Forum: PC Hard- und Software Festplatten "NOS" - Verschlechterung durch Lagerung?


von Peter M. (r2d3)


Lesenswert?

Liebe Bundesbürger und Bundesbürgerinnen,

ich habe eine Frage zu den Folgen der Langzeitlagerung von neuen 
Festplatten.
Gibt es eine signifikante Auswirkung auf die Zuverlässigkeit, wenn sie 
dann nach langer Lagerzeit in Betrieb genommen werden?
Sind da auf der Festplattenelektronik Elkos verbaut, die austrocknen 
können und irgendwann dazu führen, dass die Platte gar nicht mehr 
startet?

Was den Begriff der "Langzeitlagerung" angeht, verbinde ich damit einen 
Zeitraum von 2 bis 5 Jahren.
Mich interessiert also, ob und ab wann es einen signifikanten Effekt 
gibt.

Guten Rutsch allen, die guten Willens sind!

: Bearbeitet durch User
von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Elektrolytkondensatoren sind kein Thema, was altert, sind die Lager, die 
bei Festplatten irgendwelche Kombinationen aus Gleit-, Flüssig- und 
Kugellagern sind.

Je nach Konstruktion der Festplatte kann es dann noch zu Problemen mit 
klebenden Köpfen kommen, das kann bei Festplatten geschehen, bei denen 
die Köpfe im Ruhezustand auf der Plattenoberfläche aufliegen. Bei 
2.5"-Platten gibt es das üblicherweise nicht, da wird der Kopfträger aus 
der Plattenspindel ausgeschwenkt und die einzelnen Köpfe mit einer 
Rampenmimik angehoben. Dadurch werden die Platten mechanisch 
unempfindlicher, was bei Festplatten in Mobilgeräten (Notebooks etc.) 
auch wichtig ist.

Bei 3.5"-Platten aber gibt es Modelle, bei denen die Köpfe aufliegen, 
das Ausschwenken oder sonstige Abheben im Ruhezustand ist recht selten.

Da sowohl die Köpfe als auch die Plattenoberflächen extrem fein poliert 
sind, kann es zu Adhäsionseffekten kommen.


Das aber dürfte über die relativ kurzen Zeiträume, die Du meinst, keine 
Probleme verursachen. Ich habe deutlich länger gelagerte Festplatten, 
die ohne Probleme noch funktionieren.


Bei Lagerdauern über mehrere Jahrzehnte allerdings wird man Probleme mit 
sich zersetzenden Schmiermitteln, Kunst- und Klebstoffen bekommen, und 
die in Flash-ROMs gespeicherte Plattenfirmware kann sich irgendwann in 
Wohlgefallen auflösen.

Das aber sind dann wirklich lange Zeiträume; ob es in dreißig, vierzig 
Jahren noch Systeme gibt, an die man heutige SATA-Festplatten überhaupt 
anschließen kann?


Ich habe eine 30jährige SCSI-Platte, die ich dank eines 
USB-SCSI-Adapters (der jetzt auch schon volljährig ist) auch an heutige 
Rechner anschließen kann. Die Kombination funktioniert auch heute noch; 
die Platte war über zehn Jahre lang ungenutzt eingelagert (was soll man 
auch mit einer 300-MB-Festplatte anstellen?).

von Peter M. (r2d3)


Lesenswert?

Hallo Rufus,

danke für die zweckdienlichen Hinweise.
Hinweise gibt es hier sehr viele, aber nicht alle sind zweckdienlich. :)

Guten Rutsch!

von M. K. (matthias_k33)


Lesenswert?

Ich habe  vor ca  10 Jahre 20x Festplatte aus  386&486er und frühe 
Pentium-Zeitalter eingelagert.

Am Ende des Lied,  fast alle Western Digital aus Aludruckgehäuse  ist 
tot, ein paar Quantum ebenso. (nur ProDrive, Fireball funktioniert 1A )

Ich habe Ursache nicht nachgeforscht und ware ziemlich davon 
angepisst.So sehr dass ich CF Adapter geholt und mit 2GB Karte in ne 
486er verbaut, für kurzfristige kleine Retro-Projekt.


Grüss
Matt

von Peter M. (r2d3)


Lesenswert?

Hallo Matt,

hauptsache das Prema läuft wieder, oder? :)
Vielleicht haben die Datenretter noch Interesse an Deinen alten Platten, 
selbst wenn sie defekt sind.

Ich hoffe, die PTB ist nächstes Jahr wieder am Start und Du auch!

Gruß
Peter

von MM (Gast)


Lesenswert?

Peter M. schrieb:
> Gibt es eine signifikante Auswirkung auf die Zuverlässigkeit, wenn sie
> dann nach langer Lagerzeit in Betrieb genommen werden?

Wie schon erwähnt leidet die Lagerschmierung bei langem Stillstand.
Dagegen hilft die Platten alle 6 Monate mal eine Stunde laufen lassen 
(und waagerecht liegend lagern!).

von Peter M. (r2d3)


Lesenswert?

Hallo MM,

wenn ich das mal nicht vergesse...

von Nano (Gast)


Lesenswert?

Die ganzen neuen Platten jenseits der 4 GB haben eine Helium Füllung. Da 
kann man stark davon ausgehen, dass sich das Helium mit der Zeit 
verflüchtigt.

Ansonsten würde ich Backupfestplatte auch alle paar 6 Monate für ein 
paar h in Betrieb nehmen.

von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Bei mit Helium gefüllten Platten diffundiert mit der Zeit langsam das 
Helium  raus. Irgendwann ist dann nicht mehr genug für den sicheren 
Betrieb drin. Nicht umsonst haben die normal extra einen Helium-Sensor 
drin den man auch per SMART auslesen kann.

Ich habe Helium-Platten noch nicht so lange im Einsatz, aber ich vermute 
mal daß die Hersteller damit planen, daß sich das Problem erst nach mehr 
als 5 Jahren bemerkbar macht.

Kann aber natürlich gut sein daß die eine oder andere Platte ein Problem 
mit der Dichtung hat und dann schon früher deswegen ausfällt. Was ich so 
gehört habe, war diese Dichtung bei der Entwicklung der Helium-Platten 
wohl der schwierigste Punkt.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Nano schrieb:
> Die ganzen neuen Platten jenseits der 4 GB haben eine Helium Füllung.

Es sind schon drei Zehnerpotenzen mehr, und glücklicherweise ist auch 
dann Helium nicht zwangweise vorhanden.

von Nano (Gast)


Lesenswert?

Ich habe stattdessen deswegen lieber auf Festplatten mit Heliumfüllung 
verzichtet und altbewährte normale Festplatten ohne Helium genommen.
Die haben dann zwar nur 4 TB, aber das reicht mir fürs erste.

Langfristig werden wohl sowieso Flashspeicher & Vergleichbares die 
Festplatten einholen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

MM schrieb:
> (und waagerecht liegend lagern!).

So unterschiedlich sind die Erfahrungen. Die waagerecht montierte 
Quantum Fireball 1Gb SCSI Platte läuft nicht an im Macintosh SE/30.
Aber hochkant eingebaut tut sie es.

von Nano (Gast)


Lesenswert?

Rufus Τ. F. schrieb:
> Nano schrieb:
>> Die ganzen neuen Platten jenseits der 4 GB haben eine Helium Füllung.
>
> Es sind schon drei Zehnerpotenzen mehr, und glücklicherweise ist auch
> dann Helium nicht zwangweise vorhanden.

Okay, kann sein.
Das erste mal als ich von der ersten Platte mit einer Heliumfüllung 
gehört habe, war die 6 TB groß und bei den normalen Platten ohne Helium 
war man bei allerhöchstens 3 TB im Hochpreissegment.
Da hieß es dann auch, dass man das Ende der Fahnenstange von Festplatten 
ohne Heliumfüllung so langsam erreicht hätte.

von MM (Gast)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> So unterschiedlich sind die Erfahrungen.

Nicht unbedingt. Lagern ≠ betreiben.

Das Lager der Quantum ist da leider schon im Eimer (war das u.U. noch 
ein Kugellager bei 1 GB?). Bei Gleitlager und stehender Lagerung ist 
jedenfalls durch die einseitige Druckbelastung die Konsistenz des 
Schmierfilmes in Gefahr. Beim normalen Gebrauch ist die Lage ohne 
Bedeutung - die Platte sollte da nur immer in gleicher Lage betrieben 
werden.

von M. K. (matthias_k33)


Lesenswert?

Peter M. schrieb:
> Hallo Matt,
>
> hauptsache das Prema läuft wieder, oder? :)
> Vielleicht haben die Datenretter noch Interesse an Deinen alten Platten,
> selbst wenn sie defekt sind.
>
> Ich hoffe, die PTB ist nächstes Jahr wieder am Start und Du auch!
>
> Gruß
> Peter

Selbstverständlich,  Maker Faire, da ist Wellenkino dabei, falls es 
klappt.

Jo, Prema geht prima, auch reparierte andere Prema erfüllt Spezifikation 
prima. (Ich habe  beide Prema zur Kalibierung nach Mainz geschickt)

Back to topic
Zum Glück waren keine wichtige Daten drin, fast alle ist aus 
ausgemusterte Schul-PC ausgebaut.

Grüss
Matt

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


Lesenswert?

M. K. schrieb:
> (Ich habe  beide Prema zur Kalibierung nach Mainz geschickt)

Welchen Preis ruft Prema dafuer auf?

von Irgendwer (Gast)


Lesenswert?

Seagate sagt dazu vor einiger Zeit folgendes:

Storage (Seite 15):
The maximum recommended storage period for the drive in a 
non-operational environment is 90 days. Drives should be stored in the 
original unopened Seagate shipping packaging whenever possible. Once the 
drive is removed from the Seagate original packaging the recommended 
maximum period between drive operation cycles is 30 days. During any 
storage period the drive non-operational temperature, humidity, wet 
bulb, atmospheric conditions, shock, vibration, magnetic and electrical 
field specifications should be followed.

https://www.seagate.com/www-content/product-content/hdd-fam/kinetic-hdd/_shared/docs/kinetic-product-manual.pdf

von MM (Gast)


Lesenswert?

Irgendwer schrieb:
> Seagate sagt dazu vor einiger Zeit folgendes:
> ...

Scheint der Preis für höhere Speicherdichte zu sein. Die Daten sind mehr 
in Gefahr als die Mechanik. Da dauert es ja nicht mehr lange bis zur für 
den Datenerhalt nötigen Dauerbestromung...die Cloud ruft dezent gierig 
nach euren Daten...

NOS-Brenner + NOS-Rohlinge erscheint da doch als nicht die schlechteste 
Lösung.

von ... (Gast)


Lesenswert?

Mir sind mal einige Jahre gelagerte SCSI-Platten nebst Server 
zugeflogen.
Die Platten liefen ca. eine Stunde, dann war es vorbei.

Eine Beaugapfelung der Platteninnereien förderte die Ursache des
Versagens zu Tage: Die Platter waren schlicht angerostet.

von M. K. (matthias_k33)


Lesenswert?

Manfred schrieb:
> M. K. schrieb:
>> (Ich habe  beide Prema zur Kalibierung nach Mainz geschickt)
>
> Welchen Preis ruft Prema dafuer auf?

Für Privatleute gibt andere Preis, günstiger.  Einer aus 
Kalibierungslabor sagtzu diese Preis: sehr günstig. Anfrage lohnt.
Grüss
matt

: Bearbeitet durch User
von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

MM schrieb:
> NOS-Brenner + NOS-Rohlinge

Was bedeutet NOS?

von Peter M. (r2d3)


Lesenswert?

Hallo Dumdi D.,

NOS steht für "new old stock", also lang gelagerte Neuware.

: Bearbeitet durch User
von MM (Gast)


Lesenswert?

Dumdi D. schrieb:
> Was bedeutet NOS?

https://de.wikipedia.org/wiki/New_Old_Stock

Ich verwende Rohlinge von 2004 und 2007 sowie Brenner von 2005 bis 2009 
für meine wichtigsten Datensicherungen.

von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

MM schrieb:
> Dumdi D. schrieb:
>> Was bedeutet NOS?
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/New_Old_Stock
>
> Ich verwende Rohlinge von 2004 und 2007 sowie Brenner von 2005 bis 2009
> für meine wichtigsten Datensicherungen.

Danke! Und klär mich auf: was ist an den Brennern ab 2009 
schlechter/anders?

von Peter M. (r2d3)


Lesenswert?

Hallo Dumdi D.,

Dumdi D. schrieb:
> Danke! Und klär mich auf: was ist an den Brennern ab 2009
> schlechter/anders?

Zum Beitrag von MM ist zu sagen, dass mit dem Preisdruck bei den 
DVD-Brennern einherging, dass die neueren billigeren Chipsätze in den 
Brennern nicht mehr so leistungsfähig waren wie die alten, bzw. die 
Brennrezepte auch nicht mehr so gut gepflegt wurden.

von MM (Gast)


Lesenswert?

Ergänzend noch die geringe Lebenserwartung der Laser Pickup bei den 
neueren Brennern (zu klein, die bekommen die Wärme nicht schnell genug 
von der Laserdiode weg). Zwei Datenträger hintereinander brennen kann 
deren Tod bedeuten. Einige Herstellen wiesen darauf wenigstens hin im 
Datenblatt.

von Soul E. (Gast)


Lesenswert?

Mit Diskettenlaufwerken war es genauso. Während eine Teac FD-235 auch 
nach dreißig Jahren noch problemlos läuft, hielten die gegen Ende der 
Disketten-Ära verbauten Laufwerke gerade mal zwei BIOS-Updates durch.

Beitrag #5678178 wurde vom Autor gelöscht.
Beitrag #5678848 wurde vom Autor gelöscht.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.