Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Interner Wechsel zu ungünstigem Zeitpunkt?


von MS (Gast)


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Hallo Leute,

ich hab mal eine Frage an euch (fast schon eher moralischer Art):


Stellt euch vor, ihr arbeitet in einem Großkonzern und seid bereits 3 
Jahre auf einer Stelle. Ihr hattet schon mal vor einem Jahr versucht 
intern auf eine andere Stelle zu wechseln, die euch erhebliche Vorteile 
bietet. Nicht nur eine Fahrzeitersparnis sondern auch wesentlich besser 
vergütet. Ihr wurdet damals leider nicht genommen.

Nun erscheint die gleiche Stelle noch einmal und diesmal habt ihr sehr 
wahrscheinlich die Möglichkeit zu wechseln.
Zeitgleich tut sich aber einiges in eurem aktuellen Team. Es gehen auch 
drei weitere Mitarbeiter. Unter anderem einer, mit dem ihr gemeinsam ein 
Themengebiet betreut und das nun erstmal alleine bzw mit der 
Unterstützung eines neuen Mitarbeiter abwickeln müsst. Anders 
gesprochen, wenn ihr geht, müsstet ihr das Thema in 3 Monaten an den 
neuen Mitarbeiter übergeben, was möglich aber eher schwierig ist.

Würdet ihr trotzdem wechseln? Finde es ist ein denkbar ungünstiger 
Zeitpunkt das zu tun und führt zu Problemen, andererseits habe ich keine 
Lust nochmal ein Jahr oder evtl. auch länger zu warten und wer weiss, 
was dann schon wieder los ist...Was denkt ihr?


Danke für Anregungen.

von Andre (Gast)


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MS schrieb:
> Würdet ihr trotzdem wechseln?

JA! Wenn du die Chance hast -> machen! Noch mal kommt die vielleicht 
nicht...

Und ich sage es immer so: Wenn die Konzernleitung Sparmaßnahmen 
anordnet, zögern die auch nicht lange an deinem Stuhl zu sägen. Also 
keine falsche Rücksicht. Wenn du im aktuellen Team so wichtig bist, 
würde dein Chef sicher etwas tun um dich zu halten (mehr Geld, 
Dienstwagen, ...) - macht er nicht!?

von RB (Gast)


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Welche Vorteile hast DU wenn du bleibst? Ich würde wechseln. Der 
Zeitpunkt ist sogar günstig. Durch die Bewegung im alten Bereich wird 
man dich eventuell über eine Eskalation länger als die 3 Monate 
versuchen zu halten, dies schadet dir aber keineswegs!

von Den O. (denon)


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Würde auch sagen Wechsel jetzt.
Wer gutherzig ist wird meistens nur ausgenutzt

von Ingenieur (Gast)


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Ich würde bleiben. Loyalität zahlt sich langfristig aus.

von Claus M. (energy)


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Ingenieur schrieb:
> Ich würde bleiben. Loyalität zahlt sich langfristig aus.

Da fehlen irgendwie zwei“ nicht“.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Ingenieur schrieb:
> Ich würde bleiben. Loyalität zahlt sich langfristig aus.

In welchem Universum ist das so?

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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MS schrieb:
> Anders
> gesprochen, wenn ihr geht, müsstet ihr das Thema in 3 Monaten an den
> neuen Mitarbeiter übergeben, was möglich aber eher schwierig ist.
>
> Würdet ihr trotzdem wechseln?

Ja. Ganz klare JA.

> Finde es ist ein denkbar ungünstiger
> Zeitpunkt das zu tun und führt zu Problemen,

Nicht dein Problem. Dafür wird der zuständige Manager und alle über ihm 
bezahlt. Wenn du dich nicht selber um dich und deine Karriere kümmerst, 
dann macht es keiner.

In diesen modernen Zeiten kämpft jeder für sich alleine. Die Zeiten der 
gegenseitigen lebenslangen Loyalität sind vorbei. Das wurde von den 
Arbeitgebern einseitig aufgekündigt.

> Lust nochmal ein Jahr oder evtl. auch länger zu warten und wer weiss,
> was dann schon wieder los ist...

Genau, irgendwas ist immer.

> Was denkt ihr?

Wechseln. Dabei zielstrebig und ohne Zögern vorgehen. Erst gar nicht den 
Eindruck aufkommen lassen, man könnte dich überreden nicht zu wechseln. 
Es muss klar sein, dass du das ernst meinst. Unbedingt aufpassen, dass 
dir niemand (dein dann demnächst Ex-Chef) ein Messer in den Rücken 
sticht.

von Hans F. (spartrafo)


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Ganz klar wechseln!

Deine jetzigen Kollegen nehmen schließlich auch keine Rücksicht auf 
Dich. Du hast jetzt ein Themengebiet alleine an der Backe das ihr vorher 
zweit bearbeitet habt. Das bleibt jetzt alles an Dir kleben. Den neuen 
Kollegen einzuarbeiten wird auch Deine Aufgabe werden. Viel Erfolg 
dabei...

: Bearbeitet durch User
von Heinz (Gast)


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Ich würde auch wechseln.

Die Frage der Loyalität stellt sich nicht:
1. du bleibst ja im Unternehmen
2. bei "wesentlich besser vergütet" hat die Loyalität auch ihre Grenzen

Ab einer bestimmten Hirarchieebene wird es als schwach oder dumm 
angesehen,
die sich bietenden Chancen nicht zu ergreifen. Ich kann mir vorstellen,
dass es dir auf gewisse Weise Respekt einbringt, wenn du auf eine
bessere Stelle wechselst.

Und: Wenn der Konzern mal wieder umstrukturiert kennen die auch kein 
Vaterland.

Also los!

von Wissender (Gast)


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Am besten verbrannte Erde hinterlassen

von Realistischer (Gast)


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MS schrieb:
> Nicht nur eine Fahrzeitersparnis sondern auch wesentlich besser
> vergütet.

Wenn dein aktueller Chef das nicht entsprechend besser vergütet, dann 
wechselst du intern. Gerade Abteilungsleiter folgen dem Geld und 
verstehen das.

von Ingenieur (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Ingenieur schrieb:
> Ich würde bleiben. Loyalität zahlt sich langfristig aus.
>
> In welchem Universum ist das so?

In meinem Leben hat sich das bisher so gezeigt. Ich bin aber nicht blind 
und weiß schon, dass ein Wert wie Loyalität nicht in neoliberalen Zeiten 
wie dieser überall wertgeschätzt wird. Ich bin trotzdem nicht bereit, 
diese Tugend aufzugeben. Zum Glück weiß es mein Umfeld zu schätzen, ich 
bin bis dato sehr erfolgreich damit gefahren. Über mein Gehalt brauche 
ich mich beispielsweise nun wirklich nicht beklagen.

von Ingenieur (Gast)


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Wissender schrieb:
> Am besten verbrannte Erde hinterlassen

Das ist nun wirklich der schlechteste aller Ratschläge. Soll das ein 
Trollversuch sein?

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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MS schrieb:
> Würdet ihr trotzdem wechseln?

Nein!

von Scyte (Gast)


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Kommt drauf an, wie ehrlich bei euch verhandelt wird bzw. wie sehr die 
Leute auf Ihren eigenen Vorteil bedacht sind.
In Firmen wo man noch mit Sinn und Verstand handelt kann man auch 
Zwischenlösungen finden wie:
Du bewirbst dich auf die neue Stelle, bekommst auch das neue bessere 
Gehalt, aber übergibst deinen Bereich noch ein halbes Jahr an einen 
neuen Kollegen.
Das wäre ein gute Kompromiss für alle (Dich, die Firma, das alte Team, 
plus das neue Team, wenn du im zweiten Quartal eine Woche dort und die 
andere noch im alten Team arbeitest).

Das geht aber nicht in jeder Firma -> Stichwort: "Wenn jeder an sich 
denkt ist an jeden gedacht" statt mal das Große und Ganze zu betrachten. 
Gerade das letzte sollten sich viele mal zu Herzen nehmen.

von A. S. (Gast)


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Die allermeisten überschätzen sich, wie unersetzlich sie sind.

Wenn Du mit dem Herzen sowieso weg bist, dann blockiere nicht länger die 
Stelle.

von Frank (Gast)


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Hallo,

ich arbeite auch in einen Großkonzern. Die Firma unterstützt den 
internen Wechsel, da sie annimmt daß du auf deiner neuen Stelle 
engagiert arbeitest, da du diese selbst gewählt hast. Im Umkehrschluss 
bist du an der jetzigen Stelle unzufrieden und damit nicht so engagiert.

Der einzelne Abteilungsleiter sieht das anders. Er hat bei deinem 
Wechsel eine neue Mangelsituation. Das ist sein Problem. Du aber hast 
einen Vertrag mit der Firma, nicht mit der Abteilung.

Biete eine gewisse Übergangsfrist an und nimm den neuem Job.

von A. S. (Gast)


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Frank schrieb:
> Der einzelne Abteilungsleiter sieht das anders. Er hat bei deinem
> Wechsel eine neue Mangelsituation.

Das wissen wir nicht. Der TO sieht das so, Feedback vom AT scheint es 
nicht zu geben. Der TO ist 3 Jahre dort, unwahrscheinlich, dass 
unwiederbringliches know how verloren geht, zumindest schreibt er nichts 
dergleichen.

von MS (Gast)


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Hallo Leute,

bin der Threadersteller. Vielen Dank für eure Rückmeldungen! Der größte 
Teil würde es also tun. Was auch noch hinzukommt, man weiß ja nicht mal 
wie lange der Chef, dem man gegenüber loyal sein will, überhaupt auf der 
Stelle bleibt. Am Ende geht er selbst nach 2 Monaten.

Bezüglich des Wissens: Unwiederbringlich geht nichts verloren. Aber 
natürlich gehen damit 2 know how Träger innerhalb kürzester Zeit, was 
natürlich auch noch unschön für den Nachfolger ist. Denn zuallerst muss 
er in kurzer Zeit eingearbeitet werden und kurz darauf dann ja nochmal 
mein Nachfolger von ihm. Optimal ist was anderes.

Die Möglichkeit groß etwas zu verhandeln gibt es nicht. Die andere 
Stelle fragt an für ein gewisses Datum und wenn es keine extremen Gründe 
gibt, wird die Person nach 3 Monaten abgegeben. Man kann geblockt 
werden, passiert aber eher selten.

von Rainer Z. (mrpeak)


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Ingenieur schrieb:
> Ich würde bleiben. Loyalität zahlt sich langfristig aus.

Richtig, nur nicht für den Loyalen.

von Wechselplatznachbesetzer (Gast)


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Es gibt nie einen günstigen Zeitpunkt zu wechseln, weil immer irgendwas 
ist. Mal mehr dramatisch, mal weniger dramatisch, aber immer dramatisch.
Die letzte Rochade die ich als Beteiligter mitbekommen habe:
2 Teams wurden gemerged, das Hinzugekommene hatte suboptimale Arbeit 
abgeliefert. Entsprechend haben sich diese Leute auf andere Stellen 
verdünnisiert (oder wurden unschädlich gemacht), Chef durfte alle vier 
Stellen nachbesetzen.
Ich bin einer von denen, die eine dieser Stellen nachbesetzen. Viel 
Übergabe war nicht, die Themen waren in einem Zustand zwischen "naja tut 
wohl auch wenn Test und Doku besser sein könnten" und "total vergurkte 
Drecksscheiße". Für letztere Thementypen konnte der fähige Teamarchitekt 
Refactoringbudgets raushandeln.
Geht alles, mehr oder weniger mühsam.

von Ingenieur (Gast)


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Rainer Z. schrieb:
> Ingenieur schrieb:
> Ich würde bleiben. Loyalität zahlt sich langfristig aus.
>
> Richtig, nur nicht für den Loyalen.

Da sind meine Erfahrungen eben andere.

von Wechselplatznachbesetzer (Gast)


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Ingenieur schrieb:
> Rainer Z. schrieb:
>> Ingenieur schrieb:
>> Ich würde bleiben. Loyalität zahlt sich langfristig aus.
>>
>> Richtig, nur nicht für den Loyalen.
>
> Da sind meine Erfahrungen eben andere.

Hängt ja auch von den persönlichen Karrierezielen ab. Oberste Tarifstufe 
/ unterste AT kriegt man auf seiner Position schon hin wenn man Stück 
für Stück die Verantwortlichkeiten erweitert ohne groß seine Tätigkeit 
ändern zu müssen. (wenn der Chef das unterstützt)
Will man Karriere machen (2nd Line Manager und höher), sieht das anders 
aus, da gehört es zur Kür verschiedene Bereiche kennen zu lernen und 
entsprechende Wechsel vorzunehmen.

von A. S. (Gast)


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MS schrieb:
> Bezüglich des Wissens: Unwiederbringlich geht nichts verloren. Aber
> natürlich gehen damit 2 know how Träger innerhalb kürzester Zeit, was
> natürlich auch noch unschön für den Nachfolger ist. Denn zuallerst muss
> er in kurzer Zeit eingearbeitet werden und kurz darauf dann ja nochmal
> mein Nachfolger von ihm. Optimal ist was anderes.

Vermutlich ist es Deine erste Stelle. Wenn Du in ein paar Jahren diese 
Stelle im Rückblick siehst, wirst Du vielleicht erkennen, dass
 - es für einen neuen von Vorteil ist, "unbeschwert" als Retter zu 
erscheinen
 - es genügend Know How bei den verbliebenden (auch Chefs) gibt, die den 
neuen in die richtige Bahn lenken. Oder halt entsprechend gute Prozesse, 
das geht auch
 -  der ganze Zweig vielleicht sowieso zugunsten etwas anderem 
abgewickelt wird
 - schon lange eine komplette Restrukturierung geplant war
oder oder oder.

Es gibt manchmal heiße Phasen, wo der einzige 
Linux/FPGA/RTOS/Analogspezialist/Mathematiker abspringt und große Wunden 
schlägt. Oder ein langjähriger Spezialist geht, der bislang völlig 
alleine irgendwas gemacht hat.

Beides scheint Deiner Schilderung nach nicht der Fall zu sein. Natürlich 
gibt es Fälle, wo der Nachfolger eine totale Niete ist, und die 
Abteilung ernsthaften Schaden nimmt. Von denen hören wir dann hier. In 
den allermeisten Fällen aber kommt ein smarter Nachfolger und nach 4 
Wochen kennen die nichtmal mehr Deinen Namen.

Zumal es nur Deine Einschätzung ist. Etwas größer wäre die Chance, wenn 
Dein jetziger Chef Dein Gehalt verdoppelt, oder zumindest 50% in den 
nächsten 3 Jahren per 2EG rauf.

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