Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik In Abhängigkeit des verfügbaren Stroms Bereiche zu und abschalten


von Dennis (Gast)


Lesenswert?

Guten Tag liebe Community,
ich heiße Dennis, bin 30 und studiere Mechatronik.
Wir haben dieses Semester ein Bachelorprojekt, in dem wir das erste mal 
wissenschaftlich an eine Aufgabe herangehen sollen.

Unsere Aufgabe lautet wie folgt:
Wir sollen mit einem Solarpanel und einer kleinen Steuerung, maximal 4 
Handys gleichzeitig laden.
Da ein Solarpanel in Abhängigkeit der Sonne eine variable Leistung X 
liefert, sollen wir unsere 4 DCDC-Wandler je nach verfügbarem Strom, zu 
und abschalten(Handy laden/nicht laden).

Das Panel liefert 12V.

Ein DCDC-Wandler inkl. USB-Buchse, soll ein Handy mit 5V und 1A laden.

Zum zu und abschalten eines DCDC-Wandlers, verwenden wir einen 
PIC18f25k22, welche dann einen in die DCDC-Schaltung von uns 
integrierten MOSFET als Schalter ansteuert.

Kommen wir zum Problem:
Wir müssen dem Pic sagen, wie viel Leistung das Solarmodul gerade 
liefert, oder eben wie viel Ampere gerade zur Verfügung stehen, damit 
dieser entsprechend viele Handys lädt, oder wieder vom Ladestrom trennt.
Haben wir etwas mehr als 1A , soll ein Handy geladen werden.
Haben wir etwas mehr als 2A, wird ein weiteres Gerät versorgt usw...
Geht der Strom runter, sollen auch weniger Handys geladen werden.

Wir sind heute auf die Idee gekommen, dies mit einem sehr kleinen 
Widerstand zu realisieren. An dem Widerstand fällt ja nun eine gewisse 
Spannung ab, welche sich wieder auf den verfügbaren Strom umrechnen 
lässt.

Und an der Stelle hängen wir auch schon.
Wir sind uns nicht ganz sicher, wie wir den PIC anfahren sollen und wie 
wir es intern programmieren.

Ich hoffe sehr ich konnte alles relativ plausibel erklären.
Schaltungen kann ich euch nicht zukommen lassen, da wir diese auch von 
Extern zur Verfügung gestellt bekommen haben.

Vielen Dank schonmal an alle!!!
Gruß Dennis

von S. R. (svenska)


Lesenswert?

Ihr habt einen MPPT-Tracker, um die Leistung zu maximieren? Der kann 
vermutlich sagen, welche Leistung im Augenblick tatsächlich zur 
Verfügung steht. Die hat weder eine feste Spannung, noch einen festen 
Strom - also muss dahinter ein Spannungsregler. Wenn ihr keinen 
MPPT-Tracker habt, braucht ihr erstmal den. Einlesen!

Zur Strommessung nimmt man oft einen Widerstand (Shunt), aber damit 
misst man den real fließenden Strom, nicht den zur Verfügung 
stehenden. Heißt: Bei 1 A müsstet ihr schon das zweite Handy 
einschalten, feststellen, dass nur 1.3 A vorhanden sind, das zweite 
Handy wieder ausschalten.

Am Ende sollte in den PIC eine zum Maximalstrom proportionale analoge 
Spannung reinlaufen, die mit einem ADC gemessen werden kann. Anhand des 
Messwertes werden dann die Transistoren ein- oder ausgeschaltet. Wenn 
man unbedingt will, kann man das auch mit Komparatoren machen, dann 
geht's primitiv auch ganz ohne Controller.

Bonuspunkte gibt's, wenn ihr messt, welches Handy tatsächlich größere 
Mengen Strom aufnimmt (d.h. geladen werden kann) und nicht stupide das 
erste Handy einschaltet. Das ist dann aber nicht mehr ganz trivial, weil 
man im Betrieb Geräte ein- und ausstecken kann.

Mehr Bonuspunkte gibt es, wenn der zur Verfügung stehende Strom pro 
Gerät einstellbar ist (z.B. wenn ein Gerät nur 100 mA braucht, weil der 
Akku bereits voll ist - dann kann man das ja aktiv lassen und den 
restlichen Strom sinnvoll verteilen).

Apple-Geräte unterscheiden sich in der Ansteuerung von allen anderen 
Geräten. Für mehr als 500 mA müsst ihr euch damit auch befassen. 
Einlesen!

Der wissenschaftliche Ansatz ist erstmal "Lesen, was es schon gibt", 
"Anforderungen definieren", "beide miteinander vergleichen" (und 
feststellen, dass das Problem schon gelöst ist). Dann "neue, bisher 
ungelöste Anforderungen definieren" und erst dann die Lösung erarbeiten.

von U. M. (oeletronika)


Lesenswert?

Hallo,
> Dennis schrieb:
> Wir müssen dem Pic sagen, wie viel Leistung das Solarmodul gerade
> liefert, oder eben wie viel Ampere gerade zur Verfügung stehen, damit
> dieser entsprechend viele Handys lädt, oder wieder vom Ladestrom trennt.
> Haben wir etwas mehr als 1A , soll ein Handy geladen werden.
> Haben wir etwas mehr als 2A, wird ein weiteres Gerät versorgt usw...
> Geht der Strom runter, sollen auch weniger Handys geladen werden.
> Wir sind heute auf die Idee gekommen, dies mit einem sehr kleinen
> Widerstand zu realisieren. An dem Widerstand fällt ja nun eine gewisse
> Spannung ab, welche sich wieder auf den verfügbaren Strom umrechnen
> lässt.
Ja, der kleine Widerstand nennt sich Meßshunt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Shunt_(Elektrotechnik)
Damit könnte man also die Lastrommessung realisieren.

> Und an der Stelle hängen wir auch schon.
> Wir sind uns nicht ganz sicher, wie wir den PIC anfahren sollen und wie
> wir es intern programmieren.
Das Programm ist erstmal nebensächlich. Ihr braucht zuerst ein Konzept 
für die Meßschaltung.

> Ich hoffe sehr ich konnte alles relativ plausibel erklären.
> Schaltungen kann ich euch nicht zukommen lassen, da wir diese auch von
> Extern zur Verfügung gestellt bekommen haben.
Hä? Und was ist jetzt an der Bachelorprojekt wissenschaftlich?

Bevor man konkrete Schaltungen macht, kann man auch mit einen beiliegen 
Grafikprogramm oder auch mit dem Bleistift auf Papier ein 
Blockschaltbild mit den funktionsrelevanten Komponenten zeichen.

Ich will jetzt nicht alle Lösunge  vorweg nehmen, da wäre der Lerneffekt 
Null. Deshalb nur mal paar Hinweise.

Überlegt doch mal, was passiert, wenn der Laststrom zu groß wird.
Was passier da konkret und wie könnte man es erfassen.
Ihr könnt es auch praktisch ausprobieren, indem ihr eine Solarzelle 
nehmt und diese unterschiedlich belastet. Überlegt ob man aus mehreren 
solcher Messungen eine Kennline aufnehmen kann, die man dann später zur 
Simulation des Lastverhaltens nutzen kann.
Gruß Öletronika

von georg (Gast)


Lesenswert?

S. R. schrieb:
> Am Ende sollte in den PIC eine zum Maximalstrom proportionale analoge
> Spannung reinlaufen, die mit einem ADC gemessen werden kann

Das ist ein Denkfehler. Wenn ein Handy geladen wird, wird 1 A gemessen - 
woher soll der Controller wissen, dass 2 oder mehr A verfügbar wären? 
Einfach mal probieren? Das würde auf ständiges Stop and Go hinauslaufen.

Georg

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Alle paar Wochen versuchen hier Leute ihre Smartphones quasi direkt (nur 
DC/DC Wandler) an Solarzellen zu laden. Das ist ein sehr unzuverlässiges 
Konzept. Die Begründungen findest du in den bestehenden Beiträgen zum 
Thema.

Auf jeden Fall solltest du mit dem Solarpanel erstmal einen potenten 
Puffer-Akku laden.

An den Akku kannst du dann die Spannungswandler für die Lasten hängen 
(vorzugsweise welche mit Enable-Eingang). Um Wechselwirkungen zu 
vermeiden, und im Sinne der Robustheit, würde ich jedem Smartphone einen 
eigenen Spannungswandler spendieren. Die kosten ja nicht mehr viel.

Am Ladezustand des Akkus erkennst du, ob die Solarzelle genug Energie 
nachliefert, oder nicht. Wenn der Akku entladen wird, hast du zu viel 
Last. Das Abwerfen bzw. Zuschalten von Lasten sollte sehr träge /z.B. 
mit einer Stunde Verzögerung) stattfinden, nicht das wegen jeder kleinen 
Wolke umgeschaltet wird.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


Lesenswert?

georg schrieb:
> S. R. schrieb:
>> Am Ende sollte in den PIC eine zum Maximalstrom proportionale analoge
>> Spannung reinlaufen, die mit einem ADC gemessen werden kann
>
> Das ist ein Denkfehler. Wenn ein Handy geladen wird, wird 1 A gemessen -
> woher soll der Controller wissen, dass 2 oder mehr A verfügbar wären?
> Einfach mal probieren? Das würde auf ständiges Stop and Go hinauslaufen.
>
> Georg

Moderne Handys machen das so. Die erhöhen den Strom, bis die Spannung 
einknickt und laden dann mit Maximalstrom.

Bei der Schaltung müsste es dann der PIC ein Dummy-Netzteil haben und 
der PIC probiert den Strom im Dummy-Netzteil so lange zu erhöhen, bis 
die Spannung einknickt. Wenn es mindestens ein Ampere ist, dann kann ein 
weiteres Handy zugeschaltet werden.

Und sobald die Spannung auch ohne Dummy-Netzteil einknickt, muss ein 
Handy abgeworfen werden.

Oder man montiert in unmittelbarer Nähe zur Lade-Solarzelle noch eine 
kleine Hilfssolarzelle und misst deren Kurzschlussstrom. Mit ein paar 
Versuchsreihen kann man dann bestimmt Rückschlüsse vom Kurzschlussstrom 
der Hilfszelle auf den max. Strom der Ladezelle schließen.


Ansonsten in der Praxis würde man sich da vermutlich nicht drum scheren, 
denn die Handys kümmern sich von alleine da drum, dass sie mit maximal 
möglichem Strom laden.

Edit: Ansonsten, was Stefan sagt. Akku dazwischen macht vieles deutlich 
einfacher.

: Bearbeitet durch User
von S. R. (svenska)


Lesenswert?

georg schrieb:
> Das ist ein Denkfehler. Wenn ein Handy geladen wird, wird 1 A gemessen -
> woher soll der Controller wissen, dass 2 oder mehr A verfügbar wären?
> Einfach mal probieren? Das würde auf ständiges Stop and Go hinauslaufen.

Darum schrieb ich "Maximalstrom", nicht "fließenden Strom". Mir geht es 
um die zur Verfügung stehende Leistung, nicht um die gerade abgenommene 
Leistung.

Der MPPT-Tracker sollte in der Lage sein, so eine Information 
auszugeben. Alternativ nimmt man die aktuelle Spannung des Puffer-Akkus 
(wie von Stefanus vorgeschlagen) als Maßstab für die zur Verfügung 
stehende Maximalleistung.

von Achim M. (Firma: Licht Kunst & Gestaltung) (artbody) Benutzerseite


Lesenswert?

ich hab gerade in einem meiner Prototypen einen

INA219 Stromsensor mit I2C Schnittstelle
verbaut .

Der kann Spannung (32 oder 16V Highside), Strom und Power als Rohdaten 
oder fix und fertig kalibriert ausgeben.

Ein Stm32L152 entscheidet dann, in meiner Anwendung, beim 
Softstart(PWM), ob ein Motor noch am Akku betrieben werden kann oder 
nicht. Hierzu wird u.a. vor dem Softstart die Batteriespannung (MCU_ADC 
12Bit) gemessen. Bricht während dem Startvorgang des Motors die Spannung 
am Akku ein, so wartet der Mikrocontroller im Sleepmodus bis die 
Spannung etwas (1Volt bei 12 V BleiAkku) über der gemessenen Spannung 
vor dem Startvorgang liegt.Dies geschieht auch hier Tagsüber durch ein 
Solarpaneel.

Der INA219 ist ein nettes Spielzeug.
SOT23-8 Gehäuse
was im Hinblick auf eine Analoge Lösung mächtig Platz, Zeit und mögliche 
Fehlerquellen erspart.

Den Akku würde ich auf jeden Fall einplanen, schon allein deshalb weil 
ja nicht immer volle Leistung an Handys... abzugeben ist, Und über den 
Spannungszustand kann man sehr einfach auf den Ladezustand des Akkus 
Rückschlüsse ziehen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.