Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik STM32F303 Kondensatoren am Uhrenquarz


von Stefan F. (Gast)


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Ich bin verunsichert, welche Kondensatoren ich an den Uhrenquarz packen 
soll.

Zu dem Quarz habe ich keine technischen Daten. Es handelt sich um ein 
ca. 1cm langes metallisches Röhrchen, wo die beiden Drähte an einem Ende 
heraus kommen. China-Standard :-)

Der Mikrocontroller wird auf einem 100pin Breakout Board sitzen, welches 
auf einer Seite 0,8mm und auf der gegenüberliegenden Seite 0,5mm Raster 
hat. Ich will die Anschluss-Stifte der beiden betroffenen Leitungen weg 
lassen, aber durch die doppelseitigen Leiterbahnen gehe ich davon aus, 
dass diese eine erhöhte Kapazität haben, die man beachten sollte.

Es gibt von ST einen Design Guide zu diesem Thema, aber der nutzt mir 
praktisch nichts, weil ich die Kapazitäten der Leitungen auf dem Board 
nicht einschätzen kann und auch zum Quarz keinerlei technische Daten 
habe.

Das Nucleo64 Board verwendet 4,7pF. Andere China Boards verwenden laut 
Schaltplan 12pF bis 100pF. Klingt unglaubwürdig, oder?

Ich werde es wohl per Trial and Error herausfinden müssen. Welche 
Kondensatoren würde ihr mir für den ersten Versuch empfehlen?

von Peter R. (Gast)


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Die Größe der Kondensatoren muss zunächst den Anforderungen des im 
Kontroller enthaltenen Oszillators entsprechen.
Dann ist erstmal gesichert, dass der Oszillator schwingt.

U.U. ist die Schwingfrequenz dann erstmal geringfügig falsch (etwa 0,1%) 
Wer es noch genauer braucht, muss die Lastkapazität ausrechnen bzw 
messen und den dazu passend hergestellten Quarz beschaffen.

Die Leiterbahnkapazitäten sind etwa 1pF je cm.

Die beschriebene Bauform sagt ncihtsüber die Frequenz aus. Es kann ein 
"uhrenquarz mit 32,...kHz sein oder ein andrer mit 20MHz. Bei 4,7pf 
Lastkapazität muss man den Quarz pber ganz kurze Leiterbahnen 
anshcließen. schon  die Lötpads und wenige cm Leitung bringen da 5 oder 
mehr pF.


kurz gesagt:probiers einfach aus: Quarz anlöten; messen, in welchem 
Betriebsspannungsbereich der Oszillator anschwingt.

von Stefan F. (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Die beschriebene Bauform sagt nichts über die Frequenz aus.

32kHz. Die von Reichelt haben 12,5pF Lastkapazität - sagt natürlich 
nichts darüber aus, was mir aus China geliefert wurde.

Reichelt hat auch welche mit 125pF aber in einer anderen Bauform. Das 
erklärt wohl die 100pF Kondensatoren, die ich in einem Schaltplan 
gesehen habe.

> Die Leiterbahnkapazitäten sind etwa 1pF je cm.

Vielen Dank, das hilft mir weiter. Es sind ca. 3cm Leiterbahn pro Pin.

Ich fange mal mit 4,7pF an und löte ggf. noch einen oben drauf, falls 
das nicht reicht.

Wenn das nicht funktioniert, kaufe ich neue Quarze (dieses mal mit 
bekannten Daten). Es war eine blöde Idee, diese Teile blind zu kaufen. 
Der niedrige Preis hat mein Hirn deaktiviert.

von Stefan F. (Gast)


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Eine Frage habe ich noch:

Zählt die Kapazität des I/O Pins vom µC als Lastkapazität? Wenn ja, 
müsste ich den vermutlich auch mit ca. 5pF einrechnen, richtig?

von georg (Gast)


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Stefanus F. schrieb:
> Andere China Boards verwenden laut
> Schaltplan 12pF bis 100pF. Klingt unglaubwürdig, oder?

Ich verwende seit Jahren 18 pF und einen Trimmer mit 50 pF, auch wenn 
das noch so unglaubwürdig ist. Den Trimmer, um den Quarz auf die 
korrekte Frequenz zu ziehen, weil die Toleranz sonst viel zu hoch ist 
für eine genau laufende Uhr (soll heissen < 5min / Jahr). Vielleicht ist 
das aber auch unglaubwürdig, vielleicht kommt es auf Genauigkeit auch 
garnicht an. Eine Stunde / Jahr schafft man immer.

Georg

von Stefan F. (Gast)


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georg schrieb:
> weil die Toleranz sonst viel zu hoch ist

Ich habe zwei Blue-Pill Boards im Langzeit-Betrieb als Uhr. Deren 
Genauigkeit genügt mir vorläufig. Das sind ca. 1 Minute Abweichung pro 
Monat - ohne Kalibrierung.

von Peter R. (Gast)


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georg schrieb:
> Ich verwende seit Jahren 18 pF und einen Trimmer mit 50 pF, auch wenn
> das noch so unglaubwürdig ist. Den Trimmer, um den Quarz auf die
> korrekte Frequenz zu ziehen, weil die Toleranz sonst viel zu hoch ist
> für eine genau laufende Uhr (soll heissen < 5min / Jahr). Vielleicht ist
> das aber auch unglaubwürdig, vielleicht kommt es auf Genauigkeit auch
> garnicht an. Eine Stunde / Jahr schafft man immer.

Ein Trimmer hat eine recht unangenehm hohe Temperaturabhängigkeit.
Die Genauigkeit erreicht man viel leichter per Software.

Wenn ein Quarzprogramm z.B. pro Tag zehn Sekunden zu schnell ist, 
korrigiert man das dadurch, dass man an zehn Zeiten am Tag für eine 
Sekunde das Weiterzählen auslässt.

Ich weiß leider nicht den genauen Namen des betreffenden threads dazu, 
er lautet etwa "die genaue Uhrzeit"

von Peter R. (Gast)


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Stefanus F. schrieb:
> Zählt die Kapazität des I/O Pins vom µC als Lastkapazität? Wenn ja,
> müsste ich den vermutlich auch mit ca. 5pF einrechnen, richtig?

So etwas kann im Datenblatt eines Kontrollers zu finden sein, aber 5pF 
dürften schon stimmen.

Achte eher darauf, ob per fuses interne Cs zuschaltbar sind oder gar der 
Kontroller bei den Uhrenquarz-Anschlüssen ohne extra Beschaltung 
auskommt.

von Stefan F. (Gast)


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Wenn die Bauteile ankommen probiere ich es durch und melde mich dann 
wieder.

von Bauform B. (bauformb)


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Stefanus F. schrieb:
> Es gibt von ST einen Design Guide zu diesem Thema, aber der nutzt mir
> praktisch nichts, weil ich die Kapazitäten der Leitungen auf dem Board
> nicht einschätzen kann und auch zum Quarz keinerlei technische Daten
> habe.

Wer sich diesen ganzen Stress sparen will, aber die interne RTC nutzen 
muss (freiwillig macht es wohl niemand): es gibt einen kompletten 
32kHz-Oszillator im SOT-23 Gehäuse -- kein Quarz, keine Kondensatoren, 
keine Tränen. Wer mag, darf sogar das VDD-Abblock-C weglassen. Taugt 
auch für Batteriebetrieb, ist etwas genauer als ein normaler Quarz und 
altert weniger.

https://www.digikey.de/product-detail/de/sitime/SIT1630AI-S4-DCC-32.768E/1473-31301-1-ND

von Stefan F. (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> es gibt einen kompletten
> 32kHz-Oszillator im SOT-23 Gehäuse

Der ist aber schon ziemlich teuer und ungenau (100ppm).

von Bauform B. (bauformb)


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Stefanus F. schrieb:
> Bauform B. schrieb:
>> es gibt einen kompletten
>> 32kHz-Oszillator im SOT-23 Gehäuse
>
> Der ist aber schon ziemlich teuer und ungenau (100ppm).

Die 100ppm sind aber inklusive allen Fehlern und von -40 bis +85°C. Ein 
einzelner 32kHz Quarz ist alleine von der Temperatur her schlechter. Und 
bis du die passenden Kondensatoren gefunden hast...

von H.Joachim S. (crazyhorse)


Angehängte Dateien:

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Jedenfalls ist das ein durchaus sensibles Thema.
Zwar anderer Oszillator (separate RTC, M41T81), da soll ein 12,5pF-Quarz 
ran, Leitungslänge war nur wenige mm. Die ersten 2000 Stk liefen 
jahrelang problemlos. Nachfertigung weitere 1000 Stk, nicht genau 
aufgepasst und 9pF-Quarze bestellt und bestückt, lief auch erstmal. 
Allerdings blieb ein Grossteil der Gerätchen im Lauf der Zeit (noch 
Wochen und Monaten) einfach stehen. Alle zurückgeholt und ausgetauscht 
:-(

von R.F (Gast)


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