Forum: Haus & Smart Home FI-Schutzschalter als Sicherung "missbrauchen"


von Christijan (Gast)


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Jaja, ich weiß dass ich gleich gesteinigt werde, trotzdem die Frage: Ist 
es denkbar eine sehr kleine Last abzusichern indem man einen 
FI-Schutzschalter missbraucht? Wenn man z.B. einen Verbraucher mit 10 mA 
Strom an 230 V hat, könnte man doch theoretisch diesen so hinter einen 
ansonsten nicht genutzten 30 mA FI schalten, dass man ihn statt zwischen 
L und N, zwischen L und PE schaltet. Rein logisch müsste der Verbraucher 
dann ja immer ganz normal laufen, bis zu dem Moment wenn die 30 mA 
überschritten werden und dann sicher abgeschaltet werden, oder? Ein 16 A 
Leitungsschutzschalter wäre mir für einen 10 mA Verbraucher etwas zu 
groß, ein 6 A Automat unverhältnismäßig teuer und immer noch zu groß, 
einen Schmelzsicherungshalter für eine Glasrohrsicherung kenne ich 
gerade nicht und ein FI fliegt eh noch ungenutzt hier rum...

: Verschoben durch User
von Missbrauch (Gast)


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Wird bestraft!

von nun ja... (Gast)


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Verbraucher nicht an PE sondern ganz normal an N. N verkehrt herum durch 
FI führen. So würde es funktionieren. Grosses aber: Jede fremde 
Elektrofachkraft würde von einer vorschriftsmässigen Verdrahtung 
ausgehen.

von Bastler (Gast)


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nun ja... schrieb:
> Verbraucher nicht an PE sondern ganz normal an N. N verkehrt herum durch
> FI führen.

Das ist quasi eine "Verstärkung" von 2.

Man kann den N auch einfach nicht auf den FI auflegen.
Dann hat man eine "Verstärkung" von 1.

Auf irgend einem Breadboard kann man das basteln.
Aber im Unterverteiler????

nun ja... schrieb:
> Jede fremde
> Elektrofachkraft würde von einer vorschriftsmässigen Verdrahtung
> ausgehen.

Also auf Deine eigene Gefahr.

von Andrew T. (marsufant)


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Christijan schrieb:
> Ist
> es denkbar eine sehr kleine Last abzusichern indem man einen
> FI-Schutzschalter missbraucht? Wenn man z.B. einen Verbraucher mit 10 mA
> Strom an 230 V hat, könnte man doch theoretisch diesen so hinter einen
> ansonsten nicht genutzten 30 mA FI schalten, dass man ihn statt zwischen
> L und N, zwischen L und PE schaltet.

Praktisch hat man das so gemacht, das man einen    eigenen     30mA RCD 
so beschaltet hat, das der Verbraucher zwischen L nach dem RCD und an N 
vor dem RCD beschaltet wurde.
So vorgefuden in vde0104 Prüftafel aus den 1980ern.

Zwischen L und PE wie Du es beschreibst: Technisch funktioniert das, 
aber ist sicher nicht konform. also: No way :-)

>  Rein logisch müsste der Verbraucher
> dann ja immer ganz normal laufen, bis zu dem Moment wenn die 30 mA
> überschritten werden und dann sicher abgeschaltet werden, oder?


ja, s.o.

>  Ein 16 A
> Leitungsschutzschalter wäre mir für einen 10 mA Verbraucher etwas zu
> groß, ein 6 A Automat unverhältnismäßig teuer und immer noch zu groß,
> einen Schmelzsicherungshalter für eine Glasrohrsicherung kenne ich
> gerade nicht

Dieser Sicherungshalter für z.B. 5x20mm Sicherung gibt es aber in allen 
nützlichen Versionen (z.B. Einbau für Front/Rückwandmontage, für PCB, 
für Hutschienenmontage),
und sowas wäre die richtige Wahl.
Ist zudem platzmäßig VIEL kleiner als ein RCD.

Wenn es statt Schmelzsicherung dann noch wiedereinschaltbar sein soll: 
Gibt es auch als Automat, z.B. von E-T-A als Version ab 100mA.

von Christian B. (luckyfu)


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Es gibt Sicherungshalter für die Hutschiene für Glassicherungen (die 
5x20mm). Allerdings sind die, welche ich kenne, so geformt, daß sie 
nicht unter die UV-Abdeckungen passen. Evtl solltest du in diese 
Richtung mal suchen.

Was hindert dich eigentlich daran, die Sicherung ins Gerät selbst 
einzubauen? Der LSS soll nicht dein Gerät schützen sondern die Leitung 
zu deinem Gerät. Geräte, welche den Strom nicht tragen können, welcher 
die Sicherung auslösen würde müssen über geeignete Eingangssicherungen 
verfügen.

von Karl B. (gustav)


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Hi,
die Auslösecharakteristik von üblichen LS ist doch ganz anders.
Die haben zumindest zwei unabhängige Systeme drin:
Einmal das Bimetall zur thermischen Auslösung bei Überstrom über den im 
Datenblatt definierten Zeitraum mit träger Auslösecharakteristik.
Und dann das Kurzschluss-Solenoid, was als Norbremse "sofort" ansprechen 
muss.
Der FI hat nur diese "Notbremse", die muss innerhalb kürzester Zeit
auslösen.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/31/Strom-zeit-diagramm_AC_RCD.png/330px-Strom-zeit-diagramm_AC_RCD.png

ciao
gustav

von Sebastian Rietig (Gast)


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Oh. Und ein 30mA-RCD schaltet übrigens nicht bei genau 30mA.

von Ernstl (Gast)


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Nein. Zum einen sind die 30mA der maximale Fehlerstrom, der FI darf aber 
schon eher abschalten. Zum Anderen ist der FI ohne LS nicht gegen hohe 
Kurzschlussströme geschützt. Und zum Dritten ist es grober Pfusch.

Einen B1 Automat bekommst Du für ein paar Eur bei Amazon, und sicher 
auch bei Conrad oder TME.

von Arno (Gast)


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Christijan schrieb:
> Jaja, ich weiß dass ich gleich gesteinigt werde, trotzdem die
> Frage: Ist
> es denkbar eine sehr kleine Last abzusichern indem man einen
> FI-Schutzschalter missbraucht? Wenn man z.B. einen Verbraucher mit 10 mA
> Strom an 230 V hat, könnte man doch theoretisch diesen so hinter einen
> ansonsten nicht genutzten 30 mA FI schalten, dass man ihn statt zwischen
> L und N, zwischen L und PE schaltet. Rein logisch müsste der Verbraucher
> dann ja immer ganz normal laufen, bis zu dem Moment wenn die 30 mA
> überschritten werden und dann sicher abgeschaltet werden, oder?

Bei 30mA wird sicher abgeschaltet. Vielleicht aber auch schon bei 12mA: 
https://www.lowvoltage.siemens.com/infocenter/doc/Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen---Technik-Fibel-_6851.pdf

Aber wie schon angesprochen besser nicht zwischen L und PE schalten, 
sondern nur L durch den FI führen, N daran vorbei.

Ganz ehrlich: Lieber eine richtig dimensionierte Feinsicherung.

MfG, Arno

von MaWin (Gast)


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Sebastian Rietig schrieb:
> Oh. Und ein 30mA-RCD schaltet übrigens nicht bei genau 30mA.

Eine 16A Sicherung LSS ach nicht bei genau 16A.

Aber beide innerhalb ihrer Characteristik.

von MaWin (Gast)


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Ernstl schrieb:
> Zum Anderen ist der FI ohne LS nicht gegen hohe Kurzschlussströme geschützt

Doch, natürlich, in der Schaltung in der Christijan ihn verwenden will, 
schützt er sich selbst und er hält 6000A (oder 10000A) aus, sonst wäre 
er als FI nicht brauchbar (es hat ja seinen Grund, warum er baulich so 
gross ist).

von Ernstl (Gast)


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MaWin schrieb:
> und er hält 6000A (oder 10000A) aus

Natürlich "hält" er die nicht aus. Er hat ein Abschaltvermögen von 6 
oder 10kA, aber "aushalten" kann er die 25 oder 40A, für die er 
spezifiziert ist.

Der Unterschied sollte Dir eigentlich bekannt sein.

von Karl B. (gustav)


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MaWin schrieb:
> Doch, natürlich, in der Schaltung in der Christijan ihn verwenden will,
> schützt er sich selbst und er hält 6000A (oder 10000A) aus, sonst wäre
> er als FI nicht brauchbar (es hat ja seinen Grund, warum er baulich so
> gross ist).

Ist schon richtig, es fehlen aber die Funkenlöschkammernbleche wie bei 
einem LS.
Jedenfalls bei dem FI, den ich auseinandergenommen habe.

ciao
gustav

von Jemand (Gast)


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Ernstl schrieb:
> Er hat ein Abschaltvermögen von 6
> oder 10kA

In der Regel haben die das eben nicht!

von Christian B. (luckyfu)


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Das Abschaltvermögen steht drauf. Das ist der Nennstrom. Die 
Installation muss sicherstellen, daß dieser nicht überschritten wird. 
Das kann durch Nachfolgende oder vorgeschaltene Sicherungen erfolgen. 
Der FI hat die Stromtragfähigkeit für die 6kA damit nachfolgende 
Sicherungen ihren Abschaltstrom erreichen, er selbst kann diesen Strom 
aber nicht trennen. Er ist ja auch nicht zur Leitungssicherung gedacht, 
muss somit also nur den Nennstrom trennen.

von hinz (Gast)


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Jemand schrieb:
> Ernstl schrieb:
>> Er hat ein Abschaltvermögen von 6
>> oder 10kA
>
> In der Regel haben die das eben nicht!

man Eigenkurzschlussfestigkeit

von Jürgen von der Müllkippe (Gast)


Angehängte Dateien:

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Wenn Christijan den FI-Schutzschalter in ein Extragehäuse verbaut, wo 
der Hauselektriker keinen Zugriff hat, dann ist da nichts Verbotenes 
dran. Der vorgeschriebene Leitungsschutzschalter sollte aber weiterhin 
davorgeschaltet bleiben!

von Andrew T. (marsufant)


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MaWin schrieb:
> Doch, natürlich, in der Schaltung in der Christijan ihn verwenden will,
> schützt er sich selbst

Falsch.

von Andrew T. (marsufant)


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Jürgen von der Müllkippe schrieb:
> Wenn Christijan den FI-Schutzschalter in ein Extragehäuse verbaut,
> wo
> der Hauselektriker keinen Zugriff hat, dann ist da nichts Verbotenes
> dran. Der vorgeschriebene Leitungsschutzschalter sollte aber weiterhin
> davorgeschaltet bleiben!

WENN er ein Extragehäuse verbaut,
kann er auch einen handelsüblichen Sicherungshalter für 5x20 mm Glasrohr 
verbauen.
Oder er kann sich einen 5x20mm Sicherungshalter für Hutschienenmontage 
holen
Oder einen E-T-a Automaten
Oder ....
Oder.....


Er hat aber gefragt ob er a bisserl murksen darf, und ob die 
Forumsgemeinde ihm dazu den Segen gibt.


SCNR.

von Bernd (Gast)


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von Oliver P. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Sebastian Rietig schrieb:
>> Oh. Und ein 30mA-RCD schaltet übrigens nicht bei genau 30mA.
>
> Eine 16A Sicherung LSS ach nicht bei genau 16A.
>
> Aber beide innerhalb ihrer Characteristik.

Richtig, ein RCD darf soweit ich weiß (gebe keine Garantie) erst nach 
dem halben Fehlerstrom auslösen, also ab 15mA. Vorher nicht.

von Oliver P. (Gast)


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Christian B. schrieb:
> Das Abschaltvermögen steht drauf. Das ist der Nennstrom.

Nein. Beim normalen Hager CDA440D steht folgendes im Datenblatt:

> Ausschaltvermögen    6000A
> Stoßstromfestigkeit   250A

siehe "Technischer Anhang"

https://www.hager.de/modulargeraete/fehlerstromschutzschalter/fi-schutzschalter-6-ka-typ-a/cda440d/932968.htm#Downloads

Wie sonst könnte man gewährleisten das der RCCB sicher auslöst? Bei 
einem Fehlerstrom gegen Erde von sagen wir 70A kommt noch nicht 
unbedingt ein Automat. Erst recht nicht, wenn ich eine CEE32A Steckdose 
mit RCCB und K32-Automat schütze. Dann kann schnell ein großer 
Fehlerstrom gegen Erde auftreten. Dieser könnte dann nicht vom RCCB 
getrennt werden?

Also, ein RCCB muss auch die 6kA des nachfolgenden Automaten schalten 
können. Anders geht es nicht. Auch löst ein RCCB bei einem satten 
Erdschluss vermutlich schneller aus (meist so 50-100ms) als ein Automat. 
Und da haben wir eben wieder einen hohen Kurzschlussstrom, der auch vom 
RCCB abgeschaltet werden muss!

von hinz (Gast)


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Oliver P. schrieb:
> Auch löst ein RCCB bei einem satten
> Erdschluss vermutlich schneller aus (meist so 50-100ms) als ein Automat.

Das Gegenteil ist der Fall.

von TD (Gast)


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Christijan schrieb:
> es denkbar eine sehr kleine Last abzusichern indem man einen
> FI-Schutzschalter missbraucht?

Wogegen absichern?


Christijan schrieb:
> Leitungsschutzschalter wäre mir für einen 10 mA Verbraucher etwas zu
> groß,

Der soll ja auch - wie der Name schon sagt - die Leitung absichern.

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