Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Funktionsweise von Smarthome (IFTTT) Steckdosen?


von Peter K. (beschtler)


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Wie funktionieren eigentlich die SmartHome Steckdosen, die es im Handel 
zuhauf gibt?
Die Werbung verspricht, man installiert nur eine App und kann dann sogar 
über das Internet die Steckdose steuern.
Aber wie kommt man von außen durch seinen Router?
Der blockt doch von außen initiierte Zugriffe aus dem Internet oder?
Ich kann mir das nur so erklären, dass die Steckdose einen Server im 
Internet pollt.
Damit das Schalten akzeptabel schnell erfolgt müsste sie das dann aber 
im Sekundenabstand machen.
Und was passiert, wenn der Server nicht mehr da ist, z.B. weil es den 
Hersteller nicht mehr gibt?
Kann man dann zumindest noch aus dem Heimnetz per App die Steckdose 
kontrollieren?

von Ralph B. (rberres)


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Peter K. schrieb:
> ie Werbung verspricht, man installiert nur eine App und kann dann sogar
> über das Internet die Steckdose steuern.

Werbefuzzis versprechen immer viel, wenn der Tag lang ist.

Peter K. schrieb:
> Aber wie kommt man von außen durch seinen Router?
> Der blockt doch von außen initiierte Zugriffe aus dem Internet oder?

Vielleicht steht aber auch in der Betriebsanleitung, das man im Router 
einen bestimmten Port öffnen muss, damit man vom Internet aus eben doch 
die Steckdose erreichen kann.

Ich persöhnlich würde mir kein potentielles Einfallstor für Angriffe von 
außen schaffen wollen.

Ralph Berres

von Stefan F. (Gast)


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Peter K. schrieb:
> Aber wie kommt man von außen durch seinen Router?
> Der blockt doch von außen initiierte Zugriffe aus dem Internet oder?

Das ist einstellbar. Ich halte es jedoch für extrem unvernünftig, 
zahlreiche kleine Dinge ans Internet zu hängen. Die sind für Hacker sehr 
leichte Beute.

> Ich kann mir das nur so erklären, dass die Steckdose einen Server im
> Internet pollt.

So ist es auch bei vielen Systemen. Wenn der Server ausfällt, oder die 
Firma das Geschäft einstellt, guckst du doof aus der Wäsche. Dann geht 
nichts mehr.

> Kann man dann zumindest noch aus dem Heimnetz per App die Steckdose
> kontrollieren?

Bei vielen Systemen: Nein.

Besser sind Systeme, für die du selbst deine eigene Zentrale betreibst. 
Das wäre Sicherheitstechnisch auch besser, denn dann muss nur dieser 
eine Computer mit dem Internet verbunden sein, falls eine Bedienung aus 
Ferne überhaupt gewollt ist. Eigene Zentralen gibt es auch fertig zu 
kaufen. Ansonsten könnte OpenHAB für Dich interessant sein.

Auf jeden Fall muss man sich dessen Bewusst sein, dass die Systeme fast 
aller Hersteller zueinander inkompatibel sind und dass die allermeisten 
Produkte äußerst fragwürdig sind, was Datenschutz und Sicherheit angeht.

von Peter K. (beschtler)


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Die Bedienungsanleitungen, die ich gefunden habe, schreiben nichts 
davon, dass man am Router irgendetwas einstellen muss.
Man installiert die App und gibt das WLAN Passwort ein.
Ggf. muss man sich noch bei einem Server registrieren.
Von Port-Forwarding u. ä. habe ich nichts gefunden.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Peter K. schrieb:
> Ich kann mir das nur so erklären, dass die Steckdose einen Server im
> Internet pollt.

Muss sie nicht, sie baut eine dauerhafte Verbindung dorthin auf. Dann 
muss nichts gepollt werden, sondern der Server kann ihr spontan 
irgendwelche Nachrichten senden.

von Florian S. (sevenacids)


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Von außen "durch deinen Router" auf ein Endgerät im LAN kommt man z.B. 
per Portweiterleitung. Da du als Privatperson mit entsprechendem 
Standardvertrag aber kaum eine statische IP von deinem ISP bekommen 
wirst, bedarf es aber entweder noch einem Server in der Mitte, bei dem 
die aktuelle dynamische IP deines Anschlusses hinterlegt wird (z.B. 
durch die Steckdosen), der dann quasi als Kommunikationsschnittstelle 
zwischen App und deinem lokalen Netzwerk dient, oder man greift auf 
einen DynDNS-Dienst zurück: du bekommst von einem entsprechenden 
Provider eine Domain bzw. meist Sub-Domain zur Verfügung gestellt, die 
dann über DNS auf deine dynamische IP aufgelöst wird. Das wird meistens 
auch genutzt, wenn man von außen auf PCs im lokalen Netzwerk über das 
Internet zugreifen möchte.

Generell halte ich solche Smarthome-Geschichten, sofern sie über das WAN 
erreichbar sein sollen, für ein zu großes Risiko weil man so immer von 
außen angreifbar ist und sicherheitstechnisch auf die korrekte 
Einrichtung und Implementierung von Schutzmechanismen des Herstellers 
angewiesen ist. Wie unsauber vieles davon in der Realität umgesetzt 
wird, sieht man ja z.B. an Funkschlüsseln bei Automobilen etc. Und 
selbst wenn man sich in der Entwicklung angestrengt hat: 
Sicherheitslücken wird es immer geben. Ein Inselsystem halte ich für 
durchaus sinnvoll, wenn es um die automatisierte Steuerung von Rolläden 
und Heizung geht. Solche Systeme kann man ja so "smart" auslegen, dass 
sie autonom eigene bzw. vorher festgelegte Entscheidungen treffen (z.B. 
Schließen der Rolläden bei zu großer Sonneneinstrahlung oder Regeln der 
Heizung auf eine bestimmte Temperatur zu bestimmten Zeiten). Dafür 
braucht man meines Erachtens keinen Zugriff von außen, ich sehe kaum 
einen Anwendungsfall wo dies wirklich vonnöten ist, der am Ende nicht 
nur "Spielerei", ein "nice-to-have-but-not-necessary" ist. Steckdosen 
schalten gehört für mich auch dazu.

von Peter K. (beschtler)


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Ich habe eine Alarmanlage gebaut, die mit mehreren Raspis arbeitet.
Manchmal hängt sich einer auf und obwohl ich den internen Watchdog 
aktiviert habe kommt er nicht wieder hoch.
Wenn ich ihn kurz vom Strom trenne dann kam er bisher immer wieder hoch.
Das ganze möchte ich natürlich auch aus der Ferne schalten können.

von my2ct (Gast)


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Florian S. schrieb:
> ... ich sehe kaum einen Anwendungsfall wo dies wirklich vonnöten ist ...

Ich kann mir schon vorstellen, dass es angenehm ist, sich von außen 
vergewissern zu können, dass der Herd aus ist, alle Fenster geschlossen 
sind, das Licht aus ist oder dass man die Fußbodenheizung schon mal 
rechtzeitig hochfahren kann.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Peter K. schrieb:
> Wenn ich ihn kurz vom Strom trenne dann kam er bisher immer wieder hoch.

Dann bau Dir einen externen Watchdog, den Du von Deinem Programm aus 
über eine Portleitung o.ä. ansteuerst. Bleibt die Ansteuerung aus, dreht 
der externe Watchdog die Versorgungsspannung ab und nach einem Moment 
wieder an.

Als Reaktionszeit des Watchdogs muss hier natürlich ein ausreichend 
langer Wert gewählt werden, damit der Pi sauber booten kann 
(gegebenenfalls auch mit fsck), ohne daß der Watchdog zuschlägt.

Wenn Du für den Watchdog einen µC verwendest, kannst Du den natürlich 
auch etwas "schlauer" machen - so kann das Timeout nach dem Einschalten 
des Pi zunächst auf z.B. 10 Minuten stehen, aber nach der ersten 
Ansteuerung des Watchdogs auf einen ausreichend kurzen Wert reduziert 
werden. Dann wird Dein Pi im Störungsfalle schneller neu gestartet, hat 
aber trotzdem Zeit, seine Bootorgien abzuschließen.

von H. (Gast)


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Wieso hat noch keiner hier das Stichwort "VPN" eingebracht? Das ist doch 
die de facto Methode für sicheren Zugang von außen zum eigenen Netz. 
Übrigens für Fritzboxen sehr gut dokumentiert und unterstützt, z.B. 
durch AVM-eigenen DynDNS Service.

von Sneef (Gast)


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H. schrieb:
> Wieso hat noch keiner hier das Stichwort "VPN" eingebracht? Das ist doch
> die de facto Methode für sicheren Zugang von außen zum eigenen Netz.
> Übrigens für Fritzboxen sehr gut dokumentiert und unterstützt, z.B.
> durch AVM-eigenen DynDNS Service.

VPN funktioniert doch mit IPv6 nicht mehr wirklich. Damit ist VPN mehr 
oder weniger tot.

von Bussard (Gast)


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Die c't hat mehrere Beiträge veröffentlicht (und im Netz sind auch 
welche zu finden), wie man auf diese billigen Steckdosen ein 
alternatives Betriebssystem aufspielt, um die Dosen NUR im eigenen Netz 
zu betreiben, ohne Internet-Datenverkehr:

https://www.heise.de/ct/ausgabe/2018-2-Steckdose-mit-eingebautem-ESP8266-mit-eigener-Firmware-betreiben-3929796.html

https://www.heise.de/ct/ausgabe/2018-11-WLAN-Steckdose-aus-dem-Baumarkt-mit-alternativer-Firmware-Tasmota-4038695.html

Die Steckdose aus dem oberen Beitrag hat sogar schon die 
Programmieranschlüsse (Lötpunkte) an den Platinenrand geführt.

Sicherheitsbedenken ade!

Gruß

von Eric (Gast)


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Stefanus F. schrieb:
> Das ist einstellbar. Ich halte es jedoch für extrem unvernünftig,
> zahlreiche kleine Dinge ans Internet zu hängen. Die sind für Hacker sehr
> leichte Beute.

Fuer den gesamten IoT Kram legt man eine gesonderte DMZ an.
Dann kann es nicht viel Schaden anrichten. Und wenn Du ganz viel Angst 
hast, dann isolierst Du alle Geräte noch mal untereinander. Mit einem 
gescheiten Router/Firewall/Switch geht sowas in unter einer Minute

von Mario M. (thelonging)


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Sneef schrieb:
> VPN funktioniert doch mit IPv6 nicht mehr wirklich. Damit ist VPN mehr
> oder weniger tot.

Die Ursache ist DS lite. Das Ergebnis ist für den einfachen  Anwender 
das gleiche. ;-)

von Johannes S. (Gast)


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knapp am Thema vorbei, aber finde ich trotzdem gut:
"The 'S' in IoT stands for security"

von Harry L. (mysth)


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Meine erste Tat mit solchen Steckdosen ist eigentlich immer, da 
zunächst einmal Tasmota drauf zu flashen.

Dadurch sind die "Cloud-free"

https://github.com/arendst/Sonoff-Tasmota

von Karl K. (karl2go)


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Rufus Τ. F. schrieb:
> Bleibt die Ansteuerung aus, dreht
> der externe Watchdog die Versorgungsspannung ab und nach einem Moment
> wieder an.

Da kannst Du aber drauf warten, dass die SD Karte die Hufe hochreißt. 
Sowas geht nur mit readonly SD gut, und dazu muss man den Pi erstmal 
über reden.

Wenn schon externer WD, dann den Reset-Anschluss am Pi nutzen.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Peter K. schrieb:
> Wie funktionieren eigentlich die SmartHome Steckdosen, die es im Handel
> zuhauf gibt?

Hallo Peter,

ich hatte mich auch einmal dafür interessiert, dann jedoch alles 
verworfen.

Alles läuft über irgend eine Cloud-Funktion oder einen Service, der von 
einer Dienstleitungsfirma gebracht wird. Deine Sensoren oder Aktoren 
melden sich bei dem Dienstleister an und erhalten dann die 
Funktionalität dort zugewiesen. Das hat den Vorteil, dass Deine Systeme 
immer weiter gewartet werden können oder weitere Funktionen und Features 
erhalten können - versprechen die Firmen.

Nach etwa einem Jahr kommt die Überraschung, dass der Dienst plötzlich 
Geld kostet. Oder wenn der Dienstleister plötzlich nicht mehr existiert, 
kannst Du Deine Geräte verschrotten - was niemals nicht passieren wird, 
wie man mir auf den Messen sagte. Soweit ich das überblicke, macht das 
weder die Telekom, noch Gigaset selber, sondern arbeitet mit den Firmen 
zusammen.

Die Geräte sind so aufgebaut, dass Otto Normalverbraucher oder Lieschen 
Müller damit zurecht kommt. Alles läuft von alleine, bei der 
Installation. Allerdings ist das System funktionsunfähig, sofern der 
Internetzugang gestört ist. Vielleicht gibt es auch andere Systeme, die 
das lokal alles in der eigenen Wohnung machen, die kenne ich nicht.

Für mich war die Möglichkeit der absoluten Überwachung durch einen ... 
der Grund dafür, mich nicht weiter damit auseinander zu setzen.

Deine Fragen sind vielleicht nicht beantwortet, helfen Dir u.U. bei 
Deiner Antwortsuche.

Gruß

Bernd

Index: Qivicon, Gigaset

Textsuche: " Gigaset Smart Home lassen sich in der Cloud einfach 
dokumentieren"

von Karl K. (karl2go)


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Allein schon die Unzuverlässigkeit des Internetzugangs in Dtland 
verbietet so eine webbasierte Homeautomation. Da muss die Telekom nur 
mal wieder die falschen Daten auf den Zugangsserver laden und überall 
geht die Heizung und das Licht aus. Hatten wir schon.

Wenn, dann muss so was im Intranet auf dem eigenen Raspberry laufen, 
Fhem, Openhab und co machen es möglich. Dienste wie Alexa, die dann 
Sprachsteuerung erlauben kann man immer noch obenauf packen, aber die 
Grundfunktionen müssen vom Internet unabhängig sein.

So würde ich da die Prioritäten setzen.

von test (Gast)


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Karl K. schrieb:
> Hatten wir schon.

Mobile Daten anschalten und Siri um Rat fragen. Sie sagt dann "steh auf 
und geh zum Lichtschalter, dann geh zur Heizung und dreh sie auf". Und 
dann danke Siri das du nicht im dunklen erfrieren musstest, so wie die 
armen Leute im Mittelalter die keine Siri und keine Alexa hatten.

von H. (Gast)


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Sneef schrieb:
> H. schrieb:
>> Wieso hat noch keiner hier das Stichwort "VPN" eingebracht? Das ist doch
>> die de facto Methode für sicheren Zugang von außen zum eigenen Netz.
>> Übrigens für Fritzboxen sehr gut dokumentiert und unterstützt, z.B.
>> durch AVM-eigenen DynDNS Service.
>
> VPN funktioniert doch mit IPv6 nicht mehr wirklich. Damit ist VPN mehr
> oder weniger tot.

Verstehe ich nicht...
Bei meinem Telekom Anschluss ist mir IPv6 zugewiesen und ich nutze VPN 
per Fritzbox mehrere Male die Woche ohne Probleme (NAS und Homematic). 
Zugang meist per IPsec auf dem iPhone.
Zuvor hatte ich IPv4 in Benutzung, auch ohne das geringste Problem. 
Nicht einmal die Umstellung war auffällig. An IPv4 und IPv6 hatte ich 
eine FritzBox 7390, später umgestellt auf 7590.

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