Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Stromprofil ermitteln


von Messen von uA bis 0,4 A (Gast)


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Hallo Leute,
ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit und ein Teil dieser Arbeit ist 
das Strom- bzw. Energieprofil eines GPS Trackers zu ermitteln.
Soll nacher mit Energy Harvesting versorgt oder gepuffert werden, je 
nach Energiebedarf.

Mein Problem hierbei ist, das Ströme im Bereich uA (Schlafmodus) sowie 
bis 400 mA (Sendemodus) auftreten. Der Sendemodus tritt sporadisch auf 
und das ganze soll in einer Langzeitmessung, am besten mit Graph zum 
Auslesen,aufgenommen werden.

Ich habe bereits die Beiträge Multimeter für Low-Power Strommessung im 
Bereich 100 pA 100 mA?; µA und mA messen; sowie weitere ähnliche Themen 
gelesen.
Allerdings sind die meisten Geräte für Ströme über 100 mA nicht nutzbar.

Die Batterie hat ca. 5V und es sollte eine Genauigkeit von 0,1 uA 
erreicht werden. Umschaltgeschwindigkeit und Zeitpunkt sind mir 
unbekannt.

Meine Idee war ein Shunt von 0,1 oder 1 Ohm damit nicht zu viel Spannung 
abfällt und das Gerät noch einwandfrei arbeitet. An diesem Shunt würde 
ich über zwei Spannungsmessungen mit passender Verstärkung für den 
jeweiligen Bereich über einen MAX1300 (oder besseres, habe hier leider 
gar keine Erfahrung)die Werte auslesen und so auswählen das jeweils das 
richtige angezeigt wird. Ich habe auch gelesen das eine Offset, sowie 
Temperaturkompensation notwending ist (im ua Bereich). Könnte mir jemand 
erklären wie so etwas aufgebaut wird? Ist meine Idee praktikabel oder 
gibt es bessere und/oder einfachere Lösungen?

Ich habe auch von der Idee mit zwei Shunts und umschalten durch einen 
Mosfet gehört, allerdings weis ich weder wann das Gerät umschaltet noch 
mit welcher Geschwindigkeit.

Eine weitere Frage noch: Brauche ich einen RC Filter vor dem Shunt oder 
verfälscht dieser die Messung im uA Bereich nur unnötig?

von M. K. (sylaina)


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Ich nehme an, dass für die Messungs des Energieprofils man nicht grade 
auf Energie für die Messschaltung verzichten muss.

Ich würde daher mal mindestens zwei Messbereiche, ggf. via zwei Shunts, 
vorsehen. Einen Messbereich für den Schlafmodus und einen für den 
Sendemodus. Wann du umschalten musst weißt du: Wenn der Messbereich für 
den Schlafmodus am oberen Anschlag ist weißt du, dass du im Sendemodus 
sein musst ;)

von Christoph R. (chris0302)


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>Ich nehme an, dass für die Messungs des Energieprofils man nicht grade
>auf Energie für die Messschaltung verzichten muss.

Die Messschaltung würde ich durch eine eigene externe Energiequelle 
versorgen und sollte in dieser Hinsicht die Messung nicht 
beeinträchtigen.

von K. S. (the_yrr)


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Messen von uA bis 0,4 A schrieb:
> im
> Bereich 100 pA 100 mA?

> Meine Idee war ein Shunt von 0,1 oder 1 Ohm
100pA an 1Ohm macht 100pV, das wird nicht schön bzw. mit einfachen 
Mitteln eher unmöglich, schon die Thermospannung könnte da Probleme 
bereiten.

schau dir eventuell mal das µCurernt Gold Projekt [1] an, vllt kannst ud 
da Ideen klauen. Wenn dein Gerät einen kleinen Puffer Kondensator hat 
kannst du vllt. mit einem schnellen Komparator eine kleinen Shunt 
parallel zu einem im kOhm Bereich schalten sobald ein gewisser Strom 
überschritten wird.


Messen von uA bis 0,4 A schrieb:
> Ich habe auch von der Idee mit zwei Shunts und umschalten durch einen
> Mosfet gehört, allerdings weis ich weder wann das Gerät umschaltet noch
> mit welcher Geschwindigkeit.
so schnell wie es geht/nötig ist, hängt davon ab wie viel Strom das 
Mosfet treibende Bauteil kann, und wie schnell der Komparator oder 
Ähnliches ist, wenns sehr schnell wird auch vom Aufbau und parasitären 
Kapazitäten/Induktivitäten. Wenn dich an Schaltreglern im MHz Bereich 
orientierst (Layout usw.) kommst du unter µs. Je schneller du Schalten 
willst desto besser muss der Aufbau sein und desto mehr EMV Probleme 
kannst du damit erzeugen. Wenn du sowieso nen großen Stützkondensator am 
Tracker hast musst du nicht in ns schalten, du hast ja auch nen Tiefpass 
mit dem Shunt/Innenwiderstand der Quelle und dem Kondensator, das muss 
halt alles halbwegs in Relation bleiben.


Messen von uA bis 0,4 A schrieb:
> Eine weitere Frage noch: Brauche ich einen RC Filter vor dem Shunt oder
> verfälscht dieser die Messung im uA Bereich nur unnötig?
Tiefpass kannst du im Verstärker integrieren oder danach wenn du den 
wirklich benötigst, in den Stromkreis würde ich dass nicht legen, du 
hast ja schon einen Tiefpass durch den Shunt und die Kondensatoren des 
Trackers.



[1] https://www.eevblog.com/projects/ucurrent/

von K. S. (the_yrr)


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Messen von uA bis 0,4 A schrieb:
> Ich habe auch gelesen das eine Offset, sowie
> Temperaturkompensation notwending ist (im ua Bereich). Könnte mir jemand
> erklären wie so etwas aufgebaut wird?

Es gibt Opamps mit extra Pins zur offset Kompensation, wenn du nicht 
gerade von -40 bis 120°C messen willst reicht es Bauteile mit sehr wenig 
Drift zu verwenden. alternativ kannst du sowohl drift als auch offset in 
Software herausrechnen. sobald du eine erste Version von einem 
Schaltplan hast kann bestimm jemand hier weiterhelfen, interessant wären 
auch deine Anforderungen an Drift, Genauigkeit, Auflösung usw. über die 
verschiedenen Messbereiche.

von Pepe (Gast)


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Hast du schon mal ein Stromprofil aufgenommen? Kann man ja mit einem 
Multimeter erstmal beobachten um eine Vorstellung zu haben, wie die 
Ströme aussehen werden. Speicherung der gemessenen Ströme ist ja auch 
ein Thema, wenn du durch die Botanik läufst mit deinem Tracker.

von Olaf (Gast)


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> ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit und ein Teil dieser Arbeit ist
> das Strom- bzw. Energieprofil eines GPS Trackers zu ermitteln.

Deine Anforderungen befinden sich aber irgendwo zwischen unmoeglich und 
eigener Doktorarbeit. :-)

Rechne doch mal aus was du fuer einen AD-Wandler brauchst und ueberleg 
dir ob du das schaffst. .-)
Danach kannst du dich ja mal realistischeren Vorgaben zuwenden.

Wenn ich dir einen Tip geben kann, besorg dir einen MAX4080 und 
dimensioniere ihn fuer deine 400mA. Damit wirst du erstmal auf dem Oszi 
einen Ueberblick fuer das bekommen was du messen willst. (Bandbreite, 
Aufloesung) Sehr wahrscheinlich bleibt es dann dabei. Wenn dir das nicht 
reicht dann rechne mal damit das sich fuer jedes zusaetzliche Bit dein 
Entwicklungsaufwand verdoppelt. Alleine wenn du nur das was der MAX4080 
macht mit einem Operationsverstaerker selber machen willst wirst du 
schon einiges ueber OverTheTop, Rail2Rail und Offsetspannungen lernen. 
Das schadet natuerlich nicht, aber als TEIL einer Arbeit? Und du willst 
dann ja auch noch digitalisieren. Da wirst du noch einiges ueber 
AD-Wandler lernen.

Olaf

von Christoph R. (chris0302)


Angehängte Dateien:

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Vielen Dank schon mal für die schnellen Antworten und Ideen :)

Die Idee von the_yrr mit den beiden Shunts gefällt mir schon ganz gut 
und ich habe hierzu mal einen Schaltplan erstellt. (siehe Anhang)

Ich würde hierbei mit zwei Komperatoren im jeweiligen Modus hin und her 
schalten. Bestimmt hab ich ein paar Fehler gemacht bezüglich 
aufschwingen, EMF Störung, Bauteilauswahl usw. Ich hoffe das mir jemand 
mit etwas Erfahrung weiter helfen kann. Vmess würde ich dann mit einem 
Multimeter, das über USB am Pc angeschlossen werden kann, aufzeichnen ?
Der Temperatur Bereich liegt bei -5 bis 50 °C da sollte es ja was gutes 
geben mit wenig Drift.
Die Messung im uA Bereich wäre schön mit einer Genauigkeit von +- 0.1 uA 
im mA Bereich mit +- 10uA.

Das µCurernt Gold Projekt hab ich mir schon einmal durchgelesen und ist 
warscheinlich meine Notlösung, indem ich nur Sendemodus und nur 
Ruhemodus messe und dann addiere.

>Hast du schon mal ein Stromprofil aufgenommen? Kann man ja mit einem
>Multimeter erstmal beobachten um eine Vorstellung zu haben, wie die
>Ströme aussehen werden. Speicherung der gemessenen Ströme ist ja auch
>ein Thema, wenn du durch die Botanik läufst mit deinem Tracker.

Erste Annahmen des Stromprofils sind eben dies 400mA beim Senden und 1 
uA in Ruhe und ich habe nicht vor irgendwo in der Botanik zu messen. Die 
Messung wird sich auf ein Gebäude mit Keller Erdgeschoss Dach (für 
verschiedene Signalstärken) und Ausenbereich mit Zugang zum Stromnetz 
beschränken. Es ist wie gesagt nur ein Teil meiner Arbeit und soll daher 
im Rahmen bleiben.


Zum Thema Max4080, wenn ich das Datenblatt richtig interpretiere fängt 
dessen Messbereich erst bei 4.5V an, was dann etwas schwierig ist wenn 
mir nur 5V zur Verfügung stehen oder hab ich da etwas falsch verstanden?

von Michael B. (laberkopp)


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Messen von uA bis 0,4 A schrieb:
> Mein Problem hierbei ist, das Ströme im Bereich uA (Schlafmodus) sowie
> bis 400 mA (Sendemodus) auftreten.

Der übliche Weg, diese problematischen Daten zu messen, ist durch 
Entladung eines Kondensators.

Man nimmt einen ausreichend grossen Kondensator, lädt ihn auf und misst 
die Spannung.

Wenn die Schaltung nicht mit der sinkenden Kondensatorspannung uzrecht 
kommt, schaltet man einen Linewarrgler mit geringem Eigenverbrauch 
dazwischen (das sind meist CMOS-Regler die nicht emhr als 16V am Eingang 
abkönnen, was die Kondensatorspannung nach oben begrenzt).

Zunächst mit man die sinkende Kondensatorspannung ohne Last über die 
Zeit,

dann nochmal mit der angeschlossenen und arbeitenden Schaltung.

Daraus kann man ermitteln wie viel Strom intergiert über die Zeit die 
Schaltung entnimmt.

Damit hat man sienne genauen Messwert.

Genau: Voraussetzung: Kein relevanter Kondensatorinnenwiderstand bei 
Belastungsspitzen, Goldcaps sind also nicht immer passend.

von nachtmix (Gast)


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Messen von uA bis 0,4 A schrieb:
> Die Batterie hat ca. 5V und es sollte eine Genauigkeit von 0,1 uA
> erreicht werden.

Völlig überzogene Forderung, wenn gleichzeitig Ströme in der 
Größenordnung von 0,4A gemessen werden sollen.

von Wolfgang (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Genau: Voraussetzung: Kein relevanter Kondensatorinnenwiderstand bei
> Belastungsspitzen, Goldcaps sind also nicht immer passend.

Mit Supercaps sollte bei 400mA der Spannungsabfall unter 100mV bleiben. 
Das lässt sich meist verkraften.

von ULP Frickler (Gast)


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Michael B. schrieb:

> Damit hat man sienne genauen Messwert.

Bei kleinen Standby Strömen muss man den U und T abhängen Leckstrom der 
Kondensatoren berücksichtigen..

von Schorsch X. (bastelschorsch)


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Vorschlag:
2 Widerstände in Reihe, jeweils ein INA als Verstärker. Der kleinere R 
für den großen Messbereich auslegen, der 2. hochohmiger für den kleinen 
Bereich. Der 2.R wird mit einer Diode begrenzt. Jeweils beide Spannungen 
messen und wenn über dem 1. R ein Grenzwert überschritten wird (bei dem 
die Diode noch keinen zu großen Fehler macht), den 2.R Messwert 
wegschmeißen. Wenn das Ganze dann noch von einen Linearspannungsregler 
gefolgt wird (per FET), dann ist sogar die Spannung am Verbraucher 
konstant bzw. einstellbar.

von Olaf (Gast)


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> Daraus kann man ermitteln wie viel Strom intergiert über die Zeit die
> Schaltung entnimmt.

Keine dumme Idee, aber hilft einem in der Praxis meist nicht weiter. Man 
moechte ja deshalb ein Profil haben damit man abschaetzen kann welcher 
Teil der Software (oder Hardware die nur manchmal zugeschaltet wird) 
wieviel Leistung benoetigt. Wenn du dann z.B siehst das eine bestimmte 
Task immer 30% deiner Energie braucht dann kann du z.B ueberlegen wie 
oft muss du laufen, was kann man verbessern. Es gibt Anwendungen da 
machst du fuer 10uW mehr oder weniger ein Meeting um abzuklaeren ob das 
sein muss.

Olaf

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