Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Platine umspritzen - welches Material?


von Mario (Gast)


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Hallo alle,

ich bastle derzeit an so einem kleinen Vereins-Projekt zur Erfassung von 
Messdaten (Temperatur, Druck, Geräusche) im Wasser.

Dazu möchte ich Platine gern versiegeln.
Am liebsten wäre mir, eine kleine Aluform zu fräsen, die Platine 
einzulegen und dann mit einem Material zu umspritzen.

Diese Variante wäre mir deshalb recht, weil ich mir ohnehin eine kleine 
Spritzguss-Apparatur zu bauen.

Allerdings frage ich mich, welches Material sich hierfür eignet. Es wäre 
schon cool, wenn man nach dem Spritzen nicht erst 10 Minuten warten 
müsste, bis sich die Masse soweit abgekühlt hat, dass sie formstabil 
ist.

Im Internet habe ich schon den Begriff "Technomelt" in diesem 
Zusammenhang gefunden. Das scheint eine Henkel-Marke zu sein. Allerdings 
gibt es davon ja hunderte verschiedene Varianten.

Hat schonmal jemand so ein Spritz-Projekt gemacht und kann einen 
Kunststoff dafür empfehlen? Es gibt ja z.B. auch so umspritzte USB 
Sticks... So in etwa stelle ich mir das vor.

Was könnte das für ein Material sein?

Hauptziel ist natürlich, die Bauteile wasserdicht zu umschließen (bis 
max. 2-3m).

Die Größe der Platine ist 2cm x 7cm.

Freue mich über Tips. Merci!

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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In meiner alten Firma haben wir tatsächlich mit dem Technomelt 
gearbeitet. Keine Ahnung, welcher Typ genau. Wir hatten das Zeig in 
schwarz und transparent da. Verarbeitet wird es z.B. mit so einer 
Pistole:

 https://u-kolb-gmbh.de/Portfolio/vergusspistolen/

Ich kann mir aber vorstellen, dass bei Platinen der mechanische und 
thermische Stress schwierig werden kann.

Eventuell wäre das drucklose Vergießen mit einem 2K-Harz oder -Silikon 
eine Alternative. Wenn in deine Form 10 Platinen oder so passen, dann 
musst du nicht immer 12h warten, bevor du die nächste vergießen kannst.

Oder Conformal Coating bzw. mit PU-Lack (Tauchlack) schützen?

von Mario (Gast)


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Hallo Sebastian,

vielen Dank für den Tip.
Du hast Recht - wenn das Material wieder abkühlt, könnte das sicher zu 
mechanischen Belastungen der Bauteile führen.
Das wäre eher nicht wünschenswert.

Das mit dem Tauchlack klingt auch interessant. Kennst Du ein Produkt, 
dass sich dafür eignet? Die Beschichtung darf ruhig richtig dick sein... 
gummiartig halt.

LG, Mario

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Das Abkühlen ist vielleicht nicht mal das Problem. Diese Heißkleber 
haben eingentlich bewusst eine geringe Wärmeausdehnung, damit sie nach 
dem Spritzen eben nicht ewig schrumpfen.

Prinzipiell würde es jeder PUR-Lack tun. Interessant ist vielleicht 
Flüssiggummi/PlastiDip:

http://www.mibenco.com/flussiggummi-pur

Das Zeug ist eigentlich für Werkzeuggriffe etc. gedacht, könnte in 
deinem Fall aber auch ein nettes Ergebnis liefern. Man muss nur mal 
schauen, ob alle Inhaltsstoffe (Lösemittel) mit der Elektronik 
verträglich sind. Ansonsten ggf. erst mit Schutzlack (Plastik 70) oder 
so vorbehandeln.

von Michael S. (bitpulse)


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Hallo,

ich würde hierfür auch mit PlastiDip anfangen, gibt es ja in vielen 
Farben
als Spray oder auch in der Dose, zum eintauchen von Werkzeuggriffen etc. 
wie es Sebastian R. bereits beschrieben hat.

Nicht so gute Erfahrungen hatte ich einmal in jüngeren Jahren gemacht 
als ich eine Baugruppe in Gießharz vergießen wollte, hatte nicht mit 
einer derartig starken Wärmebildung durch die chemische Reaktion 
gerechnet, gerochen hat es noch Tage danach ;-)

mfG Michael

von Alex (Gast)


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Moin,

Technomelt ist extra dafür gedacht Elektroniken zu umspritzen. Die 
Temperatur ist nicht schädlich für die Bauteile und der Verzug bzw. 
dessen Kraft vernachlässigbar.
Einfach gesagt ist das Zeug nichts anderes als Heißkleber (Hotmelt). Man 
kann es eingießen ähnlich wie mit einer normalen Heißklebepistole. Die 
dafür gedachten Heißklebepistolen ermöglichen einen definierten Druck 
mit dem man das Material auch einspritzen kann in ein einfaches 
Werkzeug. Dafür gibt es dann auch spezielle Spritzgussmaschinen - 
einfacher als normale - die mit niedrigem Druck (z.b. max 10 Bar) 
arbeiten und die Formen sind meist sehr einfach und aus Alu. Das ganze 
nennt sich dann LPI (google low pressure injection molding).
Es gibt eine ganze Liste von verschiedenen Materialien für verschiedene 
Temperaturen und Materialkombinationen. Das Material das ich gesehen 
habe wird nicht steinhart sondern ist genau wie Heißkleber mit dem 
Fingernagel ritzbar oder als Radiergummi benutzbar. Diese Kleber gibt es 
aber wohl nur in Schwarz oder Bernstein - so richtig schön Transparent 
ist dann schon wieder ein anderes Material so weit ich weiß (für dass es 
dann mehr Druck braucht).
Die umspritzten USB-Sticks macht man genau mit so einem Material (sieht 
man immer auf der Messe).
Nach dem Einspritzen/Einfüllen braucht das Ganze etwas Zeit zum abkühlen 
- üblich ist wohl so 30s-1 Minute, da es anders als beim richtigen 
Spritzgießen normalerweise keine Kühlkanäle im Werkzeug gibt.

Die Kolbs aus dem Link oben sind da recht bekannt für als 
Ansprechpartner.

schönen Gruß,
Alex

von Joe J. (j_955)


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Bisschen OT, aber passend:

Wie verhält es sich eig. mit der Wärmeableitung der durch die Elektronik 
erzeugten Wärme, wenn vergossen?

Danke,Grüße

: Bearbeitet durch User
von Schlumpf (Gast)


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Joe J. schrieb:
> Wie verhält es sich eig. mit der Wärmeableitung der durch die Elektronik
> erzeugten Wärme, wenn vergossen?

gut ;-)
Zumindest besser, als Luft.

von Hyper Mario (Gast)


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peters.de ist Spezialist für Vergussmassen und Schutzlacke für 
Leiterplatten

Evtl. mal Anfragen.

von Stephan (Gast)


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Die wollen nicht mir Privaten.

von butsu (Gast)


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Das Hotmelt-Zeug ist alles Polyamid. Das ist für dauerhaftes 
Untertauchen nur sehr bedingt geeignet. Die Wasseraufnahme ist enorm und 
es ist nicht hydrolysebeständig.

Nimm ein ether-basierendes Polyurethan. Gibt's als Vergussmasse im 
Mischbeutel.

Lackwerke Peters verkauft nicht mal Kleinmengen, 5 kg oder so, an 
gewerbliche...

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