Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transformator AC-, DC-Widerstand


von Martin (Gast)


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Hallo.

Ich möchte die AC- und DC-Widerstände der Wicklungen eines 
Hochfrequenztransformators messen, um das Verhältnis R_ac/R_dc zu 
bestimmen. Zu Verfügung steht mir dafür ein LCR-Meter. Ich bin nicht 
mehr ganz sicher, wie ich da vorgehen muss.

Die Seite, die nicht gemessen wird, wird kurzgeschlossen. Den 
AC-Widerstand würde ich dann bei einer hohen Frequenz bestimmen und den 
DC-Widerstand bei der geringsten Frequenz (Ich meine es wären 20Hz bei 
dem vorhandenen LCR-Meter). Passt das so und ist das Verhältnis von 
R_ac/R_dc auf der Primär- und Sekundärseite unterschiedlich?

: Verschoben durch Moderator
von Klaus R. (klara)


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Martin schrieb:
> Hochfrequenztransformators

Wie hoch ist denn die Frequenz?
mfg Klaus

von Elektrofan (Gast)


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> Passt das so und ist das Verhältnis von
> R_ac/R_dc auf der Primär- und Sekundärseite unterschiedlich?

Wenn die Wicklungen so bemessen sind, dass sie ca. gleiche Verluste
haben, sind die Induktivitäten bezogen auf ü² auch ähnlich, wenn die 
Wicklungen in getrennten Kammern nebeneinander liegen.
Liegen sie übereinander, gibt es unterschiedliche Streuinduktivitäten.

von Martin (Gast)


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Klaus R. schrieb:
> Martin schrieb:
>> Hochfrequenztransformators
>
> Wie hoch ist denn die Frequenz?
> mfg Klaus

100kHz

von Martin (Gast)


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Elektrofan schrieb:

> Wenn die Wicklungen so bemessen sind, dass sie ca. gleiche Verluste
> haben, sind die Induktivitäten bezogen auf ü² auch ähnlich, wenn die
> Wicklungen in getrennten Kammern nebeneinander liegen.
> Liegen sie übereinander, gibt es unterschiedliche Streuinduktivitäten.

Die Wicklungen sind nebeneinander, in getrennten Kammern.

von hinz (Gast)


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Martin schrieb:
> Die Seite, die nicht gemessen wird, wird kurzgeschlossen.

Du willst die Streuinduktivität messen?

von Klaus R. (klara)


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Martin schrieb:
> Klaus R. schrieb:
>> Martin schrieb:
>>> Hochfrequenztransformators
>>
>> Wie hoch ist denn die Frequenz?
>> mfg Klaus
>
> 100kHz

Volldraht oder Litze?
Durchmesser?
mfg klaus

von db (Gast)


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Martin schrieb:
> AC-Widerstand würde ich dann bei einer hohen Frequenz bestimmen
> DC-Widerstand bei der geringsten Frequenz (Ich meine es wären
> 20Hz bei dem vorhandenen LCR-Meter).

Nope. DC-Widerstände bestimmt man ganz leicht - Messung/Ohm.

Mit AC-Widerstand ist aber die (komplexe) Impedanz gemeint, und
zwar bei Nennfrequenz (angbl. 100kHz). [Auch ergäbe eine Messung
mit Sinus und Rechteck unterschiedliche Werte. Grund: Oberwellen.]

Statt diesen direkt zu messen (aufwendig), könntest Du ihn jedoch
auch über Induktivität & ohmschen Widerstand berechnen/annähern.

von Martin (Gast)


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Müsste ich nicht mehr oder weniger das gleiche Verhältnis auf der 
Primär- und Sekundärseite erwarten, da ich ja eine Kopplung zwischen der 
Primär und Selundärseite habe oder zumindest eine gute Kopplung 
anstrebe.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Martin schrieb:

> Ich möchte die AC- und DC-Widerstände der Wicklungen eines
> Hochfrequenztransformators messen, um das Verhältnis R_ac/R_dc zu
> bestimmen.

Bei AC sagt man nicht Widerstand, sondern Impedanz. Das 
Formelzeichen ist dann nicht R, sondern Z.

> Zu Verfügung steht mir dafür ein LCR-Meter. Ich bin nicht
> mehr ganz sicher, wie ich da vorgehen muss.

(Ohmschen) Widerstand R und Induktivität L messen. Die Impedanz der 
Spule ist frequenzabhängig und ergibt sich zu

Z = sqrt(R² + (2·pi·f·L)²)

> Die Seite, die nicht gemessen wird, wird kurzgeschlossen.

Das ist eine blöde Idee. Denn dann mißt du nicht mehr die Induktivität 
der jeweiligen Wicklung, sondern die Streuinduktivität.

Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kurzschlussinduktivität

> ist das Verhältnis von R_ac/R_dc auf der Primär- und Sekundärseite
> unterschiedlich?

Es kann zumindest unterschiedlich sein. Stell dir einfach vor, zwei 
Wicklungen mit der gleichen Windungszahl werden einmal mit dickem und 
einmal mit dünnem Draht gemacht. Die Induktivität wäre dann gleich. Der 
Widerstand nicht.

von Harald W. (wilhelms)


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Axel S. schrieb:

>> Die Seite, die nicht gemessen wird, wird kurzgeschlossen.
>
> Das ist eine blöde Idee. Denn dann mißt du nicht mehr die Induktivität
> der jeweiligen Wicklung, sondern die Streuinduktivität.

Manchmal ist beides interessant, aber der TE nicht sagt, wozu
seine Messungen gut sein sollen, wissen wie das nicht.

von Martin (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Axel S. schrieb:

> Manchmal ist beides interessant, aber der TE nicht sagt, wozu
> seine Messungen gut sein sollen, wissen wie das nicht.

Es geht um den Einfluss der Ac-Verluste, also Skin- und Proximityeffekt 
in den Wicklungen. Angestrebt wird ein gutes Ac/DC Verhältnis, in 
Idealfall zwischen 1 und 2.

von Klaus R. (klara)


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Martin schrieb:
> Es geht um den Einfluss der Ac-Verluste, also Skin- und Proximityeffekt

Deswegen meine Frage zu den Drähten, ob Volldraht oder Litze. Bei 100 
kHZ ist der Skineffekt noch nicht so ausgeprägt. Aber das weißt Du 
sicher auch schon. Wenn nicht, man kann den Skineffekt auch berechnen.
mfg klaus

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Martin schrieb:
> Harald W. schrieb:
>> Axel S. schrieb:
>
>> Manchmal ist beides interessant, aber der TE nicht sagt, wozu
>> seine Messungen gut sein sollen, wissen wie das nicht.
>
> Es geht um den Einfluss der Ac-Verluste, also Skin- und Proximityeffekt
> in den Wicklungen. Angestrebt wird ein gutes Ac/DC Verhältnis, in
> Idealfall zwischen 1 und 2.

Oh. Das ist aber wieder eine ganz andere Aufgabenstellung. Dazu mußt du 
den ohmschen Anteil der Impedanz bei verschiedenen Frequenzen messen. 
Für DC ist das einfach. Für den AC-Fall brauchst du ein LC-Meter, das 
die komplexe Impedanz mißt und dir ohmschen und induktiven Anteil 
jeweils für sich anzeigt. Und zwar genau bei der Frequenz, die dich 
interessiert. Gute LC-Meter können das.

von hinz (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Gute LC-Meter können das.

Netzwerkanalysator auch.

von Martin (Gast)


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Primär sind es Litzen ubd Sekundär Kuperfolie. Muss ich eine Seite denn 
kurzschließen?

von hinz (Gast)


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Martin schrieb:
> Muss ich eine Seite denn
> kurzschließen?

Wenn du die Streuinduktivität messen willst schon.

von Achim S. (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Oh. Das ist aber wieder eine ganz andere Aufgabenstellung. Dazu mußt du
> den ohmschen Anteil der Impedanz bei verschiedenen Frequenzen messen.

Korrekt. Wobei sich der Realteil der komplexen Impedanz für die 
verschiedenen Betriebsmöglichkeiten des Trafos auch noch unterschiedlich 
zusammensetzt.

Martin schrieb:
> Muss ich eine Seite denn
> kurzschließen?

Wenn es dir um die Wirkleistungsverluste des Trafos geht, die sich in 
einem R_AC beschreiben lassen, dann tragen neben den Kupferverlusten mit 
Skin- und Proximityeffekt auch noch die Kernverluste bei (durch 
Ummagnetisierung, ggf. durch Wirbelströme). Die zeigen sich - genau wie 
Skin und Proximity - als Änderung im Realteil der komplexen Impedanz.

Der Einfluss der Kernverluste auf R_AC hängt von der Stärke der 
Kernmagnetisierung ab (also von deinem Betriebsmodus des Trafos). Den 
worst case bezüglich Kernverluste (stärkste Kernmagnetisierung) hast du, 
wenn die Sekundärspule im Leerlauf läuft.

Den worst case bezüglich Kupferverluste hast du wahrscheinlich eher, 
wenn die Sekundärspule kurzgeschlossen ist (weil dann die Kupferverluste 
der Sekundärspule ebenfalls ins Messergebnis eingehen können). Die 
tatsächlichen Verhältnisse hängen aber davon ab, welches Verhältnis 
Hauptinduktivität, Kernverluste und Streuimpedanz der Sekundärseite 
zueinander haben.

Deine Frage (Sekundär kurzschließen oder nicht) ist also nicht ohne 
weiteres eindeutig zu beantworten, es kommt darauf an, unter welchen 
Betriebbedingungen du dein R_AC bestimmt willst.

Die Gesamtimpedanz des Trafos setzt sich zusammen aus Streuinduktivität 
und Kupferwiderstand (jeweils primär und sekundär), Hauptinduktivität 
und Kernverlust (drei induktive und drei ohmsche Beiträge).

https://de.wikipedia.org/wiki/Realer_Transformator#T-Ersatzschaltbild

Im Prinzip kannst du sämtliche Einzelbeiträge einzeln bestimmen, indem 
du von beiden Seiten sowohl Kurzschluss als auch Leerlaufmessungen mit 
dem LCR-Meter machst. Daraus lassen sich alle Größen des 
T-Ersatzschaltbildes berechnen.

Ist allerdings ein wenig aufwändig. Wenn man so einen simplen Trafo 
wirkich vollständig beschreiben will, wird es tatsächlich ein wenig 
kompliziert. Und die Relevanz ist dann noch weiter fraglich, weil 
nichtlineare Effekt dabei nicht berücksichtigt werden (das LCR-Meter 
bewirkt im Normalfall nicht die selbe Magnetisierung, die später im 
realen Betrieb vorliegen wird.)

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