Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Welcher Bestandteil von (Glas-/Kunststoff-) Reinigern bleicht Kunststoff aus?


von Wollvieh W. (wollvieh)


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Mir ist es schon einige Male passiert, daß ich schmutzige 
Kunststoffteile mit ausdrücklichem "Kunststoffreiniger" oder auch 
"Oberflächenreiniger", Glasreiniger oder undefinierterem Sprühzeug 
bearbeitet habe, und danach war die Oberfläche ausgebleicht als ob sie 3 
Jahre in der Tropensonne lag.

Konkret ist mir das mal bei einem Drucker passiert, ich glaube PS oder 
ABS-Material und bei einem Gehörschutz in Kopfhörerform. Die hellen 
Stellen kann man danach mit dem Fingernagel wieder "dunkel bügeln", aber 
schön wird das natürlich nie mehr.

Nun traue ich mich bei höherwertigen Teilen gar nicht mehr, sie richtig 
zu putzen, um das zu vermeiden. Spülmittel oder Handwasch-/Duschgel 
scheinen harmlos zu sein, helfen dafür aber gerade bei dunkleren öligen 
Flecken nicht besonders gut. Die gehen mit VIM weg, was dafür aber 
scheuert.

Besonders blöd zu reinigen sind weiße Oberflächen, weil man jeden Dreck 
sieht, eine Zerstörung durch Ausbleichen aber anfangs kaum bemerkt. Und 
ich kann mir vorstellen, daß es auch eine Langzeitschädigung gibt, wie 
angeblich bei "Klarglas"-Plastikscheinwerfern am Auto, die von falschen 
Reinigern verspröden.

Welcher Bestandteil ist das denn, der für dieses Auslaugen sorgt (von 
einem Glasreiniger weiß ich daß er etwas NaOH enthält, aber nicht, ob 
das die Ursache war.) Deklariert sind Inhaltsstoffe aber ohnehin nicht.

Bzw. womit putze ich am besten, oder wie kann ich im Vorfeld die 
Verträglichkeit prüfen?

: Bearbeitet durch User
von michael_ (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Mir ist es schon einige Male passiert, daß ich schmutzige
> Kunststoffteile mit ausdrücklichem "Kunststoffreiniger" oder auch
> "Oberflächenreiniger", Glasreiniger oder undefinierterem Sprühzeug
> bearbeitet habe, und danach war die Oberfläche ausgebleicht als ob sie 3
> Jahre in der Tropensonne lag.

Da mußt du immer mit rechnen, dass die Oberfläche versiegelt oder 
angeätzt wird.
Wir haben mal Acryl-Schilder hergestellt.
Zum Reinigen ging billiger Glasreiniger besser als welche vom 
Markenhersteller.
Letztere hinterliesen Schlieren. Vermutlich wegen der Antistatik.

Man muß es für jeden Anwendungsfall austesten.

Privat nehme ich erst mal Hand-Flüssigseife.
Es gab mal Linda-Neutral mit neutralen pH-Wert.
Hat gute Reinigungswirkung.
Für schwerere Fälle Spiritus.

Wollvieh W. schrieb:
> (von
> einem Glasreiniger weiß ich daß er etwas NaOH enthält,

Meist ist aber da Ammoniak drin.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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michael_ schrieb:

> Da mußt du immer mit rechnen, dass die Oberfläche versiegelt oder
> angeätzt wird.
...
> Man muß es für jeden Anwendungsfall austesten.

Ich fürchte, daß es nicht nur vom Reiniger, sondern auch vom Kunststoff 
abhängt. Der originale "Tablefit" löst perfekt Kugelschreiber und 
Edding, Kunststofftischplatten tut er wohl nichts, aber auf Gehäusen 
meine ich hat er auch schon Pobleme gemacht. Spiritus ist meist harmlos, 
in größeren Mengen quillt er manche Kunststoffe aber auch an.

Einer dieser angeblichen "unter 5% anionische Tenside"-Reiniger, also 
"dünne Seifenlauge" hat mir mal eine Klarlackschicht auf einem 
Metallschild aufgelöst und den Druck darunter gefressen. Ergo lügen die 
Hersteller wohl, bzw. die EU schreibt halt nur diesen Schwachsinnstext 
vor und nicht die wahren Inhaltsstoffe. Die ich schon gerne wüßte, wenns 
z.B. NaOH ist, wegen der Augen.

Wenn ein Reiniger kraß anlöst, also ähnlich wie Aceton, dann merkt man 
das ja wenigstens gleich und kann an einer unauffälligen Stelle testen. 
Aber dieses Ausbleichen ist sehr heimtückisch. Ich erinnere mich bei dem 
erwähnten Drucker, daß man später die Tröpfchen des Aufsprühnebels als 
helle Flecken sah. Obwohl ich das Ganze dann mit einem trockenen Tuch 
verwischt habe (also keine Verdünnung), entstanden keine Schlieren. Also 
entweder war die Bleichfähigkeit nach wenigen Sekunden verbraucht, oder 
es war eine kompliziertere Funktion aus Menge und Einwirkzeit. Aber 
während dem Wischen waren halt gar keine Warnzeichen, erst später nach 
dem Abtrocknen.

von Horst S. (Gast)


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Allseits bekannt dürfte auch der Einfluß von Etikettenlöser auf normalen 
CD-Hüllen sein. Der zumeist mit Orangenölen versetzte Reiniger greift 
die aus (Polystrol ?) bestehenden Hüllen in der Form an, dass diese 
hinterher eine Art runzelige, matte Oberfläche zurückließen.
Nur weil man das Preisschild von einer zu verschenkenden Musik CD 
restlos entfernen wollte.

von L. H. (holzkopf)


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Wollvieh W. schrieb:
> Nun traue ich mich bei höherwertigen Teilen gar nicht mehr, sie richtig
> zu putzen, um das zu vermeiden. Spülmittel oder Handwasch-/Duschgel
> scheinen harmlos zu sein, helfen dafür aber gerade bei dunkleren öligen
> Flecken nicht besonders gut. Die gehen mit VIM weg, was dafür aber
> scheuert.

Scheuermittel (VIM o.ä.) haben abrasive Inhaltsstoffe, die viel zu grob 
sind als daß man mit ihnen Kunststoffe oder Lacke polieren könnte.

Sogar klassische Poliermittel (Elsterglanz o.ä.) können dafür schon zu 
grob sein, weil sie eher zum Polieren von Metallen ausgelegt sind.

Wenn Du ein Fertigprodukt kaufen willst, wirst Du eher bei 
Silber-Poliermitteln oder Wohnwagen-Reinigungsmitteln fündig.

> Besonders blöd zu reinigen sind weiße Oberflächen, weil man jeden Dreck
> sieht, eine Zerstörung durch Ausbleichen aber anfangs kaum bemerkt. Und
> ich kann mir vorstellen, daß es auch eine Langzeitschädigung gibt, wie
> angeblich bei "Klarglas"-Plastikscheinwerfern am Auto, die von falschen
> Reinigern verspröden.

Am besten versucht man es grundsätzlich mit den mildesten 
Lösungsmitteln.
Z.B. bei öligen Flecken mit Butter, die man erst mal lösend einwirken 
läßt und danach abwischt.

Ansonsten evtl. mit Kernseife:
https://www.smarticular.net/unterschaetztes-hausmittel-kernseife-9-erstaunliche-anwendungsbeispiele/

Auch Milch (mit 3,5% Fett), kann mild reinigend wirken und zugleich 
polierend sein, weil der geringe Fettanteil einen Glanzeffekt erbringen 
kann.

Dabei grundsätzlich Baumwolltücher verwenden.

Schwieriger wird es, wenn man anschließend Farben "auffrischen" will.
Dabei kann man evtl. Schuhcreme verwenden. ;)

Sei immer äußerst vorsichtig mit abrasiven und stark lösenden Mitteln.
Falls doch mal erforderlich, besorg Dir aus dem Autolackier-Bereich 
wasserfeste Schleifpapiere mit Körnung über 1000.

Bevor Du die einsetzt, brich erst mal die gröbste Schärfe von ihnen weg, 
indem Du zwei Papierstücke aneinander reibst, bis Du merkst, daß sie 
nicht mehr so "scharf" sind wie anfangs.

Anschließend immer nur im Naßschliff einsetzen.
Entweder mit Öl oder Kernseifen-Lauge.
Auch diese beiden Mittel "mildern" die Schnittfreudigkeit; d.h. sie 
fungieren dabei als Gleitmittel.

Selbst damit erzeugst aber immer noch, z.B. bei Lacken, "matte" 
Oberflächen, die anschließend noch mit Wachs "auf Glanz hochgezogen" 
werden müssen.

Grüße

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Fettiges mit normalem Spüli-Wasser lösen. Geht durchaus.
manmuss nur die Einwirkzeit erhöhen.

feuchten, nicht tropfenden Lappen rauflegen, Plastikfolie drüber.
wenn man will kann das damit dann tagelang angefeuchtet bleiben.

geht in der Art auch bestens mit allen möglichen Lösemitteln.

Paar Tropfen Nitro auf ein Stück Papier,
das dann auf eine wegzulösende Stelle legen
Glasscheibe drüber
und nach einer Stunde kannst Du die Pulverbeschichtung weg schieben.

: Bearbeitet durch User
von Martin L. (makersting)


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Ich kenne die Schlierenbildung bei Verwendung von Spiritus bzw. auch dem 
nahe verwandten Isopropanol. Aufgefallen ist mit das erstmals beim 
Reinigen eines alten Grundig Radioweckers.

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