Forum: Offtopic Kapazität von Akkus messen, aber wie?


von Frank Norbert Stein *. (franknstein)


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Moin, moin,

ich sortiere eben mal meine angesammelten, gebrauchten Akkus. Hierzu 
nutze ich diese kleine Electronic Load:
https://www.ebay.de/itm/Constant-Current-Electronic-Load-9-99A-60W-1-30V-Battery-Capacity-Tester-W9/263753353249?hash=item3d68ecc821:g:sOMAAOSwB09YP9ak:rk:1:pf:1&frcectupt=true

Jetzt habe ich einen flachen Li-Ion Akku getestet, der aus einem 
defekten Tablet stammt und auf dem 2500mAh aufgedruckt ist. Dieser Akku 
wurde fehlerbedingt bis auf null entladen und sollte deshalb theoretisch 
Schrott sein. Ich hatte ihn mit exakt 4.2V geladen, bis der Ladestrom 
null war.

Die Load hatte ich mit einem Entladestrom von 200mA und einer 
Entladeschlussspannung von 2.5V eingestellt. Das Ergebnis war dann etwas 
über 2100mAh.

Meine Frage: Gibt es Vorgaben bzgl. der Parameter Entladestrom, bzw. der 
Schlussspannung?
Müsste es doch eigentlich, ansonsten wären doch vergleichende Messungen 
gar nicht möglich, oder? Soviel ich gelesen habe, ist die gemessene 
Kapazität stark vom Entladestrom abhängig.

Danke für Infos,
Frank

von Alex G. (dragongamer)


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Mit wieviel (m)A der Wert im Aufdruck der Zelle ermittelt wurde, sollte 
in dessen Datenblatt stehen. Absolut standardisiert ist es 
wahrscheinlich nicht, aber die Hersteller werden tendenziell niedrige 
Werte nehmen. Um die 500mA.
Mit 200mA bist du schon ziemlich niedrig denn selbst in Notebooks muss 
man in der Regel mit einer schnelleren Entladung rechnen.


Btw. eine Möglichkeit wie sich das "schrott sein" bei Lithium Akkus 
äusert, ist übrigens eine stark gestiegene Selbstentladung.
Lade die Zelle nochmal mal und dann warte 2 Wochen.
Davon aber abgesehen, wenn der Notebook-Akku als Paket, wirklich 0V 
angezeigt hat, dann hat mit hoher Wahrscheinlichkeit nur der 
Hardware-Tiefentladungsschutz des Zellenpakets gegriffen. Womöglich hat 
auch jede einzelne Zelle eine eigene Schutzplatine, aber das findet man 
selten in notebook-Akkus.

von Michael B. (laberkopp)


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Frank Norbert Stein S. schrieb:
> Gibt es Vorgaben bzgl. der Parameter Entladestrom, bzw. der
> Schlussspannung?

Natürlich.

Es sind die, die der Hersteller dieses Akkus im Dstenblatt des Akkus 
passend zur Akkutechnologie auflistet.

So wird bei Bleiakkus mit Entladung C/20 gearbeitet, bei Alkali-Mangan 
bis zur Entladeschulsspannung von 0.9V etc.

Wenn du zu deinem Akku kein Datenblatt findest, kannst du den hersteller 
wegen nicht.-Einhaltung eh nicht verklagen, nimm also das Datenblatt 
eines anderen bauähnlichen Akkus mit derselben Technologie.

LiIon die unter 2.5V entladen wurde gilt nach dem wieder-aufladen als 
brandgefährlich. Es ist nicht das (über)laden, das LiIon abfackeln 
lässt, sondern das aufladen nach Tiefentladung.

http://www.pamina-solar.de/tl_files/editordaten/Lithium-Akku.pdf
https://www.nature.com/articles/srep30248

von Frank Norbert Stein *. (franknstein)


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Alex G. schrieb:
> wenn der Notebook-Akku als Paket, wirklich 0V
> angezeigt hat, dann hat mit hoher Wahrscheinlichkeit nur der
> Hardware-Tiefentladungsschutz des Zellenpakets gegriffen.

Nee, nee, das ist kein Zellenpaket, sondern nur eine 3.7V-Zelle aus 
einem Tablet, wie geschrieben, ca. 3-4mm hoch und vielleicht 70 mal 40mm 
im Rechteck, geschätzt. Die 0V, bzw. ein paar mV wurden direkt an der 
Zelle gemessen, die erkennbar selbst keine Schutzelektronik besitzt. Ein 
Test bzgl. Selbstentladung wäre sicher noch interessant, aber

Michael B. schrieb:
> Es ist nicht das (über)laden, das LiIon abfackeln
> lässt, sondern das aufladen nach Tiefentladung.

dieser Hinweis (danke Michael) lässt mich das Teil doch lieber der 
Entsorgung zuführen.

Dankeschön
Frank

von Fabian F. (fabian_f55)


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Entladen auf 0V allein richtet keine nennenswerten Schäden an. Li-Akkus 
nehmen schaden wenn sie Rückwärts geladen werden. Das kann passieren 
wenn mehrere Akkus in Reihe geschaltet sind. Wenn z.b 4 Zellen in Reihe 
sind und eine davon etwas schneller leer ist, wird diese Zelle umgepolt 
und es bilden sich metallische Spikes an den Elektroden, die die 
Seperatorfolie durchstechen können. Das äußert sich dann in einem sehr 
hohen Leckagestrom.
Wenn dein Akku nur aus einer Zelle besteht, kann das nicht passieren.

von Karl K. (karl2go)


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Frank Norbert Stein S. schrieb:
> Dieser Akku
> wurde fehlerbedingt bis auf null entladen und sollte deshalb theoretisch
> Schrott sein

Nicht zwingend, ich hab letztens 5 alte Handyakkus durchgetestet, weil 
ich die für Datenlogger nehmen wollte. 2 waren auch auf Null, haben aber 
nach Anlegen der Ladespannung ordentlich geladen. Die hatten eine 
interne Unterspannungsabschaltung. Nur einer der Akkus war wirklich 
unbrauchbar. Die anderen kommen beim Entladen nahezu auf ihre 
Nennkapazität.

von Frank Norbert Stein *. (franknstein)


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Fabian F. schrieb:
> Entladen auf 0V allein richtet keine nennenswerten Schäden an.

Hui, jetzt bin ich aber völlig verwirrt.
Gefühlte tausendmal hatte ich gelesen, dass eine Tiefentladung (<2.5V) 
den sicheren Tod einer LiIon-Akkuzelle bedeutet und dazu noch die 
Aussage vom Laberkopp (05.02.2019 14:18, bzgl. Brandgefahr).

Noch kann ich das Teil vor der Entsorgung retten.

Soll ich, oder soll ich nicht???

Frank

von Alex G. (dragongamer)


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Mit Schaden meinte er externen Schaden, also Explosion.
Das kann in der Tat am ehesten beim Laden geschehen. Wie hast du 
überhaupt geladen? Ein richtiges Ladengerät für solche Zellen?
Das hat dann sicher deutlich länger gedauert als üblich denn die haben 
eine Elektronik/ic die bei Feststellen eines sehr schwachen Akkus, nur 
mit <100mA auflädt bis die Spannung wieder normal ist.
Dadurch gehen die in der Regel nicht durch. Ob sie nach erfolgreicher 
Durchführung wirklich wieder sicher sind, kann ich nicht versprechen.

: Bearbeitet durch User
von Karl K. (karl2go)


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Nochmal: Dass Du aussen 0V misst heisst nicht, dass die Zelle 0V hatte. 
Es kann auch sein, dass die Schutzschaltung die Zelle abgeklemmt hat.

Und nein, man sieht den Akkus nicht an, ob da eine Schutzschaltung drin 
ist.

von Michael B. (laberkopp)


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Karl K. schrieb:
> Nochmal: Dass Du aussen 0V misst heisst nicht, dass die Zelle 0V hatte.
> Es kann auch sein, dass die Schutzschaltung die Zelle abgeklemmt hat.

Das allerdings stimmt, dazu ist die Schutzschaltung ja da.
Sie würde auch verhindern daß man den Akku jemals wieder auflädt
wenn er tatsächlich viel zu tief entladen wurde.

Aber das müssen wir ihm schon glauben:

Frank Norbert Stein S. schrieb:
> Die 0V, bzw. ein paar mV wurden direkt an der
> Zelle gemessen, die erkennbar selbst keine Schutzelektronik besitzt

: Bearbeitet durch User
von Karl K. (karl2go)


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Ja, genau solche Zellen hab ich auch, die haben erkennbar auch keine 
Schutzelektronik. Das kann man nur messen: Laden, Entladen, und wenn die 
Entladekurve irgendow bei 2.7V plötzlich auf Null fällt, wars die 
Schutzelektronik.

von Fabian F. (fabian_f55)


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Michael B. schrieb:

> Das allerdings stimmt, dazu ist die Schutzschaltung ja da.
> Sie würde auch verhindern daß man den Akku jemals wieder auflädt
> wenn er tatsächlich viel zu tief entladen wurde.

Die Schutzschaltungen nutzen in der Regel einen P-Channel Fet. In der 
Rückwärtsrichtung kann man den Akku über die Body-Diode immer noch 
aufladen.
Das geht nur nicht immer mit Ladegeräten, nachdem die sich oft weigern 
Akkus mit 0V zu laden.

Ich mache das in der Regel mit einem Labornetzteil. 4V und max. 100 mA. 
Nach 4-5h klemme ich den Akku ab und schau ob die Spannung über 3V ist 
und auch über einen längeren Zeitraum(1d) bleibt.
Wenn ja, kommt der Akku an ein normales Ladegerät und alles lädt wieder 
normal.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Frank Norbert Stein S. schrieb:
> Hui, jetzt bin ich aber völlig verwirrt.
> Noch kann ich das Teil vor der Entsorgung retten.
> Soll ich, oder soll ich nicht???

Nachdem der Akkus jetzt die erste Ladung überstanden hat, ohne in 
Flammen aufgegangen zu sein, ist die akute Gefahr zumindest geringer. 
Ich würde an deiner Stelle noch den Test auf Selbstentladung machen und 
wenn die Zelle den übersteht, ist sie ok und IMHO auch sicher zu 
verwenden.

Im Zweifelsfall wirf sie weg, das ist auf jeden Fall der sicherste Weg.


Fabian F. schrieb:
> Die Schutzschaltungen nutzen in der Regel einen P-Channel Fet. In der
> Rückwärtsrichtung kann man den Akku über die Body-Diode immer noch
> aufladen.

Das ist falsch. Die typische Schutzschaltung mit einem DW01 verwendet 
einen Doppel-MOSFET, um genau das zu unterbinden.

https://electronics.stackexchange.com/questions/371380/dw01-2s-protection

von Julian B. (julinho)


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Fabian F. schrieb:
> Die Schutzschaltungen nutzen in der Regel einen P-Channel Fet. In der
> Rückwärtsrichtung kann man den Akku über die Body-Diode immer noch
> aufladen.

Hab ich noch nie gesehen, sind meist zwei antiserielle n-Fet.

Unter 3V bilden die Li-Ionen Akkus Dendriten, die zu einer erhöhten 
Selbstentladung führen und im schlimmsten Fall beim erneuten Laden einen 
Kurzschluss und einen Brand verursachen können.

Ich würde einen solchen Akku entsorgen, zumal ein neuer nicht 
unbezahlbar ist.

von Michael B. (laberkopp)


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Fabian F. schrieb:
> Die Schutzschaltungen nutzen in der Regel einen P-Channel Fet. In der
> Rückwärtsrichtung kann man den Akku über die Body-Diode immer noch
> aufladen.

Die Schutzschaltungen nutzen in der Regel 2 antiserielle MOSFETs.

Die Schutzschaltung versorgt sich aus dem Akku.

Ist der platt, schaltet die Schutzschaltung die MOSFETs nicht mehr ein.

Bei Seiko kann man sogar wählen was der Chip macht.

0 Volt charge function available/unavailable

https://www.ablic.com/en/doc/datasheet/battery_protection/S8200A_E.pdf

"Some battery providers do not recommend charging for a completely 
self-discharged battery. Please ask the battery provider to determine 
whether to enable or inhibit the 0 V battery charge function."

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