Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik MOSFET-Verlustleistung zu groß? Berechnen?


von grillheinz (Gast)


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Hallo,

mit einem IRLML2502 an einem Attiny sollen ein paar LED geschaltet 
werden. Die Betriebsspannung ist 4V, der Vorwiderstand zum Gate beträgt 
200 Ohm.

Der Maximalstrom der LED ist 400 mA. PWM-Frequenz würde ich gerne bei 2 
kHz ansetzen.

Meine eigenen Berechnungen ergeben folgendes:
Max. Ptot = 1,25W
Gatekapazität bei 4V = 8 nF, ich rechne mal mit 12 nF wegen 
Leiterbahnkapazitäten und Sicherheitspuffer
Schaltzeiten gesamt
+ Laden bis 2,5V 2,34 µs = 2340 ns
+ Entladen von 2,5V bis 0,01V 14.38 µs = 14380 ns
+ Turn-on-delay 7,5 ns
+ Rise time 10 ns
+ Turn-off-delay 54 ns
+ Fall time 26 ns
gibt insgesamt ca 17 µs pro Ein- und Ausschalten. Darf ich dann sagen, 
dass bei maximalen 1,6W Verlustleistung (alles fällt am MOSFET ab) die 
leitende (durchgeschaltete oder gesperrte Zeit) mindestens 17 
µs*1,6W/1,25W = 22 µs betragen muss? Das würde für mich bedeuten, dass 
die maximale Periodendauer 22 µs + 17 µs = 39 µs ist? Als PWM könnte ich 
demnach 1000000µs/39µs=25641 Hz nehmen, wenn der MOSFET mit 1,25W 
belastet sein soll.

Die geplanten 2 kHz sind also kein Problem? Habe ich richtig gerechnet? 
Am MOSFET fallen dann nur noch etwa 7,8% der maximal zulässigen 
Verlustleistung ab?

Oder ist das alles Kokolores und 400 mA bei 4V sowieso zu popelig, um 
den MOSFET ernsthaft zu gefährden?

Danke!

von ACDC (Gast)


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Wo lernt man solche Rechnungen?

von Harald W. (wilhelms)


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grillheinz schrieb:

> mit einem IRLML2502 an einem Attiny sollen ein paar LED geschaltet
> werden. Die Betriebsspannung ist 4V,

Dein Mosfet ist aber nicht für 4V spezifiziert. Steht gleich
auf der ersten Seite des Datenblatts.

von Falk B. (falk)


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grillheinz schrieb:
> Hallo,
>
> mit einem IRLML2502

Der hat 45mOhm bei 4,5V bzw. 80mOhm bei 2,5V UGS. Nicht schlecht.

> an einem Attiny sollen ein paar LED geschaltet
> werden. Die Betriebsspannung ist 4V,
> der Vorwiderstand zum Gate beträgt
> 200 Ohm.

Kann man auch weglassen.

Beitrag "Re: Transistor, 1A, 4MHz Schaltfrequenz"

> Der Maximalstrom der LED ist 400 mA. PWM-Frequenz würde ich gerne bei 2
> kHz ansetzen.

> Meine eigenen Berechnungen ergeben folgendes:
> Max. Ptot = 1,25W
> Gatekapazität bei 4V = 8 nF, ich rechne mal mit 12 nF wegen
> Leiterbahnkapazitäten und Sicherheitspuffer

Falsch. Das Ding hat 8-12nC (nanoColoumb) total Gate Charge, das ist 
eine Ladung, keine Kapazität in nF!

> Schaltzeiten gesamt
> + Laden bis 2,5V 2,34 µs = 2340 ns

Geht deutlich schneller. Der IRLZ34N hat bis zu 25nC und wird vom AVR 
(ohne Vorwiderstand) in ca. 200ns geladen.

> + Entladen von 2,5V bis 0,01V 14.38 µs = 14380 ns

Falsch. Siehe oben. Außerdem sind die 10mV praxisfremd. Der MOSFET ist 
schon knapp unter der Threshhold-Voltage absolut dicht, hier ca. 
0,6-1,2V.

> + Turn-on-delay 7,5 ns
> + Rise time 10 ns
> + Turn-off-delay 54 ns
> + Fall time 26 ns
> gibt insgesamt ca 17 µs pro Ein- und Ausschalten.

Niemals.

> Darf ich dann sagen,
> dass bei maximalen 1,6W Verlustleistung (alles fällt am MOSFET ab)

Auch falsch.

https://www.mikrocontroller.net/articles/FET#Verlustleistung

> die
> leitende (durchgeschaltete oder gesperrte Zeit) mindestens 17
> µs*1,6W/1,25W = 22 µs betragen muss?

Auch falsch. Da MUSS gar nichts. Eher kann, wenn die vorherige Rechnung 
richtig wäre und man die volle Verlustleistung nur mit Schalten 
verbraten will. Außerdem wäre es dann

17us * 1,25W/1,6W ~13us

> Das würde für mich bedeuten, dass
> die maximale Periodendauer 22 µs + 17 µs = 39 µs ist?

Nein, du bist auf dem Holzweg.

> Als PWM könnte ich
> demnach 1000000µs/39µs=25641 Hz nehmen, wenn der MOSFET mit 1,25W
> belastet sein soll.

Soll er das? Nein. Er soll eher so wenig wie möglich Verluste erzeugen.

> Die geplanten 2 kHz sind also kein Problem?

Ja.

> Habe ich richtig gerechnet?

Nein.

> Am MOSFET fallen dann nur noch etwa 7,8% der maximal zulässigen
> Verlustleistung ab?

Wie kommst du auf diese kühne These? Laß mich raten, du hast die 
Verhältnisse der Frequenzen gebildet. So wird das nix.

> Oder ist das alles Kokolores und 400 mA bei 4V sowieso zu popelig, um
> den MOSFET ernsthaft zu gefährden?

Man kann das sinnvoll abschätzen, etwa so.

f_PWM = 2kHz
t_on ~ 200ns (Pi mal Daumen aus der Messung mit dem IRLZ34N abgeschätzt, 
eher weniger)
t_off ~ 200ns, dito
P_Last = 4V * 0,4A = 1,6W (das ist zwar eine nichtlineare LED-Last, bei 
der man nicht wie bei einer ohmschen Last mit Lastanpassung rechnen 
kann, wir machen es aber der Einfachheit halber mal so, denn das ist die 
strengere Rechnung)
1
P_On = I^2 * R_DS_ON = 0,4A^2 * 80mOhm = 12,8mW (gähn) statische Verlustleistung bei 100% PWM

Da unsere geschätzten Schaltzeiten gleich sind
1
P_SW = 2 * 0,25 * Un * In * tsw/T = 0,5 * 4V * 0,4A * 200ns/500us = 0,32mW

Dein MOSFET wird einfrieren! ;-)

von Falk B. (falk)


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Harald W. schrieb:
> grillheinz schrieb:
>
>> mit einem IRLML2502 an einem Attiny sollen ein paar LED geschaltet
>> werden. Die Betriebsspannung ist 4V,
>
> Dein Mosfet ist aber nicht für 4V spezifiziert. Steht gleich
> auf der ersten Seite des Datenblatts.

Nö, zumindest nicht in meinem. Er ist für 4,5 und 2,5V U_GS 
spezifiziert.

von Harald W. (wilhelms)


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Falk B. schrieb:

>> Dein Mosfet ist aber nicht für 4V spezifiziert. Steht gleich
>> auf der ersten Seite des Datenblatts.

> Nö, zumindest nicht in meinem.

Ich habe das µC.net Datenblatt genommen.

> Er ist für 4,5 und 2,5V U_GS
> spezifiziert.

Ja, auf der ersten Seite stehen die 4,5V und auf der zweiten die
2,5V (gut versteckt). Ich habe mich also geirrt. Anscheinend
muss man das Datenblatt wohl doch vollständig lesen.

von Klaus R. (klara)


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grillheinz schrieb:
> Die geplanten 2 kHz sind also kein Problem? Habe ich richtig gerechnet?

Frag mal lieber LTspice. Falk hat Dir ja bestätigt das Deine Rechnerei 
nicht ganz in Ordnung ist.
mfg Klaus

von Manfred (Gast)


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Klaus R. schrieb:
> Frag mal lieber LTspice.

Man kann den Kinderkram auch mal einfach zusammenlöten und den Finger 
dran halten!

Wie bloß habe ich Schaltungen zur Funktion gebracht, bevor es Internet 
und Spice gab?

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Manfred schrieb:

> Man kann den Kinderkram auch mal einfach zusammenlöten und den Finger
> dran halten!
>
> Wie bloß habe ich Schaltungen zur Funktion gebracht, bevor es Internet
> und Spice gab?

Etwa so wie im Bild?

MfG

von c r (Gast)


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Manfred schrieb:
> Wie bloß habe ich Schaltungen zur Funktion gebracht, bevor es Internet
> und Spice gab?

Mit mehr zivilen Bauteilopfern.
Ganz schön fortschrittsfeindlich für einen Elektrotechniker.

von Manfred (Gast)


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Christian S. schrieb:
>> Wie bloß habe ich Schaltungen zur Funktion gebracht, bevor es Internet
>> und Spice gab?
> Etwa so wie im Bild?

Das ist ein paar (wenige) Jahrzehnte vor meiner Zeit.

c r schrieb:
> Mit mehr zivilen Bauteilopfern.

Das kann ich nicht abstreiten.

> Ganz schön fortschrittsfeindlich für einen Elektrotechniker.

Dem mag ich mich nur begrenzt anschließen. Ich sehe in diesem Forum jede 
Mengen an Diskussionen und Simulationen, die man mit etwas Kopfrechnen 
und Erfahrung in einem Bruchteil der Zeit lösen könnte.

Von mir aus darfst Du es auch Alterssturheit nennen, ich löte gerne mal 
ein paar Bauteile zusammen und gucke mir meßtechnisch an, was passiert.

von michael_ (Gast)


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Manfred schrieb:
> Dem mag ich mich nur begrenzt anschließen. Ich sehe in diesem Forum jede
> Mengen an Diskussionen und Simulationen, die man mit etwas Kopfrechnen
> und Erfahrung in einem Bruchteil der Zeit lösen könnte.

Die Erfahrung hat man sich mühevoll erarbeiten müssen.
Auch durch Lernen oder Studium. Das ist durch nichts zu ersetzen.
Die Bauteilopfer hielten sich in Grenzen. Es gab ja auch schon 
Richtlinien dazu.

grillheinz schrieb:
> mit einem IRLML2502 an einem Attiny sollen ein paar LED geschaltet
> werden. Die Betriebsspannung ist 4V, der Vorwiderstand zum Gate beträgt
> 200 Ohm.
>
> Der Maximalstrom der LED ist 400 mA. PWM-Frequenz würde ich gerne bei 2
> kHz ansetzen.

Für sowas deine Berechnung anzustellen ist schon pervers.
Wie kommt man da nur auf solche Gedanken.
Man nimmt die Teile und es funktioniert.
Oder machst du Raketentechnik für den Mars?

grillheinz schrieb:
> Oder ist das alles Kokolores und 400 mA bei 4V sowieso zu popelig, um
> den MOSFET ernsthaft zu gefährden?

Ja, mehr ist dazu nicht zu sagen.

von Falk B. (falk)


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michael_ schrieb:

>> Der Maximalstrom der LED ist 400 mA. PWM-Frequenz würde ich gerne bei 2
>> kHz ansetzen.
>
> Für sowas deine Berechnung anzustellen ist schon pervers.

Erzähl kein Blech!

> Wie kommt man da nur auf solche Gedanken.

Das ist der normale Weg.

> Man nimmt die Teile und es funktioniert.

Unsinn. Eine Überschlagsrechnung sollte man IMMER machen, auch bei den 
trivialsten Schaltungen.

von michael_ (Gast)


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Aha, da muß ich den Begriff Überschlagsrechnung neu überdenken!

grillheinz schrieb:
> Meine eigenen Berechnungen ergeben folgendes:
> Max. Ptot = 1,25W
> Gatekapazität bei 4V = 8 nF, ich rechne mal mit 12 nF wegen
> Leiterbahnkapazitäten und Sicherheitspuffer
> Schaltzeiten gesamt
> + Laden bis 2,5V 2,34 µs = 2340 ns
> + Entladen von 2,5V bis 0,01V 14.38 µs = 14380 ns
> + Turn-on-delay 7,5 ns
> + Rise time 10 ns
> + Turn-off-delay 54 ns
> + Fall time 26 ns

> gibt insgesamt ca 17 µs pro Ein- und Ausschalten. Darf ich dann sagen,
> dass bei maximalen 1,6W Verlustleistung (alles fällt am MOSFET ab) die
> leitende (durchgeschaltete oder gesperrte Zeit) mindestens 17
> µs*1,6W/1,25W = 22 µs betragen muss? Das würde für mich bedeuten, dass
> die maximale Periodendauer 22 µs + 17 µs = 39 µs ist? Als PWM könnte ich
> demnach 1000000µs/39µs=25641 Hz nehmen, wenn der MOSFET mit 1,25W
> belastet sein soll.

von Peter D. (peda)


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Christian S. schrieb:
> Etwa so wie im Bild?

Sowas habe ich mal bei einem älteren Kollegen gesehen, mit dem Lötkolben 
die Zigarette anzünden.

von Peter D. (peda)


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grillheinz schrieb:
> Die Betriebsspannung ist 4V
> Der Maximalstrom der LED ist 400 mA.

Da wird nichts warm.
Bis 24V/5A setze ich den MOSFET einfach ohne Kühlung auf die Platine.

von grillheinz (Gast)


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Okay, also mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Scheint zu funktionieren, 
vermutlich auch mit Angstwiderstand (habe einen analogen Komparator in 
der Schaltung mit drin)

Peter D. schrieb:
> Bis 24V/5A setze ich den MOSFET einfach ohne Kühlung auf die Platine.
Du meinst aber mit "den MOSFET" nicht den IRLML2502, oder?

von aye (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Dein Mosfet ist aber nicht für 4V spezifiziert. Steht gleich
> auf der ersten Seite des Datenblatts.

@Harald (und an Interessierte):

Guckst Du zukünftig (hier unter "Electrical Characteristics) bei den
Spezifikationen für "R_DS(ON)". Alle mir bekannten FET-Datenblätter
enthalten dort mögliche (evtl. mehrere) V_GS als Meßbedingungen.


grillheinz schrieb:
> Du meinst aber mit "den MOSFET" nicht den IRLML2502, oder?

Richtig erkannt. Der Spruch war allgemein in die selbe Bresche wie
andere, es gehe nicht so genau, oder so ähnlich. (Zum Glück dank
der 25V sofort als "nicht mit IRLML2502 korrellierend" erkennbar -
imho meint Peter eher etwas größere Chips, aber egal...)


Rechnen ist übrigens PRAKTISCH NIE grundsätzlich unnötig.

von Peter D. (peda)


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grillheinz schrieb:
> Du meinst aber mit "den MOSFET" nicht den IRLML2502, oder?

Für 24V/5A setze ich z.B. den PSMN014-80YL im Power-SO8 (SOT669) ein.
Die Verluste berechne ich überschlagsmäßig aus dem Strom und dem 
On-Widerstand:
14mΩ * 5A² = 350mW.

von Klaus R. (klara)


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Manfred schrieb:
> Wie bloß habe ich Schaltungen zur Funktion gebracht, bevor es Internet
> und Spice gab?

Kann ich Dir genau sagen. Es wurde zuerst mit Papier und Bleistift und 
einem Taschenrechner ein Entwurf gemacht. Dazu brauchte man in der Regel 
noch Datenbücher, so weit man sie eben noch hatte. Der Elektor war auch 
eine Quelle um Bauteile ausfindig zu machen. Dann wurde bei mir gerne so 
ein Drahtverhau zusammen gelötet, die auch schon mal zum Knubbel wurde. 
Mein bestes Meßgerät war ein Hameg HM307. Gut, der Tietze/Schenk war 
auch dabei.

Frequenzgang, Phasenlage, Verlustleistungen, FFT und Rauschspannungen 
waren da die Unbekannten. Man könnte auch fragen, wie hat man früher 
ohne Internet und Simulation Autos konstruiert?
mfg klaus

von Klaus R. (klara)


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Manfred schrieb:
> Ich sehe in diesem Forum jede
> Mengen an Diskussionen und Simulationen, die man mit etwas Kopfrechnen
> und Erfahrung in einem Bruchteil der Zeit lösen könnte.

Und dann heißt es, "oh, daran habe ich ja gar nicht gedacht".
mfg Klaus

: Bearbeitet durch User
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