Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Schnelles Signal mit variabler Spannung zu 3.3V konvertieren?


von Martin (Gast)


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Hallo,

ich habe ein Gerät, welches recht schnelle und variable Signale liefert.
Die kürzeste Pulsdauer kann eine Mikrosekunde betragen. Das Signal 
selbst besitzt variable Spannungen (High Pegel), je nach Einstellung, 
zwischen 1 V und 50 V. Der Low Pegel ist immer 0. Die Stromstärke des 
Signals liegt irgendwo zwischen wenigen mA und 20 A.

Ich würde sehr gerne dieses Signal, möglichst mit wenig oder stets 
definierter Strombelastung abgreifen und zu 3,3 V konvertieren, um die 
steigenden Flanken zu zählen.

Zuerst dachte ich an einen Optokoppler, doch ich habe nichts entdeckt, 
was schnell genug ist.

Habt ihr vielleicht eine Idee?

Vielen Dank!

von m.n. (Gast)


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Martin schrieb:
> Zuerst dachte ich an einen Optokoppler, doch ich habe nichts entdeckt,
> was schnell genug ist.

6N137 oder Komparator.

von Stefan F. (Gast)


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Spannungsteiler mit Zenerdiode:
1
                  Zener-Diode
2
        22kΩ        3,6V
3
in o---[===]---+----|<|----| GND
4
               |
5
               |
6
               o
7
               Zum Mikrocontroller
8
               oder Zähler

1V reicht aber wohl nicht als High Pegel aus. Die meisten IC's benötigen 
bei 3,3V Versorgungsspannung mindestens 2 Volt. Wenn die 1V wichtig 
sind, dann brauchst du einen Transistor:
1
         2,2kΩ
2
3,3V o---[===]-----+------o Zum Mikrocontroller oder Zähler
3
                   |
4
                   |
5
        22kΩ     |/     
6
in o---[===]-----|     BC547B
7
                 |\>
8
                   |
9
                   |
10
                  GND

Beachte, dass der Transistor die Logik-Pegel invertiert.

von Martin (Gast)


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Vielen Dank für die Hilfe! :-)

Ich denke, ich werde die Transistorlösung umsetzen.
Die Invertierung ist kein Problem.

von Falk B. (falk)


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Martin schrieb:
> ich habe ein Gerät, welches recht schnelle und variable Signale liefert.

Was denn für eins?

> Die kürzeste Pulsdauer kann eine Mikrosekunde betragen. Das Signal
> selbst besitzt variable Spannungen (High Pegel), je nach Einstellung,
> zwischen 1 V und 50 V.

Na dann stell doch einen konstanten Pegel mit 3,3V ein und alles ist 
gut. Wozu soll dieser große Bereich gut sein?

> Der Low Pegel ist immer 0. Die Stromstärke des
> Signals liegt irgendwo zwischen wenigen mA und 20 A.

Also was Ernstes. Klingt nach Pulsgenerator oder so.

> Ich würde sehr gerne dieses Signal, möglichst mit wenig oder stets
> definierter Strombelastung abgreifen und zu 3,3 V konvertieren, um die
> steigenden Flanken zu zählen.

Ein begrenzender VErstärker (limiting amplifier), der schnell aus der 
Sättigung rauskommt.

> Zuerst dachte ich an einen Optokoppler, doch ich habe nichts entdeckt,
> was schnell genug ist.

Falsch gesucht. Aber der allein löst das Problem des arg variablen 
Pegels nicht.

> Habt ihr vielleicht eine Idee?

Im einfachsten Fall ein Komparator ala LM393, welcher von einer 
Klemmschaltung geschützt wird. Siehe Anhang. D1 begrenzt die 
Eingangsspannung auf ~4V, R4 den Eingangsstrom auf ~25mA. D2 ist pro 
forma vorhanden.

von Falk B. (falk)


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Martin schrieb:
> Vielen Dank für die Hilfe! :-)
>
> Ich denke, ich werde die Transistorlösung umsetzen.

Naja, sie wird leidlich funktionieren, aber je nach Spannungshöhe 
deutlich unterschiedliche Verzögerungszeiten haben. Wieviel? Keine 
Ahnung, ich tippe mal auf 100-500ns, ggf mehr.

Wenn es gut werden soll, braucht man was Besseres. Siehe oben.

von Gerd E. (robberknight)


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Falk B. schrieb:
> Im einfachsten Fall ein Komparator ala LM393

Ja, die Lösung mit dem Komparator halte ich auch für eine gute Idee, 
weil man damit sauber die Schaltschwellen einstellen kann, Hysterese 
hinzufügen etc.

>, welcher von einer
> Klemmschaltung geschützt wird. Siehe Anhang. D1 begrenzt die
> Eingangsspannung auf ~4V

Vermutlich wird das so schon irgendwie funktionieren, für eine 
Bastelschaltung mag es das so tun. Aber saubere Ingenieursarbeit sieht 
anders aus:
- Common-Mode-Input-Bereich des LM393 verletzt, der ist V+ -1,5V, also 
hier 1,8V. Wenn der Eingang darüber ist, sind Daten und Funktion nicht 
mehr garantiert.
- max. Reaktionszeit ist 1,3µs, der TO hat aber als Minimum-Pulszeit 1µs 
angegeben

Ich würde daher z.B. einen LMV311 vorschlagen und den mit 5V versorgen.
Für D1 und D2 Schottky-Dioden verwenden, z.B. eine BAT54S-Doppeldiode. 
D1 geht dabei weiterhin auf 3,3V, nicht auf 5V.
Auch der Pullup R1 geht auf 3,3V, nicht auf 5V. Damit hast bekommst Du 
weiterhin 3,3V am Ausgang, auch wenn der Komparator 5V verwendet.

: Bearbeitet durch User
von Martin (Gast)


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Danke Falk und Gerd für diesen super Input!

@Falk: Ja, es ist ein tatsächlich ein Pulsgenerator, bei dem Pulszeiten 
und Strom vorgegeben werden :-)

Ich habe die Schaltung eben so, wie von Falk gezeichnet und mit Gerds 
Anpassungen simuliert.

Als Dioden haben ich SB120 genutzt, da ich die noch habe.
Spricht da aus eurer Sicht irgendetwas dagegen?

Die Lösung gefällt mir sehr gut!

Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich erstmal in Ruhe mit der 
Schaltung auseinandersetzen muss, da mir viel Basiswissen fehlt.
Was ich nicht verstehe, ist der große Spannungsabfall nach R4 und 
ebenso, warum das funktioniert, dass man die ca. 4V über die Diode D1 
mit den 3,3V verbindet und dort trotzdem 3,3V anliegen.

von Gerd E. (robberknight)


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Martin schrieb:
> Als Dioden haben ich SB120 genutzt, da ich die noch habe.
> Spricht da aus eurer Sicht irgendetwas dagegen?

Kein Problem, die passen.

> Was ich nicht verstehe, ist der große Spannungsabfall nach R4

Naja, Du hast max. 50V am Eingang. Die Common-Mode-Input-Voltage des 
Komparators ist aber nach oben hin klar begrenzt. Beim LMV311 mit 
5V-Versorgung sind es 4,2V. Höher sollte der Eingang des Komparators 
nicht gehen.

Also verheizt man die Spannung in R4 und leitet den Rest in die 
3,3V-Versorgung.

Am Eingang des Komparators bleiben damit dann 3,3V plus die 
Vorwärtsspannung der Diode stehen. Bei einer Schottky-Diode sind das so 
etwas 0,3 bis 0,4V. Also max. 3,7V und damit ok.

> und
> ebenso, warum das funktioniert, dass man die ca. 4V über die Diode D1
> mit den 3,3V verbindet und dort trotzdem 3,3V anliegen.

Die 3,3V kommen ja normalerweise von einem Spannungs_regler_. Der 
versucht also aktiv die 3,3V zu halten, auch wenn da etwas Strom über 
die Diode eingespeist wird. Bedingung ist dafür nur, daß Du weniger 
Strom einspeist, als die mit 3,3V versorgten Bauteile insgesamt 
verbrauchen.

: Bearbeitet durch User
von Martin (Gast)


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Danke für die Erklärung!

Wieso die 50V an R4 so stark abfallen, ist mir noch immer nicht ganz 
klar.

Wenn ich an Spannungsreduktion denke, dann habe ich einen 
Spannungsteiler im Kopf. Dafür benötigt man ja zwei Widerstände.
Das es hier mit nur einem funktioniert, leuchtet mir irgendwie noch 
nicht ein.

von Martin (Gast)


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Nachtrag:

Kann es sein, dass die beiden Eingänge am Komparator oben im Schaltplan 
vertauscht sind?

von Gerd E. (robberknight)


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Martin schrieb:
> Wenn ich an Spannungsreduktion denke, dann habe ich einen
> Spannungsteiler im Kopf. Dafür benötigt man ja zwei Widerstände.
> Das es hier mit nur einem funktioniert, leuchtet mir irgendwie noch
> nicht ein.

Stell Dir die Diode wie einen niederohmigen Widerstand vor, über dem 
z.B. 0,4V abfallen.

Stimmt zwar nicht ganz in Realität, da über der Diode die 
Vorwärtsspannung abfällt, und die sich ganz anders verhält als ein 
Widerstand, aber um das Prinzip zu verstehen hilft das denke ich.

von Wolfgang (Gast)


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von Falk B. (falk)


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Martin schrieb:
> Danke für die Erklärung!
>
> Wieso die 50V an R4 so stark abfallen, ist mir noch immer nicht ganz
> klar.
>
> Wenn ich an Spannungsreduktion denke, dann habe ich einen
> Spannungsteiler im Kopf.

Ja. Aber hier ist es ein nichtlinearer Spannungsteiler.

> Dafür benötigt man ja zwei Widerstände.
> Das es hier mit nur einem funktioniert, leuchtet mir irgendwie noch
> nicht ein.

Wir nehmen an, daß die 3,3V Versorgung konstant ist. D1 ist mit der 
Kathode dort angeschlossen. Wenn mann die Eingangsspannung IN auf ca. 
3,3V erhöht, fließt noch kein Strom durch R4, denn die Diode sieht keine 
Vorwärtsspannung (Anode auf 3,V vom Eingang, Kathode auf 3,3V der 
Versorgung), der Eingangsstrom des Komparators ist minimal (50nA oder 
so).
Wenn der Eingang nun auf 10V geht, sieht die Diode plötzlich 
Vorwärtsspannung und beginnt zu leiten. Dann fließt Strom durch R4. Die 
Spannung an der Anode von D1 liegt dann bei ca. 3,3V+0,7V~4V und das 
praktisch unabhängig vom Strom. D.h. die Spannung klemmt fest. Man kann 
sich das auch wie eine Z-Diode vorstellen, die Wirkung ist nahezu 
gleich. Allerdings hat die Version mit Diode + VCC den Vorteil, bei 
kleinen Spannungen < ~7V eien deutlich bessere, steilere Kennlinie zu 
haben als eine Z-Diode. Außerdem ist sie deutlich kapazitätsärmer als 
eine Z-Diode, damit wird die Schaltung deutlich schneller.

Bei dem Trick muss man beachten, daß der eingespeiste Strom über R4 
immer kleiner bleiben muss als der Mindeststromverbrauch der Schaltung. 
Denn sonst steigt die Versorgungsspannung! Denn 99,9% aller 
Spannungsregler und Netzteile können keinen Strom verbrauchen, nur 
liefern (Einquadrantenbetrieb). Wenn das nicht so einfach machbar ist, 
schaltet man noch eine Z-Diode direkt an die Versorgungsspannung, die 
schluckt dann den überschüssigen Strom.

von Falk B. (falk)


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Martin schrieb:
> Kann es sein, dass die beiden Eingänge am Komparator oben im Schaltplan
> vertauscht sind?

Nö, der Komparator arbeitet invertierend. Das hat hier den Vorteil, daß 
man den Eingang sehr hochohmig machen kann und die Rückkopplung, die 
immer am + Eingang hängt, nichts mit dem nichtlinearen Spannungsteiler 
am Eingang zu tun hat.

von Martin (Gast)


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Vielen Dank für die prima Erklärungen!

Ich werd das so umsetzen :-)

von Falk B. (falk)


Angehängte Dateien:

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Gerd E. schrieb:

> Bastelschaltung mag es das so tun. Aber saubere Ingenieursarbeit sieht
> anders aus:
> - Common-Mode-Input-Bereich des LM393 verletzt, der ist V+ -1,5V, also
> hier 1,8V. Wenn der Eingang darüber ist, sind Daten und Funktion nicht
> mehr garantiert.

Stimmt.

> - max. Reaktionszeit ist 1,3µs, der TO hat aber als Minimum-Pulszeit 1µs
> angegeben

So schlimm ist es nicht, wir können schon von 100mV Overdrive ausgegen, 
dann kommt man auf 300ns.

> Ich würde daher z.B. einen LMV311 vorschlagen

Das ist ein OPV, kein Komparator. Würde ich nicht machen.
Oder meinst du den LMV331? Zahlendreher? Das ist aber nur die 1-Kanal 5V 
Vairante des Urahns, und die ist auch nicht schneller oder besser, hat 
nur ein kleineres Gehäuse (SOT23-5)

LM311 ist etwas schneller, den kann man auch nehmen. Allerdings braucht 
der dann eine negative Versorgungsspannung. Lohnt sich nur bedingt.

Siehe Anhang, so sollte es mit dem guten, alten LM393 funktionieren. Und 
man braucht nur 3,3V!

: Bearbeitet durch User
von Gerd E. (robberknight)


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Falk B. schrieb:
>> - max. Reaktionszeit ist 1,3µs, der TO hat aber als Minimum-Pulszeit 1µs
>> angegeben
>
> So schlimm ist es nicht, wir können schon von 100mV Overdrive ausgegen,
> dann kommt man auf 300ns.

ok.

>> Ich würde daher z.B. einen LMV311 vorschlagen
>
> Das ist ein OPV, kein Komparator. Würde ich nicht machen.
> Oder meinst du den LMV331? Zahlendreher?

Du hast Recht, Zahlendreher. LMV331 meinte ich.

> Das ist aber nur die 1-Kanal 5V
> Vairante des Urahns, und die ist auch nicht schneller oder besser, hat
> nur ein kleineres Gehäuse (SOT23-5)
>
> LM311 ist etwas schneller, den kann man auch nehmen. Allerdings braucht
> der dann eine negative Versorgungsspannung. Lohnt sich nur bedingt.

genau deswegen hatte ich ja die 5V-Variante LMV331 vorgeschlagen, die 
braucht keine negative Spannung.

> Siehe Anhang, so sollte es mit dem guten, alten LM393 funktionieren. Und
> man braucht nur 3,3V!

Nett. So muss man sich auch keine Sorgen mehr um den Verbrauch des in 
die 3,3V-Versorgung injizierten Stroms machen, da der jetzt über D3 nach 
GND fließt.

An den TO: Bei dieser Variante müssen es für D1 und D3 Si-Dioden wie die 
1N4148 sein, es dürfen dort keine Schottkys verwendet werden, sonst 
bleibt am Komparatoreingang zu wenig Spannung übrig. Nur D2 könnte man 
für bessere Schutzwirkung durch Schottky ersetzen.

von Martin (Gast)


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Danke nochmals! :-)

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