Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Keithley-Tischmultimeter fehlerhaftes Verhalten


von Michael G. (tronic_9)


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Ich besitze ein älteres Keithley 173 Tischmultimeter. Leider beobachte 
ich in den kleineren Meßbereiche bei der Spannungsmessung im DC als auch 
AC in den unteren Meßbreiche bei offenen Eingängen auf Autoranging als 
auch Manual  einen kontinuierlicher Anstieg der angezeigten Spannung als 
wenn er hochzählt. Schließe ich die Eingänge kurz zeigt er 
Erwartungsgemäß 0 V. Bei der Spannungsmessung sind die Werte i.O. d.h. 
keine falsche Werte oder dergleichen.

Hat jemand schon mal so einen Verhalten bei seinen Multimetern 
beobachtet bzw. schon mal abgestellt oder repariert?

Habe schon im Forum nach Antworten gesucht; leider habe ich nichts 
passendes gefunden zu meiner Problematik....

Danke im Voraus für die Bemühungen!

: Verschoben durch Moderator
von Jörg R. (solar77)


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Michael G. schrieb:
> Leider beobachte
> ich in den kleineren Meßbereiche bei der Spannungsmessung im DC als auch
> AC in den unteren Meßbreiche bei offenen Eingängen auf Autoranging als
> auch Manual  einen kontinuierlicher Anstieg der angezeigten Spannung als
> wenn er hochzählt. Schließe ich die Eingänge kurz zeigt er
> Erwartungsgemäß 0 V. Bei der Spannungsmessung sind die Werte i.O. d.h.
> keine falsche Werte oder dergleichen.

Ich habe vor einiger Zeit ein Keithley 2000 gekauft. Das Gerät war von 
privat und unbenutzt, ca. 15 Jahre alt. Es hat wohl nur im Schrank 
gelegen. Dieses DMM zeigt dasselbe Verhalten wie dein 173er. Zählt hoch, 
aber Messungen sind ok. Kurzgeschlossene Eingänge ergeben 0 Volt im 
Display.

von Gerd E. (robberknight)


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Jörg R. schrieb:
> Ich habe vor einiger Zeit ein Keithley 2000 gekauft. Das Gerät war von
> privat und unbenutzt, ca. 15 Jahre alt. Es hat wohl nur im Schrank
> gelegen. Dieses DMM zeigt dasselbe Verhalten wie dein 173er.

Mein Keithley 2000 macht das auch so. Ich glaube das ist bei denen so by 
design.

von Dieter W. (dds5)


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Manche DMM haben in den Messbereichen bis 10V einen sehr hohen 
Eingangswidertand.
Der unvermeidbare Leckstrom lässt dann in Verbindung mit der 
Eingangskapazität die Spannung am offenen Eingang mehr oder weniger 
schnell weglaufen.

von Martin H. (horo)


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Sieht so aus als ob sich eine Eingangskapazität (parallel zum Eingang) 
durch Reststrom auflädt. Welchen Eingangswiderstand hat das Gerät, 
kannst Du den mit einem anderen Multimeter auch messen? Was zeigt ein 
parallelgeschaltetes Multimeter (mit hoher Eigangsimpedanz) an?

von Hugo (Gast)


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Ganz normales Verhalten bei solchen Multimetern da der 
Eingangswiderstand <= 10/20V Messbereich dann üblicherweise 10Gigaohm 
ist und winzige Leckströme die Anzeige zur Variation bringen.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael G. schrieb:

> einen kontinuierlicher Anstieg der angezeigten Spannung als
> wenn er hochzählt.

Schalte doch mal einen Widerstand von 10 MOhm parallel zum
Eingang. Wenn dann der Anzeigewert nahe Null ist und nicht
mehr ansteigt, würde ich das Verhalten Deines Messgerätes
für normal halten.

von fdhgfgj (Gast)


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input impendance: 10^9 Ohm below 3V
-> Verhalten völlig normal

von Soul E. (Gast)


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Dieter W. schrieb:

> Manche DMM haben in den Messbereichen bis 10V einen sehr hohen
> Eingangswidertand.
> Der unvermeidbare Leckstrom lässt dann in Verbindung mit der
> Eingangskapazität die Spannung am offenen Eingang mehr oder weniger
> schnell weglaufen.

Beim HP 34401A kannst Du die Eingangsimpedanz von >10 GOhm auf 10 MOhm 
umschalten, damit bleibt der Wert schön bei Null. Das Keithley 2000 hat 
diese Funktion nicht, da müsste man den Pulldown-Widerstand extern 
parallelschalten.

Letztendlich ist das aber nur ein kosmetisches Problem. Sobald eine 
Spannungsquelle mit einer Impedanz <<10 GOhm gemessen wird stört der 
Leckstrom nicht weiter.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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könnte man durch Reinigen der Schalter was erreichen?
Ich hatte mal ein Hand-Multimeter,
dessen Wahlschalter gereinigt werden musste.
Das hatte auch alle möglichen Werte. u.A. auch ein Hochzählen angezeigt.

Nach Reinigung war's wieder OK.

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Nein, kann man nicht. Das "Hochzählen" ist kein Fehler, sondern einfach 
eine Messung der an den Klemmen anliegenden Spannung. Du hast auch 
Spannungsabfall in der Luft ("Feldstärke"), und die kannst Du mit einer 
entsprechend hochohmigen Vorrichtung halt messen. Bei Handmultimetern 
stört das, da baut man ein paar MOhm rein und dann ist Ruhe. Bei einem 
Tischmultimeter will man aber das Messobjekt möglichst wenig belasten 
und hat deshalb die Eingangsimpedanzen im Gigaohm-Bereich.

von gertp (Gast)


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Hi,
dasselbe beim Multimeter G-1002.500 im 0,2 und 2V Bereich. Ist in den 
Bereichen halt ein Elektrometereingang. Dauerhafte Abhilfe durch einen 
91Mohm parallel am Eingang, der stört nicht.

von Michael G. (tronic_9)


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Harald W. schrieb:
> Schalte doch mal einen Widerstand von 10 MOhm parallel zum
> Eingang. Wenn dann der Anzeigewert nahe Null ist und nicht
> mehr ansteigt, würde ich das Verhalten Deines Messgerätes
> für normal halten.

Ich werde bei gegebener Zeit ausprobieren; leider habe ich im Moment 
kein 10 MOhm parat.

Danke für die vielen Anregungen; beim studieren der Unterlagen ist mir 
auch der Begriff "Auto-Zero" aufgefallen. Jemand eine Idee?

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Michael G.,

Michael G. schrieb:
> Danke für die vielen Anregungen; beim studieren der Unterlagen ist mir
> auch der Begriff "Auto-Zero" aufgefallen. Jemand eine Idee?

Auto-Zero beschreibt eine automatisierte kontinuierliche 
Nullpunktkalibration ohne Bedarf eines Benutzereingriffs bei 
hochwertigen Messgeräten und typischerweise Spannungsmessungen.

Zu diesem Zweck wird der Eingang (auch bei angeschlossenem Probanden) 
intern kurzgeschlossen und der Wert festgehalten, den der ADC liefert.
Dieser Wert entspricht bei einer Spannungsmessung einer Spannung von 
null Volt. Bei der darauf folgenden Spannungsmessung wird dieser Wert 
als Nullpunkt zugrunde gelegt.

Bei hochwertigen Messgeräten ist diese Funktion auch abschaltbar, womit 
sich die Anzahl der Messungen pro Zeiteinheit erhöhen lässt.
Bei handelsüblichen Geräten, die jeder Spannungsmessung eine 
Nullpunktmessung vorausgehen lassen, lässt sich somit die Anzahl der 
Messungen pro Zeiteinheit um den Faktor zwei erhöhen.

: Bearbeitet durch User
von Michael G. (tronic_9)


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Dankeschön! Sehr ausführlich beschrieben! Hatte beinahe geglaubt dass 
bei mir diese Funktion nicht vorhanden ist bzw. fehlerhaft; also hat 
denke ich nix mit dem beschriebenen Verhalten meines Multimeters zu 
tun...

von Peter M. (r2d3)


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Michael G. schrieb:
> Dankeschön! Sehr ausführlich beschrieben! Hatte beinahe geglaubt dass
> bei mir diese Funktion nicht vorhanden ist bzw. fehlerhaft; also hat
> denke ich nix mit dem beschriebenen Verhalten meines Multimeters zu
> tun...

Ich freue mich über Deinen Dank. :)

Schau' mal hier, vielleicht interessiert Dich dieses Voltnut-Treffen am 
1.6.2019 in Stuttgart:

Beitrag "Re: PTB auf der MAKER FAIRE"

von Michael G. (tronic_9)


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Peter M. schrieb:

>
> Schau' mal hier, vielleicht interessiert Dich dieses Voltnut-Treffen am
> 1.6.2019 in Stuttgart:
>
> Beitrag "Re: PTB auf der MAKER FAIRE"

Das kommt mir gerade recht; den letzten hatte ich verpasst!

Vielen Dank! :-)

von Achim B. (bobdylan)


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Was ich nicht verstehe: warum zählt das Multimeter "hoch" (von 0 bis 
9?)? Und zeigt nicht gleich einen mehr oder weniger konstanten Wert an?

von nurmalso (Gast)


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Achim B. schrieb:
> warum zählt das Multimeter "hoch" (von 0 bis
> 9?)? Und zeigt nicht gleich einen mehr oder weniger konstanten Wert an?

Der Eingangsstrom (Grössenordnung pA) lädt die unvermeidliche 
Eingangskapazität (Grössenordnung pF) auf.
Die Spannung dieses Kondensators wird angezeigt.

von Achim B. (bobdylan)


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nurmalso schrieb:
> Die Spannung dieses Kondensators wird angezeigt.

ßänkju.

Hab mir was ähnliches gedacht, aber lieber doch mal nachgefragt.

von Rolf E. (rolf-56)


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Michael G. schrieb:
> auch der Begriff "Auto-Zero" aufgefallen. Jemand eine Idee?


Hallo,
Beim Keithley 2000 ist es so, dass sie hinterste Stelle im 
Mikrovolt-Bereich liegt. Im Messkreis können auch Thermospannungen in 
dieser Grössenordnung auftreten. Wenn z.B. der Spannungsabfall über 
einen Shunt gemessen werden sollte, kann dann (Nachdem das Messgerät 
mindestens 30 Minuten gelaufen ist)die Messschaltung stromlos gemacht 
werden, und diese Spannung mit der Auto-Zero-Taste als Null gesetzt 
werden. Danach Strom wieder einschalten und korrekt messen.

von fullnut (Gast)


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Rolf E. schrieb:
> Danach Strom wieder einschalten und korrekt messen.

Ich hatte bisher verstanden, daß das allgemein gar nicht nötig sei.

von Thomas Rudloff (Gast)


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Das Gerät ist nicht fehlerhaft. Die Geräte sind einfach so empfindlich, 
daß sie bei offenem Eingang allen Elektrosmog messen.

von Dieter (Gast)


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von Elektrofan (Gast)


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> ... einen kontinuierlicher Anstieg

Eventuell ist das wegjustierbar (s. Manual).

Ohne passenden Kalibrator (wer hat sowas schon zu Hause?)
aber nur an dem betreffenden Kondensator bzw. Potentiometer
drehen, und GAANZ vorsichtig.

von Martin M. (wellenkino)


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bloß nicht, wie andere hier schon geschrieben haben ist das DMM völlig 
in Ordnung, das machen so ziemlich alle DMM so die einen enorm hohen 
Eingangswiderstand haben.
Daß das in Ordnung ist läßt sich sogar nachweisen. Wenn man zwei davon 
hat, also zwei DMM die beide dieses Verhalten zeigen, dann schalte die 
doch einfach mal parralell. Was die da anzeigen ist kein zufällig 
erzeugter Mist sondern eine wirklich vorhandene Spannung, somit zeigen 
die beiden dann dasselbe an. Ist das allerdings nicht so, dann gibts 
wirklich einen Grund mistrauisch zu werden.

lG Martin

: Bearbeitet durch User
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