Forum: Offtopic Warum bedeuten höhere Temperaturen im Kraftwerk einen höheren Wirkungsgrad?


von Sarah E. (meneymaus)


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Hallo zusammen,

ich habe gelesen, dass der Wirkungsgrad in einem Kohlekraftwerk höher 
ist, wenn die Dampftemperaturen höher sind, welche die Turbinenschaufeln 
zum rotieren bringen.

Warum ist dies so?

Gruß Sarah

von Thomas G. (Firma: Frickelhauptquartier) (taximan)


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Höhere Temperatur -> höherer Ernergiegehalt?

von Falk B. (falk)


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Frag mal den Herrn Carnot und seine Gesetze.

https://de.wikipedia.org/wiki/Carnot-Wirkungsgrad

von Michael B. (loetmichel)


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Google "Carnot-Wirkungsgrad"

Zitat Wikipedia:

"Der Carnot-Wirkungsgrad ist umso höher, je größer  T_h  und je kleiner 
T_k ist. Da weder der absolute Nullpunkt (0 K) noch unendlich hohe 
Temperaturen erreicht werden können, ist ein Wirkungsgrad von 100 % 
ausgeschlossen. "

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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Michael B. schrieb:
> Google "Carnot-Wirkungsgrad"

Genauer ist der Carnot-Wirkungsgrad für zwei Wärmereservoire mit 
gegebenen Temperaturen eine obere Schranke für den Wirkungsgrad jeder 
periodisch arbeitenden Wärmekraftmaschine, die zwischen diesen beiden 
Temperaturen arbeitet.

Man kann zeigen, dass diese Aussage äquivalent zum zweiten Hauptsatz der 
Thermodynamik ist. Damit lässt sich die Frage des TO etwas abstrakt mit 
dem Verweis auf dieses sehr fundamentale Naturgesetz beantworten.

von Sarah E. (meneymaus)


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Super, vielen Dank :-)

von Asko B. (dg2brs)


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Hallo,

selbst bei einem Wasserkraftwerk ist der Wirkungsgrad höher je
größer die Differenz zwischen Eingang und Ausgang ist.

Gruss Asko

von Michel M. (elec-deniel)


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mal wolframalpha aufrufen und carnot calculation eingeben.
Temp-Werte berechnen und Grafik.

von A. S. (Gast)


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Asko B. schrieb:
> selbst bei einem Wasserkraftwerk ist der Wirkungsgrad höher je
> größer die Differenz zwischen Eingang und Ausgang ist.

Warum?

von (prx) A. K. (prx)


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Asko B. schrieb:
> selbst bei einem Wasserkraftwerk ist der Wirkungsgrad höher je
> größer die Differenz zwischen Eingang und Ausgang ist.

Die Wirkung schon, aber nicht der Wirkungsgrad.

Höhere Differenz führt zu höherer potentieller Energie. Der Wirkungsgrad 
eines Wasserkraftwerks ist das Verhältnis dieser potentiellen Energie zu 
dem, was hinten als Strom rauskommt, und ist eher sekundär von der 
Höhendifferenz abhängig.

Demgegenüber ist der Wirkungsgrad bei Verbrennung das Verhältnis von 
Brenn- oder Heizwert zum Ergebnis. Diese Nennwerte des Brennstoffs sind 
unabhängig von der Temperaturdifferenz des Kreisprozesses.

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Der Carnot Wirkungsgrad ist etwas wie
(Obere Temperatur-Untere Temperatur)/ Obere Temperatur

Allerdings mit absoluten Temperaturen. Und ohne Kondensation.
Dieser Wirkungsgrad ist das obere Limit fuer Gas-zyklenmaschinen. Ohne 
zu erwaehnen wie man zu diesen Temperaturen kommt. Verbrenungsmaschinen 
werden aber eigentlich nicht abgedeckt. Denn die Expansionsstufe ist 
Isothermal, die Waerme kommt von einem heissen Reservoir mit einem 
Tauscher. Und dort wo im Carnot cycle die adiabatische Kompression kommt 
ist bei Verbrennungsmaschinen der Auspuff.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Dampfkraftwerke => Rankine statt Carnot.

von Walter T. (nicolas)


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Name H. schrieb:
> Verbrenungsmaschinen
> werden aber eigentlich nicht abgedeckt.

Als obere Grenze? Selbstverständlich. Nur liegen ideale Kreisprozesse 
noch einmal deutlich unter dem Carnot-Wirkungsgrad. Und reale 
Kreisprozesse unterhalb des Wirkungsgrads der idealen Kreisprozesse.

von Marek N. (Gast)


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Da kling ich mich mal ein.

Man sagt ja, dass Diesel-Motoren einen höheren Wirkungsgrad haben.
Andererseits sagt man, dass Diesel-Motoren weniger Abwärme produzieren.

Widerspricht sich das nicht?

von Luther B. (luther-blissett)


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Marek N. schrieb:
> Da kling ich mich mal ein.
>
> Man sagt ja, dass Diesel-Motoren einen höheren Wirkungsgrad haben.
> Andererseits sagt man, dass Diesel-Motoren weniger Abwärme produzieren.
>
> Widerspricht sich das nicht?

Je geringer die Abwärme, desto mehr Energie wurde bei der Verbrennung in 
seine beabsichtigte Form (Bewegung) überführt, oder?

von (prx) A. K. (prx)


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Der effizienteste Weg, wenn man mit Restwärme von Stromerzeugung sonst 
nichts anfangen kann: Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk
https://de.wikipedia.org/wiki/Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk

: Bearbeitet durch User
von Marek N. (Gast)


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Jein.

Wirkungsgrad nach Carnot ist doch definiert über die 
Temperaturdifferenz.
Die untere Temperatur ist beim Diesel und Benziner identisch, nämlich 
die Umgebungstemperatur.

Wenn der Diesel jetzt einen besseren Wirkungsgrad haben soll, dann muss 
er zwangsläufig heißer verbrennen. Aber dann erzeugt er doch mehr 
Abwärme und die Heizung müsste im Winter schneller warm werden, als beim 
Benziner.
Das ist mein Verständnisproblem.

von (prx) A. K. (prx)


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Für reale Kreisprozesse gibts jeweils eigene idealisierte 
Vergleichsprozesse, wie den Rankine-Prozess für Dampfkraftwerke. Bei 
Diesel sind es der Dieselkreisprozess und der Seiliger-Kreisprozess:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dieselkreisprozess
https://de.wikipedia.org/wiki/Seiliger-Kreisprozess

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Marek N. schrieb:

> Wirkungsgrad nach Carnot ist doch definiert über die
> Temperaturdifferenz.
> Die untere Temperatur ist beim Diesel und Benziner identisch, nämlich
> die Umgebungstemperatur.

Nicht ganz, sondern die Ansaugtemperatur, daher Ladeluftkühler.

> Wenn der Diesel jetzt einen besseren Wirkungsgrad haben soll, dann muss
> er zwangsläufig heißer verbrennen. Aber dann erzeugt er doch mehr
> Abwärme und die Heizung müsste im Winter schneller warm werden, als beim
> Benziner.
> Das ist mein Verständnisproblem.

Diesel verbrennt in der Explosionsflamme auch heisser, daher die NOx 
Probleme bei dem Motor. Ein Benziner hätte die bei der 
Verbrennungstemperatur auch.

Ob jedoch der Motorblock wärmer wird, ist jedoch Auslegungssache wie gut 
der sich kühlt.

von (prx) A. K. (prx)


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Michael B. schrieb:
> Ob jedoch der Motorblock wärmer wird, ist jedoch Auslegungssache wie gut
> der sich kühlt.

Wobei das wiederum in den praktisch erzielbaren Wirkungsgrad eingeht.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Walter T. schrieb:
> Nur liegen ideale Kreisprozesse
> noch einmal deutlich unter dem Carnot-Wirkungsgrad.

bitte nochmal im Script vom 2. Semester Termodynamik nachschauen:
Für den Otto- , Diesel- und Jouleprozess trifft obiges zu.

Der der ideale Clausius-Rankine Prozess und der ideale Stirlig Prozess 
haben Carnot Wirkungsgrad.



> Und reale
> Kreisprozesse unterhalb des Wirkungsgrads der idealen Kreisprozesse.
Richtig.
Robert Stirling war gut, nur inschinörmässig ist die Idee recht schwer 
umzusetzen.
Der Kockums V4-275R reizt da einiges aus, der Entwicklungsschwerpunkt 
lag aber auf "leise sein".
https://de.wikipedia.org/wiki/Gotland-Klasse


Clausus Rankine Maschinen sind dagegen sehr sehr nah am idealem 
Wirkungsgrad, wenn wir jetzt noch Werkstoffe hätten, die den Dampf bei 
mehr als 300 bar bei 600 °C halten können und wir T m,zu noch weiter 
steigern könnten, hätten wir bessere Maschinenwirkungsgrade. Haben wir 
aber nicht.
Deshalb schaltet man gerne einen offenen Joule Prozess vor den Clausius 
Rankine Prozess - nennt sich dann GuD Kraftwerk.

In Joule Maschinen kann der Inschinör besser tricksen, z.B. durch 
Filmkühlung der belasteten Bauteile, um die Temperatur nicht an die 
Werkstoffe kommen zu lassen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gasturbine#/media/File:Turbinenschaufel_RB199.jpg

Da ist T m,zu mächtig gewaltig und grösser als die zulässige 
Werkstofftemperatur. Die Filmkühlung klappt aber nicht immer wie auf dem 
Bild zu sehen ist.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Marek N. schrieb:
> Man sagt ja, dass Diesel-Motoren einen höheren Wirkungsgrad haben.
> Andererseits sagt man, dass Diesel-Motoren weniger Abwärme produzieren.
>
> Widerspricht sich das nicht?
Nein, weil du die Zeit vergessen hast.

Ottoprozess hat eine Gleichraumverbrennung.
Der Dieselprozess hat eine Gleichdruckverbrennung. Dadurch ist die 
Höchtsttemperatur der Wärmezufuhr geringer als beim Otto Prozess die 
mittlere Temperatur der Wärmezufuhr kann aber gegenüber dem Otto Prozess 
gesteigert werden.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Marek N. schrieb:
> Jein.
>
> Wirkungsgrad nach Carnot ist doch definiert über die
> Temperaturdifferenz.
> Die untere Temperatur ist beim Diesel und Benziner identisch, nämlich
> die Umgebungstemperatur.
>
> Wenn der Diesel jetzt einen besseren Wirkungsgrad haben soll, dann muss
> er zwangsläufig heißer verbrennen. Aber dann erzeugt er doch mehr
> Abwärme und die Heizung müsste im Winter schneller warm werden, als beim
> Benziner.
> Das ist mein Verständnisproblem.

Am dynamischen Verhalten der Heizleistung der Kabinenraumluftheizung 
kannst du das wirklich nicht messen. Da sind einfach zu viele Faktoren 
dazwischen

Wärmekapazität der Werkstoffe des Motors
Wärmekapazität des Kühlmedius im Kühlkreislaufes des Motors
Wärmekapazität des Wärmetauschers
Effizienz des Wärmetauschers
Wärmekapazität des Heizkreislaufes
Effiziens des Wärmeübertragers.....

Der ideale Dieselprozess verbrennt mit geringer Höchsttemperatur aber 
höher mittleren Temperatur als ein Ottoprozess.

Bei KFZ aus den 60gern und 70gern kann man das noch erraten. Pumpe-Düse 
Dieselhakker oder Vergaser Benziner.
In Zeiten von variabler Turboladung, elekronischer Laderegulung, 
elktronischer Einspritzvolumen- und -mengenregelung, 
Zündzeitverstellung, variablen Ventilwegen, bla bla bla habe ich 1000de 
von Einstellschrauben.

Ich kann dem Motor sogar sagen, dass er ohne Ende ösen darf, wenn er nur 
rollt.

von L. H. (holzkopf)


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Der thermische Wirkungsgrad ist ganz einfach definiert:
eta = 1 - Tmin/Tmax

Grüße

von Michael O. (michael_o)


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Der zweit Hauptsatz ist kein Naturgesetz sofern ein Erfahrungssatz. Wäre 
er ein Naturgesetz, hätte es weder einen Urknall noch ein Universum 
gegeben. Alles was wir sehen widerspricht dem zweiten Hauptsatz. Wer 
versucht den zweiten Hauptsatz zu beweisen wird schnell merken, das der 
nicht so allgemeingültig ist wie behauptet. Es ist sogar recht einfach 
den theoretischen Gegenbeweis zu erbringen.

MfG
Michael

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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ich hätte da auch noch ein Frage zu:

Wieso muss denn in einem Kraftwerk eigentlich gekühlt werden?

Auf der einen Seite gibt es Wärmepumpen, welche noch geringe Mengen 
Rest-Wärmeenergie aus Wäschetrocknern oder aus dem Boden ziehen (und 
dabei auch noch irgendwie "wirtschaftlich" sind)

Und anderersseits Kraftwerke, welche große Kühltürme haben, um 
Rest-Wärmeenergie "einfach so" zu vernichten.

-> wie passt das zusammen?

von (prx) A. K. (prx)


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Wegstaben V. schrieb:
> Wieso muss denn in einem Kraftwerk eigentlich gekühlt werden?

Aus einem Dampfkraftwerk kommt aus der Niederdruckturbine Dampf raus, 
nur wenig bis kein Wasser, bei möglichst niedrigem Druck. Die 
Speisewasserpumpe von Kessel (oder Wärmetauscher) braucht jedoch Wasser. 
Und jetzt? Wie kriegst du ohne Wärmeabgabe aka Kühlung den Dampf zum 
Wasser?

Für maximale Stromausbeute liegt die Temperatur dieses Nassdampfes bei 
unter 40°C, mit einem eher an Vakuum erinnernden Druck. Für direkt 
genutzte Fernwärme ist das viel zu wenig. Direkte Fernwärmenutzung 
reduziert also die Stromproduktion, weil man Dampf bei höherer 
Temperatur und entsprechend höherem Druck auskoppeln muss.

> Auf der einen Seite gibt es Wärmepumpen, welche noch geringe Mengen
> Rest-Wärmeenergie aus Wäschetrocknern oder aus dem Boden ziehen (und
> dabei auch noch irgendwie "wirtschaftlich" sind)

Möglich ist die Verwendung von Restwärme niedriger Temperatur in 
Verbindung mit Wärmepumpen. Die tun sich mit 30°C Restwärme deutlich 
besser als mit -10°C Aussenluft. Andererseits: Die meiste Zeit des 
Jahres braucht man hierzulande wenig bis keine zusätzliche Heizung. In 
der übrigen Zeit will man vom Kraftwerk möglichst viel Strom, muss also 
entsprechend gut kühlen. Nun muss man rechnen, ob und wo sich der höhere 
Aufwand tatsächlich lohnt.

Kleinräumig in Blockheizkraftwerken von Unternehmen klappt das besser 
als bei Grosskraftwerken weit weg von der Zivilisation. Damit wird die 
Grundlast des Stroms abgedeckt, und die Abwärme des Erdgasdiesels ist 
heiss genug, um je nach Bedarf die Bude zu heizen oder die 
Produktionsanlagen zu kühlen (*). Auf diese Art lassen sich zu günstigen 
Zeiten 80% der Gesamtenergie nutzen. Durch die Auslegung auf Grundlast 
statt Spitzenlast wird das BHKW recht gut ausgelastet und arbeitet sehr 
effizient.

*: Kühlung durch Wärme klingt nur komisch, wenn man noch nie einen mit 
Gas statt Strom betriebenem Campingkühlschrank gesehen hat. Nennt sich
Absorptionswärmepumpe.

: Bearbeitet durch User
von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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@prx: Danke für die fundierte Erläuterung.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Warum müssen Kraftwerke gekühlt werden: 
https://www.youtube.com/watch?v=z64PJwXy--8

von S. R. (svenska)


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Michael O. schrieb:
> Der zweit Hauptsatz ist kein Naturgesetz sofern ein Erfahrungssatz.
> [...] Alles was wir sehen widerspricht dem zweiten Hauptsatz. [...]
> Es ist sogar recht einfach den theoretischen Gegenbeweis zu erbringen.

Das ist interessant. Kannst du mir verraten, wie man den technisch 
nutzbar machen kann? Weil dann wäre das Perpetuum Mobile-Problem doch 
gelöst, oder?

von Michael O. (michael_o)


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Ich kann Dir den theoretischen Gegenbeweis geben. Den praktisch 
Nutzbaren will ich noch nicht öffentlich machen dafür steckt zu viel 
Arbeit drin.

mfG
Michael

von Georg A. (georga)


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Michael O. schrieb:
> Den praktisch
> Nutzbaren will ich noch nicht öffentlich machen dafür steckt zu viel
> Arbeit drin.

Aja, mehr als in der Arbeit vom Rossi?

von L. H. (holzkopf)


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S. R. schrieb:
> Weil dann wäre das Perpetuum Mobile-Problem doch
> gelöst, oder?

Es gibt kein Perpetuum mobile!

Weder in der Thermodynamik, noch in der Mechanik, noch sonstwo auf der 
ganzen Welt.

Dennoch ist es aber nicht gerechtfertigt, generell von einer 
Unumkehrbarkeit der Dinge zu sprechen.

Allerdings ist eine Umkehrbarkeit immer auch mit Verlusten behaftet.

Es sei denn, man schöpft aus einem (nahezu) unendlich vorhandenen 
Energie-Volumen, das man auch "anzapfen" kann, etwas ab.

Wobei diese "Anzapfung" auch verwertbar sein und nicht nur eine 
"Spielerei" sein sollte!

Die lediglich beweisen kann, daß sowas möglich ist.
Wie z.B. das bekannte Flügelrad:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtm%C3%BChle

oder beeindruckende Feststellungen von Prof. Turtur:
https://www.psiram.com/de/index.php/Claus_Wilhelm_Turtur

Das bringt/brachte alles nichts tatsächlich Verwertbares.

Was jedoch machbar ist, besteht darin, in einem Bereich zu bleiben.
Z.B. dem T-Bereich.
Extern angebotene und zur Verfügung stehende T-Reservoirs kostenlos 
"anzuzapfen", um sie per Einsatz von Energie auf ein höheres und dadurch 
auch verwertbares T-Niveau "hochzuheben".

Das ist dann nicht mehr verlustbehaftet, sondern die Nutzbarmachung 
sowohl der hineingesteckten, als auch der dadurch "hinzugewonnenen" 
Energie.
Alle Wärmepumpen funktionieren so.

Grüße

von Alex G. (dragongamer)


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L. H. schrieb:
> Allerdings ist eine Umkehrbarkeit immer auch mit Verlusten behaftet.
Naja, Verlust in welche Energieform?
Normalerweise ist die Form der Verluste, Wärmeenergie. Daher darf ein 
Prozess der aus Wärmeenergie, etwas macht (also die Umwandlung umkehrt) 
von mir aus 99% Verlust haben, es wäre immer noch möglich was damit zu 
gewinnen indem man den Prozess immer und immer wieder durchführt :D
So ein Prozess ist allerdings nicht bekannt...


> Die lediglich beweisen kann, daß sowas möglich ist.
> Wie z.B. das bekannte Flügelrad:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtm%C3%BChle
Ähm, das macht sich einfach nur einem Temperaturgefälle zu nutze 
(zwischen schwarzer und silbriger Seite der Flügel).
Um solche Prozesse ging es hier schon im Eingangspost denn mit so einem 
Gefälle funktionieren auch Dampfkraftwerke.

Unter eine Umkehrung eines Prozesses welcher zuvor "höherwertige 
Energie" in Wärme umgewandelt hat, verstehe ich zumindest was anderes.

Das kann man sich auch schön analog mit der "Lageenergie" vor Augen 
führen.
Hast du ein Gewicht in 10m höhe, kannst du mittels Seilzug, durch 
Herablassen, Energie abzapfen.
Liegt das Gewicht aber schon bei deinen Füssen (und du kannst nicht in 
die Tiefe graben), dann kannst du auch keine Energie mehr abzapfen auch 
wenn das Gewicht noch immer Lageenergie hat, denn diese kannst du nur 
abzapfen wenn du eine Referenz hast, die tiefer liegt.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Ich habe ein kleines Verständnisproblem:

L. H. schrieb:
> Der thermische Wirkungsgrad ist ganz einfach definiert:
> eta = 1 - Tmin/Tmax

Die Energie des Speisewassers ist bei Tmin schon deutlich > 0 -- diese 
Energie wird aber weder hineingesteckt, noch hinterher wieder entzogen. 
Sie taucht also in der Energiebilanz des Systems gar nicht auf.

Zur Energiegewinnung steht im Groben nur die Energiemenge zur Verfügung, 
die investiert wurde, um das Medium auf Tmax zu erhitzen und je höher 
Tmax werden kann, um so mehr Wärmeenergie kann pro kg Speisewasser vom 
Dampferzeuger zur Turbine transportiert werden.

Wenn diese Überlegung richtig ist, dann ist es doch eigentlich 
uninteressant, ob das Speisewasser mit +0° oder mit 80° in den Kreislauf 
kommt, so lange die Wärmeenergie durch den Wandler vollständig in eine 
andere Energieform umgesetzt werden kann.

Letzteres ist natürlich technisch nicht möglich, es wird also immer 
Energie durch Abwärme verloren gehen. Auf der anderen Seite ist diese 
Verlustenergie nicht von Tmax abhängig. Daraus folgt, dass bei einem 
höheren Tmax relativ weniger Energie durch Abwärem verloren geht.

Fragen:

 - Ist diese Gedankenkette richtig? Wenn nein, wo ist der Fehler?
 - Wenn sie richtig ist: warum bezieht man den Wirkungsgrad dann auf
   die gesamte Energie des Mediums als 1 - Tmin/Tmax?

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Es geht um die Temperaturen vor und hinter der Turbine, nicht um die 
Temperaturen vor und hinter dem Dampferzeuger.

: Bearbeitet durch User
von L. H. (holzkopf)


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Alex G. schrieb:
> L. H. schrieb:
>> Allerdings ist eine Umkehrbarkeit immer auch mit Verlusten behaftet.
> Naja, Verlust in welche Energieform?

Wenn die Energieform gewechselt wird, sind die Verluste i.d.R. noch 
höher als wenn man bei einer Energieform bleibt.

> Normalerweise ist die Form der Verluste, Wärmeenergie. Daher darf ein
> Prozess der aus Wärmeenergie, etwas macht (also die Umwandlung umkehrt)
> von mir aus 99% Verlust haben, es wäre immer noch möglich was damit zu
> gewinnen indem man den Prozess immer und immer wieder durchführt :D
> So ein Prozess ist allerdings nicht bekannt...

Jeder Einzel-Prozess ist aber vom delta_T abhängig.
Was besonders bei Wärmeenergie-Nutzung es nahezu unmöglich macht, die 
gesamte Wärme, v.a. dann, wenn ihr Max. schon verwertet wurde, überhaupt 
nutzbar machen zu können.
Denn dabei reden wir dann von Rest-Wärme-Nutzung.

Mit Seebeck- oder Stirling-Verfahren braucht man das erst gar nicht zu 
versuchen.

Ein Prozess, der Wärmerückgewinnung immer wieder stufenweise durchführt, 
ist mir auch nicht bekannt.
Ist auch kein Wunder, weil es relativ schnell uninteressant wird, 
Rückgewinnung zu betreiben.
Jedenfalls bei Wärmerückgewinnung wird der "Gewinn" recht schnell 
marginal.

Anders mag das aussehen, wenn man, wie z.B. bei E-Autos, E_kin beim 
Abbremsen per Generator für die Nachladung von Akkus nutzbar machen 
kann.
Auch dabei "bleibt" man bei der selben Energieform, um Verluste 
minimieren zu können.

>
>> Die lediglich beweisen kann, daß sowas möglich ist.
>> Wie z.B. das bekannte Flügelrad:
>> https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtm%C3%BChle
> Ähm, das macht sich einfach nur einem Temperaturgefälle zu nutze
> (zwischen schwarzer und silbriger Seite der Flügel).

Denke, das ist nicht ganz richtig, weil Lichtmühlen nur bei ganz 
bestimmten Evakuierungs-Verhältnissen funktionieren.
Unter anderen Randbedingungen jedoch nicht.
Ganz abgesehen davon, daß sowas technisch ohnehin nicht nutzbar sein 
dürfte. ;)

> Um solche Prozesse ging es hier schon im Eingangspost denn mit so einem
> Gefälle funktionieren auch Dampfkraftwerke.
Dampfkraftwerke funktionieren mit überhitztem Wasserdampf.
Mit einem an sich recht "mauen" eta von ca. 40% für die Stromversorgung.

Die Realität sieht (bisher) so aus:
Deutschland hat an sich nur einen einzigen Rohstoff.
Kohle ohne Ende.
Teils auch Braunkohle, die bequem im Tagebau "abgeschürft" werden kann.
Folglich ging man her und baute monströse Geräte, um den Abbau 
sicherstellen zu können sowie auch Kraftwerke, welche die Kohle 
verfeuern können.

Ist alles nur eine Frage der Verhältnismäßigkeit.
Wenn sich Materialeinsatz lohnt - warum sollte man den scheuen?
Der ganze "Haken dabei" ist nur der, daß von solchen Kraftwerken auch 
enorme CO2-Mengen ausgestoßen werden.
Solche Mengen, daß man gezwungen ist, die Kraftwerke schließen zu 
müssen.

> Unter eine Umkehrung eines Prozesses welcher zuvor "höherwertige
> Energie" in Wärme umgewandelt hat, verstehe ich zumindest was anderes.

Was genau?
>
> Das kann man sich auch schön analog mit der "Lageenergie" vor Augen
> führen.
> Hast du ein Gewicht in 10m höhe, kannst du mittels Seilzug, durch
> Herablassen, Energie abzapfen.

Ja.

> Liegt das Gewicht aber schon bei deinen Füssen (und du kannst nicht in
> die Tiefe graben), dann kannst du auch keine Energie mehr abzapfen auch
> wenn das Gewicht noch immer Lageenergie hat, denn diese kannst du nur
> abzapfen wenn du eine Referenz hast, die tiefer liegt.

Die Referenz für die Energie-Umwandelung von E_pot in E_kin ist ja immer 
der vorherige Null-Punkt des Gewichtes.
Man zieht es von dort hoch und läßt es dann, z.B. in 10m Höhe, arretiert 
hängen.

Ist übrigens ganz interessant, daß dies die m.W. einzige 
"Energiespeicherung" ist, die keinerlei Verluste hat. :)

Löst man die Arretierung, wird E_pot durch Umwandelung in E_kin so lange 
abgebaut bis von E_pot nichts mehr übrig ist.
Was im Null-Punkt des Gewichtes der Fall ist.

Uhu U. schrieb:
> Zur Energiegewinnung steht im Groben nur die Energiemenge zur Verfügung,
> die investiert wurde, um das Medium auf Tmax zu erhitzen und je höher
> Tmax werden kann, um so mehr Wärmeenergie kann pro kg Speisewasser vom
> Dampferzeuger zur Turbine transportiert werden.

Ja, per Erhitzung wird Energie an den Dampf "übertragen".
>
> Wenn diese Überlegung richtig ist, dann ist es doch eigentlich
> uninteressant, ob das Speisewasser mit +0° oder mit 80° in den Kreislauf
> kommt, so lange die Wärmeenergie durch den Wandler vollständig in eine
> andere Energieform umgesetzt werden kann.

Nein, das ist ganz und gar nicht uninteressant.
Bedenk dabei bitte, daß Wasser bei 100°C seine zweite Latent-Phase hat:
Da kannst Du erst mal Energie "noch und nöcher" reinschieben bis sich an 
der T irgendwas verändert.
Und erst, wenn das Wasser vollständig verdampft wurde, steigt dann die T 
des Wasserdampfes an.

Das kannst Du im Prinzip direkt analog mit der ersten Latent-Phase von 
Wasser (bei 0°C) vergleichen:
So lange da im Eiswasser noch Eistrümmer vorhanden sind, muß Energie 
zugeführt werden bis das letzte Eisstückelchen verflüssigt wurde.
Und erst danach kann die T ansteigen.

>
> Letzteres ist natürlich technisch nicht möglich, es wird also immer
> Energie durch Abwärme verloren gehen. Auf der anderen Seite ist diese
> Verlustenergie nicht von Tmax abhängig. Daraus folgt, dass bei einem
> höheren Tmax relativ weniger Energie durch Abwärem verloren geht.

Durchdenk das doch bitte nochmal.
Ist es nicht widersinnig, daß bei höherem Tmax weniger Verlust-Abwärme 
entstehen sollte als bei einem niedrigeren Tmax?
Oder meintest Du das irgendwie anders, das ich nicht verstand?

A. K. schrieb:
> Es geht um die Temperaturen vor und hinter der Turbine, nicht um die
> Temperaturen vor und hinter dem Dampferzeuger.

Ja, ist korrekt.
Genau so, wie man sich bei Brennkraftmaschinen ihre internen Spitzen-T 
und ihre Auslass-T anschaut.
Alles andere ist bzgl. eta relativ uninteressant.

Grüße

von Uhu U. (uhu)


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L. H. schrieb:
> Nein, das ist ganz und gar nicht uninteressant.
> Bedenk dabei bitte, daß Wasser bei 100°C seine zweite Latent-Phase hat:

Ich habe nicht zufällig die 80° genannt und nicht 105, oder so…

> Oder meintest Du das irgendwie anders, das ich nicht verstand?

Ich meine die Wärmemenge, die nötig ist, das Speisewasser auf Tmin zu 
erhitzen - die ist unabhängig von Tmax und geht in jedem Fall verloren. 
Der Anteil dieser Energie wird relativ zur Gesamtenergie immer geringer, 
je höher Tmax ist.

Das hat wohl nichts mit dem eta = 1 - Tmin/Tmax zu tun.

Frage: woher kommt diese 1 in der Formel?

L. H. schrieb:
> A. K. schrieb:
>> Es geht um die Temperaturen vor und hinter der Turbine, nicht um die
>> Temperaturen vor und hinter dem Dampferzeuger.
>
> Ja, ist korrekt.
> Genau so, wie man sich bei Brennkraftmaschinen ihre internen Spitzen-T
> und ihre Auslass-T anschaut.
> Alles andere ist bzgl. eta relativ uninteressant.

Je kleiner das Verhältnis Tmin/Tmax ist, um so mehr Wärmeenergie kann 
mit einem kg Dampf transportiert werden. Eta wäre 1, wenn in einem 
Dampfvolumen unendlich viel Energie übertagen werden könnte - was 
natürlich nicht geht…

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Uhu U. schrieb:
> Ich meine die Wärmemenge, die nötig ist, das Speisewasser auf Tmin zu
> erhitzen - die ist unabhängig von Tmax und geht in jedem Fall verloren.

Im Rankine Prozess ist Tmin die Temperatur des Wassers, wie es auch der 
Speisewasserpumpe kommt, und damit etwas wärmer als das Wasser aus dem 
Kondensator. Eine Vorwärmung erfolgt im theoretischen Rankine Prozess 
nicht.

In realen Kraftwerken wird das Speisewasser zwischen Kondensator und 
Dampferzeuger eigens vorgewärmt. Damit wird der Wirkungsgrad selbst dann 
verbessert, wenn man dazu Dampf hinter der Hochdruckturbine entnimmt, 
statt Rauchgas zu verwenden:
https://en.wikipedia.org/wiki/Feedwater_heater

: Bearbeitet durch User
von Thorsten M. (pappkamerad)


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Uhu U. schrieb:
> Das hat wohl nichts mit dem eta = 1 - Tmin/Tmax zu tun.
> Frage: woher kommt diese 1 in der Formel?
Eigentlich (d.h. anschaulicher) lautet der Quotient 
Temperaturdifferenz durch Maximaltemperatur.
Also
(Tmax-Tmin)/Tmax, durch Umformen gelangt man auf 1- Tmin/Tmax.

Ganz wichtig, die Temperaturen beziehen sich auf den absoluten 
Nullpunkt, sind also in Kelvin zu messen. Aus der Formel bedeutet das, 
käme man mit der unteren Temperatur an den absoluten Nullpunkt, dann 
wäre der Wirkungsgrad 1 möglich. Warum das physikalisch so ist, kann ich 
auch nicht erklären. Auf dein Temperaturbeispiel bezogen heißt das aber, 
ob du Wasser von 80° auf 90° heizt oder von 20° auf 30° benötigt (etwa) 
die gleicche Energie, aber aus der Differenz zwischen 80° und 90° lässt 
sich mehr mechanische Energie gewinnen wie aus der Differenz zwischen 
20° und 30°. Freilich ist die Energie im zweiten Beispiel nicht 
verloren, sondern die Differenz bleibt als Wärme im Wasser.

von Thorsten M. (pappkamerad)


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A. K. schrieb:
> Aus einem Dampfkraftwerk kommt aus der Niederdruckturbine Dampf raus,
> nur wenig bis kein Wasser, bei möglichst niedrigem Druck. Die
> Speisewasserpumpe von Kessel (oder Wärmetauscher) braucht jedoch Wasser.
> Und jetzt? Wie kriegst du ohne Wärmeabgabe aka Kühlung den Dampf zum
> Wasser?
>
> Für maximale Stromausbeute liegt die Temperatur dieses Nassdampfes bei
> unter 40°C, mit einem eher an Vakuum erinnernden Druck.
Wie geht das? Durch hohe Strömungsgeschwindigkeiten durch die Turbine?
Allerdings kommen mir die 40° arg niedrig vor. Kann es sein, dass das 
die Temperatur im Kühler ist, um die große anfallende Dampfmenge 
überhaupt rechtzeitig zum Kondensieren bringen zu können? Schlecht wäre 
nämlich, den Dampf in die Luft zu blasen um dann Frischwasser komplett 
hochheizen zu müssen.

von (prx) A. K. (prx)


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Thorsten M. schrieb:
>> Für maximale Stromausbeute liegt die Temperatur dieses Nassdampfes bei
>> unter 40°C, mit einem eher an Vakuum erinnernden Druck.
> Wie geht das? Durch hohe Strömungsgeschwindigkeiten durch die Turbine?

25°C im Kondensator entsprechen einem Dampfdruck von 32mbar.

Freunde der Stromspannung muss man vielleicht darauf hinweisen, dass es 
sich um einen Dampfkondensator handelt. ;-)

> Schlecht wäre
> nämlich, den Dampf in die Luft zu blasen um dann Frischwasser komplett
> hochheizen zu müssen.

Der Dampfprozess ist ein geschlossener Zyklus, da wird nichts in die 
Luft geblasen. Kühltürme haben mit dem Kühlwasser des Kondensators zu 
tun.

: Bearbeitet durch User
von Thorsten M. (pappkamerad)


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