Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Maschinengewindebohrer auch für Handeinsatz?


von Maxim (maxim) Benutzerseite


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Ich möchte mir einen Satz Einschneider-Gewindebohrer kaufen, z.B. diesen 
hier: 
https://baer.tools/de/gewindeschneider/gewindenormen/m-metrisches-regelgewinde/saetze-und-sortimente/gewindebohrer/maschinen-gb-sackloch-bohrer/8898/baer-set-hssg-maschinengewindebohrer-sackloch-kernlochbohrer-m-3-12?c=1018

Die bekommt man auf Ebay auch direkt vom Hersteller für ein paar Euro 
weniger.

Ich habe bereits M3 und M4 Dreischneider der Marke Baer und die sind 
ordentlich für das Geld.

Die Frage ist: Kann ich diese Maschinengewindebohrer auch freihand 
nutzen, also mit einem Windeisen?

Die andere Frage ist: Die verlinkten Gewindebohrer sind für Sacklöcher. 
Es gibt das Set auch für Durchgangslöcher. Ich nehme an, dass 
Gewindebohrer für Durchgangslöcher eher für manuellen Betrieb geeignet 
sind, weil die Schneiden nur allmählich einsetzen, nicht so abrupt wie 
bei denen für Sacklöcher. Auf der anderen Seite hätte ich perspektivisch 
schon gerne die Möglichkeit Gewinde in Sacklöchern zu bohren, ohne mit 
wieder neue Gewindebohrer kaufen zu müssen.

Hat jemand Erfahrung mit solchen Gewindebohrern (Einschneider für 
Sackloch) im manuellen Einsatz?

von avantasia (Gast)


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Die erste Frage kannst Du Dir selbst beantworten, steht nämlich auf der 
von Dir verlinkten Seite:

Einsatzgebiete:
für allgemeinen Einsatz
- gut zerspanbare Werkstoffe bis 800 N/mm²
- unlegierte und niedriglegierte Stähle
- für Sackloch
- für den Hand- und Maschineneinsatz

von Michael B. (laberkopp)


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Maxim S. schrieb:
> Die Frage ist: Kann ich diese Maschinengewindebohrer auch freihand
> nutzen, also mit einem Windeisen?

Ja, aber:

Erstens bewirken die Sacklochbohrer keine gute Führung
dann ist die Schnittkraft recht hoch.

Für anspruchslose Gewinde geht das, aber wenn es gute Gewinde in zähem 
Material sien sollen, ist der alte 3-fach Satz nicht zu schlagen - viel 
geingere Schnittkräfte, kein so hohes Risiko daß der Gewindeschneider 
abbricht, bessere Führung.

von Michael B. (loetmichel)


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Maxim S. schrieb:

> Hat jemand Erfahrung mit solchen Gewindebohrern (Einschneider für
> Sackloch) im manuellen Einsatz?

Reicht das als Antwort?

Ist ein M3 Sackloch-Maschinengewindebohrer wie bei Dir im Link.

https://www.youtube.com/watch?v=Dwotc3oRdtw

Funktioniert prima auch in Durchgangslöchern. Nachteil ist daß die NICHT
geführt werden, soll heissen wenn Du schief Ansetzt ist auch das Gewinde
nachher schief.

Michael.

Edit: In Stahl ist allerdings weniger Drehzahl und GUTES Schneidöl 
angesagt,
sonst "KNACK".

: Bearbeitet durch User
von Maxim (maxim) Benutzerseite


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Ok, dann ist alles klar. Ich werde beide Versionen kaufen, für 
Durchgangs- und Sacklöcher.

von Rene F. (Gast)


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Durchganggewindebohrer schieben den Span nach vorn heraus, Sackloch nach 
Hinten.

Maschinengewindebohrer haben einen kurzen Anschnitt und nur einen 
Durchgang.

Handgewindebohrer: langer Anschnitt und brauchen meistens 3 Durchgänge. 
Vor-, Mittel- und Fertigschnitt.

Bei Blech macht es keinen Unterschied,  bei tiefen Löchern 
Maschinenbohrer nur mit passender Maschine. Das kann wortwörtlich schief 
gehen, da fehlt einfach die Selbstführung. Nein, da zählt kein 
Akkuschrauber drunter, Standbohrmaschine. Akkuschrauber zähle ich als 
Handarbeit.

von heinz (Gast)


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>Für anspruchslose Gewinde geht das, aber wenn es gute Gewinde in zähem
>Material sien sollen, ist der alte 3-fach Satz nicht zu schlagen - viel
>geingere Schnittkräfte, kein so hohes Risiko daß der Gewindeschneider
>abbricht, bessere Führung.
Das gilt nicht für Stähle die zum kaltverfestigen neigen wie zB. 1.4541.

Und nicht wie man das früher gelernt hat ein Stück vor ein Stück zurück, 
sondern in einem Rutsch durch.

von Michael B. (loetmichel)


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Rene F. schrieb:

> gehen, da fehlt einfach die Selbstführung. Nein, da zählt kein
> Akkuschrauber drunter, Standbohrmaschine. Akkuschrauber zähle ich als
> Handarbeit.

Sag ich ja. (Selbstführung)


Und ich würde noch einen Schritt weitergehen: Sackloch in Stahl bitte
nur mit Standbohre UND Wendegetriebeaufsatz. Sonst is der Bohrer ganz
schnell ab. Und dann hat man fett Arbeit am Hals.

Michael.

von Matthias L. (limbachnet)


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Michael B. schrieb:
> Sackloch in Stahl bitte
> nur mit Standbohre UND Wendegetriebeaufsatz.

Hui, bei den aufgerufenen Preisen für solch einen Wendeaufsatz ist das 
aber nichts für Gelegenheitsbastler...

Gerade ansetzen kann man auch mit einem einigermaßen anständigen 
Bohrständer und solch einer Vorrichtung: 
https://www.wabeco-remscheid.de/catalog/product/view/id/6264/s/gewindeschneidvorrichtung/category/251/

Dann mit dem Hand-Windeisen weitermachen, bei Handarbeit merkt man den 
größer werdenden Widerstand eigentlich schon recht deutlich, sodass der 
Bohrer nicht abbrechen sollte.

Wenn er es aber doch tut, dann gibt's allerdings nicht mehr jugendfreie 
Kommentare aus dem Bastelkeller, stimmt.

von oszi40 (Gast)


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Maxim S. schrieb:
> habe bereits M3 und M4

Das erfordert schon etwas Erfahrung, Schmierung und Feingefühl oder ganz 
schnell knack. Besser ist, wenn man mehr davon hat. :-)

von georg (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Besser ist, wenn man mehr davon hat. :-)

Meinst du jetzt mehr Bohrer oder mehr Feingefühl?

Georg

von michael_ (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Und ich würde noch einen Schritt weitergehen: Sackloch in Stahl bitte
> nur mit Standbohre UND Wendegetriebeaufsatz. Sonst is der Bohrer ganz
> schnell ab. Und dann hat man fett Arbeit am Hals.

Hä?
Warum glauben Laien es immer besser?
Warum gibt es Berufe mit mehrjähriger Lehrzeit?

Und falls doch etwas abbricht, kann sich ein Fachmann schnell helfen.
Das ist dann der Unterschied.

von Gewindebohrer (Gast)


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Maxim S. schrieb:
> Auf der anderen Seite hätte ich perspektivisch
> schon gerne die Möglichkeit Gewinde in Sacklöchern zu bohren, ohne mit
> wieder neue Gewindebohrer kaufen zu müssen.

Schleif die Spitze vorne plan, dann kannst du die Handgewindebohrer auch 
eingeschränkt (wegen Spänestau) für Sacklöcher verwenden. Ein 3er Set 
ist universeller verwendbar, wenn es nicht auf Zeit ankommt.

> Hat jemand Erfahrung mit solchen Gewindebohrern (Einschneider für
> Sackloch) im manuellen Einsatz?

Siehe oben, ich führe die Werkzeuge aber in einer Maschine.
Freihand ist bei Maschinengewindebohrern keine gute Idee.

Einschneider sind viel filigraner und länger, gehen viel früher in 
Torsion und brechen viel früher. Der Bastler wählt lieber das 3er-Set 
(vor allem in Stahl), die Dinger sind stabiler und der Schnitt teilt 
sich auf 3 Werkzeuge auf. Bei Alu kann man oft das erste Werkzeug 
weglassen.

Vorsicht mit Billigzeugs. So ein Schliff ist nicht ganz trivial, 
Stichwort Freiwinkel. Hatte schon Einschneider, die gingen schon in Alu 
derart in Torsion (trotz Schmierung), dass ich lieber ein 3er Set 
beschafft habe. Qualititativ hochwertige Gewindewerkzeuge erkennt man 
u.a. daran, dass die Schnittkraft gering ist und auch länger gering 
bleibt.

von Michael B. (loetmichel)


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michael_ schrieb:

> Hä?
> Warum glauben Laien es immer besser?
> Warum gibt es Berufe mit mehrjähriger Lehrzeit?

Warum glauben selbsternannte "Fachleute" immer sie hätten als einzige 
die Weissheit mit Löffeln gefressen? Ausbildung zum NGTM, Ausbildung zum 
ITSE, Lehrgang Drehen, Lehrgang Fräsen, Lehrgang 
Autogen-/Schutzgas-/Elektrodenschweissen, ~25 Jahre Berufserfahrung in 
Metallbearbeitung incl. CNC-Fräsen und Drehen.


Klar kann man die Standbohre auch nur zum Ausrichten benutzen und dann 
mit dem Handwindeisen schneiden. Ist aber eher was für Hobbyisten mit 
VIEL Zeit. Und dann ist es auch einfacher sich eine passende 
Aufsatzhülse für den Gewindeschneider zu Drehen der Selbigen ausrichtet.

"Fachleute" haben da keine Zeit für. Die machen es entweder richtig oder 
fliegen raus.

>
> Und falls doch etwas abbricht, kann sich ein Fachmann schnell helfen.
> Das ist dann der Unterschied.

Auch der "Fachmann" kocht nur mit Wasser und muss dann den abgebrochenen 
Gewindeschneider rauserodieren und ein Helicoil ins (dann übergroße) 
Loch einsetzen. Was je nach Werkstück GAR keinen Spass macht. ( Oder er 
Pfuscht sich einen zurecht mit Schraube auf den abgebrochenen Rest 
aufschweissen oder ähnliche Scherze.)

von Michael B. (loetmichel)


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Gewindebohrer schrieb:
> Einschneider sind viel filigraner und länger, gehen viel früher in
> Torsion und brechen viel früher. Der Bastler wählt lieber das 3er-Set
> (vor allem in Stahl), die Dinger sind stabiler und der Schnitt teilt
> sich auf 3 Werkzeuge auf. Bei Alu kann man oft das erste Werkzeug
> weglassen.

Ersteres Stimmt meiner Erfahrung nach, Zweiteres eher nicht. Ich habe 
persönlich noch KEIN Dreierset gesehen daß unten Zitiertes erfüllt.
IMHO sind die fast alle eher aus Schrauben geflext denn gescheit 
geschliffen.
Zugegeben: ich hab noch nie ein 3er-Set im Werkzeughandel gekauft, kenne 
also nur den Baumarktmüll.

>
> Vorsicht mit Billigzeugs. So ein Schliff ist nicht ganz trivial,
> Stichwort Freiwinkel. Hatte schon Einschneider, die gingen schon in Alu
> derart in Torsion (trotz Schmierung), dass ich lieber ein 3er Set
> beschafft habe. Qualititativ hochwertige Gewindewerkzeuge erkennt man
> u.a. daran, dass die Schnittkraft gering ist und auch länger gering
> bleibt.

Einschneider/Maschinengewindebohrer aus dem Werkzeughandel (zB.: 
Hofmann) sind üblicherweise gut geschliffen UND billiger als im 
Baumarkt/Ebay.

Meines Erachtens ergeben 3er-Sets nur Sinn wenn a) aus dem Fachhandel 
und b) Gefahr besteht einen Maschinengewindebohrer abzureissen.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Michael B. schrieb:

> Und ich würde noch einen Schritt weitergehen: Sackloch in Stahl bitte
> nur mit Standbohre UND Wendegetriebeaufsatz.
The Art of german overengineering.

Damals (R) in der Lehrwerkstatt hatten wir das alles nicht. Da haben wir 
das geübt bis wir das konnten.

Ein sauberes Sackloch in M3 das bis auf Gänge runtergeht ist nicht ohne 
- muss man aber vielleicht auch nicht haben. Allein schon eine 2,5 mm 
Reibe nicht abzubrechen erfordert Gefühl.
Man kann ja mal mit M6 mit dem Üben anfangen.

von Michael B. (loetmichel)


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Sebastian L. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>
>> Und ich würde noch einen Schritt weitergehen: Sackloch in Stahl bitte
>> nur mit Standbohre UND Wendegetriebeaufsatz.
> The Art of german overengineering.
>
> Damals (R) in der Lehrwerkstatt hatten wir das alles nicht. Da haben wir
> das geübt bis wir das konnten.

Wie oben geschrieben bin ich davon ausgegangen daß man dann auch die 
Maschine zum Schneiden benutzt. Wenn die Standbohre nur zum Ausrichten 
dient gehts natürlich auch ohne Getriebe, aber dann ist eine 
"Ausrichthülse" und Handwindeisen einfacher.

>
> Ein sauberes Sackloch in M3 das bis auf Gänge runtergeht ist nicht ohne
> - muss man aber vielleicht auch nicht haben. Allein schon eine 2,5 mm
> Reibe nicht abzubrechen erfordert Gefühl.
> Man kann ja mal mit M6 mit dem Üben anfangen.

Na ja, Gewinde-Kernlöcher auf Maß reiben ist dann evtl. doch etwas 
"overengineered".

:-)

von Einer (Gast)


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Wenn das Sackloch tief genug ist kann man auch
mit einem Durchgangsbohrer anfangen
und dann den Rest mit dem Sacklochbohrer schneiden.

von Kolja L. (kolja82)


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georg schrieb:
> oszi40 schrieb:
>> Besser ist, wenn man mehr davon hat. :-)
>
> Meinst du jetzt mehr Bohrer oder mehr Feingefühl?
>
> Georg

Entweder, oder...

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Einer schrieb:
> Wenn das Sackloch tief genug ist kann man auch
> mit einem Durchgangsbohrer anfangen
> und dann den Rest mit dem Sacklochbohrer schneiden.

Oder nur mit dem Durchgangsbohrer arbeiten. Manchmal ist es vom Vorteil 
wenn man beim Anschrauben merkt daß das Gewinde zu Ende geht.

von Percy N. (vox_bovi)


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georg schrieb:
> oszi40 schrieb:
>> Besser ist, wenn man mehr davon hat. :-)
>
> Meinst du jetzt mehr Bohrer oder mehr Feingefühl?
>

Vermutlich ja.  ;-)

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