Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Berechnung Kühlkörper für Leistungswiderstand


von Peter H. (peter_hilleb)


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Sehe mich außer Stande einen Kühlkörper zu dimensionieren:

Ich entlade mittels eines 15 Ohm Widerstands eine Batterie, sie hat im 
vollen Zustand max 15V, somit haben wir einen Strom von 1A, sprich eine 
Leistung am Widerstand von 15W

Der Widerstand ist aus dieser Reihe:
https://www.tme.eu/de/Document/735db8f4b38437d1860d9b9fd61bd27b/PWR221T-30.pdf

Da der Widerstand max 30W kann, ich ihn mit max 15W belaste entnehme ich 
dem Diagramm auf der letzten Seite dass er maximal 100°C warm werden 
darf.

Ebenfalls aus dem Datenblatt entnehme ich, dass Rthj 4,2 °C/W ist -> bei 
15W also 63 °C

Wenn ich von einer Umgebungstemperatur von 30 °C ausgehe bleibt mir da 
ja keine Erwärmung mehr übrig?

100-30-63 = so gut wie nix.

Kann mir jemand sagen wo ich den Fehler mache?

Vielen Dank!

: Verschoben durch User
von HildeK (Gast)


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Das Diagramm auf der letzten Seite bezieht sich auf die Case-Temperatur. 
Also: die 63°C entfallen in deiner Rechnung. Der Chip wird dann eben 
innen deutlich wärmer, er ist ja auch bis 150°C spezifiziert.

von Peter H. (peter_hilleb)


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Servus HildeK

Wenn ich also dann eine Erwärmung von bis zu 70 K zulassen will:

70K/15W= 4,67 K/W

In der Größenordnung sollte es deutlich leichter sein einen Kühlkörper 
zu finden.

Danke!

von SR (Gast)


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Dann solltest du also irgendwas < 3 K/W nehmen.

Bei 3K/W kommst du auf eine "Die"-Temperatur von etwa 3x15 + 4,2x15 + Ta 
(30°C) = 138°


Bei Reichelt springt mir z.Bsp. SK 08 75 SA ins Auge - gibts auch noch 
größer / kleiner.

von SR (Gast)


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Peter H. schrieb:
> 70K/15W= 4,67 K/W

Damit wäre der Kühlkörper 70K über Umgebungstemperatur, also 100°C. Die 
Die-Temperatur wäre dann 100°C + 15 * 4,2 = 163°C und damit zu warm.

Du musst das Datenblatt mal richtig lesen, mMn zeigt das Diagramm 90°C 
bei 15W - nicht 100°C. Damit passt dann auch die Rechnung.

von HildeK (Gast)


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SR hat es dir ja schon erklärt.

Peter H. schrieb:
> Wenn ich also dann eine Erwärmung von bis zu 70 K zulassen will

Die Rechnung dazu:
Du hast eine max. Die-Temperatur von 150°C.
Bei 15W Leistung darf das Gehäuse dann höchstens 150°-4.2°/W*15W = 87° 
heiß werden.
Bei max. 30°C Umgebungstemperatur bleiben also noch 57K für die 
KK-Erwärmung.
15W und 57K erfordern dann einen KK mit < 3.8K/W.

Die Empfehlung ist für ein wenig Reserve als sinnvoll:

SR schrieb:
> Dann solltest du also irgendwas < 3 K/W nehmen.


... und verbrenne dir nicht die Finger am KK :-).

von Toxic (Gast)


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von Axel S. (a-za-z0-9)


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Wenn wir mal von bis 45°C Umgebungstemperatur ausgehen und der 
Widerstand bis 90°C warm werden darf, dann brauchst du einen Kühlkörper 
mit maximal (90°C-45°C)/15W = 3K/W. Da die Montage selten perfekt ist, 
eher 2.5K/W. Das ist ein ganz schönes Trum.

Diese Widerstände sind für Leistungsanwendungen eher suboptimal. Denn 
obwohl das Widerstandselement selber deutlich wärmer werden dürfte, 
begrenzt das Epoxy-Gehäuse die Maximalemperatur auf magere 155°C. Besser 
sind Widerstände ähnlich der RH Serie von Vishay (gibts auch von anderen 
Herstellern)

https://www.vishay.com/docs/50013/rh.pdf

Selbst der RH25, der mit 25W Nennbelastbarkeit "kleiner" ist, darf bis 
275°C warm werden bzw. bei 15W bis ~120°C Gehäusetemperatur. 
Entsprechend kleiner kann dein Kühlkörper werden.

von -why?- (Gast)


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Ein Kühlkörper mit um die 8x8x4cm für 4,20€
Ein Dickfilmwiderstand für (vermute) über 2,00€

Viel Platz und Geld. (Versandkosten eh mal ignoriert.)

Andere Möglichkeit, weit kleiner und günstiger:

https://www.tme.eu/de/katalog/widerstande-15w_112317/#search=Widerstand+15%CE%A9+15W+Zement&s_field=artykul&s_order=ASC

Der hier kostet nur 33 Cent:

https://www.tme.eu/de/Document/d2d66de62be8f045452af502fd3b634f/SR-Passives-CR-W.pdf

Auch für z.B. 20W oder mehr (für höhere Umgebungstemperatur bzw. kälter
bleibend) für sehr wenig Geld zu haben.

Gibt es einen speziellen Grund für Deine Wahl?

von georg (Gast)


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Peter H. schrieb:
> Wenn ich also dann eine Erwärmung von bis zu 70 K zulassen will

Es kann durschaus sinnvoll sein, 2 Widerstände zu verwenden, das 
halbiert den Temperaturunterschied Widerstand-Gehäuse (KK), immerhin um 
30 Grad. Natürlich nur wenn die Kosten nicht zum Untergang des 
Unternehmens führen.

Georg

von Manfred (Gast)


Angehängte Dateien:

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-why?- schrieb:
> Gibt es einen speziellen Grund für Deine Wahl?

Für meine Last-Basteleien verwende ich Drahtwiderstände mit Alugehäuse 
und Anschraubflansch, etwa in dieser Art: 
https://www.pollin.de/p/hochlast-widerstand-widap-wd25-68-o-220984

Im Anhang mal ein TESTaufbau, heftig warm - aber das juckt die 
Widerstände nun garnicht. Der Kühlkörper stammt von einem Slot-Pentium 
(P2 ?), ich habe etwa 25 Watt drauf und es genügt, sich die Finger zu 
verbrennen.

von -why?- (Gast)


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georg schrieb:
> Natürlich nur wenn die Kosten nicht zum Untergang des
> Unternehmens führen.

Ich bin kein Schotte, kaufe jedoch meist Dinge, die das Gewünschte
zu einem möglichst günstigen Preis leisten - falls Du mich ansprechen
hattest wollen damit. Dein Tipp zuvor ist natürlich nachvollziehbar.

Manfred schrieb:
>> Gibt es einen speziellen Grund für Deine Wahl?
>
> Für meine Last-Basteleien verwende ich Drahtwiderstände mit
> Alugehäuse und Anschraubflansch, etwa in dieser Art:
> https://www.pollin.de/p/hochlast-widerstand-widap-wd25-68-o-220984

Ja, so ähnliche habe ich auch liegen. Meine können ebenfalls ohne KK
ca. die Hälfte ab - brauchen in dem Fall weniger Platz. Praktisch ist
auch, daß man die parallel wie auch seriell kombinieren kann, um die
aktuell gewünschte Last darzustellen. Es kommt ja je nach Bedarf so
einiges als Last in Frage - sogar ein Trafo (ähnlich Kurzschlußtest).

Ich wollte nur wissen, welche Gründe genau vorliegen, die schon ein
wenig teure und große Lösung dem Zementwiderstand vorzuziehen. Kann
natürlich sein, daß jemand eine völlig andere Einstellung dazu hat,
als ich - und das Ding einfach "schöner findet" (wobei dies dann als
Grund ausreichen mag). Oder aber er hat eine zweite Anwendung im Sinn,
wo der/die Dickfilmer mit kleinerem oder gar keinem KK nur mit sehr
geringer Einschaltdauer an Pulslast kommen sollen, oder... etc.

Ich bin einfach nur neugierig, und wollte auch meine "Meinung" dazu
vertreten. Als Geizhals wollte ich deshalb nicht gleich dastehen.

von Manfred (Gast)


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-why?- schrieb:
> Ich wollte nur wissen, welche Gründe genau vorliegen, die schon ein wenig teure 
und große Lösung dem Zementwiderstand vorzuziehen.

Ein ordentlicher Aufbau!

Wenn ich ein Gerät baue, muss dieses mechanisch stabil und ordentlich 
aufgebaut sein. Ich will eine Last definiert und über längere Zeit 
betreiben, da kann man keine Zementwiderstände frei in die Luft hängen. 
Ob nun Dickfilm im TO-Gehäuse oder Draht-Zement im Alukörper, hängt von 
den weiteren Anforderungen ab.

"Deine" Zementwiderstände haben ihren Sinn, aber ich sehe diese nicht 
bei einem Akkutester oder Prüfplatz für Leistungsverstärker. Ich habe 
früher Prüftechnik für industrielle Fertigung gemacht, diese 
Arbeitsweise hängt mir auch im Hobbybereich nach!

von -why?- (Gast)


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Manfred schrieb:
> da kann man keine Zementwiderstände frei in die Luft hängen.

Das ist ein Argument, denn das mache ich auch nicht. Höchstens, um
einen Kondensator ein_mal zu entladen, "fliegt" mir so einer kurz
herum.

Ich habe mal (ganz ähnlich wie Dein Aufbau) für eine simple Last
für Verstärkertests - bitte nicht lachen - einfach Löcher in ein
verzinktes Stahlblech gebohrt, 3 x 21Ohm / 40W Zementies parallel
geschaltet mit ganz ähnlicher CuL am Blech festgedrillt, wie Du
zum Verdrahten benutzt hast. Das Blech wurde dann noch auf ein kl.
Stück Bu-Multiplex gespaxt, und darauf wurden dann auch noch fette
Schraubklemmen montiert. Ja, ich weiß: Verschraubte Metall-Bänder
wären den verdrillten CuL vorzuziehen gewesen...

Diese "Testlast" wurde jedoch später verschenkt, an jemanden, der
öfter als ich ca. 7 Ohm / 120W gut gebrauchen konnte (und kann).
Wurde mehrfach benutzt, bis jetzt scheint der Drill ausreichend.

Wie gesagt habe ich ja auch einige solche, wie Du (diverse sogar).
Ich nehme wohl besser alles zurück, bevor ich irgendwann als reiner
Zement-Spinner gelte...  :)

(Im Ernst: Die Liebe zu herum(f)liegendem Equipment dürfte sich bei
vielen hier in engen Grenzen halten. Ist kontraproduktiv, Ordnung
ist das halbe Leben.)

von Manfred (Gast)


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-why?- schrieb:
> Manfred schrieb:
>> da kann man keine Zementwiderstände frei in die Luft hängen.
> Das ist ein Argument, denn das mache ich auch nicht. Höchstens, um einen 
Kondensator ein_mal zu entladen, "fliegt" mir so einer kurz herum.

Da sind wir uns schon mal einig :-)

> Ich habe mal (ganz ähnlich wie Dein Aufbau)für eine simple Last
> für Verstärkertests - bitte nicht lachen - einfach Löcher in ein
> verzinktes Stahlblech gebohrt, 3 x 21Ohm / 40W Zementies parallel
> geschaltet mit ganz ähnlicher CuL am Blech festgedrillt, wie Du
> zum Verdrahten benutzt hast.

Ich habe es Testaufbau genannt. Da ist einach 0,6mm Cu durchgerödelt, 
um die Temperatur zu messen. Im endgültigen Aufbau habe ich etwa 
dickeren Draht verlötet und mit Isolierschlauch versehen. Optisch 
wirklich schön geworden ist es nicht, aber die Leitungsführung vermeidet 
unerwünschte Spannungsversätze.

Links im Bild sieht man zwei 4W-Zementwiderstände frei verdrahtet, an 
denen aber maximal 450mW auftreten können.

Man kann rechteckige Zementwiderstände auch mit Schraube / 
Unterlegscheibe auf einem Kühlkörper befestigen, das ist aber Fummelei 
und macht keinen Spaß. Die hier verbauten Widerstände habe ich vom 
Chinesen, 10 Stück unter 8 Euro ... oops, teurer geworden: 
https://www.aliexpress.com/item/5pcs-lot-10W-Watt-Power-Metal-Shell-Gold-Aluminium-Case-Resistor-RX24-10W/32424835603.html, 
aber für meine Bastelei bringt mich das nicht um.

von Elektrofan (Gast)


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> Ich will eine Last definiert und über längere Zeit
> betreiben, da kann man keine Zementwiderstände frei in die Luft hängen.

Bei vielen alten Röhren-TV hat man das kreativ gehandhabt ...
(Vielleicht war die Last auch nicht immer so genau definiert!)

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