Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kapazität von Akkus in Farad angeben?


von Stefan (Gast)


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Hallo,

das wäre jetzt eher eine Frage für das leider noch nicht existierende 
Unterforum 'Mathematik und Naturwissenschaften'.

Kann man die Kapazität von Akkus zumindest theoretisch auch in Farad 
angeben?

Es gilt ja

1F = (1A * s)/ V


Wenn ein 3,6V-Akku 1000mA/h hätte, könnte man das ja auch so auslegen:

C  = (1A * 3600s)/3,6V [F]

   = 1000 F

Also hätte der Akku eine Kapazität von 1000 Farad?!

Es ist natürlich klar, dass beim Aufladen je nach Akkutyp mehr oder 
weniger viel Energie verloren geht und dass die Akkuspannung nicht 
konstant ist, aber das soll hier ausgeklammert werden.

von Jens G. (jensig)


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>Wenn ein 3,6V-Akku 1000mA/h hätte, könnte man das ja auch so auslegen:

>C  = (1A * 3600s)/3,6V [F]

>   = 1000 F

No, denn die Ladung des Akkus ist ja nicht "pro Volt", da dessen 
Spannung im Vergleich zum Kondensator rel. konstant ist.

: Bearbeitet durch User
von OhWeia (Gast)


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Jens G. schrieb:
> No, denn die Ladung des Akkus ist ja nicht "pro Volt", da dessen
> Spannung im Vergleich zum Kondensator rel. konstant ist.

Die einzig wahre Angabe für Leistung in Akkus wäre Wattsekunden...

von Kapazität (Gast)


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Stefan schrieb:
> Wenn ein 3,6V-Akku 1000mA/h

Hat er aber nicht. Vielleicht aber 1000mAh.

von Bernd K. (prof7bit)


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Nur wenn man erstens die Ladekurve als Ursprungsgerade annähert (wovon 
sie in der Realität nicht unerheblich abweicht) und zweitens wenn man 
sich darauf einigt nur den Bereich von 3V bis 4.2V zu nutzen. Dann 
könnte man auf die Idee kommen in einer ganz kruden Simulation (wenn 
man z.B. eine Ladeschaltung oder einen Balancer simulieren will) einen 
Akku mal eben schnell behelfsmäßig als Reihenschaltung aus Kondensator 
und Widerstand modellieren, das geht aber nur so lange gut wie man nicht 
auch Effekte berücksichtigen will die darauf beruhen daß es eben in 
Wirklichkeit doch keine Gerade ist. Hab ich in der Vergangenheit schon 
mal gemacht, man muss sich aber der Unvollkommenheit dieses kruden 
Modells bewußt sein und es nur benutzen wenn man weiß ob man damit 
bereits die Antworten bekommen kann nach denen man sucht.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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OhWeia schrieb:

> Die einzig wahre Angabe für Leistung in Akkus wäre Wattsekunden...

...also in Joule.
Natürlich könnte man auch die in einem Kondensator
gespeicherte Energie in Joule angeben, aber nur
unter zusätzlicher Verwendung der Spannung. Auf gut
Deutsch: Beide Einheiten passen nicht zueinander.

von Michael A. (micha54)


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Hallo,

also ich würde nur den Anfangsbereich des voll geladenen Akkus 
betrachten.
Aus der Steigung der initialen Entladungkurve kann man einen 
vergleichbaren Kondensator berechnen.

Wäre ein Vergleich Powercap vs. Akku z.B. bei UMVs.

Gruß
Michael

von Werner H. (werner45)


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Kann man schon, wenn sich der Spannungsverlust im z.B im 100-mV-Bereich 
bewegt (Ripple), dann ist es vergleichbar.
Es gab mal tragbare Batterieradios mit D-Röhren (1,2-1,4 V Heizung 
direkt, Monozelle oder NiCd), da war beim Netzbetrieb ein NiCd-Akku als 
Ladekondensator vorgesehen. Das machte die Heizung komplett brummfrei.
Fabrikate habe ich vergessen.

Gruß   -   Werner

von Thomas (Gast)


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OhWeia schrieb:
> Die einzig wahre Angabe für Leistung in Akkus wäre Wattsekunden...

Du meintest sicherlich Energie oder Arbeit, statt Leistung... Weia...

von Udo S. (urschmitt)


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Michael A. schrieb:
> also ich würde nur den Anfangsbereich des voll geladenen Akkus
> betrachten

Und was soll das bringen?

Michael A. schrieb:
> Aus der Steigung der initialen Entladungkurve kann man einen
> vergleichbaren Kondensator berechnen.

Und während dein Akku dann bei 11,8 oder 2,7V (je nach Akkutyp) leer ist 
hätte der vergleichbare Kondensator noch mehr als die Hälfte seiner 
Kapazität.

Davon abgesehen ist die Entladekurve alles andere als eine Gerade und 
schon gar keine die durch den Ursprung geht.

Aber wenn man will kriegt man auch ein Kamel durch ein Nadelöhr.

von Marek N. (Gast)


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Besser nicht.
Die Kapazität ist definiert mit C = dQ / dU

Bei den ursprünglichen Akkuformen (Blei, Nickel-Eisen) war es 
wünschenswert, dass dU -> 0 ist während des Entladevorgangs.
Erst die relativ neuen Akkutechnologien auf Li-Basis zeigen eine 
ausgeprägte Proportionalität zwischen Klemmspannung und (Rest-)Ladung.

Die einzig sinnvolle Neuformulierung der "Kapazität" ist über die 
gespeicherte Energie in Wattsekunden, Wattstunden, meinetwegen auch in 
Joule oder Newtonmeter.

von (prx) A. K. (prx)


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Angesichts der starken Spannungsabhängigkeit hochkapazitiver 
Vielschicht-Kerkos dürfte die Angabe in J/Ws noch kurioser ausgehen, als 
die der Kapazität selbst.

von Bernd K. (prof7bit)


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Udo S. schrieb:
> Davon abgesehen ist die Entladekurve alles andere als eine Gerade und
> schon gar keine die durch den Ursprung geht.

Wenn Du so tust als ob bei leerem Akku (3V) immer noch massenhaft 
Energie im "Kondensator" ist (die man dann einfach niemals entnimmt), 
also kurzerhand die Kurve auf der X-Achse so verschieben daß der linke 
nie genutzte Teil dann durch den Ursprung gehen würde (und wenn man die 
verbliebenen Beulen auch noch ausbügelt weil sie für die Simulation die 
man beabsichtigt zufällig nicht relevant sind) dann wär es eine 
Ursprungsgerade und man könnte einen C und einen Innenwiderstand in 
Reihe als Modell für den Akku nehmen.

Allerdings wenn einem (wie dem OP in Post 1) versehentlich ein mA/h 
rausrutscht ohne daß es beim Schreiben schon weht tut dann sollte man 
einen solchen Stunt eher nicht durchführen, dann mangelt es noch ein 
bisschen an der nötigen Sicherheit beim Überblick und beim Jonglieren 
mit den Größen.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Wenn ich eine Exponentialfunktion genügend stauche, drehe, verzerre usw, 
dann nähert sie sich in bestimmten Bereichen einer quadratische 
Funktion.

Ergo: schmeissen wir die Expopnentialfunktion weg, machen wir jetzt 
alles mit quadratischen Funktionen? ...

von Udo S. (urschmitt)


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Bernd K. schrieb:
> weil sie für die Simulation die
> man beabsichtigt

Wo hast du gelesen daß es dem TO um eine Simulation geht?

von Bernd K. (prof7bit)


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Udo S. schrieb:
> Ergo: schmeissen wir die Expopnentialfunktion weg, machen wir jetzt
> alles mit quadratischen Funktionen? ...

Kommt drauf an was Du annähern willst und wie genau es sein muss. Oft 
werden irgendwelche krumme Kurven hinter denen abgrundtief komplexe 
Vorgänge und dementsprechend unergründliche Modelle stehen sollten 
kurzerhand als Polynom n-ter Ordnung angenähert und man kommt damit 
davon +-5% bei Zimmertemperatur.

: Bearbeitet durch User
von Marek N. (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Ergo: schmeissen wir die Expopnentialfunktion weg, machen wir jetzt
> alles mit quadratischen Funktionen? ...

Taylorreihen-Approximation: https://de.wikipedia.org/wiki/Taylorreihe

von Udo S. (urschmitt)


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Habt ihr eigentlich den 1. Beitrag des TOs gelesen?

von OhWeia (Gast)


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Thomas schrieb:
> OhWeia schrieb:
>> Die einzig wahre Angabe für Leistung in Akkus wäre Wattsekunden...
>
> Du meintest sicherlich Energie oder Arbeit, statt Leistung... Weia...

Oh Weia :D Ja, da hab ich zu schnell losgetippt...

von GEKU (Gast)


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Stefan schrieb:
> Kann man die Kapazität von Akkus zumindest theoretisch auch in Farad
> angeben?

Ladungsmenge = Kapazität * Spannung

Das heißt, die im Kondensator gespeicherte Ladungsmenge ist direkt 
proportional seiner Kapazität und der angelegten Spannung

Bei einem geladenen Akku wird die Ladungsmenge nicht größer wenn die 
Spannung steigt.
Bei einem Akku ist diese Beziehung nicht proportional!

Ähnliche gilt bei einer Induktivität mit Eisenkern. Steigt der Strom 
über einen bestimmten Wert,
dann läßt sich die in ihr gespeicherte Eergie nicht mehr erhöhen.

Auf dieser Seite gibt es einen guten Vergleich zwischen 
Superkondensatoren, Batterien bzw. Akkus und konventionellen 
Kondensatoren:

https://www.energie-experten.org/erneuerbare-energien/oekostrom/energiespeicher/superkondensator.html

Wenn man sich auf den Endzustand GELADEN bezieht, dann könnte eine 
"Kapazität" angeben,
aber man darf "Ladungsmenge = Kapazität * Spannung" nicht als Gleichung 
auffassen, da diese Beziehung bei einem Akku nicht linear ist.
Bei einem Kondensator ist die Kapazität eine Konstante, die nicht von 
der Spannung und/oder Ladungsmenge abhängig ist und
damit die Ladungsmenge direkt propotional zur Spannung ist. Man darf 
damit rechnen und Ableitungen nach der Zeit durchführen.

von Jens G. (jensig)


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GEKU (Gast) schrieb:
Datum: 10.04.2019 17:37

>Ladungsmenge = Kapazität * Spannung

>Das heißt, die im Kondensator gespeicherte Ladungsmenge ist direkt
>proportional seiner Kapazität und der angelegten Spannung

>Bei einem geladenen Akku wird die Ladungsmenge nicht größer wenn die
>Spannung steigt.
>Bei einem Akku ist diese Beziehung nicht proportional!

Das wird ja immer bunter hier ....

Die Kapazität eines Kondensators ist praktisch eine spezifische 
Eigenschaft des Kondensatiors. Und zwar eine Beziehung Ladungsmenge pro 
Spannung, die für einen Kondensator immer gleich bleibt (theoretisch). 
Sozusagen die spezifische Ladungsmenge.
In einen theoretischen Kondensator könnte man beliebig viel Ladung 
reinpumpen, wobei die Spannung dann entsprechend der Kapazitätsbeziehung 
linear mit ansteigt. Da gibt's kein absolutes Fassungsvermögen wie beim 
Akku.

Beim Akku dagegen gibt's diese Abhängigkeit gar nicht, schon deswegen, 
weil Kapazität im Akkubereich ohnehin ein falsch gewählte Begriff ist 
(als Oberbegriff dafür bzw. im Sinne von Fassungsvermögen aber ok). 
Eigentlich sollte es einfach Ladungsmenge heisen (I*t), aber da der 
Begriff etwas sperrig für das gemeine Volk ist, hat sich der Begriff 
Kapazität eingebürgert. KApazität bei Akku und bei Kondensator sind also 
zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte, die nicht wie vom TO 
gleichgesetzt werden dürfen.

von Harald W. (wilhelms)


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Jens G. schrieb:

> KApazität bei Akku und bei Kondensator sind also
> zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte, die nicht wie vom TO
> gleichgesetzt werden dürfen.

Wie bereits oben gesagt: Die in einem Akku gespeicherte Energie-
menge und die Kapazität eines Kondensators haben zwei völlig
verschiedene Einheiten. Das ist so, als wenn man fragen würde:
Wieviel Volt hat ein Watt?

von _Dinge_auseinanderhalten_... (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Kapazität ist im Akkubereich ohnehin ein falsch gewählte Begriff
> (als Oberbegriff dafür bzw. im Sinne von Fassungsvermögen aber ok).
> Eigentlich sollte es einfach Ladungsmenge heisen (I*t), aber da der
> Begriff etwas sperrig für das gemeine Volk ist, hat sich der Begriff
> Kapazität eingebürgert.

Jdfs. eine Bezeichnung, aber voellig unterschiedliche Bedeutungen.

Jens G. schrieb:
> KApazität bei Akku und bei Kondensator sind also
> zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte, die nicht wie vom TO
> gleichgesetzt werden dürfen.

Das liegt einfach daran, daß Akku und Kondensator nicht dasselbe ist.
Ich vergleiche nochmal kurz die fuer den TO relevanten Parameter...


Akkumulator ideal; nichtideal:

Kapazitaet, Konstantspannung(!);| n/ideal variiert Ua von X bis Y.
(Ueberladung & Tiefentladung außen vor: Es gibt leer ---&--- voll.)


Kondensator ideal; nichtideal:

Kapazitaet(.);| n/ideal = begrenzte Spannungsfestigkeit (Energieinhalt
ideal unbegrenzt steigerungsfaehig - via Erhoehung der Spannung.)


Die Eigenschaften der 2 versch. Prinzipien sind so unterschiedlich,
daß eben auch rein_theoretisch nichts "'bei 'rueberkommen kann".

Warum_auch sollten sich deren Eigenschaften nahezu gleichen (oder
auch nur aehneln, so daß der Unsinn etwas schwerer erkennbar waere)?


Es handelt sich einfach um 2 grundverschiedene Dinge dabei - Punkt.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Udo S. schrieb:
> Michael A. schrieb:
>> Aus der Steigung der initialen Entladungkurve kann man einen
>> vergleichbaren Kondensator berechnen.
>
> Und während dein Akku dann bei 11,8 oder 2,7V (je nach Akkutyp) leer ist
> hätte der vergleichbare Kondensator noch mehr als die Hälfte seiner
> Kapazität.

Immer noch falsch. Der Kondensator hat dann immer noch die gleiche 
Kapazität. Die Kapazität ändert sich nicht bei Ladung oder Entladung 
(zumindest für ideale Kondensatoren). Was sich ändert, ist die im 
Kondensator noch enthaltene Ladungsmenge. Und die noch enthaltene 
Energie.

Die Verwirrung kommt wohl daher, daß bei Akkus von Kapazität 
gesprochen wird, obwohl das physikalisch eigentlich eine Ladungsmenge 
ist.

von Udo S. (urschmitt)


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Axel S. schrieb:
> Immer noch falsch. Der Kondensator hat dann immer noch die gleiche
> Kapazität.

Sch... Sorry, das sollte natürlich "Ladung" heissen, nicht Kapazität.
Danke für die Richtigstellung. Vieleicht kann ein Mod das abändern oder 
den Nonsens löschen.

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Man kann, analog zum differentiellen Widerstand dU/dI von Dioden und 
anderen nichtlinearen Bauteilen, eine differentielle Kapazität dQ/dU 
definieren, die auf alle (auch nichtlinearen) Ladungsspeicher anwendbar 
ist.

von georg (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> eine differentielle Kapazität dQ/dU
> definieren, die auf alle (auch nichtlinearen) Ladungsspeicher anwendbar
> ist.

Mathematisch kann man viel definieren, aber wozu soll das gut sein? Bei 
manchen Akkus nimmt beim Laden, wenn sie voll sind, die Spannung sogar 
wieder ab - d.h. deine differentielle Kapazität wird zuerst unendlich 
und dann negativ.

Georg

von Marek N. (Gast)


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georg schrieb:
> Mathematisch kann man viel definieren, aber wozu soll das gut sein? Bei
> manchen Akkus nimmt beim Laden, wenn sie voll sind, die Spannung sogar
> wieder ab - d.h. deine differentielle Kapazität wird zuerst unendlich
> und dann negativ.

Weil diese differenzielle Kapazität die Speicherung der Energie im 
elektrischen Feld beschreibt.
Akkumulatoren und Batterien speichern die Energie über chemische 
Bindung.

von Bernd K. (prof7bit)


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georg schrieb:
> Bei
> manchen Akkus nimmt beim Laden, wenn sie voll sind, die Spannung sogar
> wieder ab

Dann kann man für solche Akkus natürlich dieses Modell nicht benutzen. 
Aber zum Beispiel die CCCV-Ladung und Ladeschlusserkennung bei LI-Ion 
kann man mit diesem simplen Modell ausreichend gut simulieren oder auch 
das Balancen von Li-Ion-Serienschaltungen.

: Bearbeitet durch User
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