Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Titanstange Stopper


von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

ich überlege meiner Tochter als Ersatz für ihren sehr schweren 
Cello-Stachel eine Titanstange zu geben. Ich habe welche rumliegen, die 
von Länge und Durchmesser genau passen. Eine Spitze würde ich einfach 
Feilen (geht das?) kleine Geduldübung, aber kein Drama, denke ich, wobei 
ich noch nie Titan gefeilt habe.

Die Frage: Unten, da wo die Spitze hinkommt muss der Durchmesser 
vergrößert werden, damit die Stange unter keinen Umständen in das Cello 
rutschen kann, das wäre absolut fatal.

Die Stange hat einen Durchmesser von 8mm eine Verbreiterung auf 10mm 
wäre mehr als ausreichend. Sollte halt optisch eher nett aussehen. Ich 
habe einfach keine Idee. Einen Draht drumwickeln und festkleben würde 
gehen, würde aber Kacke aussehen.

Vielen Dank für jede Idee und herzliche Grüße

 Timm

von Wolfgang (Gast)


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Timm R. schrieb:
> Eine Spitze würde ich einfach Feilen (geht das?) kleine Geduldübung,
> aber kein Drama, denke ich, wobei ich noch nie Titan gefeilt habe.

Titan zu feilen, ist nicht schlimmer als ein guter Edelstahl ;-)

Muss die Verbreiterung verschiebbar sein oder hat der Stachel eine feste 
Länge?

Aluring aufschrumpfen?

von Martin (Gast)


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Vom Fräsen sagt man, man braucht einfach scharfe Werkzeuge (HSS, kein 
HM) und dann ist Titan es kein Problem. Habs aber selber nie probiert.

Dort wo die Verdickung hinsoll hohlbohren und mit einem Dorn aufweiten?

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

nein, darf nicht verschiebbar sein.

Wo würde ich denn einen passenden Aluring herbekommen?

Viele liebe Grüße
timm

von Julian Baugatz (Gast)


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Klemmring, 8mm ?

von Julian Baugatz (Gast)


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von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Timm R. schrieb:
> sehr schweren Cello-Stachel

was wiegt der denn?

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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von butsu (Gast)


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Titan ist nicht gleich Titan. Ti6Al4V (=Grade 5) ist unheimlich zäh und 
schlecht zu bearbeiten. Reintitan (z.B. Grade 2) geht dagegen sehr 
leicht zu feilen.

von Sebastian Rietig (Gast)


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Stahl hat ~8g/cm³.
Titan hat ~4.5g/cm³.

Bei 8x520mm Stachel sind das 200g Stahl oder 120g Titan.

Wäre es gewichtstechnisch dann nicht sinnvoller, den Zwergen-Kontrabass 
gegen eine Geige einzutauschen?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Timm R. schrieb:
> ich überlege meiner Tochter als Ersatz für ihren sehr schweren
> Cello-Stachel eine Titanstange zu geben. Ich habe welche rumliegen, die
> von Länge und Durchmesser genau passen. Eine Spitze würde ich einfach
> Feilen

Das hört sich nach einer massiven Stange an. Wenn der bisherige Stachel
aus Stahlrohr (also hohl) ist, wird der neue Stachel eher schwerer.

Beim Umbau, bei dem du ja alle Saiten entspannen musst, um den alten
Stachel samt Birne aus dem Korpus zu nehmen, gehst du zudem das (wenn
auch relativ geringe) Risiko ein, dass dabei der Stimmstock verrutscht
oder gar umfällt, was einen Gang zum Geigenbauer zur Folge hätte.

Ich kann gut nachvollziehen, dass du deine herumliegenden Titanstangen
für irgendetwas Sinnvolles einsetzen möchtest (mir ginge es vermutlich
ähnlich). Aber im konkreten Fall würde ich das eher sein lassen.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo Yalu,

bezahlbare Stachel sind massiv. Die Birne braucht nicht ausgetauscht 
werden, wozu? Der bestehende Stachel ist ein 55cm langer massiver 
Stahlstab mit 8mm Durchmesser.

Viele liebe Grüße
Timm

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Timm R. schrieb:
> Der bestehende Stachel ist ein 55cm langer massiver Stahlstab mit 8mm
> Durchmesser.

Und wiegt also etwas über 200 Gramm, wie Sebastian schon ausgerechnet 
hat.

Ein durchschnittliches Cello wiegt zwischen 8 und 10 kg.

Auch wenn das ein Kindercello ist, wird das Gewicht bei mehreren 
Kilogramm liegen. Da eine Gewichtreduktion um vielleicht 150 Gramm zu 
erzielen, ist ... irgendwie vergleichbar mit den Spinnern, die bei ihrem 
Rennrad die Bremsgriffe perforieren, um ein paar Gramm Gewicht 
"einzusparen".

Deiner Tochter jedenfalls dürfte mit dem Projekt, so nett es auch 
gemeint ist, nicht geholfen sein.

Was Du verbessern kannst, sind die Polster der Tragegurte der Tasche, 
bzw. die Anbringung der Tragegurte an der Tasche. So etwas wird ja wie 
ein Rucksack getragen, und wenn die Gurte falsch sitzen und schlecht 
gepolstert sind, ist das eine Tortur.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Timm R. schrieb:
> bezahlbare Stachel sind massiv.

Bei meinem nicht sehr teuren Instrument ist er hohl. Warum sollte ein
Rohr viel teurer sein als eine massive Stange?

> Die Birne braucht nicht ausgetauscht werden, wozu?

Ausgetauscht werden muss sie nicht. Aber du musst ja irgendwie an das
obere Ende des Stachels herankommen, um den Stift/Ring zu entfernen, der
dafür sorgt, dass der Stachel komplett herausgezogen werden kann.

> Der bestehende Stachel ist ein 55cm langer massiver Stahlstab mit 8mm
> Durchmesser.

Ok, dann kannst du tatsächlich knapp 100g einsparen.

Rufus Τ. F. schrieb:
> Ein durchschnittliches Cello wiegt zwischen 8 und 10 kg.

Eher so 3 bis 3,5kg, Kinderinstrumente sind noch leichter. Ok, wenn es
um das Transportgewicht geht, kommen natürlich noch Tasche/Koffer und
Zubehör dazu.

> Auch wenn das ein Kindercello ist, wird das Gewicht bei mehreren
> Kilogramm liegen. Da eine Gewichtreduktion um vielleicht 150 Gramm zu
> erzielen, ist ... irgendwie vergleichbar mit den Spinnern, die bei ihrem
> Rennrad die Bremsgriffe perforieren, um ein paar Gramm Gewicht
> "einzusparen".

Ich glaube, Timm geht es weniger um das Transportgewicht, sondern um die
schwingende Masse des Stachels, die nach Ansicht vieler Musiker einen
Einfluss auf die Übertragung von Schwingungen auf den Boden hat. Wenn
das Mädel also als Solistin vor großem Publikum auf einem Holzpodest
spielt, kann es sein, dass das Instrument durch den leichteren Stachel
etwas lauter und voller klingt.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo Yalu,

Yalu X. schrieb:

> Ausgetauscht werden muss sie nicht. Aber du musst ja irgendwie an das
> obere Ende des Stachels herankommen, um den Stift/Ring zu entfernen, der
> dafür sorgt, dass der Stachel komplett herausgezogen werden kann.

ahh! Ok, sorry, so einen Ring gibt es im vorliegenden Fall nicht. Man 
kann den Stachel einfach rausnehmen.

> Rufus Τ. F. schrieb:
>> Ein durchschnittliches Cello wiegt zwischen 8 und 10 kg.
>
> Eher so 3 bis 3,5kg, Kinderinstrumente sind noch leichter.

Es ist ein 8/8 Cello und wiegt meiner Meinung nach inkl. Stachel 2,9 kg.
Wie man auf 10kg kommt? Vielleicht eher bei einem Kontrabass?

> Ich glaube, Timm geht es weniger um das Transportgewicht, sondern um die
> schwingende Masse des Stachels, die nach Ansicht vieler Musiker einen
> Einfluss auf die Übertragung von Schwingungen auf den Boden hat. Wenn
> das Mädel also als Solistin vor großem Publikum auf einem Holzpodest
> spielt, kann es sein, dass das Instrument durch den leichteren Stachel
> etwas lauter und voller klingt.

Check.

vlg
 Timm

von Walter T. (nicolas)


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Yalu X. schrieb:
> Ich glaube, Timm geht es weniger um das Transportgewicht, sondern um die
> schwingende Masse des Stachels, die nach Ansicht vieler Musiker einen
> Einfluss auf die Übertragung von Schwingungen auf den Boden hat. Wenn
> das Mädel also als Solistin vor großem Publikum auf einem Holzpodest
> spielt, kann es sein, dass das Instrument durch den leichteren Stachel
> etwas lauter und voller klingt.

Dann müßte der Stachel aber nicht auf gleichen Durchmesser, sondern auf 
gleiche Steifigkeit ausgelegt werden, d.h. die Titanstange müßte bei 
Massivmaterial einen Durchmesser von 9,6mm haben und wöge dann noch 80% 
des Stahlstachels.

von Karl (Gast)


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Timm R. schrieb:
> Unten, da wo die Spitze hinkommt muss der Durchmesser
> vergrößert werden

Hier machen die das offenbar so, dass sie ein Titanrohr mit 
eingeschraubter gedrehter Spitze verwenden. Die Spitze kann dabei auch 
aus Alu sein.

https://www.paganino.de/zubehoer/violoncello/cellostachel/artino-titan-cellostachel.html

Yalu X. schrieb:
> sondern um die
> schwingende Masse des Stachels, die nach Ansicht vieler Musiker einen
> Einfluss auf die Übertragung von Schwingungen auf den Boden hat

Haha, ja, denen kann man offenbar genauso Scheiss verkaufen wie den 
Audiophilisten. Könnte sogar eine überschneidende Zielgruppe sein.

"Der BENDER Titanrohr-Stachel ... Beiden Versionen gemein ist der 
besondere Titan-Klang, der aus unserer Erfahrung Brillianz und 
Durchsetzungskraft bietet ... Dadurch verbessert sich die 
Resonanzweiterleitung innerhalb des Instruments, was zu einem 
energiereicheren Klang führt."

Und nicht vergessen, das Instrument mit Klanglack einzupinseln.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Karl schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> sondern um die
>> schwingende Masse des Stachels, die nach Ansicht vieler Musiker einen
>> Einfluss auf die Übertragung von Schwingungen auf den Boden hat
>
> Haha, ja, denen kann man offenbar genauso Scheiss verkaufen wie den
> Audiophilisten.

Deswegen schrieb ich ja "nach Ansicht vieler Musiker" ;-)

> Könnte sogar eine überschneidende Zielgruppe sein.

Auf jeden Fall.

Während aber vieles von dem Audiophiliezubehör völliger Unfug ist (man
denke bspw. an vergoldete und sauerstofffreie Digitalkabel), gibt es für
das meiste, was ich an "Instrumenten-Tuning" so kenne, zumindest eine
theoretische Erklärung für eine Verbesserung. So ist es durchaus
plausibel, dass eine Verringerung schwingender Massen zu einer Anhebung
höherer Frequenzanteile führt.

Ob die Klangverbesserung durch einen 100g leichteren Cellostachel, der
ja nicht einmal im direkten "Signalweg" liegt, tatsächlich hörbar ist,
ist wieder eine andere Frage. Ich kann mir vorstellen, dass ein
geschultes Ohr in dem in meinem letzten Beitrag beschriebenen Szenario
(Cellist spielt im Konzertsaal auf mitschwingendem Holzpodest) einen
Unterschied hören kann. Zu Hause auf Betonboden mit Fliesen- oder
Teppichbelag und mit Gummipuffer oder Parkettschoner zwischen
Stachelspitze und Boden wird der Unterschied kaum objektiv nachweisbar
sein.

Karl schrieb:
> Und nicht vergessen, das Instrument mit Klanglack einzupinseln.

Gerüchten zufolge hat Antonio Stradivari in seinen Geigenlack etwas
Jungfrauenurin gerührt, was zum überragenden Klang seiner Instrumente
führte :)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Yalu X. schrieb:
> Zu Hause auf Betonboden mit Fliesen- oder
> Teppichbelag und mit Gummipuffer oder Parkettschoner zwischen
> Stachelspitze und Boden wird der Unterschied kaum objektiv nachweisbar
> sein.

Das ist dasselbe wie auf 1°C exakt temperierte Klavierinnenräume inkl. 
Befeuchtung. Physikalisch sicherlich ein messbar längeres Halten der 
Stimmung, aber für das Holz aber langfristig eine Katastrophe 
(innen/außen)

> Karl schrieb:
>> Und nicht vergessen, das Instrument mit Klanglack einzupinseln.
>
> Gerüchten zufolge hat Antonio Stradivari in seinen Geigenlack etwas
> Jungfrauenurin gerührt, was zum überragenden Klang seiner Instrumente
> führte :)

Ich hab doch tatsächlich zuerst "Arduino Stradivari" gelesen <:-}

von Karl (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Gerüchten zufolge hat Antonio Stradivari in seinen Geigenlack etwas
> Jungfrauenurin gerührt, was zum überragenden Klang seiner Instrumente
> führte

Gerüchten zufolge klingen die Stradivari im Vergleich zu guten modernen 
Instrumenten gar nicht mal so gut.

Ach ne, ist ja gar kein Gerücht: 
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/stradivari-legendaere-geigen-klingen-schlechter-als-moderne-violinen-a-1146765.html

von KW (Gast)


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Allen, die hier polemisieren bitte ich in Zukunft auch beim Aufbau von 
Schwingkreisen nicht mehr so genau auf die Bauteile zu achten. Wird ja 
wohl bei schwingenden Systemen völlig überbewertet...

Zum Thema nur so als Idee:
Du könntest ein Gewinde auf die Titanstange schneiden und
a. die Spitze aus Material mit entsprechend grösserem Durchmesser und 
Innengewinde fertigen
oder b.
eine Langmutter aufschrauben und die Spitze auf der anderen Seite der 
Mutter einschrauben.

K.

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