Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LM386 bei zu niedrigen Temperaturen betreiben?


von UC (Gast)


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Hallo!

Möchte eine Wechselsprechanlage bauen und den Außenteil im Freien 
betreiben.

Als Verstärker habe ich an den LM386 gedacht. Es steht aber im 
Datenblatt, dass er erst ab 0°C betrieben werden kann.
Draußen kann es aber nun mal auch -15°C haben...

Meine Frage ist, was darunter passiert? Funktioniert er dann nicht? Geht 
er kaputt?

Welchen ähnlichen Verstärker könntet ihr mir stattdessen empfehlen, der 
auch unter 0°C seine Dienste tut?

Danke im Voraus!

von oszi40 (Gast)


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Ein IC wird auch bei einigen Minusgraden arbeiten, solange der 
Arbeitspunkt es ermöglicht. Aber bei ständigem Temperaturstress dehnen 
sich unterschiedliche Materialien unterschiedlich aus und es könnte auch 
zu Haarrissen auf der Leiteplatte kommen, sofern nicht vorher 
Kondenswasser einen Streich gespielt hat.

von Andreas B. (bitverdreher)


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UC schrieb:
> Meine Frage ist, was darunter passiert? Funktioniert er dann nicht? Geht
> er kaputt?

Da passiert vermutlich gar nichts. Das sind nur recommend operating 
conditions. Ich würde ihn halt nicht an den Grenzen betreiben. Dann wird 
er wohl auch noch bei -30°C arbeiten.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ich habe hier einen ATTiny45 unterm Dach, der oft unter -15°C betrieben 
wird und sich darum nicht schert. Wird also klappen, wenn die anderen 
Bauteile mitmachen. Kondenswasser allerdings musst du verhindern, denn 
das lässt Dinge rosten und stellt Verbindungen her, die du nicht 
möchtest.

von Paul B. (paul_baumann)


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Ich habe am Gartentor eine Wechselsprechanlage mit LM386, die den 
tollsten Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Das macht gar nichts. 
Allerdings habe ich im Winter manchmal den Eindruck, daß die Stimme des 
Einlaß- Suchenden mit ein wenig Vibrato unterlegt ist, weil der 
klappert.

MfG Paul

von Stefan F. (Gast)


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Wenn es draußen und der Chip von Strom durchflossen wird, dann beheizt 
er sich selbst mehr oder weniger. Das entschärft die Sache ein bisschen.

von Falk B. (falk)


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@ UC (Gast)

>Datenblatt, dass er erst ab 0°C betrieben werden kann.

Ja, weil nur in dem Temperaturbereich alle Parameter garantiert sind. 
Praktisch läuft das Ding auch bei -20°C, wenn man eine gescheite 
Schaltung hat, die robust ist.

>Meine Frage ist, was darunter passiert? Funktioniert er dann nicht?

Nein, aber bestimmte Prarameter liegen vielleicht außerhalb der 
garantierten Grenzen. Leckstrom, Eingangsstrom, etc. Aber das ist für 
eine einfache Schaltung dieser Art egal.

> Geht er kaputt?

Nein.

>Welchen ähnlichen Verstärker könntet ihr mir stattdessen empfehlen, der
>auch unter 0°C seine Dienste tut?

Nimm den und gut.

von UC (Gast)


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Danke für eure Antworten! Dann nehme ich den einfach ruhigen Gewissens!
Wünsch euch noch einen schönen Abend!

von meckerziege (Gast)


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Ein Aspekt den ich auch betrachten würde: Je nach verfügbarer Energie 
könnte man auch eine Heizung einbauen. Hab ich zuhause bei einem Board 
am laufen das sich das ganze Jahr draußen befindet. Läuft nun mehrere 
Jahre durch, ohne Probleme. Kein Kondenswasser im Inneren.
Heizung wird von einem Zweipunktregler mit Hysterese geregelt.

von Dieter (Gast)


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2 Grad ueber Aussentemperatur verhindern Kondensieren wirksam.

von Mani W. (e-doc)


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meckerziege schrieb:
> könnte man auch eine Heizung einbauen.

Dieter schrieb:
> 2 Grad ueber Aussentemperatur verhindern Kondensieren wirksam.

Einfach einen oder mehrere Widerstände als geringfügige Heizung
vorsehen, bei 12V und 1 Watt würde die Widerstandsheizung 83 mA
benötigen, wobei 1 Watt im Gehäuse wohl ausreichend wären...

von Andrew T. (marsufant)


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UC schrieb:
> Als Verstärker habe ich an den LM386 gedacht. Es steht aber im
> Datenblatt, dass er erst ab 0°C betrieben werden kann.

Kommt halt auf das verwendete Datenblatt an.
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm158-n.pdf

sagt für LM358A, LM258A, LM158A   ohne Einschränkung
ab -55°C

Somit: Kein Problem bei Dir.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Andrew T. schrieb:
> sagt für LM358A, LM258A, LM158A   ohne Einschränkung
> ab -55°C

1. Nein. Der LM158A darf von -55°C bis 125°C betrieben werden. Der 
LM258A von -25°C bis 85°C und der LM358A von 0°C bis 70°C.

2. Es geht hier um den LM386, den es nicht in Automotive oder Military 
gibt. Der ist nur von 0 bis 70°C spezifiziert - was in der Praxis zwar 
wurscht, aber im Datenblatt so angegeben ist.

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Matthias S. schrieb:

>
> 2. Es geht hier um den LM386, den es nicht in Automotive oder Military
> gibt. Der ist nur von 0 bis 70°C spezifiziert - was in der Praxis zwar
> wurscht, aber im Datenblatt so angegeben ist.

Ja, du hast Recht. War mein Vertipper, sorry.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Matthias S. schrieb:
> 1. Nein. Der LM158A darf von -55°C bis 125°C betrieben werden. Der
> LM258A von -25°C bis 85°C und der LM358A von 0°C bis 70°C.

Wieder mal das übliche Kleingedruckte auf Seite 7.
Datenblätter mutieren immer mehr zu Verkaufsprospekten. :-(

von ZF (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Wieder mal das übliche Kleingedruckte auf Seite 7.
> Datenblätter mutieren immer mehr zu Verkaufsprospekten. :-(

Hallo Andreas,

bei den LM sind LM1xx MIL Temperaturbereich, LM3xx dagegen Consumer. Das 
ist seit Jahrzehnten so und kein Geheimnis. Neu ist degegen, dass 
etliche LM1xx nicht mehr hergestellt werden, wogegen es den zugehörigen 
3er noch gibt. Für bastelnde Privatleute ist das aber egal, denn LM1xx 
sind so teuer, dass Privatleute ohnehin nach anderen Lösungen gucken 
würden.

Grundsätzlich zum Betrieb von ICs bei niedriegen Temperaturen:
Viele ICs funktionieren auch noch unter der angegebenen 
Mindesttemperatur. Wie weit drunter sie noch brauchbar sind ist 
allerdings sehr unterschiedlich. Nach und nach ändern sich Parameter, 
OP-Amps etwa können plötzlich an zu schwingen fangen. Einige mit -40C 
spezififizierten Bauteile sind selbst bei noch -200C funktionsfähig, 
aber längst nicht alle. Wenn man COTS (commercial of the shelf) Bauteile 
für so niedrige Temperaturen braucht, dann muss man selbst testen. 
Zweckmäßigerweise kauft man gleich eine größere Menge aus einem 
Produktionslot, denn der Hersteller wird einen nicht informieren, wenn 
er am Prozess oder Design etwas ändert was die Performance in den 
Grenzen des Datenblatts nicht beeinflusst, wohl aber das Cryoverhalten.

von Andreas B. (bitverdreher)


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ZF schrieb:
> Grundsätzlich zum Betrieb von ICs bei niedriegen Temperaturen:

Das ist mir schon klar. Ich bin nicht der TO. ;-)
Mir ging es nur darum, daß in vielen Datenblättern auf der ersten Seiten 
bei der Zusammenfassung immer die tollsten Daten aufgezählt werden und 
dann auf den folgenden Seiten irgendwann die richtigen Daten stehen.
Am diesen Beispiel steht auf Seite 4 des von Andrew T. verlinkten DB von 
TI -55°C als maximum ratings für alle Typen. Die Unterschiede zwischen 
158/258 und 358 werden dann erst auf Seite 7 gezeigt.

von HildeK (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Einfach einen oder mehrere Widerstände als geringfügige Heizung
> vorsehen, bei 12V und 1 Watt würde die Widerstandsheizung 83 mA
> benötigen, wobei 1 Watt im Gehäuse wohl ausreichend wären...

Trotz dem nur einen Watt halte ich das für Energieverschwendung :-).
Und, am Anfang, beim Einschalten, hast du die Temperatur trotzdem noch 
nicht, außer du schaltest den LM386 erst verzögert zu.
Sonst könnte man anfangs einfach mit etwas mehr Lautstärke fahren ....

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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ZF schrieb:
> Viele ICs funktionieren auch noch unter der angegebenen
> Mindesttemperatur. Wie weit drunter sie noch brauchbar sind ist
> allerdings sehr unterschiedlich.

Wir hatten vor einiger Zeit das Thema, das ein Tiny25/85 unter -10°C 
nicht mehr richtig funktionierte, während der oben erwähnte Tiny bei mir 
auch bei -20°C seinen Dienst tut. Es stellte sich dann heraus, das der 
Programmierer den ADC übertaktet hatte, was erst bei den tiefen 
Temparaturen problematisch wurde.

Beitrag #5498990 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Anton Hynkel (Gast)


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> Rnnuuu?
> Knaika _90 knektius g ver.
> Boorscht dran drun.

Blitzkrieg?

https://www.youtube.com/watch?v=OftXG90nUTw

von Harald W. (wilhelms)


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Stefanus F. schrieb:

> Wenn es draußen und der Chip von Strom durchflossen wird,

Damit ist aber nicht der Rhein oder die Elbe gemeint, die ja
manchmal auch schon Türsprechstellen durchflossen haben. :-)

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