Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tantalelko geplatzt


von svensson (Gast)


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Beim Test der angehängten Schaltung ist mir eben der Tantalelko C1 
geplatzt, obwohl es sich um einen 35V Typ handelt. Die Stromversorgung 
kam aus einem Labornetzteil und wurde von 8V auf 19V langsam erhöht.

Wie kann das sein? Kommen da Spannungsspitzen aus dem Spannungsregler?

Lustigerweise funktioniert die Schaltung auch ohne den Elko, der 
übrigens fabrikneu war.

: Verschoben durch Moderator
von hans (Gast)


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svensson schrieb:
> Beim Test der angehängten Schaltung ist mir eben der Tantalelko C1
> geplatzt, obwohl es sich um einen 35V Typ handelt. Die Stromversorgung
> kam aus einem Labornetzteil und wurde von 8V auf 19V langsam erhöht.
>
> Wie kann das sein? Kommen da Spannungsspitzen aus dem Spannungsregler?
>
> Lustigerweise funktioniert die Schaltung auch ohne den Elko, der
> übrigens fabrikneu war.

Es ist halt ein Elko.
Die mögen keine falsche Polung.

von Nop (Gast)


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svensson schrieb:

> Wie kann das sein?

Zu hoher Ladestrom. Tantal-Elkos an niederohmigen Ausgängen sind nicht 
so die beste Idee.

von georg (Gast)


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svensson schrieb:
> Beim Test der angehängten Schaltung ist mir eben der Tantalelko C1
> geplatzt, obwohl es sich um einen 35V Typ handelt

Ganz viel früher hat man Tantalelkos als Siebelkos an 
Versorgungsspannungen eingesetzt, aber dann mit der zeit erkannt, dass 
das eine gravierender Fehler ist: Tantalelkos dürfen nicht an 
Spannungsquellen mit niedrigem Innenwiderstand betrieben werden. Ich 
musste da auch einige ersetzen, keine Katastrophe aber deutlich nicht 
gut.

Ersatz durch einen normalen Elko oder Folien oder Keramik Kondensator 
ist ok, nur kein Tantal.

Georg

von svensson (Gast)


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Ich dachte, die wären für diesen Zweck ideal, weil die halt so klein 
sind.

Standardelkos habe ich nur hinunter bis 1µF, obwohl im Datenblatt 0,33µF 
angegeben sind. Wird es auch mit dem größeren Elko funktionieren?

von HildeK (Gast)


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svensson schrieb:
> Standardelkos habe ich nur hinunter bis 1µF, obwohl im Datenblatt 0,33µF
> angegeben sind. Wird es auch mit dem größeren Elko funktionieren?

Ja. Das ist am Eingang nicht so kritisch bei 78xx. Bei Schaltreglern und 
Low-Drop-Reglern muss man etwas genauer schauen.
Aber warum nimmst du keinen Keramik-C?
Aber 1μ Al-Elko geht genauso - oder 10μ oder 100μ oder ...,
solange die Spannungsfestigkeit passt.

von Nop (Gast)


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svensson schrieb:
> Ich dachte, die wären für diesen Zweck ideal, weil die halt so
> klein sind.

Kleines Volumen mit viel Energiegehalt klingt eher nach einem 
Standardrezept für Probleme mit Wärmeabfuhr der Verlustleistung.

von Luca E. (derlucae98)


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svensson schrieb:
> Wird es auch mit dem größeren Elko funktionieren?

Nimm 100n Keramik für den Eingang und Ausgang. Der 78xx ist recht 
gutmütig, was die Kondensatorwahl angeht.

von jemand (Gast)


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svensson schrieb:
> Wie kann das sein? Kommen da Spannungsspitzen aus dem Spannungsregler?

Nein, du hast in überlastet, weil du ihm, platt gesagt, einen 
8V-Ziegelstein ins Gesicht gedroschen hast.

Was du getan hast ist vermutlich folgendes:
Das Labornetzgerät hat 8V genhabt, es hat einen Kondensator am Eingang. 
Du steckst dein Gerät an. Es fließen etliche zig A Ladestrom in den 
Kondensator.

Tantals mögen das gar nicht:
https://nepp.nasa.gov/files/24745/2013_n240_teverovsky_estec_derating_paper.pdf

Wenn du weiter vor hast, Geräte mit Hot-Plugging zu malträtieren, 
solltest du eine andere Kondensatortechnologie verwenden. Elkos 
verzeihen das im Allgemeinen besser. Besser ist ein sauberes Handling 
von Inrush-Strömen, oder  du steckst dein Gerät ans Labornetzgerät und 
schaltest dann ein.

von svensson (Gast)


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Natürlich stecke ich meine Schaltungen an das laufende Labornetzteil. 
Mache ich eigentlich immer so.

In diesem Fall war die Schaltung aber angeschlossen und lief schon 
mehrere Stunden im Dauerbetrieb, weil ich testen wollte, ob der 
Spannungsregler warm wird.
Dann habe ich die Spannung auf 19V erhöht, um eine größere 
Verlustleistung zu verbraten, da hat es einen kleinen Knall und großen 
Gestank gegeben.

Jetzt habe ich einen winzigen Becherelko mit 1µF/63V eingelötet. Kerkos 
habe ich nicht über 100nF.

von Roberto (Gast)


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jemand (Gast) schrieb:
> Was du getan hast ist vermutlich folgendes:
> Das Labornetzgerät hat 8V genhabt, es hat einen Kondensator am Eingang.

Klingt nicht sehr schlüssig...

Eher könnte ich mir vorstellen, dass dein Spannungs-Einstellpoti
beim Netzgerät "Kratzer" hat und zwischendurch mal schnell die
Maximalspannung ausgibt. Entweder die ist zu hoch, oder das schnelle
Umladen hat den Tantal gekillt.

Die Dinger sind einfach nur Ausfall-Risiko und immer durch gute
Standard-Elkos oder Kerkos (zur Not parallel) ersetzbar.

von svensson (Gast)


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Das ist so ein hypermodernes von Rigol mit Drehencoder. Und ja, es kann 
sein, daß ich relativ zügig in 1V-Schritten die Spannung verstellt habe 
(dauert mir ansonsten einfach zu lange...).

von michael_ (Gast)


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Ich denke, du hast ihn einfach nur falsch herum eingebaut.
Der schwarze Strich ist anders als bei Elyt der Pluspol.
Ist mir auch schon passiert.

von Mani W. (e-doc)


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Meine Erfahrung mit Tantal:

Selbst in einer Timerschaltung mit Vorwiderstand haben sich Tantal
schon in Flamme und Rauch verabschiedet, wobei die Ströme wohl doch
wesentlich geringer sind als bei direktem Anschluss an +/-...

Und das trotz 25/35 Volt Tantal und 12 Volt Betriebsspannung...

Die entzünden sich einfach...

von svensson (Gast)


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> Ich denke, du hast ihn einfach nur falsch herum eingebaut.

Nee, der war schon richtig herum eingebaut, darauf achte ich immer seit 
damals mein allererster Tantal abgefackelt ist. ;-))
Lief ja auch mehrere Stunden im Dauerbetrieb an verschiedenen Tagen mit 
7V Versorgungsspannung.

von Mani W. (e-doc)


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Irgend eine chemische Reaktion wird wohl im Tantal entstehen, wenn
er sich trotz 47K Ladewiderstand dann in einer Stichflamme 
verabschiedet...

von Chemiker (Gast)


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Mani W. schrieb:
> chemische Reaktion

Da ist auch so schon problematischer Inhalt enthalten: Tantal.

von Mani W. (e-doc)


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https://de.wikipedia.org/wiki/Tantal



Giftig ist es angeblich nicht...

von jemand (Gast)


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svensson schrieb:
> Natürlich stecke ich meine Schaltungen an das laufende
> Labornetzteil.
> Mache ich eigentlich immer so.

Dann häng mal eine Stromzange dazwischen, und kuck dir an, was passiert. 
Dir wird schnell klar werden, dass da viel Strom fließt. Der Kondensator 
im Labornetzteil ist SEHR niederohmig.

Wie gesag, es gibt Kondensatoren, die tolerieren das. Elkos zum Beispiel 
sind da recht gutmütig, auch Kerkos gehen so schnell nicht hoch. diese 
Festelektrolyt-Tantal mögen aber das GAR nicht. Umso niederohmiger, umso 
schlimmer ist es.

Ein weiterer Punkt ist übrigens das Spannungsderating von 50%. Das ist 
schon bekannt?
Kuckst du hier:
http://www.kemet.com/Lists/filestore/Derating%20Guidelings%20for%20Tantalum%202011%20(3).pdf

Tantal sind sehr zuverlässig, vorausgesetzt man kennt ihre Tücken und 
beachtet die Einschränkungen. Insbesondere das Spannungsderating ;-)

Roberto schrieb:
> Klingt nicht sehr schlüssig...

Dann lies mal das verlinkte paper. Tantals sind für solche Anwendungen 
nicht geeignet, das ist nun mal so.
Und wenn du das Inrush-Problem nicht glaubst, dann miss es nach. Das 
Inrush-Problem ist der Grund, warum viele Geräte beim Einschalten 
kaputtgehen...

von Achim B. (bobdylan)


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svensson schrieb:
> Kerkos habe ich nicht über 100nF.

100n hätten genügt.

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