Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 3 Phasen mit einem 5x1,5 Kabel


von Frank (Gast)


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Hallo Spezialisten,
ich habe eine Frage - habe auch schon die Suchfunktion benutzt und was 
zu meinem Thema gefunden, aber wenn ich ehrlich bin: mir muß man das 
verständlicher erklären. Es geht um folgendes: richte grad eine 
Hobbywerkstatt ein, mit neuer Elektrik. Aufgrund der zu benutzenden 
Geräte wie Heißluftfön, Elektrolüfter usw. wollte ich drei verschiedene 
Phasen (Außenleiter) verwenden. Als Stromanschluß habe ich meinen 
Sicherungskasten (mit 4 16A Sicherungen und FI Schalter) mittels Kabel 
und Stecker an eine Kraftstromsteckdose angeschlossen. Von dort aus 3 
Phasen (2,5mm) in 3 einzelne Verteilerdosen gelegt. Da ich teilweise 
Doppelsteckdosen mit unterschiedlichen Phasen belegen wollte (hab auch 
schon fertig installiert - nur Zufuhrstrom von Verteilerdosen fehlt 
noch) wollte ich im Vorfeld mal nachfragen ob ich für die 3 Phasen ein 
5adriges 1,5 Kabel verwenden kann oder ob 3 einzelne 3 adrige verlegt 
werden sollen.
Vielleicht kann mir das jemand erklären. Vielen Dank im voraus.
Gruß Frank

von Michael B. (laberkopp)


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Da du 4 einzelne 16A Sicherungen im Kasten hast, darfst du nur 4 
einzelne 3-adrige Kabel verwenden, denn eine 5-adrige Leitung muss 
allpolig getrennt werden können.

Auch wenn sich im Normalbetrieb der Strom im Nulleiter nur wenig 
verschiebt (maximal 1.5%) und so die Spannungen der 3 Phasen nahezu 
ungestört denselben Nulleiter benutzen können, ist im satten 
Kurzschlussfall )0V am Ende) der Nulleiter massiv verschoben, um 115V 
(weil ja 0V am Ende auftreten muss der Spannungsabfall über die 
Zuleitung verteilt werden, die Hälfte auf der Phasenleitung, die andere 
Hälfte auf den Nullleiter) was zu Spannungsüberhöhung bis 425V für die 
Verbraucher an denn anderen beiden Phasen führt, was die zerstören kann. 
Auch schon der hohe Anlaufstrom von Maschinen kann mehr als 1.5% 
Spannungsübrhöhung bewirken, z.B. 10%. Auch aus dem Grund ist eine 
einzelne Leitungsführung vorzusziehen. Durch den Anschluss deiner 
Konstruktion an einer Kraftstromsteckdose hast du leider schon einen 
gemeinsamen Nulleiter in der Zuführung, was du nun nicht ändern kannst.

Immerhin ist der Aufbau deiner Schaltung an einer Steckdose auch für 
dich als Laien zulässig. Wäre es eine Festinstallation, müsstest du 
einen Elektriker rufen.

von Frank (Gast)


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Hallo, erst mal vielen Dank für die Erklärung. Habe inzwischen einen 
"Elektriker" meine klemmung prüfen lassen. Es hätte alles funktioniert 
aber es ist verboten.  Ich hatte z B. 1 Schalter und 2 Steckdosen unten 
dran verbaut. Dann hatte ich den Schalter und die 2 Steckdosen mit 3 
verschiedenen Phasen angeschlossen(5 adriges Kabel, braun, schwarz und 
grau als Phasen benutzt) um nach meiner Meinung nicht zuviel Verbraucher 
auf einer Phase zu haben. Wenn man es genau nimmt waren also 400v in den 
Dosen gelegen. Jetzt muß ich halt alles unklemmen bzw. Für jede Phase 
(Steckdose und Schalter) ein 3 adriges Kabel verwenden. Ich hoffe das 
dann alles korrekt ist. In den großen verteilerdosen liegen trotzdem tw. 
3 Phasen. Vielleicht ist das nicht ok aber ich bin der einzige wo darauf 
Zugriff hat, werde aber die Dosen noch kennzeichnen. Vielen Dank 
nochmals. Gruß Frank

von P. W. (deneriel)


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Also ich blick noch nicht ganz durch was du da gebaut hast.

Suchwort zum weiterlesen: Aufgeteilter Drehstromkreis.

Kurzfassung: Jeweils ein Außenleiter vom Drehstromkreis gegen den 
Neutralleiter (!) hat 230V Wechselstrom. Jeder Außenleiter hat gegenüber 
den anderen 400V. Das kann man natürlich aufteilen und es wird in der 
Hausverteilung auch so gemacht.

Das ist zulässig wenn eine allpolige Abschaltmöglichkeit verbaut ist. 
Das ist durch den Stecker gegeben, ein 4poliger FI würde das auch 
erfüllen.

Den Neutralleiter N darfst du hingegen nur absichern wenn es sich um 
einen 4fach-Automaten handelt, sodass ein Überstrom auf dem N auch 
zuverlässig zur Abschaltung der Außenleiter führt.
Im Fall, dass der N unterbrochen ist (weil Sicherung ausgelöst) hast du 
sonst einen schwebenden Sternpunkt und das mögen deine 
Wechselstromverbraucher gar nicht weil sie dann bis zu 400V abbekommen.
Gibt Rauchzeichen und ist teuer.


Doppelsteckdosen (Schuko) mit mehreren Außenleitern anschließen geht 
technisch. Der N aller Dosen wird gemeinsam zurückgeführt. Dann erfolgt 
die Aufteilung halt in der Dose.
Es ist aber absolut nicht zu empfehlen (!) weil man von außen nicht 
erkennt, dass es sich um unterschiedliche Außenleiter handelt. Ergo 
denkt man "abgeschaltet", aber auf der Nachbardose im gleichen Rahmen 
liegt noch Spannung an.
Das dann zu merken ist ungeil.


In der Praxis hast du aber selbst bei mehreren Steckdosen nebeneinander 
an der gleichen Phase keine Probleme mit Überlast. Das ist Standard so 
und hat sich bewährt.
Die wenigsten Geräte nutzen die möglichen ca. 3600W für einen 16A 
Wechselstromkreis DAUERHAFT aus. Und wieviele davon betreibst du 
gleichzeitig?
Selbst wenn du da die große Flex (3000W) oder Kreissäge (3500W) 
anschließt; davon läuft normalerweise nur ein Gerät.
Den Heizlüfter (2000W) hingegen solltest du in der Zeit an einer anderen 
Steckdose betreiben.


Tipp:
Vorausgesetzt es handelt sich um eine korrekt abgesicherte 
16A-Drehstromdose mit FI im Sicherungskasten, kannst man stattdessen 
auch eine 0815-Verteilerdose in der Werkstatt setzen und je einen 
Außenleiter, N und PE als Steckdosenzuleitung für normale 
Schuko-Steckdosen abzweigen.
Die Kraftstromdose kommt dann 20cm weiter unten hin und wird mit allen 5 
Adern in der neuen Verteilerdose wieder angeschlossen.
Der FI sorgt für eine allpolige Abschaltmöglichkeit, und bei Überlast 
muss man halt zum Sicherungskasten rennen.
Ist die kostengünstigste Lösung für dein Vorhaben.
Separate Sicherungen vor Ort brauchst du nur, wenn die Zuleitung höher 
abgesichert ist, z.B. bei einer 32A-Drehstromsteckdose.

Google und dein Elektriker sollten dir nun ausreichend weiter helfen 
können.
Und denk dran: Strom macht klein, schwarz und hässlich.

von hinz (Gast)


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Frank schrieb:
> Es hätte alles funktioniert
> aber es ist verboten.

So wie dies auch?

https://www.brennenstuhl.com/temp/thumbnails/G297075_Produktbild_1-0ac3b.jpg


Strippenzieher halt.

von Peter D. (peda)


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Frank schrieb:
> Als Stromanschluß habe ich meinen
> Sicherungskasten (mit 4 16A Sicherungen und FI Schalter) mittels Kabel
> und Stecker an eine Kraftstromsteckdose angeschlossen.

Wer macht denn solchen Scheiß. Der N darf natürlich nicht einzeln 
abgesichert werden. Ein unterbrochener N kann angeschlossene Geräte 
zerstören.

von Frank (Gast)


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Jetzt bin ich, was die Theorie betrifft ein absoluter Laie.  Ich 
versuche nochmal zu erklären: habe so einen kleinen Sicherungskopien mit 
3 16A Sicherungen und einem fi. Außen befinden sich 2 normale 
Wechselstrom-Steckdosen. Es wurde ein dickes gelbes Kabel an den 
Sicherungskasten angeschlossen, an das Kabel ein Starkstrom-Stecker. 
Dieser in die Starkstrom Dose gesteckt. Das ganze hat mir ein Elektriker 
gemacht. Die Steckdosen außen funktionieren einwandfrei. Ich habe dann 
an die vorgeklemmten Waco-Klemmen ein 5 adriges Kabel 2,5 angeschlossen. 
D.h. Braun schwarz und grau an jeweils eine Klemne, blau an die 
ebenfalls schon vorhandene Waco-Klemme. Somit hätte ich doch 3 
Stromkreise oder nicht? Wegen den Maschinen: 3600 Watt ist ne Menge. Muß 
aber mit Strom heizen, d h. Mehrere Lüfter bzw. Radiator. Deswegen die 3 
Stromkreise. Meinen Fehler bezüglich der durchgeschleiften Kabel in den 
Steckdosen beseitige ich im Moment. Mein "Elektriker" (wie gesagt: 
Elektriker in Anführungszeichen) hat gesagt das es ein Problem geben 
kann wenn andere da herumschrauben, also genau so wie ein Spezialist von 
euch geantwortet hat. Geht jemand hin und schaltet Sicherung aus, aber 
auf anderem Stromkreis liegt noch Strom an dann hat derjenige ein 
klitzekleines Problem wenn er dies berührt. Deswegen baue jch jetzt 
alles um. Übrigens: mein 5 adriges Kabel ist doch allpolig Trennbar, ich 
ziehe einfach den Stecker aus der kraftstromdose. Ich hoffe ihr versteht 
den Aufbau jetzt ein wenig besser. Mir ging es hauptsächlich darum ob 
ich für die 3 Stromkreise 3 Kabel von den Sicherungen zu den 
verteilerdosen legen muss oder ob 1x 5 adriges Kabel 2,5 genügt, und ich 
das von Dose zu Dose durchschleifen kann. Hab was gelesen von 
Ringleitung, aber das ist mir zu hoch. Wegen evtl. Spannungsabfall: das 
Zufuhrkabel zu den Dosen misst maximal 15 Meter. Gruß Frank

von P. W. (deneriel)


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Jetzt verstehe ich langsam.
Sowas?

Kraftstromdose
      |
      |
      v
Sicherungskasten -> 5x2.5 -> Abzweigdose -> 5x2.5 -> Abzweigdose -> ...
                                  |                       |
                                3x2.5                   3x2.5
                                  |                       |
                                 L1                      L2
                                  |                       |
                                  v                       v
                              Steckdose               Steckdose



Das kannste so machen. In der Abzweigdose klemmst du dann die Leitung 
zur Steckdose an N und PE sowie einen der drei Außenleiter.


Fragen dazu:
- Was für eine Kraftstromdose ist das? 16A, 32A oder gar 63A?
bei 16A hast du keinen Vorteil die Schuko-Steckdosen erneut ab zu 
sichern. Bei einem Kurzschluss werden sowohl die Sicherungen in deiner 
UV als auch die im Hauptsicherungskasten fliegen. Stichwort zum Googlen: 
Selektivität.
Bei einer größeren Steckdose als 16A brauchst du die Sicherungen 
allerdings.

- Hat die schon einen FI mit max 30mA Auslösestrom in der zugehörigen 
Hauptverteilung oder ist das Altbestand?
Wenn der FI vorhanden ist, gilt sinngemäß das Gleiche wie bei den 
Sicherungen. Da werden auch beide fliegen.
Wenn nur ein alter (mit 0,3 oder 0,5A AUslösestrom) oder gar kein FI 
vorhanden ist, brauchst du den natürlich. Dann ist es aber sinnvoll den 
vor der Kraftstromsteckdose nachzurüsten, denn wenn mal was Anderes als 
dein Verteiler dran hängt, soll er ja trotzdem schützen.


- Was soll das Konstrukt mit dem Stecker bringen wenn die Steckdosen 
doch sowieso fest montiert werden? Warum nicht einfach fest 
angeschlossen? Wenn es dir um die zentrale Abschaltmöglichkeit geht, 
wäre ein Schütz mit Schalter bequemer als jedes Mal den klobigen Stecker 
aus der CEE-Dose zu rupfen.
Wie weiter oben schon geschrieben, kannst du die CEE-Steckdose hinter 
der Verteilung problemlos wieder mit anklemmen (lassen).

von Michael B. (laberkopp)


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P. W. schrieb:
> Das kannste so machen

Die Aussage ist so allgemein falsch.

Es kommt auf die Details an.

Klug ist es jedoch in jedem Fall nicht.

von Toff (Gast)


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Kann man machen, wenn man das 5-adrige Kabel mit einem 3-poligen LS 
absichert. Der LS ist ja schließlich zum Schutz des Kabels und nicht des 
Verbrauchers vorhanden.
3 einzelne LS sind nicht erlaubt.

von huma (Gast)


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Toff schrieb:

> 3 einzelne LS sind nicht erlaubt.

Wo steht das und wie verhält es sich, wenn anstelle der Automaten 3 
Schmelzsicherungen eingebaut werden?

von Frank (Gast)


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Soweit ich weiß ist es eine 16A Steckdose. Aber genau bin ich darüber 
nicht informiert. Im nachträglich angebauten Sicherungskasten befinden 
sich 3x 16A Sicherungen. Frage: Jemand spricht hier von LS, was ist das 
genau?
Klar, ein Trennschalter hätte es auch getan..... aber der Stecker wird 
ja nicht laufend von der Kraftstromdose getrennt, sollte nur für den 
Notfall gedacht sein bzw. wenn ich längere Zeit nicht da bin.

Ich habe den Sicherungskasten für die Kraftstromdosen nur einmal kurz 
gesehen, könnte dir gar nicht sagen ob da ein FI drin war. Müsste mir 
das mal genauer anschauen.
In der alten Halle befinden sich 3 dieser Kraftstromdosen, sieht man das 
von außen wieviel Ampere die haben?

Fakt ist: ich habe jetzt umgebaut. Es fließen keine 380V (400V) mehr 
durch die Steckdosen-Gehäuse. Hab die Durchschleifung beseitigt. Jetzt 
hab ich halt z.B. eine Doppelsteckdose die nur mit einer Sicherung 
abgesichert ist und nicht mehr mit 2 verschiedenen.


Gruß Frank

von Max M. (maxim0)


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Frank schrieb:
> Jemand spricht hier von LS, was ist das
> genau?

https://de.wikipedia.org/wiki/Leitungsschutzschalter

von Elektrofan (Gast)


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>> 3 einzelne LS sind nicht erlaubt.

> Wo steht das und wie verhält es sich, wenn anstelle der Automaten 3
> Schmelzsicherungen eingebaut werden?

Man findet jedenfalls oft in den Zählerkästen, dass die 3 Automaten
für einen Drehstromkreis (z.B. Herd, Durchlauferhitzer) nicht
mechanisch verbunden sind.

von N_ist_kritisch (Gast)


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Hallo,
falls die Schaltung so ist wie von  P. W. (deneriel) gezeichnet gibt es 
mehrere potentielle Probleme:

1) Sternpunktverschiebung bei unterbrochenem Neutralleiter, Folge sind 
dann bis zu 400V an der Schuko. Siehe auch "Bauernstrom"
2) Neutralleiterüberlastung durch
  o unterschiedliche Leistungsfaktoren (cos phi) an den Phasen
  o Oberwellen (insbesondere 3.) falls Schaltnetzteile oder FU dran 
hängen
3) unübersichtliche Architektur

Ich würde es nicht machen.

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