Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Elektrotechnik - Mathematische Vertiefung


von Sebastian G. (hdcrafty)


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Hallo,

ich fange in 3 Wochen meine Elektrotechnikstudium an einer Universität 
an und habe dort Wahlmöglichkeiten bezüglich zwei Mathematikschienen.
Zum einen klassische Höhere Mathematik I-IV Vorlesungen im Umfang von 27 
LP oder die Vorlesungen für Physiker und Mathematiker Analysis I-III und 
Lineare Algebra I im Umfang von 36 LP.

Mal abseits von der wohl "einfacheren" ersten Variante oder 
Studi-Taktischem Vorgehen. Gibt es eine fachliche Begründung für die 
mathematischere Variante ?

Die Begründung der Universität lautete, dass die Variante 2 etwas für 
Leute wäre, die eine Karriere in der Wissenschaft anstreben wollen oder 
für diejenigen die in die mathematischeren Bereiche der E-Technik gehen 
wollen, respektive Regelungstechnik, Kybernetik, Systemtheorie und so 
Zeug.

Was haltet ihr davon ?

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Ohne eine detailliertere Aufstellung der genauen Inhalte lässt sich da 
wenig sagen. Wahrscheinlich sind das nicht wirklich unterschiedliche 
Schienen, sondern das eine dürfte mehr sein, als das andere. Meinem 
Gefühl nach würde ich das "mehr" ansteuern. Man kann nie genug Mathe 
verstanden haben. Je klüger der Algorithmus, desto einfacher die 
Implementierung :-)

von Walter K. (walter_k488)


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Sebastian G. schrieb:
> und
> Lineare Algebra I im Umfang von 36 LP.

da kann ich aber nur hoffen, dass damit eine Vertiefung der Linearen 
Algebra gemeint ist - oder kann man heute schon Mathe ab der 7. oder 8. 
Klasse abwählen?  - und dann E-Technik studieren ;-)

von Al3ko -. (al3ko)


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Kommt ganz darauf an, wo du dich in Zukunft siehst. Kannst du aber jetzt 
noch nicht.
Beide Varianten sind vollkommen in Ordnung.

Meine Empfehlung:
Sofern du der Mathematik nicht zu sehr abgeneigt bist, nimm die 36LP 
Variante. Schaden kann es jedenfalls nicht. Und wenn es nicht dein Ding 
ist, kannst du vielleicht die anderen Kurse so legen, dass du wieder bei 
27LP ankommst.

Gruß,

von Mac G. (macgyver0815)


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Mathe für Mathematiker ist soweit ich weiss viel "Beweislastiger".
Das liegt nicht jedem. Es mag zwar interessant sein, aber in Prüfungen 
bei denen es auf die Note ankommt (B.Sc., kein Vordiplom) unter 
Zeitdruck etwas formal zu Beweisen würde ich nicht machen wollen...

von Sebastian G. (hdcrafty)


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Jürgen S. schrieb:
> Ohne eine detailliertere Aufstellung der genauen Inhalte lässt sich da
> wenig sagen. Wahrscheinlich sind das nicht wirklich unterschiedliche
> Schienen, sondern das eine dürfte mehr sein, als das andere. Meinem
> Gefühl nach würde ich das "mehr" ansteuern. Man kann nie genug Mathe
> verstanden haben. Je klüger der Algorithmus, desto einfacher die
> Implementierung :-)

Unten ist die Aufstellung, die Themengebiete sind ähnlich, jedoch habe 
ich mir die Klausuren und Übungen angeschaut und deutliche Unterschiede 
festgestellt. Während in den HM-Klausuren 100% gerechnet wird, wird bei 
den anderen Vorlesungen zu 40-60% bewiesen und gezeigt.

Leider steht bei der HM Vorlesung im Modulhandbuch kaum etwas. Nur:

HM I/II

1. Grundlagen der Mathematik
2. Lineare Algebra
3. Analysis in einer und mehreren Variablen

HM III/IV

1. Differentialgleichungen
2. Vektoranalysis
3. Elementare Grundlagen der komplexen Analysis

Zu den andere Vorlesungen findet sich mehr:

Analysis I:

1. Aussagenlogik und Mengenlehre
2. Konvergenz
3. Stetige Funktionen
4. Ableitung: Der Begriff der Ableitung und die geometrische
   Interpretation, Ableitungsregeln. Satz von Rolle, der Mittelwertsatz
   und die Regel von de l´Hospital. Ableitungen höherer Ordnung und
   Leibnizsche Regel. Taylorsche Formel mit Lagrange Restglied.
5. Elementare Funktionen: Polynome und rationale Funktionen,
   Exponentialfunktion und Logarithmus. Trigonometrische und 
Hyperbolische
   Funktionen.

Analysis II:

1. Integralrechnung:  Definition des Integrals, Hauptsatz der
   Differential- und Integralrechnung, Integration durch Substitution
   und partielle Integration, Integration rationaler Funktionen.
   Funktionenfolgen: Gleichmäßige Konvergenz,
   Vertauschungssätze, Potenzreihen, Integrale mit Parametern.
2. Topologie des R^n.
3. Differentialrechnung in R^n. Satz von Schwarz, Jacobi Matrix.

Analysis III:

1. Fortsetzung der Differentialrechnung mehrerer Veränderlicher:
   Untermannigfaltigkeiten des Rn; Satz über implizite Funktionen;
   Extrema unter Nebenbedingungen; mehrdimensionale Integration
   über Normalbereiche.
2. Vektoranalysis: Mannigfaltigkeiten; Differentialformen; Kurven- und
   Oberflächenintegrale; Integralsätze von Gauss und Stokes (in R^2,
   R^3 und R^n)
3. Differentialgleichungen: Grundbegriffe; elementar lösbare
   Differentialgleichungen; Sätze von Peano und Picard-Lindelöf;
   Systeme von Differentialgleichungen; Fundamentalssysteme;
   Anwendungen.

Lineare Algebra I:

1.  Aussagenlogik, Beweismethoden, Mengen, Relationen und
    Abbildungen
2.  Matrizenrechnung, lineare Gleichungssysteme, Gauss
    Algorithmus
3.  Algebraische Grundstrukturen, Vektorräume, lineare
    Unabhängigkeit, Erzeugendensysteme, Basen, lineare
    Abbildungen, Dimensionsformeln
4.  Geometrische Beispiele in Ebene und Raum
5.  Determinante, Eigenwerte, Eigenvektoren

von Achim S. (Gast)


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In meinem Studium damals gab es vergleichbare Wahlmöglichkeiten. Dabei 
galt:

Analysis und Lineare Algebra sind sind die Einstiegsvorlesungen für 
Mathematikstudenten. Gelehrt wird für Mathematiker, Physiker und 
Ingenieure können dort mitmachen. Wenn du gerne in mathematischer 
Denkweise geschult werden willst, Lehrsätze vor und rückwärts beweisen 
können willst und möglichst viele Lemmata kennen lernen willst, dann ist 
das eindeutig der richtige Einstieg.

Höhere Mathematik dagegen ist zusammengestellt und gelehrt nach dem 
Gesichtspunkt, was ein Ingenieur an mathematischen Erkenntnissen und 
Hilfmitteln brauchen könnte. Imho immer noch mathematisch genug, aber 
ausgerichtet auf die Anwendung in deinem Hauptfach (Elektrotechnik).

Walter K. schrieb:
> da kann ich aber nur hoffen, dass damit eine Vertiefung der Linearen
> Algebra gemeint ist - oder kann man heute schon Mathe ab der 7. oder 8.
> Klasse abwählen?

Da mach dir mal keine Sorgen: mit dem Schulniveau von Mathematik hat das 
gar nichts zu tun. Auch mit Mathe Leistungskurs raucht dir von der 
ersten Vorlesung an der Kopf.

von egonotto (Gast)


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Hallo,

ich vermute folgendes:

In Höhere Mathematik wird der Stoff meist ohne Beweise sondern 
"anschaulich" dargebracht. Dadurch bekommt man kein richtiges 
Verständnis.
Manchmal ist das Anschauliche auch falsch (z.B. 
Banach-Tarski-Paradoxon).

In den Vorlesungen für Physiker und Mathematiker bekommst Du saubere 
Mathematik mit Beweisen vorgesetzt. Das erfordert am Anfang mehr Mühe, 
die sich meiner Meinung nach aber auszahlt.

MfG
egonotto

von Peter M. (r2d3)


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Sebastian G. schrieb:
> Hallo,
>
> ich fange in 3 Wochen meine Elektrotechnikstudium an einer Universität
> an und habe dort Wahlmöglichkeiten bezüglich zwei Mathematikschienen.
> Zum einen klassische Höhere Mathematik I-IV Vorlesungen im Umfang von 27
> LP oder die Vorlesungen für Physiker und Mathematiker Analysis I-III und
> Lineare Algebra I im Umfang von 36 LP.

Bin fachfremd, aber auf Lineare Algebra I würde ich nicht verzichten 
wollen. Allerdings hatte ich Lineare Algebra I schon inhaltlich auf dem 
Gymnasium abgehandelt.
Spezielle Vorlesungen für Physiker, Chemiker und Biologen sind meist 
angepasster.

Guck' Dir den Stoff an! Prof. Reckziegel vom MI an der Uni Köln hat 
früher Analysis mit Hilfe von Banach-Räumen eingeführt. Für reine 
Mathematiker eine geile Sache, weil es hinterher vieles einfacher macht, 
für minderbemitteltere Zeitgenossen wie mich der totale Horror.
Seine Kollegen beispielsweise haben Analysis 1 herkömmlich eingeführt.

> Mal abseits von der wohl "einfacheren" ersten Variante oder
> Studi-Taktischem Vorgehen. Gibt es eine fachliche Begründung für die
> mathematischere Variante ?

Ist die erste Variante für Schmalspurmathematiker wirklich einfacher?
Die Puristenvariante ist etwas für Leute, die reine Mathematik toll 
finden.

von BB (Gast)


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Sebastian G. schrieb:
> Zum einen klassische Höhere Mathematik I-IV Vorlesungen im Umfang von 27
> LP oder die Vorlesungen für Physiker und Mathematiker Analysis I-III und
> Lineare Algebra I im Umfang von 36 LP.

Die klassische Höhere Mathematik I-IV Vorlesungen sind primär für das 
Studienziel des Masters in Mathematik gedacht, werden aber für andere 
Studienrichtungen anerkannt. Diese Vorlesungen sind abstrakt und 
beweislastig! (Ich hab dies für mein Mathe-Diplom hinter mich gebracht.)

Die Vorlesungen für Physiker und Mathematiker Analysis I-III und Lineare 
Algebra I sind praxisbezogener, insbesondere auch in den 
Aufgabenstellungen und Prüfungsarbeiten. Beweise gibt es natürlich auch.

Für das E-Technik Studium empfehle ich auf alle Fälle die Vorlesung für 
Physiker und ..., denn Existenzbeweise von Lösungen oder 
Konvergenzbeweise auf Mengen oder Abbildungen sind für dieses Studium 
unbedeutend, stehen aber bei der reinen Mathematik im Vordergrund.

Mathe für Physiker wird übrigens nicht für einen Master in Mathe 
anerkannt, aber umgekehrt gibt es die Anerkennung, das sagt eigentlich 
schon alles.

von kind (Gast)


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Omg, deine Aussagen trotzen ja nur so von Ahnungslosigkeit. Ob Mathe für 
Ingenieure, Physiker oder Mathematiker schwieriger oder anspruchsvoller 
ist, hängt einzig und allein vom Dozenten ab. Das variiert von Uni zu 
Uni, von Modul zu Modul und von Semester zu Semester. Was du in den 
Mathevorlesungen lernst ist ziemlich egal, hauptsache du beherrscht 
danach die Grundlagen. Belege lieber Informatikvorlesungen für 
Informatiker und nicht die für Ingenieure, denn da wird sich der 
Zusatzaufwand auch auszahlen.

von Sebastian G. (hdcrafty)


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kind schrieb:
> Omg, deine Aussagen trotzen ja nur so von Ahnungslosigkeit. Ob Mathe für
> Ingenieure, Physiker oder Mathematiker schwieriger oder anspruchsvoller
> ist, hängt einzig und allein vom Dozenten ab. Das variiert von Uni zu
> Uni, von Modul zu Modul und von Semester zu Semester. Was du in den
> Mathevorlesungen lernst ist ziemlich egal, hauptsache du beherrscht
> danach die Grundlagen. Belege lieber Informatikvorlesungen für
> Informatiker und nicht die für Ingenieure, denn da wird sich der
> Zusatzaufwand auch auszahlen.

Warum so schnippisch? Hab ich gesagt, dass das eine einfacher ist als 
das andere ? Ich dachte das ich das durch die Anführungszeichen deutlich 
gemacht habe.
Die Informatikvorlesungen kann ich mir nicht für die im Ingenieurwesen 
anrechnen lassen. Wenn ich schon die umfangreiche Mathevariante wähle, 
dann geht das zeitlich nicht noch Ing. + Info Vorlesungen parallel zu 
besuchen.
Ansonsten dachte ich, dass man Programmieren sowieso nicht an der Uni 
lernt, sondern selbst. Ob mir jetzt Vorlesungen zu Komplexitätstheorie 
und Entscheidbarkeit weiterhelfen weiß ich nicht.


Ansonsten Danke für die vielen hilfreichen Antworten. Ich habe das Forum 
ein wenig durchstöbert und sehe, dass praktische Erfahrung 
(logischerweise) sehr wichtig ist für den Berufseinstieg. Sollte man mit 
Praktika bzw. Werkstudententätigkeiten nach dem Grundstudium beginnen? 
Gibt es dazu Empfehlungen ?

: Bearbeitet durch User
von Al3ko -. (al3ko)


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Sebastian G. schrieb:
> dass praktische Erfahrung
> (logischerweise) sehr wichtig ist für den Berufseinstieg. Sollte man mit
> Praktika bzw. Werkstudententätigkeiten nach dem Grundstudium beginnen?
> Gibt es dazu Empfehlungen ?

Geh es langsam an. Der Umstieg von Schule auf Universität ist nicht 
reibungslos. Konzentriere dich zu Anfang auf die Vorlesungen, lern die 
Abläufe und vor allem, lern den Stoff (Nachbereitung).
Lies die jeweiligen Kapitel in den Büchern zu den Vorlesungen und sieh 
zu, dass du NICHT den Anschluss verlierst.

Da du auf Bachelor studierst, würde ich an deiner Stelle bis zum 4. bzw. 
5. Semester warten, und mich lieber auf das Studium konzentrieren.

Da du an einer Uni bist, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit auch 
noch den Master dran hängen - dort würde ich dann gezielt nach einem 
Nebenjob suchen, der auf dein Profil passt. Erfahrung durch Praktika / 
Nebenjob ist super, wenn dadurch aber das Studium leidet, dann ist es 
nicht mehr so super.

Diese Empfehlung setzt voraus, dass du finanziell unabhängig (Bafög, 
Eltern etc.) und nicht auf einen Nebenjob angewiesen bist.

Viel Erfolg,

: Bearbeitet durch User
von Sebastian S. (amateur)


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Eine wirklich sinnvolle Auskunft kann ich Dir auch nicht geben.

Aber, in vielen Bereichen wird die gesamte Elektrotechnik auf Mathematik 
reduziert. Da kann etwas mehr Mathe nicht schaden. Bist Du aber nicht so 
ein großer Freund von Mathe, so kann das ganze Dir den Spaß am Studium 
vermiesen.

von Sebastian G. (hdcrafty)


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> Geh es langsam an. Der Umstieg von Schule auf Universität ist nicht
> reibungslos. Konzentriere dich zu Anfang auf die Vorlesungen, lern die
> Abläufe und vor allem, lern den Stoff (Nachbereitung).
> Lies die jeweiligen Kapitel in den Büchern zu den Vorlesungen und sieh
> zu, dass du NICHT den Anschluss verlierst.


Danke für den Ratschlag. Klar, ich hab mir mein Post nochmal 
durchgelesen und bin ein wenig selbst erschrocken. Das klang so 
übertrieben strebsam und übereifrig.
Ich war etwas verunsichert, weil in manchen Threads in diesem Forum der 
Teufel an die Wand gemalt wurde, das wenn man nicht seit dem 8 
Lebensjahr im Elektronikbaukasten wohnen würde, es kein guten Job gäbe 
bzw. man kein guter Ingenieur werden könne.

: Bearbeitet durch User
von Claus M. (energy)


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Ein guter Ingenieur wird man nicht mit Theorie.


Mein Rat, geh den einfachen Weg. Es hindert dich niemand, aus Interesse 
mehr zu hören oder zu lernen, aber dann legst du dich nicht fest.

von Al3ko -. (al3ko)


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Claus M. schrieb:
> Ein guter Ingenieur wird man nicht mit Theorie.

Ein guter Ingenieur wird man an ner Uni/FH sowieso nicht - sondern erst 
im richtigen Job nach dem Studium.

Wer das Studium lediglich als Mittel zum Zweck sieht, der sollte 
natürlich den leichten Weg gehen. Dann würde ich ihm aber eine FH 
empfehlen, in der Mathematik noch mal eine Nummer einfacher ist.

von Claus M. (energy)


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Al3ko -. schrieb:
> Ein guter Ingenieur wird man an ner Uni/FH sowieso nicht - sondern erst
> im richtigen Job nach dem Studium.

Das meinte ich doch.

Al3ko -. schrieb:
> Wer das Studium lediglich als Mittel zum Zweck sieht, der sollte
> natürlich den leichten Weg gehen.

Es hilft nicht den schweren Weg zu wählen ohne zu wissen, ob man ihn 
stemmen kann. Also erstmal Ball flach halten und ankommen. Mehr machen 
kann man später immer noch. Und ja, besser ein abgeschlossenes FH 
Studium als als Uni abbrecher bei mc Donalds hinter der Theke zu landen.

von Al3ko -. (al3ko)


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Claus M. schrieb:
> Es hilft nicht den schweren Weg zu wählen ohne zu wissen, ob man ihn
> stemmen kann
Wenn man es nicht ausprobiert, wird man es nie heraus finden ;)
Dein Argument wurde mich auch damals ans Herz gelegt, als ich nach 
meinem FH Bachelor einen Master an ner TU im Ausland machen wollte. Mir 
wurden auch von allen Seiten ans Herz gelegt, den Master an der FH zu 
machen bzw. wenn, dann an ner deutschen Uni mit demselben Argument wie 
von dir.
Damals hat auch niemand (einschließlich mir) damit gerechnet, dass ich 
nicht nur sehr mit sehr guten Noten im Master abschneiden würde, sondern 
auch noch anschließend einen Doktor machen würde. :)

Claus M. schrieb:
> Und ja, besser ein abgeschlossenes FH
> Studium als als Uni abbrecher bei mc Donalds hinter der Theke zu landen.

Dem stimme ich zu - weshalb der TE nach abgebrochenem Uni Studium immer 
noch an der FH weiterstudieren kann und einen guten Job bekommt - ohne 
bei MC Donals hinter der Theke zu landen. :)

Aber warten wir es erstmal ab, ob es überhaupt so weit kommt.

Es haben zahlreiche andere Studenten ihr Studium auch gepackt.

Gruß,

: Bearbeitet durch User
von Claus M. (energy)


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Al3ko -. schrieb:
> Es haben zahlreiche andere Studenten ihr Studium auch gepackt.

Und mindestens genauso viele sind gescheitert.

von Sebastian G. (hdcrafty)


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Al3ko -. schrieb:
> Claus M. schrieb:
>> Ein guter Ingenieur wird man nicht mit Theorie.
>
> Ein guter Ingenieur wird man an ner Uni/FH sowieso nicht - sondern erst
> im richtigen Job nach dem Studium.
>
> Wer das Studium lediglich als Mittel zum Zweck sieht, der sollte
> natürlich den leichten Weg gehen. Dann würde ich ihm aber eine FH
> empfehlen, in der Mathematik noch mal eine Nummer einfacher ist.

Stellen die Unternehmen Leute ohne praktische Erfahrung überhaupt ein? 
Was wird mit praktischer Erfahrung eigentlich gemeint? "Bastler" zu sein 
und eigene Projekte vorweisen zu können (GitHub etc.) oder 
Unternehmenserfahrung zu sammeln? Oder beides?

Ich war von ein paar Wochen auf einem Vortrag an der Universität, bei 
dem Ingenieure aus der Praxis berichtet haben und am Ende gab es noch 
eine Frage- und Diskussionsrunde. Dort gab es viele Studenten in den 
letzten Zügen des Bachelor- oder Masterstudiums die sehr verunsichert 
waren, weil sie keine praktische Erfahrung außerhalb der Universität 
hatten. Das schien mir auch die Mehrheit zu sein.

Da wurde dann auch etwas verbittert vorgetragen, dass sie keine 
Möglichkeit gesehen haben mal als Administrator, Werkstudent oder 
Praktikant tätig zu werden oder Programmiererfahrung zu sammeln.

Mir schien das ein Dilemma zu sein. Professoren die sagen die richtige 
Ausbildung bekommt ihr "on the job" (Vorwurf eines Studenten in der 
Runde) und Firmen die sagen sie wollen fertige Ingenieure ohne viel 
Einarbeitung.

: Bearbeitet durch User
von Helmut S. (helmuts)


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Claus M. schrieb:
> Ein guter Ingenieur wird man nicht mit Theorie.
>
>
> Mein Rat, geh den einfachen Weg. Es hindert dich niemand, aus Interesse
> mehr zu hören oder zu lernen, aber dann legst du dich nicht fest.

Volle Zustimmung.

Diese tolle Beweisführumg in Mathe werden 99% der E-Technik Ingenieure 
nie brauchen. Da handelst du dir als Nicht-Mathematiker schlechtere 
Noten ein. Nimm den einfacheren Weg in Mathe.

: Bearbeitet durch User
von Kurt (Gast)


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Unterschied ist nur, daß zumindest zu Diplomzeiten, das Vordiplom bei 
den Mathematikern und Physikern größtenteils aus diesen 4 Vorlesungen 
bestand, während bei Elektrotechnik noch mindestens 10, eher 15 weitere 
Prüfungen zu bestehen waren. Ich hab auch den Fehler gemacht, mich die 
ersten Semester hauptsächlich auf die Mathevorlesungen zu konzentrieren 
und andere Prüfungen geschoben. Mit dem Ergebniss, daß sich die 
Studiendauer deutlich erhöht hat. Bis auf blöde Kommentare und 
Nachfragen hat mir das Beruflich keinen Mehrwert gebracht.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Ich weiß nicht, welcher Lerntyp du bist. Jedoch wage ich mal zu 
behaupten, dass ein Großteil der Menschen besser über praktische 
Erfahrungen lernt. Das bedeutet, die Mathematik unmittelbar an 
praktischen Beispielen der jeweiligen Studienrichtung vermittelt zu 
bekommen. Dem Gegenüber steht eine reine theoretische 
Wissensvermittlung. Also formales mathematisches Wissen auf hohem 
Abstraktionsniveau. Dazu gehört das gesamte mathematische Vokabular 
einschließlich umfangreicher Beweisführung. Erst dann folgen 
unterschiedliche praktische Beispiele.

ein kleines Beispiel aus der linearen Algebra

Methode 1
Die Hauptachsentransformation wird als Verfahren u.a. zur 
Diagonalisierung von symmetrischen Matrizen eingeführt. Erklärt wird es 
z.B. am Beispiel der Bildverarbeitung. Notwendige Grundlagen wie z.B. 
die Orthogonalität von Eigenvektoren werden zunächst als Postulat 
eingeführt und einfach verwendet. Erst bei vollständiger Durchdringung 
des Stoffes folgt zu dieser Eigenschaft ein Beweis; denn du hast jetzt 
eine praktische Vorstellung von einem Eigenwert.

Methode 2
Das verallgemeinerte Eigenwertproblem wird eingeführt. Weiterhin 
bilineare und quadratische Formen. Es folgen die Eigenschaften von 
speziellen Matrizen, diagonalähnliche, schiefsymmetrische, hermitische, 
orthonormale, unitäre…  Auf Basis dieser Eigenschaften werden bestimme 
Umformungen hergeleitet und bewiesen. Eine Anwendung daraus ist die 
Ähnlichkeitstransformation. Diese führt auf die 
Hauptachsentransformation von quadratischen Formen. Zum Schluss erfolgt 
ein Beispiel der Bildverarbeitung.

Beide Methoden werden erfolgreich praktiziert. Welcher Lerntyp du selbst 
bist, kannst nur du entscheiden.

von Zocker_54 (Gast)


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Was mich nervte waren in Mathematik die ganzen Beweise auf denen von 
Seiten der Mathematiker rumgeritten wuede.

Mich interessierten allerdings nicht die Bewese, die nahm ich hin, mich 
interessierten die Anwendungen der Bezug zur Praxis.

Ohne die Inhalte zu kennen kann hier keine verbindliche Aussage 
getroffen werden was zu belegen wäre .

von kind (Gast)


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Sebastian G. schrieb
> Warum so schnippisch? Hab ich gesagt, dass das eine einfacher ist als
> das andere ? Ich dachte das ich das durch die Anführungszeichen deutlich
> gemacht habe.
Ich bin kein Ersti mehr, also nein, ob jemand nun meint seine 
Mathevorlesung sei schwieriger macht mich nicht "schnippisch". Sind wir 
hier im Kindergarten? Das zeugt nun mal von der Unkenntnis des 
Hochschulwesens.
> Die Informatikvorlesungen kann ich mir nicht für die im
> Ingenieurwesen anrechnen lassen. Wenn ich schon die umfangreiche
> Mathevariante wähle, dann geht das zeitlich nicht noch Ing. + Info
> Vorlesungen parallel zu besuchen.
Meine Aussage war "belege lieber Info Module...", das bedeutet nicht 
dass du beides belegen sollst. Also von jemandem dem die 
Ingenieurmathematik zu trivial erscheint kann man doch erwarten dass er 
eine so einfache Aussage versteht. Aussagenlogik usw.
> Ansonsten dachte ich, dass man
> Programmieren sowieso nicht an der Uni lernt, sondern selbst. Ob mir
> jetzt Vorlesungen zu Komplexitätstheorie und Entscheidbarkeit
> weiterhelfen weiß ich nicht.
Habe ich auch nicht behauptet dass du ausgerechnet diese Module belegen 
sollst. Oder hast du mal was von "Komplexitätstheorie für Ingenieure" 
gehört. Schon wieder so eine unlogische Aussage von dir. Dachte da eher 
an Module wie Informatik 1, Algorithmen und Datenstrukturen, Technische 
Informatik usw.
Und zwar davon jeweils die Vorlesung für Informatiker und nicht die 
abgespeckte Version für Ingenieure.

> Ansonsten Danke für die vielen hilfreichen Antworten. Ich habe das Forum
> ein wenig durchstöbert und sehe, dass praktische Erfahrung
> (logischerweise) sehr wichtig ist für den Berufseinstieg. Sollte man mit
> Praktika bzw. Werkstudententätigkeiten nach dem Grundstudium beginnen?
> Gibt es dazu Empfehlungen ?

So früh wie möglich, also ab dem 1. Semester. Es gibt genug 
Werkstudentenstellen die fachnah sind und in die man eingearbeitet wird. 
Vor allem wen man nach der Einarbeitung auch ein paar Semester bleibt, 
dh. am Anfang seines Studiums steht. Im Master kann man sich dann 
anspruchsvollere Werkstudententätigkeiten suchen.

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