Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Differential ADC mit CH- auf GND?


von Holger K. (holgerkraehe)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo zusammen

Ich möchte eine AC Spannung sowie einen AC Strom messen.
Dazu wollte ich einen differentiellen ADC verwenden.

Dieser kann laut DB 
https://www.mouser.ch/datasheet/2/268/20002286C-1150165.pdf Seite 20, 
Abschnitt 3.4 an jedem CH+- Pin gegenüber AGND +-1V

Wobei natürlich die Referenzspannung die maximal sinnvolle Spannung 
definiert. Bei 1.2V wären dies +-600mV.

Nun habe ich ja bei meiner Schaltung GND als Bezugspunkt. Um diesen 
Punkt liegt eine sinusförmige SPannung von +- ~480mV an. (Durch den 
Spannungsteiler begrenzt).

Ist es nun erlaubt/sinnvoll den CH- Eingang des ADCs auf GND zu legen?
Theoretisch sieht das sehr nach Single-Ended Messung aus. Jedoch gibt es 
meines Wissens nach kaum Single Ended ADCs bei welchen die Spannung am 
Eingang signifikant unterhalb des Bezugpotentials liegen darf.

Ist es daher legitim hier den CH- Pin an den Bezugspunkt zu legen oder 
gibt es noch andere Möglichkeiten?

Danke schonmal

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Beziehe die Spannungen auf Vcc/2, nicht auf GND wenn du beide Vorzeichen 
messen willst.

von Holger K. (holgerkraehe)


Lesenswert?

Jetzt ist G. schrieb:
> Beziehe die Spannungen auf Vcc/2, nicht auf GND wenn du beide
> Vorzeichen
> messen willst.

Meinst du evtl. VREF/2?

Gibt mir der ADC nicht ein signed Integer zurück?

: Bearbeitet durch User
von Theor (Gast)


Lesenswert?

Zur Lösung des Problems gibt es Schaltungen mit Operationsverstärkern, 
die "Single-Ended" in "Differential" oder umgekehrt "umwandeln". Ich 
erinnere mich da z.B. an einige Application Notes von Analog.

von Holger K. (Gast)


Lesenswert?

Funktioniert denn meine Version überhaupt nicht?

von Holger K. (holgerkraehe)


Lesenswert?

Theor schrieb:
> Zur Lösung des Problems gibt es Schaltungen mit
> Operationsverstärkern,
> die "Single-Ended" in "Differential" oder umgekehrt "umwandeln". Ich
> erinnere mich da z.B. an einige Application Notes von Analog.

Das Problem ist ja, dass ich gegenüber GND am Messwiderstand eine 
Positive wie auch eine negative Spannung messe.

Genau hier ist doch der Vorteil dieses ADCs, da die Spannung an seinem 
Pin auch negativ werden darf oder etwa nicht?

Seite 36 Abschnitt 5.6 
http://ww1.microchip.com/downloads/en/DeviceDoc/20002286C.pdf

Sagt klar, dass es sich um einen vorzeichen behafteten ADC Wert handelt.
Somit sehe ich keinen Grund, weshalb man CH- nicht auf GND legen können 
sollte.

Oder hat jemand ein gutes Argument es nicht zu tun?

: Bearbeitet durch User
von georg (Gast)


Lesenswert?

Holger K. schrieb:
> Oder hat jemand ein gutes Argument es nicht zu tun?

Da steht: "This region corresponds
to a differential voltage range of ±600 mV/GAIN"

Das spezifiziert die Spannung zwischen CHn+ und CHn-, von der Spannung 
gegen AGND steht da nichts.

Georg

von georg (Gast)


Lesenswert?

georg schrieb:
> Das spezifiziert die Spannung zwischen CHn+ und CHn-, von der Spannung
> gegen AGND steht da nichts.

Nachtrag: weiter unten:
"The maximum absolute voltage, with
respect to AGND, for each CHn+/- input pin is ±1V with
no distortion,"

sollte also klappen. Beides muss eingehalten werden.

Georg

von Gustl B. (-gb-)


Lesenswert?

Wenn du nur einen Eingang schwingen lässt, dann nutzt du ein Bit des 
ADCs nicht.

von Holger K. (holgerkraehe)


Lesenswert?

Gustl B. schrieb:
> Wenn du nur einen Eingang schwingen lässt, dann nutzt du ein Bit
> des
> ADCs nicht.

Kannst du dies bitte näher ausführen?

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Holger K. schrieb:
> Kannst du dies bitte näher ausführen?


Wenn ein Eingang auf GND festgehalten wird, dann kann die 
Differenzspannung  nur halb so groß werden wie wenn du beide Eingänge 
auch wirklich komplementär angesteuert werden.

Bei diesem ADC kannst du das aber nötigenfalls durch die Einstellung des 
integrierten Verstärkers ausgleichen, um keine Auflösung zu verlieren.

von Holger K. (holgerkraehe)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Wenn ein Eingang auf GND festgehalten wird, dann kann die
> Differenzspannung  nur halb so groß werden wie wenn du beide Eingänge
> auch wirklich komplementär angesteuert werden.

Das kann ich nicht so richtig nachvollziehen.

Der positive Eingang ändert ja einfach nur die Polarität gegenüber dem 
negativen Eingang. Weshalb sollte sich dadurch die maximale 
Differenzspannung ändern?

Der Eingang kann ja +-1V gegenüber AGND.
der negative Eingang ist ja AGND. Also ist der maximal mögliche messbare 
Pegel +-1V = |+-1V| = 2V

von Gustl B. (-gb-)


Lesenswert?

Ich versuche es mal mit einem Bild zu erklären. LTC hat die oft in ihren 
ADC Datenblättern, so auch hier: 
http://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/232516fa.pdf 
auf der ersten Seite links in klein.

Weiter hinten im Datenblatt Seite 17 - 20 ist das auch schön erklärt.

Also:
Unipolar und Bipolar ist eigentlich gleich, das schwingt beide Male nur 
ein Eingang. Einmal ist einer auf GND gelegt und der andere schwingt 
drüber (unipolar, also die Spannung zwischen IN+ und IN- ist immer 
positiv). Und einmal ist ein Eingang auf eine Spannung größer GND gelegt 
und der andere Eingang schwingt um diesen herum (bipolar, weil es dann 
auch negative Spannungen gibt wenn man IN+ - IN- misst).
Bei differentiellen Eingängen schwingen beide Eingänge.

Beispiel:
Voraussetzung: Jeder Eingang kann um 1V schwingen.

Unipolar:
IN- wird auf GND gelegt. IN+ kann von GND nach +1V schwingen.
-> Minimale Spannung zwischen IN+ und IN- ist wenn IN+ auch auf GND 
liegt.
-> Maximale Spannung zwischen IN+ und IN- ist wenn IN+ auf +1V liegt.
-> Die Amplitude ist also 0V ... +1V = 1Vpp.

Bipolar:
IN- wird auf eine Spannung > GND gelegt, z. B. +0.5V. IN+ kann von GND 
nach +1V schwingen.
-> Minimale Spannung zwischen IN+ und IN- ist wenn IN+ auch auf GND 
liegt. Die Spannung ist dann -0.5V (nämlich IN+ - IN- = 0V - 0.5V).
-> Maximale Spannung zwischen IN+ und IN- ist wenn IN+ auf +1V liegt.
Die Spannung ist dann +0.5V (nämlich IN+ - IN- = 1V - 0.5V).
-> Die Amplitude ist also -0.5V ... +0.5V = 1Vpp.

Differentiell:
IN+ schwingt von GND nach +1V und IN- schwingt von GND nach +1V.
-> Minimale Spannung zwischen IN+ und IN- ist wenn IN+ auf GND und IN- 
auf +1V liegt. Die Spannung ist dann -1V (nämlich IN+ - IN- = 0V - 1V).
-> Maximale Spannung zwischen IN+ und IN- ist wenn IN+ auf +1V und IN- 
auf GND liegt. Die Spannung ist dann +1V (nämlich IN+ - IN- = 1V - 0V).
-> Die Amplitude ist also -1V ... +1V = 2Vpp.

Beim differentiellen Betrieb bekommt man also die doppelte Amplitude und 
somit ein Bit mehr. Oder man verliert eben ein Bit wenn man einen 
differentiellen ADC nicht differentiell verwendet.

: Bearbeitet durch User
von Flo (Gast)


Lesenswert?

Hab ich genau mit diesem ADC auch schon so gemacht. Funktioniert 
problemlos. CH- auf GND. Eingangsspannung an CH+ zwischen +/- 600 mV. 
Auflösung verliert man so nicht.

von Robert M. (r0bm)


Lesenswert?

Holger K. schrieb:
> Wobei natürlich die Referenzspannung die maximal sinnvolle Spannung
> definiert. Bei 1.2V wären dies +-600mV.

Für Uref=1,2V liegt der Messbereich bei +/-1,2V, d.h. differentiell sind 
dafür +/-600mV respektive -/+600mV an den Eingängen notwendig.

> Ist es nun erlaubt/sinnvoll den CH- Eingang des ADCs auf GND zu legen?

Ist erlaubt.

> Nun habe ich ja bei meiner Schaltung GND als Bezugspunkt. Um diesen
> Punkt liegt eine sinusförmige SPannung von +- ~480mV an. (Durch den
> Spannungsteiler begrenzt).

Mit nur +/-480mV (single ended) nutzt du nicht den vollen Dynamikbereich 
(+/-1,2V). Lösungen wären den PGA auf 2-facher Verstärkung zu schalten 
oder höher auszusteuern. Erlaubt sind laut Datenblatt +/-1V 
(verzerrungsfrei). Da der Eingangschutz erst ab +/-2V greift, könnte man 
imo auch +/-1,2V am Eingang ausprobieren.

Flo schrieb:
> Hab ich genau mit diesem ADC auch schon so gemacht. Funktioniert
> problemlos. CH- auf GND. Eingangsspannung an CH+ zwischen +/- 600 mV.
> Auflösung verliert man so nicht.

Auflösung zwar nicht aber der max. mögliche Dynamikbereich wird nur zur 
Hälfte genutzt.

von Flo (Gast)


Lesenswert?

Robert M. schrieb:
> Für Uref=1,2V liegt der Messbereich bei +/-1,2V, d.h. differentiell sind
> dafür +/-600mV respektive -/+600mV an den Eingängen notwendig.

Nein, bei Vref = 1.2 V liegt der Messbereich bei +/- 600 mV. Siehe 
"differential input voltage range" Tabelle 1-1 im Datenblatt.

Robert M. schrieb:
> Auflösung zwar nicht aber der max. mögliche Dynamikbereich wird nur zur
> Hälfte genutzt.

Nein, siehe oben.  --> +/- 600 mV

Der common mode input range ist hier nicht das Beschränkende sonder der 
diff. input range.

von Gustl B. (-gb-)


Lesenswert?

Vref = 1.2V und IN- liegt auf +600mV? Ja? Dann schwingt IN+ von 0V nach 
1.2V, also ist die Amplitude 1.2V.

Wäre es differentiell, könnte gleichzeitig IN- ebenfalls von 0V nach 
1.2V schwingen. Zusammen wäre das dann eine differentielle Amplitude 
(IN+ - IN-) von 2.4V. Also der doppelte Dynamikbereich.

von Robert M. (r0bm)


Lesenswert?

Flo schrieb:
> Nein, bei Vref = 1.2 V liegt der Messbereich bei +/- 600 mV. Siehe
> "differential input voltage range" Tabelle 1-1 im Datenblatt.

Recht hast du, der Messbereich ist tatsächlich nur +/- REF/2. D.h. im 
differentiellen Modus dürfen die Anschlüsse jedes Einganges nur mit 
jeweils +/-300mV (bezogen  auf GND) ausgesteuert werden. Im single-ended 
Modus lässt sich der Aussteuerbereich auf +/-600mV verdoppeln um keine 
Einbuße im Messbereich zu haben.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.