Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kapazitive Last: linear laden oder takten?


von Frickel (Gast)


Lesenswert?

Hallo Leute.

Wir lädt man am besten eine kapazitive Last in einer Baugruppe auf, ohne 
einen zu hohen Eingangsstrom zu erhalten?

Im konkreten Fall muss ich ca. 800mikrofarad an einen 48Vdv Netz 
versorgen. Die Baugruppe darf niemals mehr als 15A aus den Netz nehmen 
und braucht im Mittel schon ca. 8A.
Sie erst "einzuschalten" wenn der Kondensator oder besser gesagt, das 
Kondensatornetzwerk geladen ist, ist kein Problem! Aber eben das laden 
der Kondensatoren ist aktuell das größte Problem. Wir löst man sowas am 
besten? Ein FET der getaktet wird und dann voll durchschaltet oder 
besser ein FET, der zuerst linear betrieben wird und danach voll 
durchgeschaltet wird?

Bei letzterem ist vermute ich deutlich mehr Aufwand in den Treiber zu 
stecken als bei der ersten Version, oder? Dafür verursacht die erste 
Variante bestimmt eher ein EMV-klingeln?

Was ist da besser? Gibt es da einen Std. ?

: Verschoben durch Moderator
von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Frickel schrieb:
> Ein FET der getaktet wird und dann voll durchschaltet

Ein FET der getaktet wird ergibt bei jedem Einschalten einen Stromstoß 
in voller Höhe, aber keine Strombegrenzung.

Man könnte einen Aufladewiderstand nehmen und den dann überbrücken. Oder 
einen stromgeregelten StepDown-Wandler, der am Ausgang auf die volle 
Eingangsspannung läuft und dann durchgeschaltet bleibt.

von K. S. (the_yrr)


Lesenswert?

Wie wäre es mit einem Lastwiderstand (>3.2Ohm für <15A) + FET/Relais 
parallel dazu welches dann den Widerstand überbrückt, entweder nach Zeit 
oder wenn die Spannung am Kondensator stimmt?

Frickel schrieb:
> Ein FET der getaktet wird
sorgt ohne Induktivität nur für starke Stromstöße und mit für andere 
Probleme

Frickel schrieb:
> ein FET, der zuerst linear betrieben wird
geht schneller als mit Widerstand, aber der FET muss die Verlustleistung 
wegstecken können und passend angesteuert werden

Frickel schrieb:
> Dafür verursacht die erste
> Variante bestimmt eher ein EMV-klingeln?
und wird auch mehr als 15A ziehen ohne Kondensatoren 
(+Spulen/Widerstände) als Filter, und die müssten dann auch erstmal 
geladen werden...

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Frickel schrieb:

> Im konkreten Fall muss ich ca. 800mikrofarad an einen 48Vdv Netz
> versorgen. Die Baugruppe darf niemals mehr als 15A aus den Netz nehmen
> und braucht im Mittel schon ca. 8A.

Naja.

> Sie erst "einzuschalten" wenn der Kondensator oder besser gesagt, das
> Kondensatornetzwerk geladen ist, ist kein Problem! Aber eben das laden
> der Kondensatoren ist aktuell das größte Problem.

Wieso? Ein passender Vorwiderstand tut das.

> Wir löst man sowas am
> besten? Ein FET der getaktet wird und dann voll durchschaltet

Nö.

> oder
> besser ein FET, der zuerst linear betrieben wird und danach voll
> durchgeschaltet wird?

Das schon eher.

> Bei letzterem ist vermute ich deutlich mehr Aufwand in den Treiber zu
> stecken als bei der ersten Version, oder?

Machst du dir gleich in die Hose?

> Dafür verursacht die erste
> Variante bestimmt eher ein EMV-klingeln?

Vor allem geht sie (ohne Reihendrossel) nicht.

von m.n. (Gast)


Lesenswert?

Frickel schrieb:
> Im konkreten Fall muss ich ca. 800mikrofarad an einen 48Vdv Netz
> versorgen.

Nimm einen Kondensator mir passend hohem Innenwiderstand ;-)
Oder ganz einfach einen Vorwiderstand + FET oder Leistungsrelais, 
welches verzögert anzieht.

von Ach Du grüne Neune (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

m.n. schrieb:
> Oder ganz einfach einen Vorwiderstand + FET oder Leistungsrelais,
> welches verzögert anzieht.

von m.n. (Gast)


Lesenswert?

Na ja, die Bemaßung des Widerstandes 4 W würde ich auf 50 W ändern. Eine 
extra Kühlfläche ist ja nicht notwendig.
Oder man nimmt stattdessen eine Glühlampe.

von Ach Du grüne Neune (Gast)


Lesenswert?

m.n. schrieb:
> Na ja, die Bemaßung des Widerstandes 4 W würde ich auf 50 W ändern.

Es sind ja nur 800µF der Widerstrand hat auch bei nur 4 Watt in 40ms 
keine Zeit sich zu erwärmen.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

m.n. schrieb:
> Na ja, die Bemaßung des Widerstandes 4 W würde ich auf 50 W ändern. Eine
> extra Kühlfläche ist ja nicht notwendig.

Und warum? Wie lange willst du denn den Relaiskontakt nach dem 
Einschalten offen halten?

von Bauform B. (bauformb)



Lesenswert?

Vitrohm gibt für seine dicken Drahtwiderstände auch die 
Impulsbelastbarkeit an. Aber, falls es doch ein FET sein soll: wie kann 
man aus dem SOA-Diagramm ablesen, ob der abbrennt? Mir scheint, so 
kräftige FETs gibt es fast nicht?

von m.n. (Gast)


Lesenswert?

Vermutlich ist der Kondensator fest mit dem zu versorgenden Verbraucher 
verlötet. Bei einem Verbraucher, der potentiell 8 A aufnimmt, kann ein 
zu gering belastbarer Widerstand schnell zur Schmelzsicherung werden.
Aus praktischer Erfahrung wäre mir das zu heiß!

Anders würde es aussehen, wenn der Elko separat geladen werden kann und 
nach seiner Aufladung zum Verbraucher zugeschaltet wird. Das ist hier 
wohl aber nicht der Fall.

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Bauform B. schrieb:
> Aber, falls es doch ein FET sein soll: wie kann
> man aus dem SOA-Diagramm ablesen, ob der abbrennt? Mir scheint, so
> kräftige FETs gibt es fast nicht?

Da die Last nach der Aufladung angeschaltet werden darf, kann man sich 
mit der Aufladung beliebig Zeit lassen, also den Strom klein halten. 
Dann kann das praktisch jeder Leistungs-FET, der die Spannung aushält.

Wenn es schnell gehen muss, dann den größten Strom den die DC-Kurve im 
SOA zulässt (etwas Reserve lassen und die Kühlung beachten).

von FloMann (Gast)


Lesenswert?

(48V^2 * 0,0008)/2  = 0.92j(Ws) diese brachiale Energie müsste der 
Widerstand beim
einmaligen Laden/Entladen verkraften. Ich gehe Mal nicht von aus das 
dies im zyklus
benötigt wird. Mit 3,2 ohm würdest 15A in der Spitze haben, das Laden 
wäre in etwa
13ms um und die Leistung über genau diese 13ms wären 72W.. da brauchts 
kein 50W
oschi.

von m.n. (Gast)


Lesenswert?

Und wie sieht die Rechnung aus, wenn durch eine kurze Unterbrechung der 
Versorgungsspannung der Verbraucher noch aktiv und das Relais schon 
abgefallen ist? Was sagt der Taschenrechner?

An den € 2,50 für einen robusten Leistungswiderstand würde ich nicht 
sparen.
In China gekauft kostet er nur € 0,10 inkl. Versand ;-)

von Noch ein Frickler (Gast)


Lesenswert?

>Ein FET der getaktet wird

Dürfte der selbe Aufwand wie eine Konstantstromquelle für 1A LEDs 
werden. Also 5€ für Drossel, IC und Fet.

von Kurt (Gast)


Lesenswert?

800 µF von 48 V DC "versorgen" beschreibt nicht
so richtig dein Problem.

- Welche Aufgabe hat der "zu versorgende" Kondensator?
  Abblock-Kondensator, oder, oder ???
- Wie schnell muss er auf Betriebsspannung sein?
- Wie schnell muss er der Betriebsspannung folgen?

Wenn du dafür Antworten hast, lass sie uns wissen.
Wenn nicht, kann dir KEINER helfen.

Wahrscheinlich wirst du aber mit den Antworten darauf
schon die Lösung selbst erkennen...

Manchmal hilft ein Rv, manchmal ein Lv, manchmal nur
die Kombination mit einem "Schalter" z.B. FET, oder einem
"getaktetem Schalter"  ...

von Thorsten S. (thosch)


Lesenswert?

Ein "dicker" MOSFET, der zunächst unter Strombegrenzung linear 
angesteuert und nach Unterschreiten des Stromlimits hart durchgeschaltet 
wird.

Die Ansteuerschaltung dafür gibt's als IC, z.B. von TI und von Analog 
Devices.
Braucht einen Shunt zur Strommessung, einen geeigneten N-Channel MOSFET, 
der per integrierter Lafdungspumpe als High-Side Switch angesteuert 
wird, und etwas "Hühnerfutter" zur Parametrierung.

Suchbegriffe wären:
Hot Swap Controller
Inrush Current Limiter
E-Fuse

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Die genannten Anforderungen (48V, Spitzenstrom) sehen doch exakt so aus 
wie für einen hot-plugging-tauglichen Einschub in der 
Vermittlungstechnik oder für große Backbone-Netzwerkkomponenten. Meines 
Erachtens gibt es von Linear Technology (mittlerweile Analog Devices) 
hierfür extra einen Haufen Applikationsschriften und 
Power-Management-Controller.

von Thorsten S. (thosch)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Die genannten Anforderungen (48V, Spitzenstrom) sehen doch exakt so aus
> wie für einen hot-plugging-tauglichen Einschub in der
> Vermittlungstechnik oder für große Backbone-Netzwerkkomponenten.

Genau deshalb empfahl ich ja bereits, mal bei Ti oder AD nach Hot Swap 
Controllern zu suchen...

Habe solche Teile von beiden Herstellern bereits in Projekten verwendet.
TI liefert ein praktisches Excel-Sheet zur Dimensionierung der 
Schaltung, das statische und dynamische Grenzwerte berücksichtigt.

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Frickel schrieb:
> Ein FET der getaktet wird und dann voll durchschaltet oder

Wenn D udas mal in z.B. LTspice simulierst,
wirst Du bemerken das Du im wesentlichen Schaltverluste generierst.


> besser ein FET, der zuerst linear betrieben wird und danach voll
> durchgeschaltet wird?

Sofern man da keine trench FET nimmt, sondnern einen der für linearen 
Betrieb ausgelegt ist, z.B.


https://www.infineon.com/cms/en/product/power/mosfet/20v-300v-n-channel-power-mosfet/optimos-and-strongirfet-latest-family-selection-guide/optimos-linear-fet-100v-150v-200v-/

ist das eine elegante Lösung.

In der Simulation:
0.8mF mit 15A sind in unter 10 ms vorgeladen auf >90% der Endspannung.

von Willi S. (ws1955)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Andrew T. schrieb:
> Frickel schrieb:
>> Ein FET der getaktet wird und dann voll durchschaltet oder
>
> Wenn D udas mal in z.B. LTspice simulierst,
> wirst Du bemerken das Du im wesentlichen Schaltverluste generierst.
>
>
>> besser ein FET, der zuerst linear betrieben wird und danach voll
>> durchgeschaltet wird?
>
> Sofern man da keine trench FET nimmt, sondnern einen der für linearen
> Betrieb ausgelegt ist, z.B.
>
>
> 
https://www.infineon.com/cms/en/product/power/mosfet/20v-300v-n-channel-power-mosfet/optimos-and-strongirfet-latest-family-selection-guide/optimos-linear-fet-100v-150v-200v-/
>
> ist das eine elegante Lösung.
>
> In der Simulation:
> 0.8mF mit 15A sind in unter 10 ms vorgeladen auf >90% der Endspannung.

Danke für den Tipp mit den OptoMOS!
Bis maximal 10ms müsste es klappen (SOA-Diagramm des IPB020N10N5LF), 
sagenhafte 320 Watt im Linearbetrieb. Es müsste aber sicher gestellt 
sein, dass die 15A (inkl Betriebslast) erst ab ca 28V fließen, sonst 
bräuchte es sogar von diesem "Prügel" ZWEI Stück parallel.

Als Steuer-IC habe ich den LT1641 ausgesucht. Die Schaltung sieht 
komplizierter aus als sie ist, einiges ist optional.

von lol (Gast)


Lesenswert?

alles mist
einfach einen heißleiter rantüddeln und gut is

von Michael K. (Gast)


Lesenswert?

Googel mal nach LT4356, der ist genau für sowas gedacht und nimmt Dir 
das ganze gefriggel ab.
Überspannungsschutz, Einschaltstrombegrenzung + Enable Signal.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.