Hallo, habe aktuell ein Jobangebot als wiss. Mitarbeiter am Fraunhofer Institut (Thema: Computer Vision). Wie stehen die Jobchancen wenn ich von da irgendwann mal wieder in Richtung Konzern oder auch KMU wechseln will? Ist man damit berufsbiografisch ähnlich verbrannt wie mit einer Beamtenstelle?
Ist schon wieder Freitag ? Du wirst dich freuen, von Fraunhofer in die Wirtschaft zu kommen, weil es dann endlich Geld gibt für die Arbeit, und nicht bloss Gute Worte. Und die Wirtschaft freut sich immer über Forscher, denn forschen tut die Wirtschaft schon lange nicht mehr, das kostet ja nur Geld mit zweifelhaftem Ausgang. Man nimmt lieber die, die erfolgreich geforscht haben (beitiligt sich nicht an den 90% der Forschungen aus denen nichts verwertbares rausgekommen ist), die sind auch noch so dumm, ihr Wissen billig mitzubringen, an statt eine eigene Firma zu gründen.
Michael B. schrieb: > Du wirst dich freuen, von Fraunhofer in die Wirtschaft zu kommen, weil > es dann endlich Geld gibt für die Arbeit, und nicht bloss Gute Worte. Wieso? Hier in Chemnitz verdient man in der Wirtschaft ca. 2/3 von dem in der Wissenschaft. Dafür sei es laut Aussagen einiger Ingenieure in der Wirtschaft deutlich entspannter als im öffentlichen Dienst.
Stefan H. schrieb: > Wieso? Hier in Chemnitz verdient man in der Wirtschaft ca. 2/3 von dem > in der Wissenschaft. Dafür sei es laut Aussagen einiger Ingenieure in > der Wirtschaft deutlich entspannter als im öffentlichen Dienst. Und falls Du Dich jemals gefragt haben solltest, warum der Standort weniger erfolgreich ist als andere: Die Antwort exakt auf den Punkt genau hast Du gerade selbst genannt.
abcd schrieb: > Stefan H. schrieb: >> Wieso? Hier in Chemnitz verdient man in der Wirtschaft ca. 2/3 von dem >> in der Wissenschaft. Dafür sei es laut Aussagen einiger Ingenieure in >> der Wirtschaft deutlich entspannter als im öffentlichen Dienst. > > Und falls Du Dich jemals gefragt haben solltest, warum der Standort > weniger erfolgreich ist als andere: Die Antwort exakt auf den Punkt > genau hast Du gerade selbst genannt. 40 Jahre Sozialismus haben ihre Spuren hinterlassen.
Stefan H. schrieb: > Michael B. schrieb: > Du wirst dich freuen, von Fraunhofer in die Wirtschaft zu kommen, weil > es dann endlich Geld gibt für die Arbeit, und nicht bloss Gute Worte. > > Wieso? Hier in Chemnitz verdient man in der Wirtschaft ca. 2/3 von dem > in der Wissenschaft. Dafür sei es laut Aussagen einiger Ingenieure in > der Wirtschaft deutlich entspannter als im öffentlichen Dienst. Geh doch zur IAV. Da bekommst deutlich mehr als im Fraunhofer. Stollberg bei Chemnitz ist auch kein kleiner IAV Standort. Tarif. Interessante Aufgaben. Festanstellung. Oder VW in Zwickau. Muss ja nicht die inhabergeführte Klitzsche sein. Im Fraunhofer machst alles alleine: Forschen. Entwickeln. Kunden gewinnen. Studenten Betreuen. Durch die Welt reisen. Nebenbei die Dr.-Arbeit. Das dann alles für einen meist stets befristeten Vertrag und eher unterdurchschnittliches Gehalt. Speziell als FHler verdient man richtig schlecht. Geh ins Fraunhofer, mach deine Erfahrungen, und bewib dich dann einfach woanders. Die kennen dort Fluktuation.
Promotion machen? Professor/gruppe mit guten ruf und gute publikationen? Internationale Kontakte vorhanden? Wenn ja, dann ist es eine gute Weg an richtig interessante und gut bezahlte Industriestellen zu kommen. Mann sollte dann aber auch anpacken: mehrere gute Publikationen, gern Praktikum bei US Konzern zwischen durch. Dann wird man nach den Promotion alle Möglichkeiten haben.
Forschung ist entspannter und man kann sich besser auf seine Arbeit konzentrieren, ohne dass der böse Chef mit der Knute hinter einem steht. Wirtschaft ist heut' zu Tage deutlich stressiger! Ein Jobangebot in der Forschung ist wie ein Lottogewinn.
Enrico Eichelhardt schrieb: > Forschung ist entspannter und man kann sich besser auf seine > Arbeit konzentrieren, ohne dass der böse Chef mit der Knute hinter einem > steht. Völlig falsches Bild. Mein Chef steht höchstens hinter mir, aber ohne Knute. > Wirtschaft ist heut' zu Tage deutlich stressiger! Ein Jobangebot in der > Forschung ist wie ein Lottogewinn. Quatsch, es ist überhaupt nicht stressig, außer man macht sich den Stress selbst. Ich empfinde meinen Job in der Industrie als angenehm, soll heißen: nicht stressig, aber zum Glück auch nicht langweilig (was fast schlimmer wäre). Ein Jobangebot in der Forschung ist vielleicht wie ein Dreier im Lotto, mehr nicht. In der Forschung dagegen wird man doch bis auf wenige Ausnahmen im Vergleich zur Wirtschaft absolut mies bezahlt - Stichwort: akademischer Mittelbau. Ich bin sehr froh, nach meinem Studium nichts mehr mit dem Hochschulbetrieb zu tun zu haben. Ich kenne da Schicksale, da kann man nur den Kopf schütteln, geht am Ende schon Richtung verkrachte Existenz.
Stefan H. schrieb: > Wieso? Hier in Chemnitz verdient man in der Wirtschaft ca. 2/3 von dem > in der Wissenschaft. Dafür sei es laut Aussagen einiger Ingenieure in > der Wirtschaft deutlich entspannter als im öffentlichen Dienst. Nicht bei der IAV in Chemnitz. Dort verdient man im bundesweit einheitlichen Haustarif selbst als Meister oder Techniker bereits 55k. Mit Diplom/Master und paar Jahren dort knackt man die 75k locker. Dafür kosten Immobilien dort nichts.
Forschung ist lässiger und gibt mehr Freiheiten. In der Wirtschaft ist halt alles ergebnisorientiert, dafür verdient man mehr. Wenn man in der Wissenscahfat so viel verdienen würde, wie in der Wirtschaft, wer würde dann noch in der Wirtschaft arbeiten wollen?
Dr.Physik schrieb: > Wissenscahfat so viel verdienen würde, wie in der Wirtschaft, wer würde > dann noch in der Wirtschaft arbeiten wollen? Ich, denn ich entwickele Dinge lieber anwendungsbezogen für einen realen Zweck anstatt mir im Elfenbeinturm irgendwelche Hirngespinste auszudenken, die am Ende den Praxistest nicht bestehen und für die Tonne sind.
Ingenieur schrieb: > Dr.Physik schrieb: > Wissenscahfat so viel verdienen würde, wie in der Wirtschaft, wer würde > dann noch in der Wirtschaft arbeiten wollen? > > Ich, denn ich entwickele Dinge lieber anwendungsbezogen für einen realen > Zweck anstatt mir im Elfenbeinturm irgendwelche Hirngespinste > auszudenken, die am Ende den Praxistest nicht bestehen und für die Tonne > sind. Bei mir ist es genau anders herum . An Hirngespinnsten dran rumzudoktern finde ich sehr kreativ, fördert das Bewusstsein und macht zu allem Überfluss auch noch Spaß. Dafür bin ich sogar gerne bereit weiniger Geld zu verdienen. Das Geld kann ich nicht mit ins Grab nehmen, das erlangte Bewusstsein aber schon!
Lass das mit der Forschung sein, wenn es nicht etwas ist, was du unbedingt machen willst und daher bereit bist selbst viel mit reinzustecken. Forschung heißt immer unsichere Verträge, chaotische Projekte und keine langfristige Perspektive.
Enrico Eichelhardt schrieb: > Das Geld kann ich nicht mit ins Grab nehmen, das erlangte Bewusstsein > aber schon! Seltsame Argumentation. Mit dem Mehr an Geld kannst du dir zumindest zu Lebzeiten Gegenstände und Dienstleistungen kaufen, die dir dein Leben versüßen. Was hast du aber vom erlangten Bewusstsein, wenn du tot bist? Genauso wenig wie vom Geld, das dann noch übrig ist, nämlich nichts.
Enrico Eichelhardt schrieb: > Das Geld > kann ich nicht mit ins Grab nehmen, das erlangte Bewusstsein aber schon! - Der Beweis muss erst erbracht werden das ein Bewusstsein mit ins Grab genommen, gelegt, werden kann. Geld kann man mit ins Grab beigelegt bekommen, ich selber habe nur davon nix weil mein Bewusstsein halt .... hinfort ist. Frühere Kulturen dachten da anders darüber. Abgesehen davon wie schon der Herr Ingenieur schrieb, seltsame Argumentation. Vom Geld, viel oder wenig, ist ja alles relativ und ist immer auf die einzelne Person bezogen zu betrachten, kaufe ich mir was mir gefällt nach Abzug aller Kompromisse und ich mir dann leisten kann. Je mehr Geld ich habe, umso mehr kann ich mir kaufen. Das Wissen was ich beruflich erlange nützt mir nix zuhause und interessiert mich auch gar nicht so wirklich. Mit knapp 60 Jahren sind meine Interessen einfach anders gelagert. MfG
Dr.Physik schrieb: > Wissenscahfat so viel verdienen würde, wie in der Wirtschaft, wer würde > dann noch in der Wirtschaft arbeiten wollen? Ein wunder Punkt sind die ständigen Befristungen in der Wissenschaft. Falls Du mal einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und und eine Familie gründen möchtest überlege gut.
Jon_Doe schrieb: > habe aktuell ein Jobangebot als wiss. Mitarbeiter am Fraunhofer Institut > (Thema: Computer Vision). Wie stehen die Jobchancen wenn ich von da > irgendwann mal wieder in Richtung Konzern oder auch KMU wechseln will? > Ist man damit berufsbiografisch ähnlich verbrannt wie mit einer > Beamtenstelle? Warum nimmst du den schlechter bezahlten Job bei Fraunhofer und nicht gleich einen in der Industrie? Dort geht man nur hin wenn man promovieren will ansonsten hält man sich von diesen Stellen mit Witzbezahlung fern.
Michael B. schrieb: > Du wirst dich freuen, von Fraunhofer in die Wirtschaft zu kommen, weil > es dann endlich Geld gibt für die Arbeit, und nicht bloss Gute Worte. Das kann man so sagen, wobei die Firmen es auch auszunutzen scheinen, dass man ohne echte Berufserfahrung kommt. Das Arbeiten in solchen Instituten ist vollkommen anders, als in Firmen. Ich hatte das auch einige Jahre und musste feststellen, dass wir da sehr effektiv waren, aber es am Ende ein heilloses Gebastel war. Nichts davon war stabil, getestet und von einem Anwender nutzbar. Wir konnten es nur selber nutzen, weil wir es kannten und jederzeit umprogrammieren konnten, wie es benötigt war. So eine Stelle darf man nicht zu lange machen!
oszi40 schrieb: > Ein wunder Punkt sind die ständigen Befristungen in der Wissenschaft. Dies haben aber ihren Sinn auch darin, den Stelleninhaber dazu anzuhalten, eine Promotion in akzeptabler Zeit durchzuarbeiten. Mehr, als 6 Jahre wird die auch nicht vom Land gefördert.
Michael B. schrieb: > Man nimmt lieber die, die erfolgreich geforscht haben (beitiligt sich > nicht an den 90% der Forschungen aus denen nichts verwertbares > rausgekommen ist) Als könnte man sich das aussuchen! Einsteiger werden erstmal in bereits laufende Projekte gesteckt. Die erscheinen anfänglich vielleicht sogar sehr vielversprechend... bis man dann merkt das es Rohrkrepierer sind. Und dann darfst man noch x Jahre darin rumlümmeln und Scheiße als Gold publizieren und sollte dafür auch noch dankbar sein: weil man immerhin finanziert ist! Wenn das Projekt vorbei ist hat man hoffentlich schon die nächsten Mittel eingeworben, sonst kann es passieren, das der befristete Vertrag nicht mehr verlängert wird.
S. K. schrieb: > Dies haben aber ihren Sinn auch darin, den Stelleninhaber dazu > anzuhalten, eine Promotion in akzeptabler Zeit durchzuarbeiten. Mehr, > als 6 Jahre wird die auch nicht vom Land gefördert. Auch als PostDoc geht die Befristung weiter.
Raydn schrieb: > Auch als PostDoc geht die Befristung weiter. Ich bezog mich darauf, dass Promotionsstellen i.d.R. vom Land gefördert werden und es deshalb nur eine bestimmte Anzahl gibt. Sonst würden die Stellen ja explodieren. Zu meiner Zeit war das auf maximal 6 Jahre begrenzt. Eine weitere Förderung gab es nicht. Man konnte wählen ob man eine Vollzeitstelle mit 3 Jahren bekam oder eine halbe mit 6 Jahren. Der Rest lief über Drittmittelförderung.
Jon_Doe schrieb: > habe aktuell ein Jobangebot als wiss. Mitarbeiter am Fraunhofer Institut Silke K. schrieb: > Ich bezog mich darauf, dass Promotionsstellen i.d.R. vom Land gefördert > werden und es deshalb nur eine bestimmte Anzahl gibt. Fraunhofer = Bund. Die Betreuer haben zwar idR eine Professur an einer Universität in der Nachbarschaft und die Studenten sind dort als (unbezahlte) Promotionsstudenten eingeschrieben. Die Promotionsstellen bei Fraunhofer zahlt aber Fraunhofer, auch wenn der Doktorgrad dann von der Universität verliehen wird. Die Fraunhofer Promotionsverträge sind allerdings wie an der Uni befristet.
Bei Fraunhofer gibts ja ganz verschiedene Ausrichtungen. Einzelne Abteilungen arbeiten mitunter fast ausschließlich Aufträge aus der Industrie ab, da ist dann nur der Verwaltungs Wasserkopf der vom Mittelstand unterscheidet. Dann gibts ganze Institute und Abteilungen in Instituten die sich mit Grundlagen Forschung befassen, da kommt natürlich in der Tat nix greifbares raus. Man kann das nicht über einen Kamm scheren. Laut dem mit dem Bund und Ländern ausgehandelten Fraunhofer Modell darf die FhG auch gar nicht zu viel Industrie machen. Schau dir die Stelle an, vielleicht ist es ja interessant. Die Bezahlung erfolgt natürlich nach TVöD, aber in Ostdeutschland z.B. kann man damit gut leben und mancher Mittelständler zahlt weniger. Wie die Leute in München allerdings damit um die Runden kommen, erschließt sich mir nicht so...
Die benutzen das oft als Sprungbrett, wie mir scheint. Das ist besonders dann der Fall, wenn sie nach einem Abschluss nicht in der Industrie unterkommen, was aber in München eigentlich schwerer sein dürfte, als in anderen Landesteilen. Es gibt aber auch in München sehr gering bezahlte Positionen, vor allem, wegen der vielen Zeitarbeitsfirmen dort. Es wird momentan sehr viel aus dem Ausland angeworben, da haben es Absolventen schwer und müssen kämpfen. Gut gefragt sind z.B. auch Ingenieure aus Irland. Dort haben (aus unterschiedlichen Gründen) immer mehr Absolventen Deutschkenntnisse von der Hochschule oder Deutsch während eines Studienaufenthaltes gelernt. Ich kenne persönlich 3, die an der LMU studierten. 2 davon sind zunächst wieder nach Irland zurück, haben aber wenig gefunden und orientierten sich dann wieder nach DE.
Ingenieur schrieb: > So eine Stelle darf man nicht zu lange machen! Guter Ratschlag, sonst riskiert man, dass man als Industrieuntauglich abgestempelt wird. Das gilt auch für Stellen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Hochschulen.
Ingenieur schrieb: > Das Arbeiten in solchen Instituten ist vollkommen anders, als in Firmen. > Ich hatte das auch einige Jahre und musste feststellen, dass wir da sehr > effektiv waren, aber es am Ende ein heilloses Gebastel war. Nichts davon > war stabil, getestet und von einem Anwender nutzbar. Wir konnten es nur > selber nutzen, weil wir es kannten und jederzeit umprogrammieren > konnten, wie es benötigt war. Ziel eines Instituts ist möglichst viele vielzitierte Publikationen in renommierten Journals etc. zu haben. Dafür kommt es nicht darauf an etwas stabiles, getestetes und von einem Anwender nutzbares zu produzieren. Viele Institute sind zumindest teilweise öffentlich finanziert und dürfen daher gar nichts produzieren, womit sie in Konkurrenz zur Wirtschaft ständen. Ein weiteres Ziel ist es Folgeprojekte und Drittmittel einzuwerben, damit man weiterhin genug befristete Wissenschaftler beschäftigen kann. Daher werden Ideen die echtes Potential zu haben scheinen UND einflussreichere Fürsprecher finden seit einigen Jahren in Uni-nahe StartUp-Inkubatoren ausgegliedert (SpinOffs).
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