Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik XLR Buchse auch erden?


von Hugo K. (huka)


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Hallo,

ich habe für mein Bastelprojekt folgende Buchse in einem Gehäuse 
verbaut:

https://www.conrad.de/de/neutrik-nc3f-dl-1-xlr-steckverbinder-flanschbuchse-kontakte-gerade-polzahl-3-silber-1-st-737870.html

Diese haben 3 Pins ... und zusätzlich ja noch ein metallenes Gehäuse.
Die Buchsen sind in einem ABS Kunststoffgehäuse zusammen mit einem 5V 
10A Schaltnetzteil verbaut und dienen dazu, die 5V nach aussen zu geben 
... also im Prinzip ein simples Gehäuse für ein offenes Schaltnetzteil.

Muss das Gehäuse der Buchse nun auch mit dem Schutzleiter des Netzteils 
verbunden werden (das Grün-Gelbe Kabel)? Immerhin sind ja im Gehäuse 
auch irgendwo 220V am Netzteil ...

Ich weiss, XLR ist sicher nicht für solche Anwendungen bestimmt, aber 
ich kenne keine einigermaßen günstige und einfache Alternative, Strom 
mit 10 und mehr Ampere nach außen zu geben. XLR ist einfach so praktisch 
...

Macht man das so, oder ist das murks? Ich habe mal irgendwo gelesen, 
dass man grundsätzlich alles an den Schutzleiter klemmt, womit man von 
aussen in Kontakt kommen könnte und was natürlich leitfähig ist ...

Es würde dann so beschaltet sein

Pin 1: +5V
Pin 2: nicht belegt
Pin 3: GND
Steckergehäuse: Schutzleiter

Grüße

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Hugo K. schrieb:
> Diese haben 3 Pins ... und zusätzlich ja noch ein metallenes Gehäuse.
Sorge dafür, dass die Buchse Kontakt zum metallischen Gehäuse hat. Denn 
einen extra Schutzleiteranschluss mit Schutzleiterzeichen und allem 
Pipapo hat die XLR-Buchse ja soweiso nicht.

> XLR ist einfach so praktisch ...
Ich hoffe, das Ding kommt nicht in einer Umgebung zum Einsatz, wo XLR 
die "übliche" Verbindung ist (Bühne, Studio,...). Ich wäre da ganz schön 
angefressen, wenn zufälligerweise jemand den Mischerein- oder Ausgang 
kaputt macht.

Hugo K. schrieb:
> Pin 1: +5V
> Pin 2: nicht belegt
> Pin 3: GND
> Steckergehäuse: Schutzleiter
Übliche Belegung:
1: Schirm
2: +Eingang
3: -Eingang
Mit deinem Netzteil legst du also -5V auf den -Eingang. Mit ein wenig 
Glück hält der das aus. Wenn du aber ein phantomgespeistes Mikrofon da 
anschließt, dann bekommt das eine negative Versorgungsspannung. Da kann 
man dem Ding nur die Daumen drücken...

von Dirk B. (dirkb2)


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Hugo K. schrieb:
> Ich weiss, XLR ist sicher nicht für solche Anwendungen bestimmt, aber

Mach ein dickes Schild dran.


Die Kollegen stecken mittlerweile auch das LAN-Kabel in jede passende 
Buchse in der Wand (Telefon).
Auch wenn es fürs LAN nur Switche mit Glasfaseranbindung gibt.

„Ich hatte kein längeres Kabel“

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Lothar M. schrieb:
> Sorge dafür, dass die Buchse Kontakt zum metallischen Gehäuse hat.

Das metallische Gehäuse ist das der Buchse. Dazu hat sie prinzipbedingt 
Kontakt ...

Der Threadstarter will sie in ein Kunststoffgehäuse einbauen.

von Michael B. (laberkopp)


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Hugo K. schrieb:
> Steckergehäuse: Schutzleiter

Nur wenn dein Gehäuse Schutzklasse I haben soll.

Sonst (Schutzklasse II) hat die Zuleitung keinen Schutzleiter.

Ich rate von der Zweckentfremdung von Steckern ab.

https://www.pollin.de/p/hochstrom-einbaustecker-set-2-polig-mit-abdeckkappe-452448

von Andrew T. (marsufant)


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Hugo K. schrieb:
> Diese haben 3 Pins ...
>
> Ich weiss, XLR ist sicher nicht für solche Anwendungen bestimmt, aber
> ich kenne keine einigermaßen günstige und einfache Alternative, Strom
> mit 10 und mehr Ampere nach außen zu geben. XLR ist einfach so praktisch
> ...
>
> Macht man das so, oder ist das murks?


Murks wegen der 3 pole.

Für Spannungsversorgung ist der 4 polige XLR im 
Veranstaltugnsbereich/broadcast eingesetzt.

3 polig ist Audio-Übertragung.

z.B. hier:

https://en.wikipedia.org/wiki/XLR_connector

Wegen der potentiellen Verwechslungsgefahr sollte man sowas besser 
beachten.

von Route_66 H. (route_66)


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Hallo!
Berührbare Metallteile (Deine XLR-Buchse) müssen in Schutzklasse I 
Anordnungen dann an den Schutzleiter angeschlossen werden, wenn sie im 
Fehlerfall(!) berührungsgefährliche Spannungen annehmen können.

Nicht jedes Metallteil an einem SK-I-Gerät ist geerdet.

Fehlerfall bedeutet hier:
Draht geht ab
Isolierung durchgescheuert
Bauelemente durchgeschlagen
Luft- und Kriechstrecken überschlagen
Feuchtigkeit, Staub, Wasser, Hitze
sonstige Fehler, die gefährliche Spannungen an die Buchse bringen 
können.

Wenn das alles ausgeschlossen werden kann, dann keine Erdung der Buchse 
nötig!

von Michael B. (loetmichel)


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Na ja, wer im Veranstaltungsbereich einfach ein Mikro oder ein
Pult "irgendwo" draufsteckt nur weils mechanisch passt hat eh
verloren.

Ich hab 10 Jahre bei einem Bühnenverleih gearbeitet... da hatte
es von Mikro über NF-Signal und DMX alles auf den 3pol Buchsen,
inclusive 230V für die Pumpe einer Billich-Nebelmaschine
Fernsteuerung). Frag nicht wie das aufgefallen ist...

Nachdem das gesagt ist: ich würde bei einem Plastikgehäuse und
schutzisoliertem Netzteil mit Eurostecker

Pin1 = GND
Pin2 = 5V
Pin3 = Offen
Gehäuse = Offen

machen.

Wenn das NT trotz Plastikdose ein Schukokabel hat dann würde ich
das Steckergehäuse auf PE legen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Für Stromversorgungszwecke wesentlich besser geeignet sind die SpeakON- 
und PowerCON-Steckverbinder von Neutrik. Die Einbaubuchsen sind hierbei 
sogar bezüglich der Bohrlöcher kompatibel zu XLR.

https://de.wikipedia.org/wiki/PowerCon
https://de.wikipedia.org/wiki/Speakon

Ich habe selbst auch schon SpeakON-Steckverbinder für die 12V-Verteilung 
in einem Serverschrank eingesetzt, was sich sehr bewährt hat. 
Insbesondere der Ausziehschutz durch einen drehbaren Ring ist wesentlich 
besser als einfache, filigrane Rastnasen wie man sie bei anderen 
Steckverbindern findet.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Für Stromversorgungszwecke wesentlich besser geeignet sind die SpeakON-
> und PowerCON-Steckverbinder von Neutrik

Blödsinn, die sind für 230V~

Du willst nicht, dass jemand diese 230V in Hugo sein Gerät steckt.

von Martin S. (gibsea106)


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Hi !


Kleines off-topic zu XLR-Steckverbindungen zwecks Spannungsversorgung:

Wie oben bereits erwähnt werden im Broadcastbereich 4pol XLR (auch 
"Cannon" genannt) verwendet:
pin 1  Minus
pin 4  +12V

Analoge Filmkameras mit 24 bis 28 V Versorgungsspannung haben akkuseitig 
3pol XLR:
pin 1  GND
pin ?  +
(Ich löte an den Teilen nie herum, ich verwende sie nur.
Daher weiß ich den "Plus"-pin nicht... Sorry)

Analoge Filmkameras mit 12V Spannungsversorgung haben (oder besser: 
hatten...) akkuseitig 5pol XLR:
Die Belegung ist mir unbekannt, vermutlich ist pin 1 GND


Der österreichische Kamerahersteller "Moviecam" hatte seinerzeit ein 
eigenes System kreiert (warum auch immer...keine Ahnung):

akkuseitig:
4pol XLR
pin 1  GND
pin 2  +24 V

kameraseitig:
4pol XLR
pin 1  GND
pin 2  +24 V
pin 4  +24 V

Es gab seinerzeit auch Akkus mit nur einer 4pol XLR-Buchse, belegt mit 2 
Spannungen (je nachdem, welche Kamera benutzt wurde):
pin 1  GND
pin 2  +24 V
pin 4  +12 V
Manchmal auch umschaltbar (Zellen-Pakete parallel oder seriell)


Die heutigen elektronischen Kameras (z.B. Arri) werden bei externen 
Akkus (24 bis 28V) mit 3pol XLR betrieben.
Onboard-Akkus haben einen anderen Kontakt:
Entweder "V-Mount" oder "Gold Mount", beide im Spannungsbereich 12 bis 
16,x (?) Volt

Interessant auch, dass bebob.de auch 5pol XLR mit 48V anbietet:
https://shop.qvestmedia.com/out/pictures/master/product/2/bebob-cube-1200-li-ionen-akku-2.jpg
Vermutlich brauchen die Jungs vom Licht diese Spannung zum Betreiben 
ihrer Arri Sky-Panels.


Hier noch ein paar Bilder:

Anton Bauer Gold Mount:
http://www.antonbauer.com/dam/jcr_87f53887-a400-4cdd-af2c-ea73e8cf6b9a/80750057_1.jpg

V-Mount:
https://d17bck4wpaw2mg.cloudfront.net/att/a/0/0/t/a00ts6/l1cd.jpg

Ende off-topic.


LG,
Martin

: Bearbeitet durch User
von Hugo K. (huka)


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hehe^^bitte nicht gleich ausrasten ... das ding wird nie meine wohnung 
verlassen geschweigedenn auf einer bühne oder in der nähe eines DJ's 
wiederzufinden sein^^
Es dient mir lediglich als Berührungsschutz für das Schienennetzteil und 
eine komfortable Weise, die 5V an und abzustecken ... 
Kaltgerätestecker-Eingang, Wippschalter und XLR Buchse als 5V Ausgang 
... hätte ich das Netzteil irgendwo blank auf dem Schrank stehen wäre 
mir nicht so wohl dabei ...

Das Gehäuse in das ich die Buchse eingebaut habe ist Plastik.
Das Gehäuse des Schaltnetzteils selbst ist aus Metall. Hier habe ich 
jetzt eine Erdung vom Gehäuse des Schaltnetzteils zum Gehäuse der 
Einbaubuchse gezogen und den gesamten Durchgang vom 
Kaltgerätestecker-Eingangs-Erdungs-Pin bis zum XLR-Buchsen-Gehäuse 
geprüft.
Durchgang ist da.

Ich hoffe das passt so jetzt ... es ist zwar unwahrscheinlich, dass 
irgendein Kabel an die Buchse kommt, da ich die mit Kabelbindern nochmal 
schön an die Seiten gepackt habe, aber sicher ist sicher ...

Grüße und vielen Dank :)

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