Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik MOSFET-Halbbrücke wird heiß wenn Drains verbunden sind


von Daniel U. (daniel_22)


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Hallo,

ich versuche eine Halbbrücke mit einem dual N/P-MOSFET (PMDT290UCE) zu 
bauen. Die Drains und Gates der beiden MOSFETs sind jeweils verbunden 
wobei die Gates LOW gepullt werden (R1). Verbinde ich nun die Gates über 
einen Widerstand mit VCC (S1 wird gedrückt) wir das Bauteil schnell 
heiß. Es fließen dabei etwa 100mA durch die MOSFETs. Lasse ich den 
Vorwiderstand am Gate (R2) weg oder trenne die Drains voneinander, so 
geschieht dies nicht. Je größer R2 ist, desto höher ist der Strom. Die 
gleichen Effekte treten auf wenn ich die Gates nach VCC pulle und dann 
nach GND schalte.

Woran könnte das liegen?
Einzeln getestet funktionieren die beiden MOSFETs ohne Probleme, also 
schließe ich falsche Anschlüsse etc. soweit aus.

Gruß
Daniel

von f.b. (Gast)


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Daniel U. schrieb:
> also
> schließe ich falsche Anschlüsse etc. soweit aus.

So wie im Plan ist aber der P-FET oben mit beiden Gates = ein Anschluß
und dieser dann an GND gelegt OFFEN - der N-FET geschlossen.

Was weiterhin passiert, dürften parasitäre Effekte über Deine Pull-Ups
bzw. -Downs sein, weil sich so ein Zustand einstellt, wo beide FETs
nur zum Teil leiten.

Doch sogar, wenn beide voll durchschalteten, müßten sie die gesamte 
Energie des dann niederohmigeren Kurzschlusses der 5V-Quelle (den 
diesen, zuerst halt hochohmiger, erzeugst Du so immer irgendwie...) 
aufnehmen.


Sag doch lieber, was Du mit allem bezweckst 
(https://www.mikrocontroller.net/articles/Netiquette).

Bis man hier auf eine, oder gar "die" Lösung käme,
könnte sonst sehr lange dauern.

von Michael K. (Gast)


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Daniel U. schrieb:
> Woran könnte das liegen?

Weil die Mosfets genau so funktionierne wie es im DB steht?
Berechne mal die Spannungen an den Gates für Taster gedrückt.
Schau Dir an bei welchen Potentialen die jeweils schalten und Deine 
Frage wird sich beantworten.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wieviel Strom fließt über R2?

Anschlussfehler oder Gate durchgeschlagen.

von Achim S. (Gast)


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Michael K. schrieb:
> Weil die Mosfets genau so funktionierne wie es im DB steht?
> Berechne mal die Spannungen an den Gates für Taster gedrückt.
> Schau Dir an bei welchen Potentialen die jeweils schalten und Deine
> Frage wird sich beantworten.

rein rechnerisch sollte der pFET dabei theoretisch sperren. (seine 
minimale U_GS_Schwelle beträgt -0,5V, laut Schaltplan sollten nur -0,28V 
erreicht werden).

Aber ich glaube wie du, dass real halt doch was nicht ganz genau so ist, 
wie im Schaltplan gezeigt, und dass deshalb bei geschlossenen Schalter 
auch der pFET über der Schwelle angesteuert wird - so dass bei FETs 
leiten und dementsprechend heizen müssen.

@Daniel: miss mal im "Heizzustand" die Gate-Source Spannung des pFET 
nach. Bist du über der Schwelle oder drunter? Sobald der FET dann mal 
warm wird, verschiebt sich deswegen die Schwelle noch weiter zu 
kleineren Werten und die Heizung verstärkt sich.

von Michael K. (Gast)


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Achim S. schrieb:
> beide FETs
> leiten und dementsprechend heizen müssen.

Deswegen steuert man eine Halbbrücke ja auch so nicht an.
Das die Bridge nicht im Umschaltmoment abpfeift, wenn der Pmos noch voll 
auf ist und der Nmos anfängt zu leiten, wundert mich.

Das DB, LTspice, ein Oszi, Google oder Brain scheint mal wieder gerade 
nicht verfügbar zu sein.

von Jens G. (jensig)


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Michael K. (Firma: Knoelke Elektronik) (knoelke) schrieb:

>Deswegen steuert man eine Halbbrücke ja auch so nicht an.
>Das die Bridge nicht im Umschaltmoment abpfeift, wenn der Pmos noch voll
>auf ist und der Nmos anfängt zu leiten, wundert mich.

Och, Mosfets sind ziemlich hart im Nehmen. Zumal bei nur 5V, und 
Ugs=2,5V der Querwiderstand immer noch über 1,5Ohm typ. ist. Macht also 
reichlich 3A, was beide Hälften für kurze Zeit (µs) immer noch ganz gut 
überstehen dürften.
Zumal auch noch wie üblich kein Abblock-C vorhanden ist, der für 
niederohmige Spannungsquelle sorgt.

von Michael K. (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Macht also
> reichlich 3A, was beide Hälften für kurze Zeit (µs) immer noch ganz gut
> überstehen dürften.

Ja schon, aber SOT666 Gehäuse.
Viel Wärmekapazität ist da nicht vorhanden.

von Jens G. (jensig)


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Naja, da es hier nur um gelegentliche Schaltvorgänge im µs-Bereich geht, 
wird die Gehäusewärmekapazität davon nichts merken, sondern nur die 
"Sperrschicht" des Mosfet-Chips, da die umgesetzte Gesamtenergie bei 
einem solchen Schaltvorgang ziemlich gering sein dürfte.

von Daniel U. (daniel_22)


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Ah jetzt sehe ich das Problem. Die Spannung am Gate des P-MOS ist zwar 
"hoch" aber durch den Spannungsteiler mit dem Pull-down Widerstand nicht 
hoch genug um über die threshold-voltage zu kommen zu kommen damit er 
aus geht...Das nötige Potential am Gate zum Ausschalten ist relativ nahe 
an VCC weil V(GS) bei unter einem Volt liegt. Ergo schalten dann beide 
MOSFETs durch.

Ich habe den Aufbau jetzt mal geändert und den Pull-down direkt hinter 
den Schalter gehängt und erst danach den Gate-Vorwiderstand. So ist der 
Spannungsteiler entfernt. Klappt damit ohne Probleme.

Im Übergang zwischen HIGH und LOW am Gate-Signal sollte es tatsächlich 
auch zu einem sehr kurzzeitigen "Kurzschlusszustand" kommen, ja. Aber 
dieser Vorgang ist nur sehr kurz und sollte sich nicht zu stark 
auswirken (zumindest nicht in Puncto Hitzeentwicklung).

Michael K. (Firma: Knoelke Elektronik) (knoelke) schrieb:
>Deswegen steuert man eine Halbbrücke ja auch so nicht an.

Ich nehme an dass man korrekterweise eine Ansteuerung nimmt, bei der 
verhindert wird dass beide MOSFETs beim Übergang HIGH<->LOW gleichzeitig 
durchschalten. Da wird es bestimmt entsprechende Schaltungen oder ICs 
geben. In meinem Fall geht es aber um minimalen Platzverbrauch und so 
wenige Bauteile wie möglich. So lange die Probleme nicht das 
Gesamtsystem oder die Bauteile gefährden ist das erstmal hinnehmbar (vor 
allem bei nur 5V).

von Bernd K. (bmk)


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Daniel U. schrieb:

> Lasse ich den
> Vorwiderstand am Gate (R2) weg oder trenne die Drains voneinander, so
> geschieht dies nicht. Je größer R2 ist, desto höher ist der Strom.

Das ist kein Wunder.

Wird der Schalter gedrückt, wirkt an beides Gates die Spannung gemäß 
Spannungsteiler R2 - R1 (0,6K - 10K) = 4,5V.

Jetzt setzen wir die Versorgung mal etwas niedriger an: 4,8V.
Das N-Gate erhält damit 4,5V - Das passt zu Leiten.
Das P-Gate erhält damit -0,5V und damit fängt er minimal an zu leiten.
Das ganze schaukelt sich jetzt hoch: Temp - besser leitend - Temp usw.

Abhilfe: R2 deutlich kleiner wählen.

Edit: zu langsam

: Bearbeitet durch User
von Michael K. (Gast)


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Daniel U. schrieb:
> So lange die Probleme nicht das
> Gesamtsystem oder die Bauteile gefährden ist das erstmal hinnehmbar (vor
> allem bei nur 5V).

Interessante Wahrnehmung.
Dir ist aber schon klar das der Gesammtwiderstand, wenn beide 
aufsteuern, bei unter 1R liegt, was bei 5V > 5A bedeutet, Imax-P bei 
550mA liegt und ein überschreiten der limiting values meistens eine 
ausgesprochen dumme Idee ist?

Nur weil es nicht sofort in Rauch aufgeht bedeutet es nicht das dieser 
Murks eine zuverlässige Schaltung ist.
Aber an sowas glauben ja nur erfahrene Entwickler.
Die anderen halten die DB Angaben nur für schmückendes Beiwerk, welches 
man auch einfach ignorieren kann wenn es grad unbequem ist.
Der nächste Thread ist dann: 'Unerklärliche Ausfälle meiner absolut 
genial einfachen halfbridge die immer gut funktioniert hat'

Schon der Glaube das ein Taster prellfrei schliesst und nicht noch ein 
paar dutzend mal auf und ab hüpft ist goldig.
Die geratenen 'µs' in denen ein Kurzschluss vorliegt ...
Ach, mach einfach. Wirst Dich ja doch nicht von schnöden Fakten 
überzeugen lassen.

von Daniel U. (daniel_22)


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Der zulässige Peak Current liegt bei -2,2A respektive 3,2A. Es stimmt 
dass 5A im worst case diese Limits überschreitet. Von daher ist meine 2. 
Bedingung nicht erfüllt und das Bauteil ist gefährdet. Von dieser 
Tatsache lasse ich mich gerne überzeugen. Dafür muss eine Lösung her. 
Ich vermute dass es zum Erzeugen dieser gewissen "dead-time" an einem 
der Gates einer etwas aufwändigeren Schaltung bedarf...

Der Taster wird übrigens noch gegen einen µC-Output getauscht was für 
die Darstellung der Schaltung hier aber unpraktisch war und für das 
Ausgangsproblem keine Rolle gespielt hat.

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