Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Aktivlautsprecher lässt sich (meistens) nicht mehr einschalten


von Kai G. (runtimeterror)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ich habe hier Aktivlautsprecher 
(http://www.musictribe.com/Categories/Behringer/Loudspeaker-Systems/Multimedia/MS40/p/P0384), 
die seit einigen Jahren zuverlässig ihren Dienst verrichtet haben.

Vor einigen Monaten ließen sie sich sporadisch nicht mehr Einschalten. 
Der An-Schalter rastet zwar ein, aber die Betriebs-LED bleibt dunkel. 
Manchmal gibt es ein Anschaltknacken im Lautsprecher. Nach ein/zwei 
Versuchen ging der Lautsprecher an und verrichtete problemlos seinen 
Dienst.

Mittlerweile muss man dieses Anschaltritual fast immer durchführen und 
selten springt der unter zehn Versuchen an. Der Betrieb ist danach aber 
immer noch fehlerfrei.

Ich habe auf Verdacht die beiden großen Elkos getauscht, auch wenn diese 
noch unauffällig aussahen. Leider hat das nichts geändert.

Bevor ich jetzt weitere Teile auf Verdacht tausche, wollte ich wissen, 
ob ihr noch eine Idee habt, was das sein könnte.

: Verschoben durch Moderator
von DerSchalter (Gast)


Lesenswert?

Wackelkontakt im Schalter?

von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

Hatte ich nicht das Gefühl. Habe da ein wenig drauf rummassiert, aber 
aus blieb aus und an blieb an. Aber ich check das nochmal um 
sicherzugehen.

Nachtrag: Der schaltet zuverlässig, aber 9,8 Ohm kommen mir ziemlich 
viel vor (230 V Netzschalter)

: Bearbeitet durch User
von Kai G. (runtimeterror)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ich habe den Schalter mal freigelegt und ein grünes Bauteil gefunden, 
das ich nicht kenne. Der Schalter selbst hat 0 Ohm und schaltet 
zuverlässig. Das Bauteil hat 10 Ohm und trägt die Bezeichnung SCK 103.

Laut Web-Suche ist das ein NTC mit 10 Ohm. Denke nicht dass das Ärger 
macht.

von Michel M. (elec-deniel)


Lesenswert?

Der Kondensator Nähe Kühlkörper Außenseite hinter D3 sieht der nur auf 
dem Bild so schlecht aus ?!

von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

Der liegt auf dem Foto im Schatten - sieht in echt aber kerngesund aus 
:)

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Es gibt auch Relais und Lötpunkte, die defekt sein könnten...

von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

Relais sind keine drin, aber ich schau mit die Platine nochmal genauer 
an ... oder ich löte einfach alles nochmal nach.

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Kai G. schrieb:
> aber ich schau mit die Platine nochmal genauer
> an ...

Lötstellen sind gut zu erkennen mit einem Objektiv einer "alten"
Spiegelreflexkamera oder ähnlichem...

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Dürften trotz allem die Schaltkontakte sein.
Wenn er mal wieder läuft, versuche den Fehler durch ab und anstecken des 
Netzsteckers, zu reproduzieren. Wenn das nicht klappt, kauf dir nen 
neuen Netzschalter.

von HildeK (Gast)


Lesenswert?

Teo D. schrieb:
> Dürften trotz allem die Schaltkontakte sein.

Das denke ich auch nach den jüngsten Erfahrungen mit einer 
Steckdosenleiste, die zwar einen Schalter hatte, der aber über Jahre nie 
bewegt wurde und trotzdem defekt war.

von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

Danke für die Hilfe. Ich habe den Lautsprecher jetzt über die 
Steckerleiste geschaltet und dasselbe Ergebnis erhalten.

Die Membran zuckt anscheinend bei fast jedem Ein- und Ausschaltvorgang - 
unabhängig davon, ob die LED nachher Betriebsbereitschaft zeigt oder 
nicht.

Ich habe mir nochmal die Platine vorgenommen:

Da ist einiges an Geschmaddel drauf - Flussmittelreste nehme ich an. 
Habe sie mal gereinigt.

Alle Lötpunkte sehen Tipptopp aus.

Rund um die Endstufentransistoren (oder -ICs) ist das Flussmittel braun 
verfärbt und der Schraubensicherungslack an den Kühlkörpern ist 
ebenfalls knusprig. Gemessen an der Kühlkörpergröße wundert mich das 
aber erstmal nicht. Die Verbindung zum Kühlkörper sieht intakt aus.

Da sind noch drei weitere Transistoren drauf (ggf. Vorverstärker oder 
für den Hochtöner), die kein Kühlblech besitzen. Um einen der 
Transistoren scheint sich die Platine leicht verfärbt zu haben. Ich 
schätze da ist mehr Hitze entstanden als geplant.

Die Modellbezeichnung ist: ML 7805FA R1427
Die anderen beiden daneben (nicht verfärbten): ML 7809FA R1355, ML 
7909FA R1411

Ich versuche mal rauszubekommen, was das für Teile sind und ob es sich 
eher um den Täter oder Opfer handeln könnte. Kenne mich leider nicht so 
gut aus.

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Kai G. schrieb:
> Die Modellbezeichnung ist: ML 7805FA R1427
> Die anderen beiden daneben (nicht verfärbten): ML 7809FA R1355, ML
> 7909FA R1411

Zeig mal.
Dürften stink normale Spannungsregler sein, ala 78yXX, 79yXX. Die für 
Negativspannungen (79xx) sind etwas anfälliger und daher grundsätzlich 
verdächtigt. Überprüfe also mal am ML(LM?)7909 die Spannung, sollten 9V 
(09) sein. Wenn das auch nur 0,5V abweicht stimmt was nicht (schwingen).

von Werner F. (werner_f632)


Lesenswert?

Hallo,
so ein ähnliches Problem hatte ich mal mit einem Schaltnetzteil von 
einem Fernseher. Da war die Anlaufschaltung defekt. Die Anlaufschaltung 
befindet sich primärseitig vor dem Gleichrichter, und besteht vom Prizip 
nur aus einer Diode und einem hochohmigen Vorwiderstand. Mit der 
pulsierenden Gleichhpannung wird dann das Gate von der Mosfet-Endstufe 
angekitzelt, sodass das Netzteil beim Einschalten anspringen kann.
Bei mir war lediglich nur der Vorwiderstand defekt.

Viel Spaß...

MfG. Werner

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Werner F. schrieb:
> so ein ähnliches Problem hatte ich mal mit einem Schaltnetzteil....

Gugst du Bildchen 1. Beitrag. Da hat der Trafo einfach zu viel Eisen 
für!


@TO
Hab mal nachgesehen ML78/79xx sind Spannungsregler wie gedacht.
https://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/185880/MICRO-ELECTRONICS/ML7909FA.html

von Martin L. (makersting)


Lesenswert?

Guck die mal alle Platinestecker genau an. Evtl. ein paar mal ziehen und 
wieder draufstecken. Kann gut sein, dass ein Kontakt korrodiert ist.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Kai G. schrieb:
> ML 7809FA R1355, ML
> 7909FA R1411

Da werden wohl die zwei nötigen Dioden an den Ausgängen fehlen.

von hinz (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

hinz schrieb:
> Kai G. schrieb:
>> ML 7809FA R1355, ML
>> 7909FA R1411
>
> Da werden wohl die zwei nötigen Dioden an den Ausgängen fehlen.

Siehe Anhang.

von Werner F. (werner_f632)


Lesenswert?

Teo D. schrieb:
> Gugst du Bildchen 1. Beitrag. Da hat der Trafo einfach zu viel Eisen
> für

Es gibt auch sekundär getaktete Schaltnetzteile. Die haben mehr Eisen 
als ein primär getaktetes Netzteil. Und außerdem: Wo bitte siehst Du in 
den Bildern einen Transformator?
Den Fehler den ich damals bei mir hatte, soll doch nur zur groben 
Orientierung dienen.
Um eine genauere Fehlerursache zu ergründen, bedarf es schon einen 
Schaltplan. Denn eine Ferndiagnose und dann auch noch ohne Schalplan ist 
schon immer eine schwere Diagnose gewesen.

MfG. Werner

: Bearbeitet durch User
von Martin L. (makersting)


Lesenswert?

Der Trafo ist rechts unten auf dem Foto  des ersten Beitrags zu sehen. 
Das ist kein Schaltnetzteil.

von Teo D. (teoderix)


Lesenswert?

Werner F. schrieb:
> Und außerdem: Wo bitte siehst Du in
> den Bildern einen Transformator?

Werner F. schrieb:
> Teo D. schrieb:
>> Gugst du Bildchen 1. Beitrag.

Das Ding ist doch nun wirklich nicht zu übersehen!

von Michel M. (elec-deniel)


Lesenswert?

hübsche Bilder der Platinen von oben und unten wären nicht schlecht .... 
:-)

von Kai G. (runtimeterror)



Lesenswert?

Ok, anbei mal ein paar Portraits.

Der Hersteller schreibt im Datenblatt zum Spannungsregler: "These 
regulators employ internal current-limiting, thermal-shutdown and 
safe-area compensation, making them essentially indestructible." - na 
denn :)

Die Stecker habe ich alle schon mehrfach ab und wieder angesteckt. Ich 
denke nicht, dass es was Mechanisches ist. Dafür habe ich schon zu viel 
dran rumgeschraubt, ohne dass es irgendwie eine Änderung gab.

Ich habe derzeit noch etwas Respekt davor die Platine offen in Betrieb 
zu nehmen, da diese unter Netzspannung steht und der ganze Aufbau aus 
vielen Einzelteilen besteht, die ich alle aus dem Gehäuse entfernen und 
fliehend verkabeln muss.

Aber vielen Dank für die ganzen Tipps - ich schau mal, was ich mir 
zutraue.

Mal angenommen, ich schließe das Speicheroszilloskop an. Solange ich 
hinter dem Trafo bleibe, bekomme ich keine Probleme, oder?

von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

hinz schrieb:
> Kai G. schrieb:
>> ML 7809FA R1355, ML
>> 7909FA R1411
>
> Da werden wohl die zwei nötigen Dioden an den Ausgängen fehlen.

Danke, das Datenblatt schreibt hierzu: "In the above positive and 
negative
power supply application, D1 and D2 should be connected. If D1 and D2 
are not connected, either of positive or negative power supply circuit 
may not turns on."

Ich such die mal ... ok ... die sind drei mal nicht bestückt :/
Welchen Zweck erfüllen die? Warum baut der Hersteller die nicht ein, 
wenn die unabdingbar sind?

: Bearbeitet durch User
von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

Ich habe jetzt die Spannungsregler im Betrieb durchgemessen:

Die Regler für +5 V und +9 V bekommen am Eingang +18,5 V (+83 mV Ripple)
Der Regler für -9 V bekommt am Eingang -18,6 V (+59 mV Ripple)

Im Fehlbetrieb (LED aus) ändert sich hieran nicht viel.

+5 V: Vout = 5,000 V (pendelt sich auf 4,990 V ein) + 0 mV Ripple
Im Fehlbetrieb ändert sich nichts. Der Regler wird in beiden Fällen 
ziemlich schnell heiß.

+9 V: Vout = 9,124 V + 0 mV Ripple
Im Fehlbetrieb ändert sich das auf -772 mV + 0mV Ripple. Der Regler wird 
nur lauwarm.

-9 V: Vout = -8,86 + 59 mV Ripple
Im Fehlbetrieb ändert sich nichts.

Der +9 V-Regler scheint also nicht korrekt zu funktionieren 
(Eingangsspannung ok, Ausgangsspannung Müll). Die -0,7 V entsprechen 
sicher nicht zufällig eine Si-Diode.

Da der +5 V-Regler trotz starker Erhitzung und diverser 
Schutzschaltungen seine Spannung hält, vermute ich, dass er innerhalb 
seiner erlaubten Parameter läuft.

Jetzt bleibt die Frage, ob der +9 V-Regler defekt ist oder die fehlende 
Diode der externen Beschaltung Schuld hat. Kann mir jemand erklären, 
welche Funktion die Diode hätte und warum der Hersteller die nicht 
bestückt hat? Ich nehme an, ich kann eine Wald-und-Wiesen-Diode 
verwenden?

: Bearbeitet durch User
von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

Interessantes Detail: Seit der Reinigung der Platine (und der 
vollständigen Befreiung aus dem Gehäuse), geht der Lautsprecher meistens 
auf Anhieb an (4 von 5 Versuchen).

Die unbestückten Dioden wären mit In und Out der Regler verschaltet, 
dienen also einem anderen Zweck als dem auf den sich Hinz bezog - eine 
Bestückung dürfte also nichts an diesem Problem lösen.

Ich schau mal, ob ich Ersatz für den Regler da habe.

von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

Ok, vielen Dank an alle für die Unterstützung. Ich habe den +9 V-Regler 
getauscht und alles funktioniert wieder!!

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Kai G. schrieb:
> Ok, vielen Dank an alle für die Unterstützung. Ich habe den +9
> V-Regler
> getauscht und alles funktioniert wieder!!

Und du hast den selben Fehler wie der Hersteller gemacht, es 
funktioniert nur zufällig. Die Dioden sind nicht verzichtbar, die sind 
Pflicht!

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Kai G. schrieb:
> Die unbestückten Dioden wären mit In und Out der Regler verschaltet,
> dienen also einem anderen Zweck als dem auf den sich Hinz bezog - eine
> Bestückung dürfte also nichts an diesem Problem lösen.

Ja, die Rückstromdioden sind nur nötig wenn nach dem Regler noch dickere 
Elkos sitzen. Die Dioden gegen Latchup sind hier aber unverzichtbar.

von Kai G. (runtimeterror)


Lesenswert?

Danke für die Erklärung. Ich habe gerade nochmal die Platine abgesucht, 
aber es wurden definitiv keine Dioden verbaut.

Ich habe aber in anderen Datenblättern keinen Hinweis auf die Dioden 
gefunden und auch der Hersteller dieser speziellen Regler gibt die nur 
für den (+/-)-Betrieb an (wo auch immer der Unterschied sein soll).

http://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/185880/MICRO-ELECTRONICS/ML7909FA.html

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

hinz schrieb:
> Die Dioden gegen Latchup sind hier aber unverzichtbar.

Eben! Und es wurde auch mal Zeit, das zu erörtern...

https://de.wikipedia.org/wiki/Latch-Up-Effekt

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?


von batman (Gast)


Lesenswert?

hinz schrieb:
> Ja, die Rückstromdioden sind nur nötig wenn nach dem Regler noch dickere
> Elkos sitzen.

Naja die Dicke von Elkos ist nach einigen Betriebsjahren kein so 
zuverlässiges Kriterium mehr. Evt. sollte man die tatsächlichen Werte 
prüfen.

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

batman schrieb:
> Naja die Dicke von Elkos ist nach einigen Betriebsjahren kein so
> zuverlässiges Kriterium mehr.
um
Es geht mittlerweile nicht mehr um Rückstromdioden, sondern um diese,
die den Latch-up Effekt verhindern...

Besonders bei Op-Schaltungen tritt dieser auf, wie Hinz schon
beschrieben hat...

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.