Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie werden die Dioden und MOSFET ausgewählt für ein Motor ?


von Zeitjäger  . (forgoden)


Lesenswert?

Also generell, ganz egal welche Motoren ich nehme, ob 3V DC Motor oder 
12V DC Motor, wie werden die Freilaufdioden ausgewählt? Nach welchen 
Eigenschaften?


Die gleiche Frage stelle ich mir generell welche MOSFET für welche 
Motoren ausgewählt werden sollten. Von welchen Eigenschaften?

Wieviel Prozentsatz mehr Ampere Strom sollen MOSFET leisten können als 
der Strom den der Motor beim Blockieren zieht? Ich habe mich also nicht 
geirrt dass Blockierstrom mehr Strom zieht als Anlaufstrom, korrekt?

Gibt es irgendwelche Faustformel dazu ?

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Max. Sperrspannung, max. (Anlauf == ~Blockade)Strom des Motors.
Dito

20%+ is immer gut. Aber auch nich die max. Verluste, an den Bauteilen 
vergessen! Da muss man dann schon etwas rechnen, vorallem wenn viel u. 
oft geschaltet wird.

von dolf (Gast)


Lesenswert?

Teo D. schrieb:
> 20%+ is immer gut.

richtig.
wenn alle sich dran halten würden wär´s zwar teurer aber langlebiger.
geiz ist nicht immer gut!

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Helmut v. schrieb:
> Also generell, ganz egal welche Motoren ich nehme, ob 3V DC Motor oder
> 12V DC Motor, wie werden die Freilaufdioden ausgewählt? Nach welchen
> Eigenschaften?

Durch die Freilaufdioden fließt der gleiche Strom, wie unmittelbar vor 
dem Abschalten durch den Motor. Diesen Strom muss die Diode (kurzzeitig) 
vertragen.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Der MOSFET muss den Anlaufstrom (=Blockierstrom) des Motors aushalten. 
Wenn du dazu keine Angabe vom Motor hast, dann dividiere die Spannung 
durch den Gleichstromwiderstand des Motors.

Die Freilaufdiode muss den Blockierstrom Strom zumindest kurzzeitig 
aushalten (1/2 Sekunde). Bei PWM muss die Diode außerdem den 
Betriebsstrom langfristig aushalten können.

Bei PWM ist auch zu beachten, dass der Transistor wesentlich mehr 
Verlustwärme abgibt, als sich durch einfache Berechnung über RDSon 
ergibt. Die höhere Verlustleistung entsteht bei den Schaltwechseln 
zwischen an und aus (und zwischen aus und an). Hohe Umladeströme am Gate 
verringern die Umschaltzeiten und damit verbundenen Verluste. Aber sie 
erhöhen elektromagnetische Störfelder.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Die Freilaufdiode muss den Blockierstrom Strom zumindest kurzzeitig
> aushalten (1/2 Sekunde).

0,5s ist übertrieben.


> Bei PWM muss die Diode außerdem den
> Betriebsstrom langfristig aushalten können.

Am meisten Strom muss sie bei 50% Tastverhältnis aushalten, das kann 
dann 1/4 des Blockierstroms sein.


Besser ists natürlich den Strom elektronisch zu begrenzen, statt durch 
den ohmschen Widerstand des Motors.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Helmut v. schrieb:
> Wieviel Prozentsatz mehr Ampere Strom sollen MOSFET leisten können als
> der Strom den der Motor beim Blockieren zieht? Ich habe mich also nicht
> geirrt dass Blockierstrom mehr Strom zieht als Anlaufstrom, korrekt?

Motoren werden meist nur mit Nennstrom angegeben, also der Belastung die 
zu so viel Strom führt daß der Motor die Verlustwärme dauerhaft (oder 
auch auf Einschaltdauer ED bezogen) wegkühlen kann.

Der Blockierstrom ist gleich dem Anlaufstrom in der ersten Millisekunde 
und liegt deutlich über dem Nennstrom, und diesen Strom müssen die 
schnellen Halbleiter aushalten, denn sie sind auch schnell kaputt. Die 
Kühlkörper müssen aber nur etwas wärmeträge sein und auf den Nennstrom 
ausgelegt werden, denn dauerndes Blockieren vertragen auch die Motoren 
nicht, da muss die Elektronik dann nicht robuster ausgelegt sein. 
Besonders schön wäre natürlich eine Übertemperaturabschaltung, wie das 
viele ICs machen.

Mehr muss nicht unbedingt sein. Als Spannung tut es die Spannung die sie 
sperren müssen und das ist die Betriebsspannung plus der 
Freilaufspannung, die bei einer Diode mit 1V angesetzt werden kann (aber 
eventuell durch Rückspeisung ins Netzteil die Betriebsspannung an den 
Stützelkos erhöht, dann braucht man Bremschopper, also bei 
Spannungserhöhung dazugeschaltete Widerstände die die Spannung belasten 
und damit die Bremsenergie vernichten).

Ein bischen mehr Spannungsfestigkeit, so +50% bis +100%, ist also nicht 
verkehrt.

Wenn man eine Überstromabschaltung einplant oder den Strom in der PWM 
begrenzt, kann man auch mit Bauteilen auskommen, die nur diesen 
begrenzten Strom aushalten, der Motor läuft dann halt schlaffer an.

: Bearbeitet durch User
von hinz (Gast)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> der Motor läuft dann halt schlaffer an.

Das schont auch die Mechanik.

von Mandesk (Gast)


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Der MOSFET muss den Anlaufstrom (=Blockierstrom) des Motors aushalten.

Eine Motorsteuerung ohne Stromregelung oder zumindest Überstromerkennung 
ist gröbster Pfusch.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Mandesk schrieb:
> Eine Motorsteuerung ohne Stromregelung oder zumindest Überstromerkennung
> ist gröbster Pfusch.

Milliarden Motoren funktionieren bestens ohne.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Mandesk schrieb:
> Eine Motorsteuerung ohne Stromregelung oder zumindest
> Überstromerkennung ist gröbster Pfusch.

Erzähle das mal den Herstellern von Haushalts Elektrogeräten (Mixer, 
Bohrmaschinen, Staubsauger, Ventilatoren, Haartrockner, Spielzeuge, 
Kaffeemaschinen, Heizungsanlagen, sogar viele Waschmaschinen).

Mal schauen, ob sie Dich als Berater einstellen.

von Elektrofan (Gast)


Lesenswert?

> Am meisten Strom muss sie bei 50% Tastverhältnis aushalten,
> das kann dann 1/4 des Blockierstroms sein.

So geht das nicht;
wenn das Tastverhältnis "klein" ist, ist die Stromtragzeit der
betreffenden Freilaufdiode (bzw. des dann durchgeschalteten MOSFET-
zweiges) "gross".
Hat man 10% Pulsweite, dann führt der Freilaufzweig arithmetisch
90% des Motorstroms.

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Elektrofan schrieb:
> Hat man 10% Pulsweite, dann führt der Freilaufzweig arithmetisch
> 90% des Motorstroms.

Welchen und wo kommt der her?

von Elektrofan (Gast)


Lesenswert?

> Welchen und wo kommt der her?

Welchen: Der Strom, der in diesem Betriebfall durch den Motor fliesst.

Wo kommt der her: Aus der Motorinduktivität.

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Elektrofan schrieb:
> Wo kommt der her: Aus der Motorinduktivität.

10% rein und 90% raus? OK, kauf ich. :)

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Elektrofan schrieb:
> Hat man 10% Pulsweite, dann führt der Freilaufzweig arithmetisch
> 90% des Motorstroms.

Übungsaufgabe für dich: Berechne den Blockierstrom bei 10% Duty-Cycle.

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

hinz schrieb:
> Übungsaufgabe für dich: Berechne den Blockierstrom bei 10% Duty-Cycle.

Er schon wieder....

Welchen?  :)))

von Elektrofan (Gast)


Lesenswert?

> Übungsaufgabe für dich: Berechne den Blockierstrom bei 10% Duty-Cycle.

Bei größeren Motoren kann der so gross sein wie der Nennstrom.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Elektrofan schrieb:
>> Übungsaufgabe für dich: Berechne den Blockierstrom bei 10%
> Duty-Cycle.
>
> Bei größeren Motoren kann der so gross sein wie der Nennstrom.

Lies nochmal dein Posting:

Beitrag "Re: Wie werden die Dioden und MOSFET ausgewählt für ein Motor ?"

von Bauteiltester (Gast)


Lesenswert?

Imho Freilaufdiode =

https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzdiode#Freilaufdiode

dienen zum Schutz vor einer Überspannung beim Abschalten.

Die Diodensperrspannung = Sperrspannung des Schaltelementes = nur so 
hoch wie die Schaltspannung

Der zulässige Spitzenstrom der Diode entspricht dem Strom an der 
Induktivität zum Zeitpunkt des Abschaltens.

von Bauteiltester (Gast)


Lesenswert?

Teo D. schrieb:
> Anlauf == ~Blockade)Strom des Motors.

Unsinn!

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Bauteiltester schrieb:
> Teo D. schrieb:
>> Anlauf == ~Blockade)Strom des Motors.
>
> Unsinn!

Doch, dem ist so.

von Bauteiltester (Gast)


Lesenswert?

hinz schrieb:
> Doch, dem ist so

(Ihr verwechselt da was mit der Berlinblockade:

>Sie lehnten Kotikows Blockadestrom ab. Der Sozialdemokrat 21. 3. 1950.

ansonsten bringt solche Volksverdummung nichts:

https://www.duden.de/suchen/dudenonline/Blockadestrom

Leider ... keine Treffer gefunden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Suche?search=Blockadestrom

„Blockadestrom“ existiert in der deutschsprachigen Wikipedia nicht.

ergo Elektrodemenz.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Bauteiltester schrieb:
> „Blockadestrom“ existiert in der deutschsprachigen Wikipedia nicht.
>
> ergo Elektrodemenz.

Weil Elektrodemenz dort auch nicht existiert?



Geh Bauteile testen.

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Eine sehr dumme PWM kann schon zum Hochlaufen des Stromes führen, bei 
einem niedrigen Taktverhältnis.

Beispiel:
U1*t1=U2*t2
Verlauf (linearer Anstieg) von 9...10A von t=0...1ms &
Verlauf (linearer Abfall) von 10...9A von t=1...10ms
U1=19V, U2=1V --> DutyCycle 1/20*100%=5%

Glücklicherweise muss noch der Widerstand der Wicklung und die Sättigung 
des Magnetkernes berücksichtigt werden. Das verkürzt die Entladephase 
und wirkt sich hier stärker aus. Dh. t2 wird kleiner, t1 größer.

Bei einer PWM ohne Erkennung von Imax strebt der Wert bis zum DutyCycle 
50%, wenn bereits sehr früh die magnetischen Sättigung erreicht wird und 
der ohmsche Widerstand die Hauptbegrenzungsursache wird.

Bei großen Motoren wird man PWM mit Imax-Detektion zur Steuerung 
verwenden. Bei kleinen Motoren wird man eine ganz einfache "dumme" PWN 
ohne Imax-Detektion verwenden.

Kurz gefaßt: Ihr habt unterschiedliche PWM-Steuerungen als Hintergrund 
angenommen und aneinander vorbeigeredet.

von Thomas (Gast)


Lesenswert?

Ich hoffe doch sehr, dass zum Schutze eines Motors bei Überlast oder der 
bevorstehenden Blockade dafür ein Motorschutzschalter mit dem 
eingestellten Nennstrom vorgesehen ist. Dann nähmlich erübrigt sich die 
Frage wie groß die Halbleiter sein sollen. Denn diese können dann auf 
Nennwert plus Leistungsreserve ausgewählt werden.

Oder mann kanns übertreiben, und nimmt für 2 Amp. Nennstrom, weil 
blockiergefahr gleich einen 125 Amp Powerfet. Aber ob der noch 
'sinngemäß' arbeitet wage ich zu bezweifeln.

von PowerBrick (Gast)


Lesenswert?

Thomas schrieb:
> ob der 'sinngemäß' arbeitet wage ich zu bezweifeln.

Mit entsprechenden Umladeströmen am Gate bereitgestellt
wird der Fet auch "sinngemäß" arbeiten. Muß man halt an
die Gate-Ausgänge noch NPN+PNP machen...

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Thomas schrieb:
> Ich hoffe doch sehr, dass zum Schutze eines Motors bei Überlast oder der
> bevorstehenden Blockade dafür ein Motorschutzschalter mit dem
> eingestellten Nennstrom vorgesehen ist. Dann nähmlich erübrigt sich die
> Frage wie groß die Halbleiter sein sollen. Denn diese können dann auf
> Nennwert plus Leistungsreserve ausgewählt werden.

Sind das die superschnellen Motorschutzschalter aus Phantasien?

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Dieter schrieb:
> Eine sehr dumme PWM kann schon zum Hochlaufen des Stromes führen, bei
> einem niedrigen Taktverhältnis.

Spielt für die Auslegung auf Blockierstrom keine Rolle.

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Helmut v. schrieb:
> ... ob 3V DC Motor oder 12V DC Motor,...
> Gibt es irgendwelche Faustformel dazu ?

Der TO fragte zu solchen Motoren. Kriterien sind in obigen Blogs 
genannt.

- Durch die Freilaufdioden fließt der gleiche Strom, wie unmittelbar vor
dem Abschalten durch den Motor. Diesen Strom muss die Diode (kurzzeitig)
vertragen.
- Bei n=0 (Drehzahl) ist Imax identisch (Anlauf und Festgebremst)
- "Am meisten Strom muss sie bei 50% Tastverhältnis aushalten, das kann
dann 1/4 des Blockierstroms sein." von hinz

Letzterer Satz scheint zunächst widersprüchlich. Zum nichtliniearen 
Stromverlauf des Stromes gemäß Induktionsgesetze, während der 
Freilaufphase, kann man einen Formfaktor ermitteln. Das ist ähnlich dem 
Verfahren für Formfaktoren für z.B. sinusförmigen, dreiecks, etc. 
Stromverläufen, zusätzlich über einer Diodenkennlinie.
... Der TO fragte nach Faustformeln, nicht wie das hergeleitet wird.


Bei Motoren deutlich höherer Leistungs-, und damit Spannungsklassen wird 
man den Strom elektronisch begrenzen, statt durch den ohmschen 
Widerstand des Motors. Mit Faustformeln ausgelegen würde, würde man 
etwas erschrecken was da herauskommt für die Bauteile.

von Bauteiltester (Gast)


Lesenswert?

hinz schrieb:
> Weil Elektrodemenz dort auch nicht existiert?

Ups - auf einmal erleuchtet oder durchlaucht - dann hätt 8 Leben noch 
die Katz  ;-P

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Dieter schrieb:
> Diesen Strom muss die Diode (kurzzeitig)
> vertragen.

Diesen Strom musst die Diode in jeder Off-Phase jeder PWM-Periode 
vertragen. Bei PWM-Ansteuerung ist die Freilaufdiode ständig in 
Benutzung, der Transistor wird in jeder einzelnen PWM-Periode einmal 
abgeschaltet.

Dieter schrieb:
> Letzterer Satz scheint zunächst widersprüchlich. Zum nichtliniearen
> Stromverlauf des Stromes gemäß Induktionsgesetze, während der
> Freilaufphase, kann man einen Formfaktor ermitteln. Das ist ähnlich dem
> Verfahren für Formfaktoren für z.B. sinusförmigen, dreiecks, etc.
> Stromverläufen, zusätzlich über einer Diodenkennlinie.
> ... Der TO fragte nach Faustformeln, nicht wie das hergeleitet wird.

Trotzdem ist der zitierte Satz richtig. Bei typsichen PWM-Frequenzen 
kann man den Stromripple als einfach Dreiecksfunktion betrachten, die 
einem meist deutlich größen Konstantstrom überlagert ist. Da mit 
Formfaktoren und nichtlinearem Stromverlauf anzufangen ist in der Tat 
völlig überzogene Pseudogenauigkeit.

Bei 50% PWM fließt 50% des maximal möglichen Stroms. Und die 
Freilaufdiode muss diesen Strom während 50% der Zeit tragen. 50% mal 50% 
machte genau das von hins erwähnte Viertel. Und der Worstcase liegt 
natürlich bei blockierter Welle vor (bzw. kurz beim Anfahren des Motors 
aus dem Stand).

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> völlig überzogene Pseudogenauigkeit.

Ja, das wäre überzogen. Es reicht, dass schlaue Köpfe in den ersten 
Rechenzentren viele Varianten durchrechneten und Faustformelwerte nicht 
gerissen wurde.

Das Ersatzschaltbild für den festgebremsten Motor wäre übrigens ein 
Step-Down-Wandler mit unmittelbarem kurzgeschlossenem Spulenausgang. 
Wichtig ist dabei den nichlinearen Verlauf der relativen Permeabilität 
zu berücksichtigen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.