Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Temperaturänderung an Solarzelle bei Stomentnahme


von Hanky (Gast)


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Nimmt die Temperatur an einer Solarzelle ab, wenn ich Strom entnehmen?

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Äh. Nein. So ziemlich überall heißt mehr Strom = mehr Wärme.

von Harald W. (wilhelms)


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Sebastian R. schrieb:

> Äh. Nein. So ziemlich überall heißt mehr Strom = mehr Wärme.

In diesem Fall stimmt das nicht.

von Teo D. (teoderix)


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Ja. zB. im Winter reicht es (meist) nur eine Solarpaneel vom Schnee zu 
befreien. Der Wärmetransport zu den anderen, erledigt den Rest.

von Hanky (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> So ziemlich überall heißt mehr Strom = mehr Wärme.

Wo kommt die Energie für die zusätzliche Wärme her, wenn die Beleuchtung 
gleichbleibt?

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Harald W. schrieb:
> In diesem Fall stimmt das nicht.

[Citation needed]

Ja, ich kann mir schon vorstellen, dass es da ein paar Effekte gibt. 
Aber um Welche Größenordnungen geht es da?

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Hanky schrieb:
> Wo kommt die Energie für die zusätzliche Wärme her, wenn die Beleuchtung
> gleichbleibt?
>


Das ist allerdings ein sehr gutes Argument, das mir einleuchtet.

Faszinierend.

von Nochmal nachgedacht (Gast)


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Äh. Oder doch.

Wenn ein Solarpanel in der Sonne liegt und keine Leistung entnommen 
wird, erwärmt die Einstrahlung es solange, bis über Abstrahlung, 
Wärmeleitung an die umgebende Luft und Konvektion ein Gleichgewicht 
herrscht.

"Kein Leistung entnehmen" heißt entweder, es gar nicht angeschlossen 
haben oder der Solarladeregler schaltet bei Volladung des angeschlossnen 
Akkus "frei"
Wenn der Laderegler das Panel kurzschließt (sehr häufige Variante), dann 
fließt zwar Strom, aber dieser Strom verursacht weder in den leitungen 
noch in dem kurzschließenden Transistor nennenswert Leistung, weil keine 
Spannung. Die Leistung wird im Innenwiderstand des Panels verbraten und 
bleibt also wieder im Panel.

ABER: Wenn dem Panel bei seinem optimalen Arbeitspunkt Strom bei guter 
Arbeitsspannung entnommen wird, wird gemäß dem Wirkungsgrad des Panels 
(~15%) ein Teil der von der Sonne eingestrahlten Leistung woanders 
hintransportiert.

Das Panel müßte kühler werden.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Nochmal nachgedacht schrieb:
> ABER: Wenn dem Panel bei seinem optimalen Arbeitspunkt Strom bei guter
> Arbeitsspannung entnommen wird, wird gemäß dem Wirkungsgrad des Panels
> (~15%) ein Teil der von der Sonne eingestrahlten Leistung woanders
> hintransportiert.

Anderseits hat die Sonne etwa 1.3kW/m². Und davon wird ja höchstens ein 
Bruchteil in elektrische Leistung umgewandelt. Das heißt, es gibt genug 
Sonnen-Leistung, um die Zelle warm zu halten.

von A. S. (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> Harald W. schrieb:
> In diesem Fall stimmt das nicht.
>
> [Citation needed]
>
> Ja, ich kann mir schon vorstellen, dass es da ein paar Effekte gibt.
> Aber um Welche Größenordnungen geht es da?

Um etwa 1W/W.

Das was an el.leistung ab geht, fehlt als Wärme.

Das heißt aber nicht, dass die Solarzelle kühlt oder kühler wird.

von Hanky (Gast)


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A. S. schrieb:
> Das was an el.leistung ab geht, fehlt als Wärme.
>
> Das heißt aber nicht, dass die Solarzelle kühlt oder kühler wird.

Das verstehe ich jetzt nicht.

von Nochmal nachgedacht (Gast)


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Also wenn sie in der Sone liegt und KEINE elektrische Leistung abgibt, 
wird sie heiß.
Wenn sie elektrische Leistung abgibt, wird sie etwas weniger heiß.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Hanky schrieb:
> Wo kommt die Energie für die zusätzliche Wärme her, wenn die Beleuchtung
> gleichbleibt?
Aus Wellenlängen, die normalerweise nicht zur Erwärmung beitragen, aber 
durch physikalische Effekte zum Strom gemacht werden, der durch seinen 
Fluß an irgendwelchen Innenwiderständen das Panel erwärmt.

Nochmal nachgedacht schrieb:
> Also wenn sie in der Sone liegt und KEINE elektrische Leistung abgibt,
> wird sie heiß.
> Wenn sie elektrische Leistung abgibt, wird sie etwas weniger heiß.
Gibt es dazu irgendwelche belastbare Referenzen oder Messungen?
Der eigentliche Witz sind ja die unterschiedlichen Wellenlängen, die da 
reinspielen. Und es wird eben das UV-Licht (das die Zelle erstmal nicht 
erwärmt) noch zusätzlich zur "normalen" Erwärmung durch infrarote 
Strahlung in Strom umgewandelt, der dann durch das Panel fließt.

von Hanky (Gast)


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Welche Wellenlängen werden denn nun bei Leistungsentnahme weniger stark 
von der Solarzelle abgegeben?
IR und/oder sichtbares Licht und/oder UV?

von Harald W. (wilhelms)


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Sebastian R. schrieb:

> Anderseits hat die Sonne etwa 1.3kW/m². Und davon wird ja höchstens ein
> Bruchteil in elektrische Leistung umgewandelt. Das heißt, es gibt genug
> Sonnen-Leistung, um die Zelle warm zu halten.

Nun, ob diese "Abkühlung" mit dem Thermometer messbar ist,
ist eine andere Frage.

von soso... (Gast)


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Das ist eine sehr interessante Frage!
Da soll noch mal einer sagen, es würden hier nur dumme Fragen gestellt 
:-)

Ich schließe mich den Leuten an, die sagen sie müsste kühler werden.

Solarzellen arbeiten ja im sichtbaren Spektrum, und würde eine 
unbelastete Solarzelle die nicht absorbierte Lichtenergie reflektieren, 
muss man das sehen. Tut man aber definitiv nicht. Ein Effekt, dass das 
in andere Wellenlängen  wie UV oder Infrarot (außer Wärmestrahlung - die 
meine ich damit nicht!) umgewandelt wird, ist mir nicht bekannt.

Also muss die Energie als Wärme weg. Kombiniert, Strahlung und normal 
per Luft.

Harald W. schrieb:
> Nun, ob diese "Abkühlung" mit dem Thermometer messbar ist,
> ist eine andere Frage.

Solarzellen haben Wirkungsgrade im Bereich von 20%. Also müsste man das 
recht einfach messen können.

Hab leider kein Modul hier :-(

von soso... (Gast)


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soso... schrieb:
> Ich schließe mich den Leuten an, die sagen sie müsste kühler werden.

Oh nein, das war jetzt sehr schlecht formuliert, sorry. Das klingt nach 
dem üblichen Eso-Mist.

Ich meine natürlich : Sie müsste sich belastet weniger erwärmen als 
unbelastet.

von Achim S. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Nun, ob diese "Abkühlung" mit dem Thermometer messbar ist,
> ist eine andere Frage.

die höhere Temperatur ohne elektrische Leistungsabgabe ist deutlich 
messbar. Siehe z.b. Abb. 4 in 
https://static-int.testo.com/media/69/da/eea8d60db98c/praxisratgeber-photovoltaik-2015.pdf

Lothar M. schrieb:
> Und es wird eben das UV-Licht (das die Zelle erstmal nicht
> erwärmt) noch zusätzlich zur "normalen" Erwärmung durch infrarote
> Strahlung in Strom umgewandelt, der dann durch das Panel fließt.

??

der allergrößte Strahlungsanteil, der absorbiert wird, führt zur 
Erwärmung. Das gilt auch für die Strahlungsanteile, die kürzerwellig 
sind, als es für den Bandabstand eigentlich nötig wäre. Ein Teil der 
Energie geht dann in die Erzeugung eines Elektron-Loch-Paares. Dieser 
Teil kann "extern angezapft" werden wenn die Solarzelle Leistung abgibt. 
Gibt man diesen Anteil der Energie nicht nach außen ab, dann wird er im 
Modul früher oder später doch wieder in Wärme umgesetzt (durch 
nichtstrahlende Relaxation an Störstellen). Und spätestens wenn die 
Spannung so weit ansteigt, dass die Durchlassspannung des Moduls 
überschritten wird (was im Leerlauf recht schnell passiert) führt jedes 
weitere absorbierte Photon zu einer Strombeheizung des Moduls.

Der "überschüssige" Energieanteil der UV-Strahlung (also Photonenenergie 
minus Bandabstand) führt dazu, dass das Elektron-Loch-Paar nicht direkt 
an der Bandkante entsteht sondern höher ins jeweilige and angeregt wird. 
Das relaxiert dann aber sofort zu Bandkante rutner - und die 
Überschussenergie führt zur Aufwärmung des Moduls.

Klar gibt es auch Strahlung, die nicht zur Erwärmung beiträgt (weil sie 
so langwellig ist, dass sie nicht absorbiert wird. Oder so kurzwellig, 
dass ein wesentlicher Teil ihrer Energie in Kristalldefekte umgesetzt 
wird). Das gilt aber praktisch unabhängig davon, ob dem Solarmodul 
elektrische Energie entnommen wird oder nicht.

von Werner H. (werner45)


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Ich behaupte mal, das Paneel wird bei Stromfluß etwas wärmer.
Der Innenwiderstand ist wegen der dünnen Sammelelektroden höher als 
gedacht (habe ich noch nicht gemessen). Der Eigenwiderstand des 
Siliziums kommt noch hinzu.
Die eingestrahlte Leistung bliebe konstant. Fließender Strom erwärmt die 
dünnen Elektroden und auch die Ableitelektroden, obwohl die mit 
Kupferband (hat aber nur 0,1x2 mm) verstärkt sind. Dazu kommt noch etwas 
Lötzinn. 5 A entnommener Strom heizen das bestimmt weiter auf, als wenn 
gar kein Strom fließt.

Gruß   -   Werner

von Harald W. (wilhelms)


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soso... schrieb:

> Solarzellen arbeiten ja im sichtbaren Spektrum, und würde eine
> unbelastete Solarzelle die nicht absorbierte Lichtenergie reflektieren,
> muss man das sehen.

Das kann man ja auch. Oder kannst Du die montierten Solarzellen
nicht sehen? Ich würde sagen, der weitaus meiste Teil, der von
der Sonne emittierten, sichtbaren Strahlung wird sowieso in
Wärme umgewandelt und als solche vwieder abgestrahlt.

> Ein Effekt, dass das
> in andere Wellenlängen  wie UV oder Infrarot (außer Wärmestrahlung - die
> meine ich damit nicht!) umgewandelt wird, ist mir nicht bekannt.

Wärmestrahlung und Infrarot ist das gleiche. Eine Umwandlung kann
normalerweise nur von kürzerer zu längerer Wellenlänge erfolgen.
Deshalb kann sichtbares Licht normalerweise nicht in UV, wohl aber
in IR umgewandelt werden. So etwas nennt man dann Treibhauseffekt.

> Also muss die Energie als Wärme weg. Kombiniert, Strahlung und normal
> per Luft.

So isses.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Wo bleiben eure physikalischen Grundkenntnisse?

Nochmal nachgedacht hat es in seinem Beitrag #5819594 vollkommen korekt 
wiedergegeben!

Energiebilanz: Im thermischen Gleichgewicht geht in ein System genau so 
viel Energie hinein wie hinaus. Egal, auf welchem Weg.

Hinein geht die Strahlungsleistung der Sonne. Hinaus geht sie komplett 
als Wärme. Es sei denn, die Leistung findet einen anderen Weg. Hier den 
elektrischen. Wenn 20% der Sonnenleistung als elektrische Leistung 
abgeführt wird, bleibt nur noch 80% zur Erwärmung.

Dass es vielleicht nicht 20% sind, weil vielleicht als Bestrahlung nur 
der sichtbare Anteil gewertet wird, ist unerheblich (wäre aber 
Blödsinn). Dann sind es halt 95% zu 5%, aber das Prinzip bleibt.

Die Temperatur der Solarzelle nimmt ab, wenn Leistung entnommen wird. Da 
muss man nicht vermuten und rätseln, das ist einfache Physik. (Und im 
Kurzschlussfall wird der Solarzelle ebenfalls keine Leistung entnommen, 
das wurde oben auch schon erklärt.)

von Udo S. (urschmitt)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> Die Temperatur der Solarzelle nimmt ab

Die Temperatur nimmt dann ab, wenn die Zelle schon vorher in der Sonne 
war bei gleicher Stahlungsleistung und im thermischen Gleichgewicht.

Legt man zwei Zellen frisch in die Sonne, eine belastet und die andere 
unbelastet, dann werden beide wärmer nur die belastete weniger schnell 
und sie erreicht das thermische Gleichgewicht bei einer niedrigeren 
Temperatur.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Legt man zwei Zellen frisch in die Sonne, ...

Stimmt. Korrekter hätte ich geschrieben: Das thermische Gleichgewicht 
stellt sich bei Solarzellen, die Leistung elektrisch abgeben, bei 
niedrigeren Temperaturen ein. Nach der Inbetriebnahme wird sie natürlich 
nicht kälter!

von Arno (Gast)


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Wie ist denn der physikalische Prozess bei unbelasteten Solarzellen? 
Werden dennoch Elektronen auf höhere Bänder gehoben und fallen 
anschließend wieder in den "Grundzustand", wenn sie nicht "abgesammelt" 
werden?

Dann besteht auch die Möglichkeit, dass die Energieanteile, die nicht 
elektrisch abgeführt werden, abgestrahlt werden, und nicht das Panel 
erwärmen.

Selbst wenn dieser Vorgang infrarote Strahlung "produzieren" würde, 
würde das an der Temperatur der Panels nichts ändern - das Panel wäre 
für diesen Anteil ja gerade kein thermischer Strahler (eine rote LED ist 
ja auch nicht so heiß, dass sie rot glüht, sondern leuchtet aus anderen 
Gründen rot).

MfG, Arno

von Bello (Gast)


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Ja, ist wie beim Staubsauger: Die Energie die nicht abgeholt wird, wird 
auch nicht im System erzeugt. Die Solarzelle läuft quais leer. Ein Teil 
der Energi wird zurückgestrahlt, ein anderer in Wärme vernichtet. Das 
kompensiert sich, weil wärme Zellen einen schlechterem Wirkungsgrad 
haben.

Um die Frage des TE konkret zu beantworten: Ja, bei Entzug von Strom 
wird die Zelle weniger warm.

von John D. (Gast)


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Arno schrieb:
> Wie ist denn der physikalische Prozess bei unbelasteten Solarzellen?
> Werden dennoch Elektronen auf höhere Bänder gehoben und fallen
> anschließend wieder in den "Grundzustand", wenn sie nicht "abgesammelt"
> werden?

Bei einem indirekten Halbleiter gibt es aber - exotische Tricks 
ausgenommen - keine strahlende Rekombination. Es entsteht bei der 
Rekombination daher nur Wärme.

von Harald W. (wilhelms)


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Bello schrieb:

> Ja, bei Entzug von Strom wird die Zelle weniger warm.

In diesem Thread ist zwar bereits alles gesagt, aber noch nicht von 
allen.
Wau. :-(

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