Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Trafostreufeld beim Labornetzteil


von Daniel V. (danielv2)


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Hallo!

Ich bastel an einem Labornetzteil. Außer Potis, STM32 und LCD ist 
übrigens alles aus dem Schrott. Der Testaufbau funktionierte (fast) wie 
die Simulation. Nun möchte ich den sauberen Aufbau angehen.

Bei meinem ersten Labornetzteil vor einigen Jahren hatte ich ein 
leichtes Brummen bei kleiner Strombegrenzung (2mA). Ich habe den Fehler 
auf das Trafostreufeld geschoben. Im Testaufbau vom zweiten Netzteil 
kann ich jedoch kein Problem generieren. Deshalb möchte den Trafo nun 
einfach in theoretisch guter Lage einbauen:
Wo sollten empfindliche Bauteile und Leiter bezüglich Trafo liegen bzw. 
wo nicht (s. Trafo.jpg)? Gibt es überhaupt wesentliche Unterschiede?

Außerdem hätte ich noch eine zweite Frage:
Ich möchte das Netzteilgehäuse fest und die Schaltungsmasse per Schalter 
auf PE legen. Bei ausgeschaltetem Schalter rechne mit größeren 
Störungen. Lohnt es die Schaltung in einen eigenen Gehäuse (vorzugsweise 
und stilecht aus Erdnussdosenblech) zu legen?

Vielen Dank für euere Meinungen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Du wirst in Y Richtung auf deinem Bild die wenigsten magnetischen Felder 
haben, weil sich der Löwenanteil in den Eisenblechen tummelt und also in 
X- und Z-Richtung am stärksten ist (wie eine liegende 8).

Allerdings sollte bei einem Netzteil keine Komponente so empfindlich 
sein, das sie auf das Streufeld reagiert, ansonsten ist da eine 'auf 
Kippe' konstruierte Schaltung schuld.
Zum 'Erdnussdosenblech' kann ich nichts sagen, weil ich nicht verstehe, 
was du tun/erreichen willst.

: Bearbeitet durch User
von Lurchi (Gast)


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Der Bereich um den Shunt zur Strommessung und Regelung ist schon etwas 
empfindlich. Die Gefahr ist aber eher durch die Rippenströme zum 
Ladeelko. Da sollte man drauf achten dass diese getrennt von der 
Regelschaltung zu den Elkos fließen. Ideal sollte man den Shunt wie ein 
Teil mit getrennten Spannungsabgriffen verschalten. Auch das Layout kann 
magnetische Einstrahlungen reduzieren, indem auf eine kleine 
umschlossene Fläche für den Kreis mit niedriger Spannung geachtet wird.

von Olaf (Gast)


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> Der Testaufbau funktionierte (fast) wie die Simulation.

Sehr schoen. Mit diesem Testaufbau sage ich dir eine grosse Zukunft 
voraus. Auch Bob Pease hat schon so gearbeitet. :-)

> Lohnt es die Schaltung in einen eigenen Gehäuse (vorzugsweise
> und stilecht aus Erdnussdosenblech) zu legen?

Nein. Ich denke du uebertreibst es mit deiner Angst. Ein lineares 
Netzteil ist nicht so kritisch. Da liegen die Anforderungen eher darin 
eine stabile Regelung bei unbekannten Lasten hinzubekommen.

Olaf

von Daniel V. (danielv2)


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Matthias S. schrieb:
> Du wirst in Y Richtung...
Danke, werde ich so machen.

Matthias S. schrieb:
> Allerdings sollte bei einem Netzteil keine Komponente so empfindlich
> sein, das sie auf das Streufeld reagiert, ansonsten ist da eine 'auf
> Kippe' konstruierte Schaltung schuld.
Inzwischen glaube ich, dass der Trafo die Spannung in die Zuleitung 
zwischen Shunt und Stromregelung induziert hat. Die Ursache lag 
möglicherweise eher im Aufbau des ersten Netzteils und nicht im 
Schaltplan.

Matthias S. schrieb:
> Zum 'Erdnussdosenblech' kann ich nichts sagen, weil ich nicht verstehe,
> was du tun/erreichen willst.
Ich möchte im Netzteilgehäuse (Masse #1) ein zweites Metallgehäuse 
(Masse #2) einbauen. Das erste Gehäuse soll fest mit PE verbunden sein 
(da zwingend für die Sicherheit) und das zweite Gehäuse soll fest mit 
der Schaltungsmasse (zur Abschirmung gegen Störfelder) verbunden sein.

Lurchi schrieb:
> Der Bereich um den Shunt zur Strommessung und Regelung ist schon etwas
> empfindlich.
Danke, ich glaube dort liegt das Problem. Werde den letztendlichen 
Aufbau bei diesem Netzteil ohne Zuleitung versuchen (minimaler Kreis).

Lurchi schrieb:
> Die Gefahr ist aber eher durch die Rippenströme zum
> Ladeelko.
Bei höheren Stromen kann ich das verstehen. Bei 2mA Strombegrenzung kann 
ich mir das nicht vorstellen, bzw. ich verstehe das nicht.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Daniel V. schrieb:

> Wo sollten empfindliche Bauteile und Leiter bezüglich Trafo liegen
> bzw. wo nicht? Gibt es überhaupt wesentliche Unterschiede?

Einstreuungen können in Leitungen stattfinden, die parallel zum Draht 
der Wicklung liegen. Senkrecht dazu gibt es definitiv keine magnetischen 
Einstreuungen vom Trafo her. Allerdings ist das (Streu)Magnetfeld des 
Trafos stark verbeult, weil der Kern des Trafos die magnetischen 
Feldlinien anzieht. Im "Schatten" des Kerns kommt da ebenfalls wenig bis 
nichts an.

> Ich möchte das Netzteilgehäuse fest und die Schaltungsmasse per Schalter
> auf PE legen.

Bei Netzteilen legt man i.A. Wert darauf, daß der Ausgang potentialfrei 
ist. Also insbesondere auch nicht mit PE verbunden.

> Lohnt es die Schaltung in einen eigenen Gehäuse (vorzugsweise
> und stilecht aus Erdnussdosenblech) zu legen?

Deine Idee scheint eine (magnetische?) Abschirmung zu sein. Braucht man 
bei Netzteilen eher nicht. Im Gegensatz zu sagen wir mal einem 
Mikrofonverstärker. Magnetische Abschirmung geht nur mit hochpermeablem 
Material, das heißt dann Mu-Metall (eigentlich: µ-Metall, für den 
Materialkennwert). Konservendosenblech bringt da gar nichts.

von Daniel V. (danielv2)


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Olaf schrieb:
> Sehr schoen. Mit diesem Testaufbau sage ich dir eine grosse Zukunft
> voraus. Auch Bob Pease hat schon so gearbeitet. :-)
Normalerweise untersuche ich nur kleine Schaltungsteile auf diese Weise. 
Der STM32 sollte aber die Strompotistellung einlesen und ein PWM-Signal 
für die Stromregelung ausgeben. Gleichzeitig sollten Strom und Spannung 
mit wenig Wackelei gemessen werden. Das konnte ich nur im Komplettaufbau 
prüfen. Ich erhalte übrigens überraschend gute ADC-Werte.

Olaf schrieb:
> Nein. Ich denke du uebertreibst es mit deiner Angst. Ein lineares
> Netzteil ist nicht so kritisch. Da liegen die Anforderungen eher darin
> eine stabile Regelung bei unbekannten Lasten hinzubekommen.

Danke, ich glaube die Frage hat sich nun erledigt, da Ursache geklärt.

von Muuuhh (Gast)


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Blech eventuell ausglühen.

von Daniel V. (danielv2)


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Olaf schrieb:
> Da liegen die Anforderungen eher darin
> eine stabile Regelung bei unbekannten Lasten hinzubekommen.

Das macht mir auch die meisten Sorgen. In der Simulation deutete bereits 
alles darauf hin. Seltsamerweise funktioniert der reale Aufbau viel 
unkritischer als die Simulation. Bisher habe ich keine 
Schwingungsneigung feststellen können. Unter bestimmten Umständen wird 
die Schaltung ganz sicher schwingen. Hoffentlich zerstört mein Netzteil 
dann nicht wichtiges.

von Daniel V. (danielv2)


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Axel S. schrieb:
> Bei Netzteilen legt man i.A. Wert darauf, daß der Ausgang potentialfrei
> ist. Also insbesondere auch nicht mit PE verbunden.
Eigentlich möchte ich das auch nicht. Ich dachte es wäre quasi Gesetz, 
da im Trafo 230V "sind" und der Trafo elektrisch mit dem metallischen 
Gehäuse verbunden ist. Ich würde lieber PE nicht anschließen. Darf ich 
das ohne "sträflich" leichtsinnig zu sein?

von Daniel V. (danielv2)


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Axel S. schrieb:
> Senkrecht dazu gibt es definitiv keine magnetischen
> Einstreuungen vom Trafo her.
Danke, werde Platine (wenn einfach machbar) hochkant einbauen.

von Michael B. (laberkopp)


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Daniel V. schrieb:
> Im Testaufbau vom zweiten Netzteil
> kann ich jedoch kein Problem generieren

Na dann hast du ja auch kein Problem.

Es war wohl kaum das magnetische Streufeld (das hätte 50Hz Störungen zur 
Folge), sondern die schlechte Masseführung im alten Netzteil (das hätte 
100Hz Störungen zur Folge).

Erstaunlich, daß der abgebildete Drahtverhau besser ist.

Daniel V. schrieb:
> Ich möchte das Netzteilgehäuse fest und die Schaltungsmasse per Schalter
> auf PE legen.

Ground Lift.

Daniel V. schrieb:
> Lohnt es die Schaltung in einen eigenen Gehäuse (vorzugsweise
> und stilecht aus Erdnussdosenblech) zu legen?

Nein.

Daniel V. schrieb:
> Ich würde lieber PE nicht anschließen.

Ans Gehäuse ja wohl schon, sagtest du.

von Daniel V. (danielv2)


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Zusammenfassung:
1
- innere Abschirmung ist unnötig
2
- Abschirmung per Dosenblech wäre sowie Quatsch
3
- Gehäuse auf PE
4
- Platine eher senkrecht und auf der y-Seite vom Trafo
5
- den kritischen Bereich (Shunt<->Stromreglung) "im kleinen Kreis" aufbauen

Michael B. schrieb:
> Ground Lift.
Werde ich mir ansehen.

Michael B. schrieb:
> Es war wohl kaum das magnetische Streufeld (das hätte 50Hz Störungen zur
> Folge), ...
Naja, irgendwie aber schon. Ich hatte damals das Netzteil (endgültiger 
Aufbau) testweise fremdgespeist. Das Brummen trat nur auf, wenn der 
eingebaute Trafo auch unter Strom stand.

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Daniel V. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Bei Netzteilen legt man i.A. Wert darauf, daß der Ausgang potentialfrei
>> ist. Also insbesondere auch nicht mit PE verbunden.

> Eigentlich möchte ich das auch nicht. Ich dachte es wäre quasi Gesetz,
> da im Trafo 230V "sind" und der Trafo elektrisch mit dem metallischen
> Gehäuse verbunden ist. Ich würde lieber PE nicht anschließen. Darf ich
> das ohne "sträflich" leichtsinnig zu sein?

Die Alternative zur Schutzmaßnahme Schutzerdung ist Schutzisolation. 
Wenn du GND nicht fest(!) mit PE verbinden willst, mußt du dein Netzteil 
so oder so schutzisoliert aufbauen. Auch dann, wenn du das Gehäuse 
selber mit PE verbindest.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzklasse_(Elektrotechnik)

von W.S. (Gast)


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Daniel V. schrieb:
> Bei meinem ersten Labornetzteil vor einigen Jahren hatte ich ein
> leichtes Brummen bei kleiner Strombegrenzung (2mA). Ich habe den Fehler
> auf das Trafostreufeld geschoben.

Kann sein, ist aber etwas weniger wahrscheinlich.

Viel wahrscheinlicher ist es, daß die Primärseite des Trafos auf die 
Sekundärseite kapazitiv einstreut.

Wenn dein Trafo nicht ausdrücklich für Labornetzteile mit ungeerdeter 
Kleinspannungsseite gewickelt ist, dann hat er auch keine Abschirmung 
zwischen primär und sekundär. Das eventuelle Einstreuen der 50 Hz ist 
dabei das kleinere Übel, das größere ist, daß dein Trafo nicht 
vollisoliert ist und damit tendenziell eine Gefahrenquelle ist, falls 
die Isolation zwischen primär und sekundär mal versagt - Überlast, 
Spannungsspitze im Netz, Flüssigkeit reingelaufen, rein mechanisch durch 
Brumm-Vibrationen etc.

Der gezeigte Trafo scheint unvergossen bzw. ungetränkt zu sein, da sind 
mechanische Probleme etwas wahrscheinlicher als bei vergossenen Trafos. 
Wirklich vollisolierte Trafos haben zwei mechanisch getrennte 
Wickelkammern für primär und sekundär. Dort ist dann auch das kapazitive 
Übersprechen wesentlich geringer.

W.S.

von Daniel V. (danielv2)


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Der Trafo ist gebraucht. Die Quelle unbekannt. Der Trafo hat zusätzlich 
+-5% Primäranschlüsse, ist anständig beschriftet und die Verarbeitung 
ist verglichen mit manch anderen Trafo auch Ok. Ein Trafo für 
Labornetzteile ist er aber sicherlich nicht. Primär- und Sekundärseite 
sind wohl nicht besonders voneinander isoliert. -> Trafo ist gut aber 
nicht "hochsicher".

Da ich mechanisch gesehen den Trafo nicht elektrisch vom Gehäuse 
trennen kann, muss das Gehäuse zwangsläufig auf PE gelegt werden. Die 
Alternative per Schutzisolation bekomm ich also nicht hin. Als weitere 
Sicherung gibt es nur eine 230V-Sicherung. Das müsste aber eigentlich 
reichen: Falls es zu einer Überlastung kommt, sollte es "normalerweise" 
erst zu einem Kurzschluß auf der Primärseite kommen (-> Sicherung brennt 
durch), bevor ein Kurzschluss zwischen Primär- und Sekundärseite und 
damit Lebensgefahr entsteht. Außerdem wird der Schalter für die 
Ausgangsmasse (Sekundärseitenmasse) im Normalbetrieb so gestellt sein, 
dass die Ausgangsmasse auf PE liegt (-> keine Gefahr). Nur wenn 
benötigt, wird die Ausgangsmasse "offen" liegen (-> gefährlicher und 
etwas mehr brummen). Sicher ist anders, unsicher ist aber etwas ganz 
anderes. Ich denke das passt so.
Ach ja, innen werden selbstverständig alle 230V führenden Metallteile 
isoliert (Schrumpfschlauch, etc.).

: Bearbeitet durch User
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