das Problem ist der falsche Invest. Papier 
und Verträge lösen keine technischen Probleme und bauen kein Know-How 
auf.

Qualität erreicht man durch Know-How und Methodik. Und aus der Methodik 
fällt auf natürlicher Weise das Papier an.

Doch statt dessen wird erst Papier produziert und dann erwartet, dass 
daraus Methodik und das Know-How anfällt. Und genau das funktioniert 
nicht.

Und ja, das hat alles eine Wurzel: Geld.

Man bekommt eben genau das, was man investiert. Wenn Terminpläne knapp 
sind und die Ausgaben minimiert werden, nunja, was soll auch heraus 
kommen?

Warum werden Aufträge nach Extern vergeben? Weil man kein Know-How hat? 
Weil selber fertigen zu teuer ist? Nun, das sind eben die Ursachen: Kein 
Know-How und zu kleiner Invest. Das Ergebnis ist mangelnde Qualität.

von Le X. (lex_91)


Lesenswert?

Tim T. schrieb:
> Oder ich habe 3 Taster am Gerät, funktionieren alle einzeln wunderbar.
> drückt jetzt aber ein User, warum auch immer 2 gleichzeitig dann geht
> das ganze Gerät nicht mehr.

Gibt es genaue Anforderungen wie sich das Gerät dann zu Verhalten hat?
Erfahrungsgemäß sind das immer die Fälle die der Requirement-Schreiber 
vergisst und der Entwickler dementsprechend auch nicht testen kann (bzw. 
der Entwickler kann nicht beurteilen ob das implementierte Verhalten 
richtig ist oder nicht).
Sonder- und Fehlerfälle werden in den Requirements nur allzu oft 
vergessen.
Das ist dann euch anzulasten.

Tim T. schrieb:
> Oder interner Betriebsstundenzähler speichert die Daten nur wenn man von
> Betrieb in Aus-Modus wechselt. Aber das bei einem Sicherungsausfall dann
> nicht mehr tut. Brown out Detektor fehlt.

Hier gilt selbiges: gibt es Anforderungen die das gewünschte Verhalten 
definieren?

von Soul E. (Gast)


Lesenswert?

Heutzutage praktiziert man Requirements Engineering. Dein Lieferant 
wählt die kostengünstigste Lösung, die Dein Lastenheft erfüllt.

Man kann zwei Taster mit einem Portpin abfragen, wenn man einen nach 
Plus und einen nach Minus schaltet. Darf man dann halt nicht 
gleichzeitig drücken, aber war das gefordert?

Elkos kosten Geld und der LDO ist auch mit 470nF stabil. Wenn Du keinen 
Nachlauf bei Powerfail forderst, in dem Daten weggeschrieben werden 
können, dann gibt es auch keinen. Wenn Du kein Prüfkriterium 
spezifizierst, dann klappt das Wegschreiben vielleicht nur die ersten 
100 Mal, bis dann der NVRAM-Manager Garbage Collection machen muss und 
auf einmal der komplette NVRAM-Inhalt platt ist.

Wenn Du keine Laufzeiten und kein Aufstartverhalten definierst wird der 
Controller mit einem Klickibunt-Framework in Java programmiert. Ist halt 
billiger als Zyklen zählen in Assembler.

von Le X. (lex_91)


Lesenswert?

soul e. schrieb:
> Heutzutage praktiziert man Requirements Engineering. Dein Lieferant
> wählt die kostengünstigste Lösung, die Dein Lastenheft erfüllt.

Das hat nicht nur was mit "kostengünstig" zu tun.
Der Lieferant kann einfach nicht hellsehen, im Zweifel will es der Kunde 
eh komplett anders als der Lieferant es angenommen hat.
Dagegen helfen nur klare, eindeutige Requirements und laufende 
Abstimmungen bzw. Zwischenreleases.

"Das System soll sich im Fehlerfall sinnvoll verhalten." ist zum 
Beispiel kein sinnvolles Requirement weil jeder eine andere Vorstellung 
von "sinnvoll" hat.
In einem System mag eine schnellstmögliche Notabschaltung, womöglich 
sogar ohne Wegschreiben des NvM (weil es auf jede Millisekunde ankommt) 
sinnvoll sein, ein anderes System dagegen muss alles mögliche versuchen 
um betriebsfähig und verfügbar zu bleiben weil Notabschaltung keine 
Option ist.
Sowas kann der Lieferant nicht selbstständig festlegen oder wissen.

Du kannst zwar deine Entwicklung und das Testing aussourcen, aber 
Gedanken über das System musst du dir weiterhin selbst machen. Nur du 
weißt was du eigentlich haben willst/musst.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Aber tatsächlich steht vermutlich nicht in der Spec, wie
> sich das Gerät beim Drücken von mehreren Tasten verhalten soll. Diesen
> Freiheitsgrad hat der Programmierer kreativ genutzt.

Hauptsache immer die andern sind schuld.

Unbekannt U. schrieb:
> Nun, das sind eben die Ursachen: Kein Know-How und zu kleiner Invest.

Gut beschrieben.

von Christian B. (luckyfu)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Hauptsache immer die andern sind schuld.

Schuld ist hier der Auftraggeber, wenn er nicht definiert, was bei Druck 
auf mehr als eine Taste passieren soll. Der Entwickler hätte natürlich 
nachfragen können. Aber vermutlich saß ihm der Chef auch im Nacken, weil 
das Ding nun endlich fertig werden sollte und da ist so eine 
Nebenbetrachtung eben hinten runter gefallen. Shit happens aber so ist 
es nunmal. Beim nächsten Projekt darf das aber nicht mehr passieren, 
sonst würde ich den Lastenheftschreiber entlassen.

von Daniel V. (danvet)


Lesenswert?

Tim T. schrieb:
> Da ist wohl in der Eile ein Fehler unterlaufen, es sollte heißen wir
> haben "keine" eigene Elektronik Entwicklung.

Insbesondere deswegen dürfte es eventuell schwierig sein, ein 
"wasserdichtes" Lasten/Pflichtenheft zu formulieren.

In der Regel sollte der Entwicklungsdienstleister aus dem Lastenheft ein 
Anforderungsdokument erstellen, in dem JEDE einzelne Anforderung 
aufgelistet ist. Dieses Dokument MUSS vom Auftraggeber abgenommen und 
bestätigt werden.

Das dient zum einen dazu, zu verdeutlichen, dass beide Parteien vom 
Gleichen reden.
Zum anderen sind die einzelnen Anforderungen testbar und somit die 
Funktion nachweisbar. In der Regel sind Lastenhefte hierfür nicht 
brauchbar.

Ich kenne es (leider) so, dass der Auftraggeber sich das 
Anforderungsdokument sparen möchte ("kostet Zeit und Geld und bringt 
nix") und auf das Lastenheft verweist ("da steht doch alles drin").
Das führt dann zu unspezifiziertem Verhalten und zu diesem hier:

Tim T. schrieb:
> Es geht im Grunde um die Zeit von kick off bis Endabnahme. Da ziehen wir
> meiner Meinung nach zu viele Schleifen.

Vielleicht wäre das ein Ansatz zur Vermeidung von Schleifen und 
"banalen" Fehlern.

von Le X. (lex_91)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Anbei eine Illustration die zeigt, was passiert wenn man sich die 
Requirementsphase schenkt.
Und ja, so eine Phase ist teuer und langwierig.
Wenn der Auftraggeber das nicht möchte muss er wohl mit Bananenware 
leben.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Lothar M. schrieb:
> Aber tatsächlich steht vermutlich nicht in der Spec, wie
> sich das Gerät beim Drücken von mehreren Tasten verhalten soll. Diesen
> Freiheitsgrad hat der Programmierer kreativ genutzt.

Ich denke mal, Selbstverständlichkeiten muß man nicht ins Lastenheft 
schreiben. Ein Programm darf nicht abstürzen, das ist keine Freiheit 
mehr.
Vermutlich sind das noch sehr unerfahrene Entwickler und daher wird auch 
der Preis sehr günstig gewesen sein.
Sicherer ist daher, alles, was wichtig ist, auch aufzuschreiben.
Das kostet zwar Arbeit, spart hinterher aber umso mehr.

: Bearbeitet durch User
von Le X. (lex_91)


Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Ich denke mal, Selbstverständlichkeiten muß man nicht ins Lastenheft
> schreiben

Es gibt keine Selbstverständlichkeiten.
Alles was nicht abgestimmt und festgelegt wurde ist "undefined 
behaviour".

Kann ich mir richtig vorstellen wie das lief.
Kunde: "Baut mir mal ein Gerät was dies, das und jenes macht. Achja, und 
solches sollte auch drin sein."
Nö, läuft nicht. Sich um die Konzeptphase drücken, schwammige 
Anforderungen in ne Email klopfen und hinterher wehklagen, dafür gibts 
Null Mitleid.


Edit: Zur Ursprungsfrage:
Ihr könnt natürlich verlangen dass euer Zulieferer irgendwelche 
Zertifikate vorweisen muss, z.B. irgendnen SPICE-level.
Dies garantiert aber auch nur dass das Thema "Prozesse und 
Qualitätsmanagement" dort grundsätzlich bekannt ist und diese mehr oder 
weniger eingehalten werden.
Mehr aber auch nicht.
Wenn ihr schwammig formuliert kommt auch bei einer sauberen, 
prozesskonformen Entwicklung nicht das raus was ihr euch wünscht.
Shit in, shit out.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Vermutlich sind das noch sehr unerfahrene Entwickler und daher wird auch
> der Preis sehr günstig gewesen sein.
Das scheint mir auch so. Jeder verbrennt sich einmal die Finger. Auf der 
Auftraggeber- wie auch auf der Auftragnehmerseite. Wenn sich das 
allerdings wiederholt, dann sollte man nicht immer gleich weitermachen, 
frei nach dem Motto "Man kann einen Fehler nicht oft genug wiederholen, 
bis man ihn perfekt beherrscht!"...

von Tim T. (tim0815)


Lesenswert?

Es tut mir leid wenn hier offensichtlich alte Wunden aufgerissen werden, 
scheint ja ein sehr emotional besetztes Thema sein!
Aber zu meiner Eingangsfrage zurück.
Würde es Sinn machen ab einer gewissen Phase einmal jemand externes über 
die Schaltung (Software ) drüber sehen zu lassen ? Ich selbst besitze 
das know how nicht und hätte auch keine Kapazitäten frei. Also ich meine 
eine Analyse wie : sind die Bausteine nach den recommended application 
ausgelegt oder ist das grenzwertige Auslegung, .... Wir hatten auch 
einige Ausfälle bei den Markttestkunden da hing es genau daran, einige 
Geräte streckten die Hufe aus Gründen die hätten vermieden werden 
können.
Kann man solche Dinge über einen Externen Gutachter minimieren ?

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Tim T. schrieb:
> Es tut mir leid wenn hier offensichtlich alte Wunden aufgerissen werden,
> scheint ja ein sehr emotional besetztes Thema sein!

Es ist ein komplexes Thema, für das es keine Patentlösung gibt.
Die beste Lösung dürfte sein, sich mal an einen Tisch zu setzen und die 
Probleme in einem freundlichen Ton zu analysieren.
Nur per E-Mail oder Anwaltsschreiben wird sich keine Lösung finden 
lassen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Tim T. schrieb:
> Also ich meine eine Analyse wie : sind die Bausteine nach den
> recommended application ausgelegt oder ist das grenzwertige Auslegung
Natürlich kannst du ein anderes Entwicklungsbüro über die Schaltung 
drüber schauen und auf offensichtliche Fehler untersuchen lassen. Das 
geht aber nur eingeschränkt und am ehesten noch auf Hardwareebene.
Sobald Software analysiert werden muss, braucht der zweite Entwickler 
dann für detaillierte Aussagen eben auch das komplette 
Systemverständnis. Bestenfalls simple Fehler können mit einem kurzen 
Blick in den Code festgestellt werden.
Vor Allem wird dir auch ein weiteres Augenpaar nicht garantieren, dass 
die Prototypen auf Anhieb laufen...

> Wir hatten auch einige Ausfälle bei den Markttestkunden da hing es
> genau daran, einige Geräte streckten die Hufe aus Gründen die hätten
> vermieden werden können.
Das sollte man eigentlich schon vorher durch Überlastungs- und 
Temperaturtests ausschließen. Ich bin gerade auch mit ein paar neuen 
Steuerungen rausgegangen ins Feld und erwarte dort keine Probleme, weil 
ich von kurzgeschlossenen Ausgängen und Schaltreglern über Eingägne mit 
4-facher Eingangsspannung bis hin zum vertauschten Anschluss eines 
Trafos mit 230V statt 24V und tagelangen Temperaturzyklen von -20°C bis 
90°C alles mögliche getestet habe.
Dabei sind natürlich Fehler und Vorkommnisse aufgetreten, die 
entsprechend bewertet und ggf. abgeholfen wurden.

Das Problem ist also eher, dass die Entwicklung zu billig verkauft und 
solche entwicklungsbegleitenden Tests eingespart wurden. Und nun werden 
die Fehler, die ich im Labor gefunden habe, bei euren Prototypen beim 
Kunden festgestellt.

Schlimmer wäre es, wenn der Entwickler so von sich überzeugt ist, dass 
er solche Tests nicht für nötig hält...

von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

Wurde denn vertraglich vereinbart, dass bestimmte EMV tests bestanden 
werden sollen. Wenn nicht ist das Ergebnis richtig. Das sindsin teure 
Zusatzaufwendungen.

von Tim T. (tim0815)


Lesenswert?

Der Auftragnehmer ist vollumfänglich für den fehlerfreien Betrieb der 
elektronischen Komponenten, auch für die EMV, verantwortlich.  Es werden 
Temperaturbereiche und Lastfälle definiert, in denen die Komponenten 
einwandfrei funktionieren müssen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Tim T. schrieb:
> Es werden Temperaturbereiche und Lastfälle definiert, in denen die
> Komponenten einwandfrei funktionieren müssen.
Und, tun sie das?

Falls ja: dann fehlt noch was in der Spec, denn offensichtlich treten 
trotzdem Fehler auf. Dann muss es in der Praxis noch andere Ursachen 
geben, die bisher nicht untersucht und berücksichtigt wurden.

Falls nein: da muss noch nachgearbeitet werden. Und fürs nächste Proejkt 
mit diesem Partner von vorn herein eine Pönale festlegen, wenn durch die 
Nacharbeit die Termineinhaltung nicht mehr gewährleistet werden kann.

: Bearbeitet durch Moderator
von Soul E. (Gast)


Lesenswert?

Tim T. schrieb:

> Würde es Sinn machen ab einer gewissen Phase einmal jemand externes über
> die Schaltung (Software ) drüber sehen zu lassen ? Ich selbst besitze
> das know how nicht und hätte auch keine Kapazitäten frei.

Natürlich kann man das. Neben den üblichen Verdächtigen wie TÜV Nord etc 
gibt es Millionen von Ingenieurbüros, die solche Dienstleistungen 
anbieten.

Selbst mit Knowhow fehlen gerne mal die Kapazitäten. Wir hatte mal einen 
Kunden, der eine worst case circuit analysis haben wollte. Für jeden 
relevanten Parameter jedes einzelnen Bauteils den typischen 
Arbeitspunkt, die Betriebsgrenzen über Temperatur und Lebensdauer, und 
in Relation dazu die Spezifikationsgrenzen und die Marge von 
Betriebsgrenze zu Spezifikationsgrenze. Dafür hatten wir uns einen 
externen Consultant geholt, der dann ein halbes Jahr mit LTspice und 
Excel zugange war.

Alten, Bertrand, Ferchau, Hayes, Solcom --  das sind einige der 
Vermittlerbuden in alphabetischer Reihenfolge.

von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

Tim T. schrieb:
> Der Auftragnehmer ist vollumfänglich für den fehlerfreien Betrieb der
> elektronischen Komponenten, auch für die EMV, verantwortlich.

Und warum habt ihr dann selber EMV Tests gemacht.und nicht die 
Pruefprotokolle vom Auftragnehmer?

: Bearbeitet durch User
von Tim T. (tim0815)


Lesenswert?

@souleye: danke für die Nemen

Wir haben keine eigenen EMV Tests gemacht, es war ein Mitarbeiter von 
uns mit dabei.

von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

Tim T. schrieb:
> Wir haben keine eigenen EMV Tests gemacht, es war ein Mitarbeiter von
> uns mit dabei.

Ok. Und wurden die nach Norm bestanden oder nicht. Das ist doch die 
Frage.

von Tim T. (tim0815)


Lesenswert?

zum Schluss dann schon mittels einem Haufen teurer Ferrite.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Ich denke mal, Selbstverständlichkeiten muß man nicht ins Lastenheft
> schreiben.

Bloss für jeden ist was andees selbstverständlich.
Schreibe mal ein Lastenheft für einen Inder, du wirst dich wundern.

> Ein Programm darf nicht abstürzen, das ist keine Freiheit mehr.

Sage das mal Microsoft, IBM, Google (Android), eigentlich jedem 
Softwareproduzenten jenseits einer Uhrenfirmware.

Abstürze sind nicht nur Stand der technik, sondern werden immer häufiger 
weil sich die Hersteller komplett aus der Verantwortung ziehen dürfen 
(bei open .

Sie haben Urheberrechtsschutz wie ein Buch (kein Leser darf sich über 
eine miese unlogische Story beschweren, der Autor hat keine 
Nachbesserungspflicht, man darf sich also auch nicht über 
Softwarequalität beschweren) und GLEICHZEITIG wollen sie nicht dem Recht 
auf Kopie zu privaten Zwecken unterliegen, also Rechtsbeugung dank 
Lobbykorruption vom feinsten, das Beste aus beiden Welten für die 
Sowfatrehersteller, die Arschkarte für den Kunden.

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Softwareproduzenten jenseits einer Uhrenfirmware.

Und selbst bei Uhrenfirmware kann man viele Fehler machen. Gerade erst 
vor ein paar Tagen hat meine Frau ihren Radiowecker (Baujahr Mitte der 
1980er Jahre) um zwei Minuten vorgestellt. Hierbei wurde er aber 
unbemerkt um eine Stunde zurückgestellt, obwohl er gar keine 
entsprechenden Knöpfe besitzt.

Den gleichen Effekt hatte ich vor sehr langer Zeit auch schon einmal bei 
einem ganz anderen Radiowecker aus den sehr frühen 1980er Jahren 
beobachtet. Offenbar gab es damals irgendeinen Uhrenbaustein, in dessen 
Firmware der Fehler enthalten war. Ich gehe schwer davon aus, dass es 
sich schon um einen Microcontroller handelte und nicht um 
festverdrahtete Logik.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.