Forum: Offtopic Aufgeblähter LiPo-Akku.Explosions-Gefahr?


von Horst (Gast)


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Guten Abend,

besteht bei aufgeblähten LiIon- bzw. LiPo-Akkus tatsächlich akute 
Explosions-Gefahr? Ich habe das schon öfters im Internet gelesen. Und 
falls ja, wie lange besteht diese Gefahr bei einem Gerät, welches dann 
nur noch herumliegt? Also z.B. der Klassiker "Handy". Besteht nach 
Monaten ohne Aufladen immer noch Explosions-Gefahr? Bei defekten Akkus 
sagt man ja eigentlich, dass diese kaum noch Kapazität haben. Können 
diese aufgeblähten Exemplare dann trotzdem Explodieren, oder passiert 
das eher bei Akkus, die ihre Ladung größtenteils noch speichern können?

Viele Grüße
Horst

: Verschoben durch User
von Alex G. (dragongamer)


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Das chemische Element Lithium ist relativ reaktionsfreudig und das 
unabhängig von der Ladung.
Also ja, prinzipiell besteht Gefahr, allerdings habe ich noch nicht 
gehört dass sich die Akkus ohne Zutun weiter aufblähen. Das passiert nur 
beim Laden von tiefentladenen Akkus, bei physischer Beschädigung oder 
bei zu schneller Entladung (weit über den Ratings).
Handyakksu sind aber übrigens zu klein um wirklich von Explosion wie von 
Sprengstoff zu sprechen. Sie haben ja auch keine feste Hülle. Richtig 
explodiert sind eher die Metall-Rundzellen früher als Überdruckventile 
noch nicht standard waren.

von S. R. (svenska)


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Horst schrieb:
> Ich habe das schon öfters im Internet gelesen.

Im Internet liest man viel.
Da kann man auch Gründe finden.

Horst schrieb:
> Explosions-Gefahr

Lithium-Akkus explodieren nicht. Sie brennen ab.
Und zwar genau dann, wenn es ihnen zu warm wird.

Horst schrieb:
> Besteht nach Monaten ohne Aufladen immer noch Explosions-Gefahr?

Ein tiefentladener Lithium-Akku hat durch Kristallbildung einen 
möglicherweise stark verringerten Widerstand oder sogar Kurzschluss.

Wenn man den aufladen will, kann sich in kurzer Zeit lokal viel Hitze 
stauen, die der Akku dann mit funkensprühender Freude quittiert. 
Stichwort "thermal runaway".

An sich sind entladene Akkus ungefährlich: Wo keine Energie ist, 
entsteht keine Temperatur und ohne Temperatur entsteht kein Brand. 
Führst du natürlich extern Energie zu (z.B. mit einer Mikrowelle), dann 
kannst du das Feuerwerk auch im nicht geladenen Akku zünden...

von Alex G. (dragongamer)


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S. R. schrieb:
> Lithium-Akkus explodieren nicht. Sie brennen ab.
> Und zwar genau dann, wenn es ihnen zu warm wird.
Das ist dann doch ein wenig beschönigend ausgedrückt. Beim thermischen 
Durchgehen wird nämlich elementarer Sauerstoff frei. Wenn dieser nicht 
entweichen kann, baut sich logischerweise Druck auf.

von J. S. (pbr85)


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Alex G. schrieb:
> Das chemische Element Lithium ist relativ reaktionsfreudig und das
> unabhängig von der Ladung.
> Also ja, prinzipiell besteht Gefahr, allerdings habe ich noch nicht
> gehört dass sich die Akkus ohne Zutun weiter aufblähen. Das passiert nur
> beim Laden von tiefentladenen Akkus, bei physischer Beschädigung oder
> bei zu schneller Entladung (weit über den Ratings).
> Handyakksu sind aber übrigens zu klein um wirklich von Explosion wie von
> Sprengstoff zu sprechen. Sie haben ja auch keine feste Hülle. Richtig
> explodiert sind eher die Metall-Rundzellen früher als Überdruckventile
> noch nicht standard waren.

Letztes Jahr ist bei uns in Hamburg ein junger Mann gestorben, als ein 
Li-Ion-Akku beim Laden explodierte und der Metallzylinder des Akkus sein 
Herz traf.

von nightshift (Gast)


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Alex G. schrieb:
> S. R. schrieb:
>> Lithium-Akkus explodieren nicht. Sie brennen ab.
>> Und zwar genau dann, wenn es ihnen zu warm wird.
> Das ist dann doch ein wenig beschönigend ausgedrückt. Beim thermischen
> Durchgehen wird nämlich elementarer Sauerstoff frei. Wenn dieser nicht
> entweichen kann, baut sich logischerweise Druck auf.

Dann würde sie einfach bersten aber nicht explodieren.

 Da muss man mehr "Gas" geben und Zelle ordentlich überfahren, zum 
thermischen durchgehen der eigentliche 'thermal runaway' geschieht bei 
Temperaturen > 600 °C

 Bei Polimerzellen neigt der Elektrolyt sowohl bei Tiefstentladung als 
auch bei der überladung zum zersetzen. Das sind organische Verbindungen 
Ethylencarbonat, Ethylmethylcarbonat. Bei Untersuchungen (Fraunhofer) 
fanden sich bei gaschromatograpischer Untersuchung aufgeblähter 
Pouch-Zellen hohe Wasserstoffanteile, um die 40% bei Tiefentlade- und 
über 80% bei Überladeversuchen.

 Falls eine Zelle wirklich detoniert dann liegt das ggf. daran, ein 
einfaches Platzen aufgrund von Überdruck mag sich auch spektakulär 
gestalten aber das sollte eher selten der Fall sein.



----



>> Können
diese aufgeblähten Exemplare dann trotzdem Explodieren,

Da ein Teil des Elektrolyt verdampft ist wird sie nicht mehr richtig 
funktionieren, von daher?!

von Horst (Gast)


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Hallo und vielen Dank für eure Antworten.

Ich hatte die Frage erstmal generell formuliert, weil mich das Thema 
allgemein interessiert. Der zweite Grund ist, dass ich ein iPhone 5s 
ohne Kratzer und Dellen geschenkt bekommen habe, bei dem leider der Akku 
das Display hochgedrückt hat. Der Akku hat sich also im eingebauten 
Zustand aufgebläht und den Deckel am oberen Ende des iPhones mehrere 
Millimeter "aufgesprengt". Keine Ahnung, ob der Rest überhaupt noch 
heile ist. Ich hatte gehofft, dass das Gerät mit einem günstigen 
Akku-Tausch zu reparieren ist, war mir aber nicht sicher, ob man den 
aufgeblähten Akku mechanisch bearbeiten darf, um ihn herauszubekommen. 
Der Akku verbiegt sich beim heraus Hebeln ordentlich, weil bei Apple ja 
alles verklebt ist!

Viele Grüße
Horst

von Alex G. (dragongamer)


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Puh, wenn du das angehst, halte zwei Metalleimer mit Sand bereit. Wenn 
es anfängt warm zu werden, rein in den einen Eimer und den anderen 
drüber schütten. Auf keinen Fall Wasser!

von Michael B. (loetmichel)


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Horst schrieb:

> heile ist. Ich hatte gehofft, dass das Gerät mit einem günstigen
> Akku-Tausch zu reparieren ist, war mir aber nicht sicher, ob man den
> aufgeblähten Akku mechanisch bearbeiten darf, um ihn herauszubekommen.
> Der Akku verbiegt sich beim heraus Hebeln ordentlich, weil bei Apple ja
> alles verklebt ist!

Kein Problem. Die "pouch" oder "Teebeutel" Zellen KÖNNEN nicht 
explodieren wie ein Anderer schon schrieb, bestenfalls das Brennen 
Anfangen. Keine Verdämmung durch einen Stahlbecher: keine Explosion.

Gegen das Brennen hilft allerdings nix wenns einmal Fackelt, weil die 
Zelle intern sowohl Brennstoff (Lithium und organische Elektrolyte) als 
auch Oxidizer enthält. Da ist der Rat mit dem Eimer Sand gut. Am Besten 
aufm Balkon weil das eine ziemliche Sauerei ist was da an Brandgasen 
entsteht.

Also einfach da Rauspulen, sollte er in der Hand warm werden schnell in 
den eimer sand und die "Brandstätte" verlassen bis das Ausgekokelt hat.

Wahrscheinlichkeit ist aber recht gering weil wie schon gesagt ein 
tiefentladener Akku nicht mehr genug "Zündenergie" bereitstellt, selbst 
wenn Du beim "Biegen" versehntlich die Zelle intern Kurzschliesst.

von Icke ®. (49636b65)


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Michael B. schrieb:
> Kein Problem. Die "pouch" oder "Teebeutel" Zellen KÖNNEN nicht
> explodieren wie ein Anderer schon schrieb, bestenfalls das Brennen
> Anfangen. Keine Verdämmung durch einen Stahlbecher: keine Explosion.

Naja, vielleicht keine Detonation, aber daneben stehen willst du nicht 
unbedingt. Auf Youtube gibts genug Videos zum Thema, z.B.:

https://www.youtube.com/watch?v=foodLXgCilc

von Michael B. (loetmichel)


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Icke ®. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Kein Problem. Die "pouch" oder "Teebeutel" Zellen KÖNNEN nicht
>> explodieren wie ein Anderer schon schrieb, bestenfalls das Brennen
>> Anfangen. Keine Verdämmung durch einen Stahlbecher: keine Explosion.
>
> Naja, vielleicht keine Detonation, aber daneben stehen willst du nicht
> unbedingt. Auf Youtube gibts genug Videos zum Thema, z.B.:

Ich hab auch nie behauptet daß es angenehm ist. Nur daß nix Explodieren 
kann wenn keine Verdämmung da ist, also auch keine "Geschosse" 
Halsschlagadern aufreissen können oder Herzen. Da brauche ich auch keine 
Videos das hatte ich schon mehrfach live. Und das dauert ein paar 
Sekunden nach der "initialzündung" in der sich die Zelle aufbläht und 
per Geräusch kundtut daß das jetzt KEINE gute Idee war die zu 
Punktieren/an die wand zu nageln/zu überladen. Man hat also Zeit die 
Zelle(n) in einen Eimer Sand zu "Entsorgen" und das Weite zu suchen.

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Beim IPhone gibt es Klebestreifen, die kannst du unter dem Akku 
rausziehen ohne den Akku anzufassen, schau dir einfach ein Video dazu 
an, dort sieht man es am besten.

von Maik .. (basteling)


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Das mit dem "nicht Explodieren" ist in Form der Folgen aber relativ.

Meinem Vater ist vor etwa 10 Jahren beim Aufladen der überhitzte Akku 
aus seinem Nokia Mobiltelefon im hohen Bogen vom Schreibtisch auf den 
Teppigboden "geflogen". Vielleicht könnte man es auch mit einer kleinen 
Boden-Boden Rakete vergleichen. Die Regulierung der deutlich angesengten 
Teppigfliese ging sehr sehr unkompliziert.
Das hätte somit auch anders enden können. Blligerer Fußbodenbelag oder 
ein Einschlag in den Papierkorb neben dem Schreibtisch - alles denkbare 
Szenarien.

Also - Akkus können auch heiß bzw. brennend umherfliegen - wenn es 
definitionsgemäß womöglich noch keine Explosion ist...

Der Akku wurde seinerzeit im örtlichen Fachhandel gekauft. Ob er 
original war - oder in der Lieferkette geschummelt wurde - habe ich 
nicht erfahren. Es war zumindest kein Internet- oder Resterampenkauf.

: Bearbeitet durch User
von Jens M. (schuchkleisser)


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Aus welchem Material ist eine Teppigfliese?
Google kennt das nicht. Bestimmt sehr exklusiv und teuer. Da hatte Nokia 
wohl richtig Ärger mit der Hausrat- oder Haftpflichtversicherung...

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