Hallo Leute, ich möchte ein paar einzelne ICs (ADCs, µC, etc.) in ESD-Tütchen lagern. Bei der Suche danach ist mir aufgefallen, dass es die unterschiedlichen Klassifikationen gibt: - abschirmend (S) - leitfähig (C) - statisch ableitfähig (D) siehe Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrostatische_Entladung#Klassifikation_der_Werkstoffe Aus welcher Klassifikation sollte ich mir jetzt einen ESD-Beuteil aussuchen?
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dull schrieb: > Aus welcher Klassifikation sollte ich mir jetzt einen ESD-Beuteil > aussuchen? Beuteil ? Beutel ? Bauteil ? D.
rein von der logik reicht D (statisch ableitfähig) Ängstliche nehmen C. S ist mehr für so Sachen wie RFID-Abschirmen...
Bei einem ESD-Produkt wird doch versucht, einen Widerstand zu erreichen, damit die Ladung weder zu schnell noch zu langsam abfließt. Hier die Widerstandswerte der einzelnen Kategorien: - S: <100 Ohm - C: 100 Ohm - 100 kOhm - D: 100 kOhme - 100 GOhm Deshalb hätte ich vermutet, dass Kategorie C die beste ist, weil sie einen "mittleren Widerstand" hat. S hätte ich dagegen ziemlich schlecht eingeschätzt, da der Widerstand so gering ist, dass die Ladung ziemlich schnell abfließt (hoher Strom). Stimmt mein Gedankengang?
Der Gedankengang ist folgender: Du hast etwas elektrostatisch empfindliches in dem Beutel verpackt. Damit hat der Beutel und das Bauteil bereits das gleiche Potential. Vorteile bringt ein hoher Ableitwiderstand nur dann, wenn das Bauteil und Umgebung verschiedene Potentiale haben, also eine langsame Angleichung gewünscht ist. Der Fall vor dem geschützt werden soll, ist ein anderer: Der ESD-Beutel (mit Inhalt) wird von etwas berührt, was ein deutlich anderes Potential hat. Es kommt also zu einem Überschlag auf den Beutel. Dieser plötzlich fließende Strom muss schnell auf die gesamte Umhüllung des ESD empfindlichen Bauteils verteilt werden, damit sie wie ein Faradayscher Käfig wirken kann. Andernfalls könnte es durch den hohen Widerstand zu einer punktuellen Spannungsanhebung an der Eintrittsstelle der Entladung kommen. Verschiedene Stellen des Beutels haben dann unterschiedliche Spannungen - und der Inhalt ist einer gefährlichen Spannungsdifferenz ausgesetzt.
ESD, eines meiner lieblings Themen, weils fast jeder unterschätzt. Für Halbleiter nur Typ S Die Beutel sind innen ein Faradyscherkäfig (sofern Kanten nicht beschädigt/zu stark geknickt/zu alt) Außenseite ist aber typischerweise sehr hochohmig. Damit bietet er den besten Schutz gegen ESD. Typ C wird eher nur innerhalb von ESD Schutzzonen verwendet, bzw. außerhalb einer ESD Zone nur mit zusätzlichen Schutz der den Ableitwiderstand erhöht. Macht auch gern Batterien leer, da innen und aussen niederohmig. Für Lagerung zuhause nicht optimal. Typ D ist fast sinnlos, das ist nur ein Beutel der selbst keine Ladungen erzeugt. Gilt aber auch nur bei passender Luftfeuchtigkeit. Wird es sehr trocken (Winter) oder Beutel *>3Jahre alt ist er nur noch ein böser Isolator. Ohne Messgerät für kaum eine Anwendung zu empfehlen. Finde ich ganz gut erklärt: https://wiki.allpax.de/esd-verpackungen/
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Knut _. schrieb: > Für Halbleiter nur Typ S Sehe ich auch so, das wäre dann die ESD Sperrverpackung.
Wenn die Bauteile sowieso in einer EPA gelagert werden, reicht auch C und D. Ansonsten (und auch sicherheitshalber, wenn sie in einer EPA gelagert werden) aber auf jeden Fall S (abschirmend/shielding)!
Knut _. schrieb: > Typ D ist fast sinnlos Ich habe jetzt schon öfters gesehen, dass bestückte Platinen in den rosa Tütchen (Klasse D) aubewahrt werden. Mir stellt sich sowieso die Frage, warum es überhaupt unterschiedliche Klassifikationen gibt, wenn S anscheinend (so deute ich die Beiträge) am besten ist. Denn bei Conrad kosten die Tütchen alle ungefähr gleich viel. Dann würden doch einfach alle Typ S verwenden oder?
D ist einfach billiger und leichter zu verarbeiten. D wird eher für Steckverbinder oder Montageteile benutzt, denn da ist nur wichtig dass diese verpackt sind und die Verpackung keine ESD Gefahr darstellt. Aber wie gesagt, die rosa Beutel altern recht schnell, sieht man ihnen nicht zwingend an. Neben Typ D Beuteln gibt es ja auch noch Typ D Luftpolsterfolie, Schaumstoffe und andere Verpackungsmaterialien. Bestückte Platinen in rosa Beutel-> an der falschen Stelle gespart :-) Ob dann tatsächlich etwas kaputt wird hängt aber von der ESD Festigkeit der bestückten Bauteile an. Einen uC gehört da nicht rein. Hab letztens von Mouser ESP32 Boards geliefert bekommen. Waren in transparenter Luftpolsterfolie verpackt. Dachte gleich, super kann ich zurückschicken. Elektrofeldmeter drangehalten, die Folie war doch tatsächlich antistatisch. Gibt also auch harmlose transparente Materialien, mehr als zum Basteln werd ich die Boards aber nicht verwenden.
Habe heute eine neue Lieferung PCBs in Typ D Folie erhalten. Anbei eine Foto Reihe: Setup: -PCB in Typ D Folie in Fächerkarton verpackt -Nicht-ESD Dokumentenmappe als Ladungsträger -Elektrofeldmeter auf 2cm kalibriert -Zugegeben Aufbau nicht sehr sauber, aber realitätsnah genug Ergebnis: Dokumentenmappe 2cm vor Feldmeter: 8KV Typ D Noppenfolie zwischen Dokumentenmappe und Feldmeter: 1.7KV Zusätzlich noch Karton: 700V Im wesentlichen reduziert also nur die Luft zwischen Mappe und Messgerät das Ergebnis. Versandaufkleber, Klebebänder was auch immer kommen ebenfalls schnell auf >10KV, Mappe war nur leichter zum Fotografieren geeignet. Mit einem Typ S Beutel oder einem Typ S Karton wäre die Messung tatsächlich 0V
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