Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fotoblitzgerät - Verkürzung des "Blitzimpulses"


von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


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Hi,

ich habe neulich ein paar Blitzgeräte erhalten, die auch über eine 
Funktion verfügen, mittels Fotodiode dafür zu sorgen, dass das Licht 
dosiert wird. Die Blitzdauer verkürzt sich enorm, wenn die Fotodiode das 
Blitzlicht sieht.

In einem moderneren Blitzgerät bleibt die Ladezeit des Elkos auch kurz, 
also wird wohl ein Bauteil die Stromzufuhr zur Blitzröhre trennen. Ich 
hatte mal gelesen, dass ein dicker Thyristor bei erreichen der 
Belichtungsdauer einfach den Elko kurzschließt, allerdings passt das 
dann nicht zur verkürzten Elko-Ladezeit zusammen.

Leider kann ich das Gerät nicht auseinander nehmen, weil ich keine 
Schrauben finde... Und ich will es nicht kaputt machen, habe einige 
Experimente noch damit vor.

In einem alten, defekten Metz Blitzgerät habe ich auch eine 
Zünd-funkenstrecke (ähnlich Gasableiter, jedoch mit HF-HV 
"Fremdzündung") gefunden.
Diese lässt sich jedoch nicht abschalten, wenn sie gezündet wurde. Das 
würde darauf hindeuten, dass in dem Metz Blitzgerät der Elko wohl 
kurzgeschlossen wird, um die Blitzdauer zu verkürzen.


Kann jemand mit mehr Ahnung als ich kurz erklären, wie das gemacht wird 
bzw. welche Bauteile üblicher Weise genutzt werden? Blitzröhren arbeiten 
mit 300-400V und Strömen im dreistelligen Bereich. Ein 0815 Transistor 
wird so was wohl nicht packen.

von g457 (Gast)


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> Ich hatte mal gelesen, dass ein dicker Thyristor bei erreichen der
> Belichtungsdauer einfach den Elko kurzschließt, allerdings passt das
> dann nicht zur verkürzten Elko-Ladezeit zusammen.

Früher hat man das so gemacht, ja. D.h. eigentlich hat man die 
Blitzröhre kurzgeschlossen, damit sie aus geht. Da man damals nur mit 
einem Thyristor solche Ströme schalten konnte war der Seiteneffekt, dass 
der Ladeelko mehr oder weniger komplett entladen wurde.

Vor ein paar Dekaden ist man auf die Idee gekommen, den Thyristor per 
Kondensator anzubinden, letzterer gerade so groß dass die Röhre aus 
geht. Sobald die Röhre aus und der 'Pufferkondensator' voll genug ist, 
sodass kein(tm) Strom mehr durch den Thyristor fließt, kann man jenen 
wieder abschalten und den noch restgeladenen Blitzelko wiederaufladen.

HTH

von Nautilus (Gast)


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mal in das Wikipedia "Blitzgerät" schauen.
Falls Google defekt, hier schauen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Blitzlicht

von g457 (Gast)


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Nachtrag: Als Alternative kann man auch den Einschaltthyristor wie 
beschrieben kurzschließen, damit man ihn ausschalten kann.
</ingrid>

von Ingo S. (Firma: privat) (nisus)


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Hallo
Ich habe Xenon-Blitzröhren hier.
Die Zündspannung liegt bei 2 - 3 kV
und die Brennspannung bei 180 Volt.

Wie genau technisch eine Blitzimpuls-verkürzung
realisiert ist, weiß ich nicht.
Aber da ein Lichtbogen ( abhängig von Länge,
Strom und Spannung ) genähert irgendetwas
bei einem Widerstandsäquivalent von 2 Ohm
besitzt, würde die Impulsdauer direkt von
der Kapazität des Kondensators abhängig sein.

Vermutlich wird gar nicht der Kondensator
kurzgeschlossen, sondern die Stromzufuhr zur
Röhre unterbrochen.

von hinz (Gast)


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g457 schrieb:
> Nachtrag: Als Alternative kann man auch den Einschaltthyristor wie
> beschrieben kurzschließen, damit man ihn ausschalten kann.

Und das hat man früher mittels Löschthyristor gemacht.

von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


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Danke für die Antworten, wieder was gelernt!

Echt interessant, dass man mittels einem kleinen Kondensator kurzzeitig 
die Spannung so weit runter ziehen kann, dass die Blitzröhre löscht.

Vermutlich hat die Zünd-Funkenstrecke im Metz-Blitzgerät auch nur 
mittels Kondensator die Röhre gelöscht. Ich kann mir kaum Vorstellen, 
dass das kleine Ding 50J verheizen kann. Naja, das Meiste wäre Wohl in 
dem Innenwiderstand des Elkos und der Leiterbahnen verheizt worden. Aber 
dennoch eine ganze Menge.

: Bearbeitet durch User
von Ekki L. (loesti)


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IncreasingVoltage .. schrieb:
> ich habe neulich ein paar Blitzgeräte erhalten, die auch über eine
> Funktion verfügen, mittels Fotodiode dafür zu sorgen, dass das Licht
> dosiert wird. Die Blitzdauer verkürzt sich enorm, wenn die Fotodiode das
> Blitzlicht sieht.

??? - TTL? - D.h. blitzen die zweimal pro Auslösung?

IncreasingVoltage .. schrieb:
> In einem moderneren Blitzgerät bleibt die Ladezeit des Elkos auch kurz,
> also wird wohl ein Bauteil die Stromzufuhr zur Blitzröhre trennen. Ich
> hatte mal gelesen, dass ein dicker Thyristor bei erreichen der
> Belichtungsdauer einfach den Elko kurzschließt, allerdings passt das
> dann nicht zur verkürzten Elko-Ladezeit zusammen.

Üblicherweise lädt man für kleine Energien den Blitzelko einfach 
geringer auf - das geht eben schneller. Nein, kurzgeschlossen wird 
sicherlich nicht, kein Thyristor fängt einfach mal so einige zig oder 
hunderte Joule. Auch bei TTL wird mindestens 50% der Energie schon für 
den Vorblitz umgesetzt.

IncreasingVoltage .. schrieb:
> Leider kann ich das Gerät nicht auseinander nehmen, weil ich keine
> Schrauben finde...

... gottlob, da wird sich der Hersteller vielleicht auch was dabei 
gedacht haben.

IncreasingVoltage .. schrieb:
> In einem alten, defekten Metz Blitzgerät habe ich auch eine
> Zünd-funkenstrecke (ähnlich Gasableiter, jedoch mit HF-HV
> "Fremdzündung") gefunden.

Die diente aber tatsächlich nur zur Zündung der Blitzröhre mittels 
Funkenabriss im Primärkreis der Zündspule.

IncreasingVoltage .. schrieb:
> Kann jemand mit mehr Ahnung als ich kurz erklären, wie das gemacht wird
> bzw. welche Bauteile üblicher Weise genutzt werden?

Zum verschalten verschiedener Elkopakete eignen sich billige 
Thyristoren, für TTL verwendet man IGBTs.

IncreasingVoltage .. schrieb:
> Blitzröhren arbeiten mit 300-400V und Strömen im dreistelligen Bereich.

Ja, manche aber auch mit der doppelten oder sogar dreifachen Spannung.

von nachtmix (Gast)


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Ingo S. schrieb:
> Vermutlich wird gar nicht der Kondensator
> kurzgeschlossen, sondern die Stromzufuhr zur
> Röhre unterbrochen.

Ja, mittlerweile gibt es speziell für diesen Zweck entwickelte IGBTs, 
die mit der Blitzröhre in Reihe liegen und vor der Zündung der 
Blitzröhre relativ gemütlich eingeschaltet werden.
Wenn der Blitz beendet werden soll, wird einfach die Ansteuerung für den 
IGBT kurzgeschlossen.
Schon vor etlichen Jahren hatte ich in einer kleinen Digitalkamera mal 
ein solches Exemplar gefunden, das im SOT-223 Gehäuse für Impulsströme 
von 170A geeignet war.

von my2ct (Gast)


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IncreasingVoltage .. schrieb:
> ich habe neulich ein paar Blitzgeräte erhalten, die auch über eine
> Funktion verfügen, mittels Fotodiode dafür zu sorgen, dass das Licht
> dosiert wird. Die Blitzdauer verkürzt sich enorm, wenn die Fotodiode das
> Blitzlicht sieht.

Wie stark die Blitzdauer verkürzt wird, hängt davon ab, wie weit das zu 
beleuchtende Objekt entfernt ist und welche Leitzahl beim Blitzgerät 
eingestellt ist. Das haben schon die "Computer"-Blitzgeräte vor 40 
Jahren gemacht.

g457 schrieb:
> Sobald die Röhre aus und der 'Pufferkondensator' voll genug ist,
> sodass kein(tm) Strom mehr durch den Thyristor fließt, kann man jenen
> wieder abschalten und den noch restgeladenen Blitzelko wiederaufladen.

Das braucht man gar nicht. Thyristoren schalten automatisch von selbst 
ab, sobald der Haltestrom unterschritten wird.

von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


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Ekki L. schrieb:
> Üblicherweise lädt man für kleine Energien den Blitzelko einfach
> geringer auf

Das Blitzgerät wird nicht wissen können, wie viel Energie im Elko sein 
muss, bevor es blitzt. Die Blitzdauersteuerung wertet dazu das beim 
blitzen reflektierte Licht aus und löscht dann die Röhre.

> Die diente aber tatsächlich nur zur Zündung der Blitzröhre mittels
> Funkenabriss im Primärkreis der Zündspule

Die Zündspule erzeugt nicht durch das zusammenbrechen des Magnetfelds 
die Spannung, sondern rein durch das Wicklungsverhältnis des Trafos und 
die Resonanz, die dann mit dem Parallelgeschalten des vorgeladenen 
Filmkondensators entsteht. Die RC-Schwingung kommt wohl auch gut 
Kapazitiv durch das Glas der Röhre, um das Gas zu ionisieren. Es wird ja 
rein Kapazitiv durch die leitfähige Beschichtung der Röhre gekoppelt.

von Blitzer (Gast)


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IncreasingVoltage .. schrieb:
> Das Blitzgerät wird nicht wissen können, wie viel Energie im Elko sein
> muss, bevor es blitzt

Teilweise durchaus: Blitzgeräte für"High speed Sync" geben sehr 
schnelle, sehr kurze Blitzpulse ab, während der Schlitzverschluß des 
Fotoapparats wandert.

von Ekki L. (loesti)


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IncreasingVoltage .. schrieb:
> Das Blitzgerät wird nicht wissen können, wie viel Energie im Elko sein
> muss, bevor es blitzt. Die Blitzdauersteuerung wertet dazu das beim
> blitzen reflektierte Licht aus und löscht dann die Röhre.

Aber das Blitzgerät kennt wohl Objektiv, Zoom, Blende und Sensitivität 
der photographierenden Kamera? Wir wissen zwar noch immer nicht was sie 
da haben, aber eine moderne automatische Belichtungssteuerung (also 
"TTL") läuft auf alle Fälle über den Kamerasensor und eine Funksteuerung 
zum Blitzgerät.

IncreasingVoltage .. schrieb:
> Die Zündspule erzeugt nicht durch das zusammenbrechen des Magnetfelds
> die Spannung, sondern rein durch das Wicklungsverhältnis des Trafos und
> die Resonanz, die dann mit dem Parallelgeschalten des vorgeladenen
> Filmkondensators entsteht. Die RC-Schwingung kommt wohl auch gut
> Kapazitiv durch das Glas der Röhre, um das Gas zu ionisieren. Es wird ja
> rein Kapazitiv durch die leitfähige Beschichtung der Röhre gekoppelt.

... woran sie gerne glauben dürfen wenn sie gerne möchten...

von John Trafolta (Gast)


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von Ekki L. (loesti)


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@Blitzer:
Die ganzen "Sync"-Verfahren der verschiedenen Hersteller beruhen auf 
einer Umkehrung des Belichtungsprinzips. Bei üblicher Blitzbelichtung 
wird während einer längeren Öffnung des Verschlusses mit einem kurzer 
Blitzimpuls von wenigen Millisekunden belichtet. Beim "Sync"-Verfahren 
verwendet man einen deutlich längeren Blitzimpuls und der Verschluss der 
Kamera wird erst während des Blitzes auf dessen Maximum kurz geöffnet 
bzw. durchgefahren. D.h. kurze Blitzdauer für längere Belichtung - lange 
Blitzdauer für sehr kurze Belichtungen. Konsequenz ist, daß man bei 
Verwendung von "Sync"-Belichtung deutlich höhere Blitzenergien benötigt, 
da nur ein kleiner Teil davon vom Sensor aufgenommen wird.

: Bearbeitet durch User
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