Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Eigene Versorgungsspannung messen


von Messer (Gast)


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Hallo!

Ein Gerät, welches am 12V-Bordnetz betrieben wird, soll diese 
Bordspannung überwachen. Dabei soll nicht eine Schaltschwelle zur 
Anwendung kommen, sondern die analoge Messung der Spannung. Da die 
Schaltung selbst über einen LDO mit 5V betrieben wird und dieser 
abschaltbar ist, sehe ich Probleme, einen normalen OPV zur 
Signalaufbereitung zu verwenden, da im ausgeschalteten Zustand eine 
Spannung am Eingang anliegen würde, während der Messeingang mit dem 
Spannungsteiler an der Bordspannung liegt. Dies ist aber in der Regel 
nicht zulässig, wenn man den OPV nicht zerstören will. Ich kann auch 
nicht den OPV mit der Bordspannung betreiben. Was wäre also eine 
elegante, zuverlässig funktionierende Alternative?

von Markus (Gast)


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Geschalteter Spannungsteiler, PMOS können hier Abhilfe schaffen

von (prx) A. K. (prx)


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Spannungsteiler.

von Messer (Gast)


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Markus schrieb:
> Geschalteter Spannungsteiler, PMOS können hier Abhilfe schaffen

Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Nur muss natürlich 
sichergestellt sein, dass die Versorgungsspannung des OPV so lange 
erhalten bleibt, bis der Spannungsteiler abgeschaltet ist. Wird das 
üblicherweise so gelöst?

von Pink S. (pinkshell)


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Eher wird das so gelöst, dass man den Spannungsteiler hochohmig macht. 
Wenn der OPV keine Versorgungsspannung hat, dann fließen halt ein paar 
Mikroampere in die Schutzdioden.

von (prx) A. K. (prx)


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Die Inputs mancher OPVs sind nicht auf den Versorgungsspannungsbereich 
begrenzt. Ein LM324 verdaut auch ohne Versorgung bis zu 32V. Messen kann 
man so natürlich nicht, aber es ist zulässig.

Pink S. schrieb:
> dann fließen halt ein paar
> Mikroampere in die Schutzdioden.

Wobei Schutzdioden von OPVs nicht zwangsläufig wie bei Logikbausteinen 
gebaut sind. Der CMOS-Methusalem CA3130 verkraftet bis 8V über V+.

: Bearbeitet durch User
von Dieter R. (drei)


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Messer schrieb:
> Hallo!
>
> ... sondern die analoge Messung der Spannung.

Das wäre ein Zeigermessinstrument. Vermutlich willst du aber die 
Spannung mit einem A/D-Wandler messen? Kann (vermutlich nahezu jeder 
Mikrocontroller, z. B. ) ATtiny mit geeignetem Spannungsteiler auf ca. 
ein bis zweikommanochwas Volt.

Dafür braucht man keine Signalaufbereitung mit Operationsverstärker 
usw., zwei Widerstände genügen.

von Olaf (Gast)


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> erhalten bleibt, bis der Spannungsteiler abgeschaltet ist. Wird das
> üblicherweise so gelöst?

Nein wird es nicht.

Mach den Spannungsteiler einfach sehr hochohmig. So im Megaohmbereich. 
Dann passiert deinem OP nicht. Genauer gesagt brauchst du eigentlich 
garkeinen OP sondern kannst damit direkt an den Mikrokontroller gehen.
Der AD-Wandler des Mikrokontroller wird dann aber nicht mehr 
funktionieren weil er beim wandeln einen zu hohen Eingangsstrom zieht. 
Also schaltest du dem unteren Widerstand noch einen Kondensator von 
10-100nF parallel.

Olaf

von Messer (Gast)


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Dieter R. schrieb:
> Das wäre ein Zeigermessinstrument.

Stimmt. Etwas unglücklich formuliert.

Dieter R. schrieb:
> Dafür braucht man keine Signalaufbereitung mit Operationsverstärker
> usw., zwei Widerstände genügen.

Prinzipiell hast Du natürlich Recht. Mir geht es nur um den speziellen 
Fall, dass die Eingangsspannung auch bei abgeschalteter 
Versorgungsspannung am Eingang anliegen kann. Da verkraften viele 
Mikrocontroller nur wenige 100mV > Vcc. Der dabei zulässige Strom wird 
nicht angegeben. Dehalb würde ich gerne einen OPV als Spannungsfolger 
davorschalten, welcher mit den selben 5V betrieben wird, wie der 
Mikrocontroller selbst. Dann kann da zumindest schon mal nichts 
kaputtgehen.

von Ulf L. (ulf_l)


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Hallo

Welcher uController soll es denn weden ?
Zur Not kannst Du nach dem Spannungsteiler noch mit einer Schottky Diode 
gegen die VCC klemmen.

Gruß Ulf

: Bearbeitet durch User
von Dieter R. (drei)


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Messer schrieb:
>
> Prinzipiell hast Du natürlich Recht. Mir geht es nur um den speziellen
> Fall, dass die Eingangsspannung auch bei abgeschalteter
> Versorgungsspannung am Eingang anliegen kann. Da verkraften viele
> Mikrocontroller nur wenige 100mV > Vcc. Der dabei zulässige Strom wird
> nicht angegeben. Dehalb würde ich gerne einen OPV als Spannungsfolger
> davorschalten, welcher mit den selben 5V betrieben wird, wie der
> Mikrocontroller selbst. Dann kann da zumindest schon mal nichts
> kaputtgehen.

Völlig überflüssig, wie Autor: Pink S. (pinkshell) schon sagte. Es gibt 
von Atmel (ATtiny) z. B. Applikationen, wo der Prozessor als 
Nulldurchgangs-Detektor für Netzspannung betrieben wird. Da liegt 
hochohmig am Prozessor ein Vielfaches der Betriebsspannung an, wird von 
den Schutzdioden dann begrenzt. Das geht ganz offiziell und 100% 
zuverlässig.

http://ww1.microchip.com/downloads/en/AppNotes/Atmel-2508-Zero-Cross-Detector_ApplicationNote_AVR182.pdf

: Bearbeitet durch User
von Torben (Gast)


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Z Diode npn pnp Schalter und Spannungsteiler.

ZDiode und Widerstand zur Begrenzung.
Npn pnp zur Abschaltung ansonsten Ruhestromproblem.

Spannungsteiler um die maximale Spannung (Z Diode) an den ADC 
anzupassen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Dieter R. schrieb:
> Da liegt hochohmig am Prozessor ein Vielfaches der Betriebsspannung an,
> wird von den Schutzdioden dann begrenzt. Das geht ganz offiziell und
> 100% zuverlässig.
Das Problem an dieser Spannung am Eingang ist nicht, dass dann die Diode 
leitet, sondern dass dann u.U. über diese Schutzdiode gegen Vcc (das 
kann auch eine externe Schottkydiode sein) die Schaltung und der uC 
versorgt wird (so wie z.B. im 
Beitrag "Re: Bosch E-Bike Antrieb Geschwindigkeitssensor" wo die 
Schaltung über P1 versorgt wird, an Vcc hängt nur der 
Pufferkondensator).
Und so z.B. immer wieder kurz anläuft, bis irgendeine Last geschaltet 
werden soll, für die der Strom dann doch nicht mehr reicht, dann 
zurückgesetzt wird und das Spiel laufen von vorn beginnt. Die Stichworte 
dazu sind "Brownout-Reset" und "Hysterese".

: Bearbeitet durch Moderator
von Dieter R. (drei)


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Lothar M. schrieb:

> zurückgesetzt wird und das Spiel laufen von vorn beginnt. Die Stichworte
> dazu sind "Brownout-Reset" und "Hysterese".

Ja doch, haben wir doch schon alles durch und erörtert. Deshalb Strom 
auf einige Mikroampere begrenzen, sollte bei 12V Batterie nicht wirklich 
ein schaltungstechnisches Problem sein. Gegen Brownout gibt's außerdem 
was im Prozessor. Das kann man aktivieren.

Die ganzen Erörterungen im Datenblatt (maximale Spannung am Pin) gelten 
für niederohmige Quellen. Der Vorschlag war, es hochohmig zu machen. 
Notfalls kann man auch noch einen Lastwiderstand über dem Prozessor 
vorsehen. Habe ich noch nicht ausprobiert, ich vermute aber, dass das 
hilft, Spannung abzubauen. Ein bisschen Experimentieren und eigene 
Schaltungsentwicklung darf der Fragesteller ja vielleicht auch noch 
leisten. Vielleicht erzählt er uns hinterher mal das Ergebnis, dann 
haben wir alle was gelernt.

Wenn der Fragesteller damit aber wirklich Probleme befürchtet, dann soll 
sich was ausdenken, was den Eingang per Transistor kurzschließt, bis der 
Prozessor läuft und messen will. Das ist dann mindestens 200%ig und 
immer noch simpler als der Opamp.

von Olaf (Gast)


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> Das ist dann mindestens 200%ig und
> immer noch simpler als der Opamp.

Ausserdem, wenn man schon so ein Schisser ist und kein Datenblatt lesen 
will. Wieso sollte der Controller von der Spannung dann kaputt gehen und 
der OP nicht? .-)
Oh..und sehr hochohmig sollte man den Spannungsteiler sowieso machen 
damit er einem nicht unoetig die Batterie leer zieht.

Olaf

von Soul E. (Gast)


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Üblicherweise teilst Du die Bordspannung über einen Spannungsteiler 
(47k/10k oder so) auf den Messbereich des ADC runter. Einen OpAmp 
braucht man dafür nicht. Dein Spannungsteiler zieht einen Querstrom, der 
Dir den Ruhestrom versaut, und kann den Controller bei abgeschalteter 
VDD fremdspeisen. Daher macht man den abschaltbar.

Entweder hast Du ohnehin eine mit der VDD geschaltete Bordspannung (z.B. 
den INH-Pin vom LIN-Transceiver), oder Du nimmst eine NPN-PNP-Kombi als 
Highside-Schalter (z.B. PIMD3).

Direkt (Abstand <5 mm) an den ADC-Pin gehört natürlich ein 
Stützkondensator, um den Spannungseinbruch beim Sampeln auszugleichen. 
Der hat mindestens die 1000fache Kapazität des S&H-Kondensators im 
Controller, oder wenn man den Wert nicht kennt mindestens 4,7 nF. 
Ausserdem sollte die Zeitkonstante aus Spannungsteiler und Kondensator 
mindestens doppelt so groß sein wie die Abtastrate mit der die SW 
arbeitet. Das verhindert dass man eine kurzzeitige Störung versehentlich 
als Messwert interpretiert (Stichwort "Abtasttheorem").

von Wolfgang (Gast)


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Messer schrieb:
> Da verkraften viele Mikrocontroller nur wenige 100mV > Vcc.
> Der dabei zulässige Strom wird nicht angegeben.

Die >100mV sind eher >300mV bzw. 600/700mV und entsprechen der V_f der 
Eingangsschutzdiode.

Es ist nicht verboten, Strom durch die Diode fließen zu lassen, aber er 
muss auf größenordnungsmäßig 1mA begrenzt sein.

von Dieter R. (drei)


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soul e. schrieb:
> Dein Spannungsteiler zieht einen Querstrom, der
> Dir den Ruhestrom versaut, und kann den Controller bei abgeschalteter
> VDD fremdspeisen. Daher macht man den abschaltbar.

Für 12V-Bordnetz? KFz, Boot? Jedenfalls ist das mein Verständnis. Da 
kommt es auf die paar uA nicht an, die Selbstentladung ist viel höher. 
Aber Messer hatte ja eine gewisse Tendenz zu erhöhtem Schaltungsaufwand. 
Da ist das sicher eine Möglichkeit ;)

von Torben (Gast)


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Die internen Clamping Dioden zu nutzen für diesen Fall finde ich schon 
sehr mutig.

von Manfred (Gast)


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Messer schrieb:
>> Das wäre ein Zeigermessinstrument.
> Stimmt. Etwas unglücklich formuliert.

Und nochmal unglücklich.

Willst Du Spannung digital anzeigen oder ein Zeigerinstrument selbst 
bauen? Für eine gespreizte Anzeige 10..15V mit einem 100µA-Meßwerk hätte 
ich eine erprobte Schaltung.

von Wolfgang (Gast)


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Torben schrieb:
> Die internen Clamping Dioden zu nutzen für diesen Fall finde ich schon
> sehr mutig.

Zumindest Atmel zeigt den gleichen Mut - k.A. woher die den Schneid 
nehmen.
Vermutlich kennen die ihre Prozessoren etwas genauer als du.

von Chris (Gast)


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Hi,

Ich frage mich ein wenig, warum die IMO sinnvollste Antwort 
weitestgehend ignoriert wurde:
P-FET als high-side-switch, dahinter einen Spannunsteiler. Wenn man 
will, kann man den diesen mit drei Widerständen aufbauen und noch eine 
passende Z-Diode einbauen, um zu hohe Spannungen zu clampen.

Der FET kann dann mit der Versorgung oder einen IO geschaltet werden, 
funktioniert sehr zuverlässig, vermeide Backfeeding und der Ruhestrom im 
Standby ist verschwindend gering.

von Dieter R. (drei)


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Chris schrieb:
> Hi,
>
> Ich frage mich ein wenig, warum die IMO sinnvollste Antwort
> weitestgehend ignoriert wurde:
> P-FET als high-side-switch, dahinter einen Spannunsteiler.

Vielleicht, weil es gar nicht so einfach ist, in einem 
störspannungsverseuchten 12V-Bordnetz einen High Side Switch 
anzusteuern? Und weil der Aufwand ziemlich überflüssig ist?

Hier mal ein paar Zahlen dazu nach ca. 15 Sekunden Google, unterstellt, 
dass es sich um ein KFz o.ä. handelt, genau wissen wir das ja nicht:

https://mk4-wiki.denkdose.de/artikel/kfz-bordnetz/start

von Chris (Gast)


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Dieter R. schrieb:
> Vielleicht, weil es gar nicht so einfach ist, in einem
> störspannungsverseuchten 12V-Bordnetz einen High Side Switch
> anzusteuern?

Das geht schon, wird sogar sehr oft verwendet und kommt auch durch die 
VW80000-Tests.die Filterung davor und einen Schutz fürs Gate darf man 
halt nicht vergessen. Letzteres geht über eine z. B. 18V-Z-Diode über 
die GS-Strecke des P-FET und eine nicht ganz so "harte" Ansteuerung 
desselben.

Ja, das Bordnetz hat seine Tücken, die Frage ist halt, wie viel muss man 
als Bastler tatsächlich einhalten und welche Designaspekte sind wirklich 
erst in Massenproduktion relevant.

Die Beobachtung des (übertriebenen) Drang alles perfekt zu machen und 
eine gute Portion "German Angst" hier im Forum ist durchaus möglich. 
Wenn ihr wüsstet, was alles in der Industrie getrieben wird ;)

von Anja (Gast)


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Messer schrieb:
> Was wäre also eine
> elegante, zuverlässig funktionierende Alternative?

Ein logic level N-Kanal-FET im Spannungsteiler mit Gate an der 5V 
Versorgung.

Siehe Batteriewächter

Für KFZ muß dann der UBat Pin dann gegenüber ESD geschützt sein da der 
Spannungsteilerwiderstand nur 100-200V aushält.

Gruß Anja

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