Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Piezoeffekt & Schwingungen


von piezo (Gast)


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Hallo zusammen, ich habe eine Frage und hoffe diese kann hier 
beantwortet werden.

Es geht um Quarzoszillatoren und wie diese funktionieren. Ich weiß das 
diese mit dem Piezoeffekt funktionieren aber weiß nicht GENAU wie diese 
dauerhaft schwingen.

Meine vermutung ist folgende:
Ich lege eine feste Spannung an (sagen wir 5V) und dadurch wird mein 
piezoelektrische Material durch den inversen Piezoeffekt verformt. Dies 
jedoch sorgt für eine "Spannungsänderung", wegen dem direkten 
Piezoeffekt. Ab hier würde das ganze jedoch wieder von vorne losgehen. 
Da ich aber damit rechne, das die verluste größer sind als der Effekt 
selber, dürfte die Schwingung nicht ewig anhalten.
Habe ich es bishierhin falsch verstanden oder liege ich richtig?
Liegt mein Problem villeicht darin, dass ich mir eine Schaltung 
vorstelle, in der ein Quarz ein µC antreibt und dieser von einem 7805 
angetrieben wird?

Soweit so gut, ich hoffe ihr könnt mir aufschluss gewähren, denn ich bin 
langsam ratlos und weiß nicht mehr wirklich weiter. Danke im vorraus und 
schonmal eine gute Nacht

: Verschoben durch Moderator
von A. S. (rava)


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von piezo (Gast)


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Also verstehe ich das richtig, es wird einmal eine Spannugn angelegt und 
dann Schwingt es unendlcih lange?

von HildeK (Gast)


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piezo schrieb:
> Habe ich es bishierhin falsch verstanden oder liege ich richtig?
Eher nein. Ganz geob:
Der Quarz ist als Rückkopplung eines Verstärkers geschaltet. Da nichts 
ganz rauschfrei ist, reichen geringe Beiträge bereits, dass sich das 
Signal aufschaukelt. Wie Mikrofon und Lautsprecher bei einer 
Rückkopplung auf der Bühne.
Der Quarz nun sorgt dafür, dass diese Rückkopplung nur für eine einzige 
Frequenz groß ist, alle anderen werden stark gedämpft und können sich 
nicht aufschaukeln. Er bestimmt durch seinen Aufbau / mechanischen 
Abmessungen und Geometrie, dass er nur für eine Frequenz so wenig 
Dämpfung hat, dass die Schwingung aufrecht erhalten wird. Er regt also 
nichts an, sondern wirkt wie ein Filter, das nur eine Frequenz 
durchlässt. Der Verstärker gleicht die restliche Dämpfung - das von dir 
erwähnte Ausschwingen, wieder aus.

> Liegt mein Problem villeicht darin, dass ich mir eine Schaltung
> vorstelle, in der ein Quarz ein µC antreibt und dieser von einem 7805
> angetrieben wird?
Damit hat es nichts zu tun. Die 5V oder eine andere Spannung ist 
notwendig, um den erwähnten Verstärker zu betreiben.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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piezo schrieb:
> Also verstehe ich das richtig, es wird einmal eine Spannugn
> angelegt und dann Schwingt es unendlcih lange?

Nein, nein. Was schwingt ist immer ein Oszillator und nicht der Quarz 
alleine. Das frequenzbestimmende Bauteil eines Oszillators kann ein 
Quarz sein. Ein Oszillator kann dann so aufgebaut sein wie oben 
beschrieben.

Ein Pendel schwingt nach dem Anstoßen auch nicht ewig weiter.

Beim Mikrocontroller befindet sich der aktive Teil des Oszillator innen 
drin.

https://m.youtube.com/watch?v=I4bAfDu6F1k

MfG

: Bearbeitet durch User
von nachtmix (Gast)


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piezo schrieb:
> Ich lege eine feste Spannung an (sagen wir 5V) und dadurch wird mein
> piezoelektrische Material durch den inversen Piezoeffekt verformt. Dies
> jedoch sorgt für eine "Spannungsänderung", wegen dem direkten
> Piezoeffekt. Ab hier würde das ganze jedoch wieder von vorne losgehen.

Ja, aber schwingen tut der Piezo nur, wenn du eine Wechselspannung 
verwendest. Viele der Piepser in Weckern etc. funktionieren so.

Es gibt auch Piezoelektrische Elemente, die mit einer variablen 
Gleichspannung angesteuert werden und dann als Positionierer dienen.
Z.B. wurde die Spurlage des Magnetkopfes im VHS-Videorecorder damit um 
ein paar µm justiert.
Piezostapel betätigen auch die Nadelventile von Einspritzermotoren in 
KFZ.

Ein Schwingquarz ist lediglich ein sehr verlustarmer mechanischer 
Resonator, der auch piezoelektrische Eigenschaften hat.
Die Resonanzfrequenz wird durch die mechanischen Abmessungen festgelegt 
und i.d.R. durch Abschleifen sehr fein eingestellt.
Auf den Kristall aufgedampfte Metallelektroden ermöglichen es sowohl 
durch das Anlegen einer elektrischen Spannung den Quarzkristall zu 
verformen, als auch eine Verformung als elektrische Spannung 
festzustellen.

Bei den 32kHz-Stimmgabelquarzen, wie sie heute in den meisten Quarzuhren 
verwendet werden, evakuiert man das Gehäuse, um die Abstrahlung von 
(Ultra-)Schall und die daraus resultierende Dämpfung zu vermeiden.
Auf diese Weise kann man erreichen, dass eine einmal angeregte 
Schwingung erst nach 80.000 bis 100.000 Perioden um 30% abgeklungen ist.
Ein Nebeneffekt davon ist, dass die Resonanz sehr schmal und die 
Resonanzfrequenz sehr konstant ist.

Man kann diesem mechanischen und mit Elektroden versehenen Resonator ein 
elektrisches Ersatzschaltbild zuordnen, das aus der Reihenschaltung 
einer Induktivität, einer Kapazität, und einem für die Verluste 
verantwortlichen Widerstand besteht.
Im Falle des erwähnten Uhrenquarzes liegt die Induktivität des 
Ersatzschaltbildes im Bereich von einigen Kilohenry, und die Kapazität 
hat die Größenordnung Femtofarad. Der Verlustwiderstand beträgt einige 
hundert Ohm.

Um aus solch einem mit Elektroden versehenen Quarzkristall einen 
Quarzoszillator zu machen, muss man nur noch die bei jeder Schwingung 
verloren gegangene Energie im "richtigen Moment" ersetzen.
Ein einzelner Transistor reicht dafür völlig aus.

Den "richtigen Moment" erwischt man, indem man die Phasenverschiebung 
von Strom und Spannung auswertet, was schaltungstechnisch zum Glück sehr 
einfach ist.
Unterhalb der Resonanzfrequenz hat der Quarz (und das Ersatzschaltbild) 
kapazitive Eigenschaften und einen sehr hohen Scheinwiderstand.
Oberhalb der Resonsanzfrequenz hat der Quarz (und das Ersatzschaltbild) 
induktive Eigenschaften und ebenfalls einen sehr hohen Scheinwiderstand.

Nur genau bei der Resonanzfrequenz heben sich der induktive und der 
kapazitive Blindwiderstand gegenseitig auf und nur der relativ niedrige 
Verlustwiderstand bleibt übrig.
Deshalb ist der Quarz auch nur bei der Resonanzfrequenz niederohmig und 
man kann nur dort die zum Entdämpfen nötige Energie zuführen.

Auf Feinheiten wie den Unterschied von Parallel- und Serienresonanz, die 
den Einfluss der Elektroden- und Zuleitunskapazitäten berücksichtigen 
und zu geringfügig verschiedenen Schwingfrequenzen führen, will ich hier 
nicht eingehen. Bei heutigen Oszillatorschaltungen wird meist die 
Serienresonanz genutzt.

von Thomas R. (Gast)


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Guckt mal hier im Quarzkochbuch:
https://www.axtal.com/English/TechnicalNotes/QuarzkochbuchQuarzCrystalCookbook/

Bernd Neubig ist der "Quarzpapst".

von Sigi (Gast)


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...doch doch, das geht schon so mit dem 5V Anlegen,
Kurz 5 V anlegen und dann schnell umpolen und wieder 5V anlegen.
Wenn Du das z.B. 1000 mal pro Sekunde machst, gibt dir der Piezo- 
Schwinger einen Ton von 1kHz aus. Ganz einfach also.

von nachtmix (Gast)


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Sigi schrieb:
> Ganz einfach also.

... und ganz einfach falsch.

Das ergäbe einen 500Hz Ton.

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