Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 4S LiFePO4: Balancer-Leitungen absichern


von Martin H. (elektrofritz)


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Hallo,
ich möchte ein BMS, und zwar dieses hier:

    https://www.faktor.de/bms/balancer-und-fix-programmierte-bms/cbm-12v-60a.html

bei einem 4S LiFePO4 mit 40Ah, und zwar dieser hier:

    https://www.faktor.de/batterien/batterien-12v/winston-12v-batterien/lfp-12v-40ah-lifeypo4.html

nachrüsten. Ziel soll es sein,

1. die Einzelzellen bei Bedarf auszubalancieren und
2. einen gewissen Schutz gegen Über- und Unterladung einzubauen.

Statt vier Einzelzellen von Winston wie diesen hier

    https://www.faktor.de/batterien/einzelzellen/winston-lfypo4/lyp040aha-lifeypo4.html

nehme ich den 12V-Block, weil die Zellen dann schon selektiert/gematcht 
sind und weniger Abweichungen zwischen den Zellen entstehen sollten.

Man muss dazu den 4S-Block öffnen und Zugriffe zu den Einzelzellen 
legen. Das machen andere auch so (siehe 
https://www.youtube.com/watch?v=LXHXC5IyKfg). Die gesamte Idee ist aus 
einem Kfz/WoMo-Thread in einem anderen Forum.

Nun meine Frage: Wenn man bei einem BMS Einzelleitungen fürs Balancing 
zu den Zellen direkt zu den Zellen legt, dann ist das ja eigentlich eine 
heikle Sache, wenn diese --- wie es viele anscheinend machen -- nicht 
direkt an der Zelle mit einer Sicherung abgesichert sind. Wenn sich 
sonst hier ein Kabel aufscheuert etc., wir ja flugs eine 40Ah Zelle 
kurzgeschlossen.

Selbst wenn man das mechanisch sauber aufzieht und isoliert, ist das 
irgendwie doof.

Eine Sicherung mit 1-5A (mehr Ausgleichsstrom wird da nicht fließen) 
einschleifen wäre im Prinzip machbar. Erstens ist das aber doch etwas 
Aufand und meine Sorge ist, dass diese Sicherungen wegen ihres Ohmschen 
Widerstands einen Spannungsabfall verursachen, der dann das Balancing 
beeinträchtigt.

Man könnte auch argumentieren, dass die dünnen Balancer-Litzen 
(mitgeliefert beim BMS wird ein konfektioniertes Kabel mit 22AWG) im 
Zweifel ja auch Sicherungen sind und irgendwann (vermutlich aber erst 
bei >10A) durchbrennen. Und dann ist ja anders als bei einer Sicherung 
auch nicht garantiert, dass nichts weiterkokelt.

Im Moment tendiere ich dazu, das BMS ganz wegzulassen und mich

a) für das Balancing auf die gematchten Zellen zu verlassen und
b) für das BMS (Schutz vor Über/Unterladen (auf den Solarladeregler, 
hier kommt ein Victron 75/15, 
https://www.victronenergy.com/solar-charge-controllers/smartsolar-mppt-75-10-75-15-100-15-100-20 
zum Einsatz).

Die Vorstellung, die Anschlüsse aller vier Einzelzellen auf einem 
Molex-Stecker mit RM2,54 zusammenzuführen, gefällt mir bei diesen 
Energiereserven irgendwie nicht.

Habt Ihr dazu Meinungen und Tipps?

Danke!

PS: Die Außenanschlüsse der 12V-Einheit sind natürlich 
kabelquerschnittsgerecht mehrfach abgesichert ;-)

von Dieter (Gast)


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Hat die Zelle das wirklich nicht bereits integriert?
Nach dem Datenblatt nicht.

Bei den Zellen sollte es reichen sporadisch zu messen. Die Anzapfungen 
unmittelbar ueber Einwegsicherungen sollte reichen. Zum Messen ein 
Opferwiderstand.
Balancing nur wenn sporadische Messungen eine Drift zeigen.

So wurde ich es loesen.

von Martin H. (elektrofritz)


Angehängte Dateien:

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Danke, Dieter!
Die Zellen haben das wohl nicht intern. In meinem 12V-Block scheinen sie 
aber gut selektiert zu sein. Momentan alle 3.300V +- 10mV und damit 
vermutlich eher im Bereich von Messungenaugigkeiten.

Es gibt auch Balancer-Module für diese Zellen zum Aufsschrauben:

    https://www.faktor.de/bms/balancer-und-fix-programmierte-bms/balance-modul-cbm1x.html

Diese passen wegen der dicken Widerstände aber nicht mehr unter die 
Original-Abdeckhaube. Außerdem werden sie ggfls. heiß.

In der Summe glaube ich, dass das Nachrüsten eines Balancers und BMS 
hier mehr Probleme, besonders hinsichtlich der Isolation, erzeugt. Der 
gesamte Block 4S 12V/40Ah kostet 269 EUR - wenn er wirklich nach einem 
Jahr wegen Drift o.ä. hin wäre, wäre das zwar für die Umwelt doof, aber 
ökonomisch keine totale Katastrophe. Wenn mir mein Büromobil wegen eines 
Kurzschlusses abfackelt, schon eher ;-)

Edit: In irgendeiner Tabelle im Netz habe ich allerdings auch gelesen, 
dass man Litze unter 0,5 mm^2 nicht absichern müsse, weil sie eben im 
Zweifel schnell und schmerzlos durchbrennt.

Edit 2: Anbei mal ein Bild, wie ich mir das gedacht hatte. Ist aber 
einfach zu schwierig, gescheit zu isolieren.

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Schaue Dir das Thema aktive Balancer an.

Beitrag "Re: Schaltung für aktiven 3s Balancer gesucht"

Interessant wird es, wenn Old Papa das Teil hat und erste Messungen 
machen konnte.

von Martin H. (elektrofritz)


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Habe gerade noch ein paar Alternativen gefunden:

a) 
https://www.nothnagel-marine.de/product_info.php?info=p3551_EMUS-BMS---Zell-Einhheit-A--Balancer-u--Monitoring-1-5A.html

b) 4 x 
https://www.nothnagel-marine.de/product_info.php?info=p3822_Balancer---Lastmodul-LiFePO4--LiFeYPO4-Balancer-Spannung-3-5V--max--400mA-Balancing-Strom--GBS-Lithium.html

c) 4 x 
https://www.nothnagel-marine.de/product_info.php?info=p3820_Balancer---Lastmodul-LiFePO4--LiFeYPO4-Balancer-Spannung-3-6V--max--2A-Balancing-Strom--Alarm-NC-Kontakt.html

Diese sollten so flach sein, dass ich sie noch in die Original-Box des 
12V-Packs von Winston bekomme.

In einem anderen Forum steht, dass die initial gematchten 12V-Blocks von 
Winston ohne Balancer nach 500 Zyklen durchschnittlich schnell 
kaputtgehen, während sie mit Balancer ein Vielfaches erreichen würden.

von Old P. (Gast)


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Dieter schrieb:
> Schaue Dir das Thema aktive Balancer an.
>
> Beitrag "Re: Schaltung für aktiven 3s Balancer gesucht"
>
> Interessant wird es, wenn Old Papa das Teil hat und erste Messungen
> machen konnte.

Tja, ist leider noch immer nicht da. Der Ali halt....

Old-Papa

von Dieter (Gast)


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Daa Teil liegt Old Papa vor und dort geht es weiter, falls jemand hier 
landen sollte:

Beitrag "Re: Schaltung für aktiven 3s Balancer gesucht"

von Martin H. (elektrofritz)


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Ich habe jetzt vier Stück dieses Balancers auf dem Tisch:

https://www.nothnagel-marine.de/product_info.php?info=p3821_Balancing-modul-LiFePO4--LiFeYPO4-balancing-voltage-3-6V--max--1A--alarm-NC-contact.html

Soll 1A Balancerstrom leisten; mechanisch passt er nicht ganz ideal auf 
die 40Ah-Zellen, aber mit einem neuen Ringkabelschuh wird es es sauber 
gehen.

Das Teil hat zudem noch eine Warnschaltung für Unter-/Überspannung (eine 
Signalleitung öffnet bei U < 2,6V und > 4V). Diese Leitung kann man für 
alle vier Zellen in Serie schalten und daran z.B. einen kleinen Summer 
(mit einem Transistor dazwischen, dessen Basis im Regelbetrieb auf Masse 
gezogen wird). Die Lösung mit einem Summer finde ich auch deshalb besser 
als eine 12V-Lösung, die dann automatisch abschaltet, weil ich den Akku 
auch als Notstarthilfe für meinen Caddy in der Wildnis nutzen können 
möchte - da ist es mir im Zweifel herzlich egal, ob eine Zelle bei 200A 
oder so etwas tiefentladen wird, wenn ich dadurch mit meinem Auto wieder 
wegkomme.

von Dieter (Gast)


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Wenn die Notstartfunktion so wichtig ist, dann macht es nur Sinn, wenn 
nach einer Zeit des Klingelns der Akku abgeschaltet wird. Wenn im 
Reihenverband eine Zelle unter 2,6V liegt und nicht gleich abgeschaltet 
würde, wäre es mit dem Notstart ganz schön Essig.

von Martin H. (elektrofritz)


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Dieter schrieb:
> Wenn die Notstartfunktion so wichtig ist, dann macht es nur Sinn, wenn
> nach einer Zeit des Klingelns der Akku abgeschaltet wird. Wenn im
> Reihenverband eine Zelle unter 2,6V liegt und nicht gleich abgeschaltet
> würde, wäre es mit dem Notstart ganz schön Essig.

Hallo Dieter,
vielen Dank - ich verstehe allerdings Deine Argumentation nicht:

Ich habe einen 4S LiFePO4-Akku mit 40Ah. Wenn ich diesen im Notfall als 
Starthilfe für mein Kfz nehme, dann kommt es doch darauf an, dass noch 
möglichst viel Strom aus dem Akku in die Kombi aus Fahrzeugbatterie und 
Anlasser fließt.

Nehmen wir mal an, eine Zelle wäre geschwächt und deshalb schneller 
entladen als die anderen. Alle anderen liefern noch munter 3.3V, die 
schwächelnde nur noch 2.4.

Dann stehen noch 3x 3.3 + 2.4 = 12,3 V zur Verfügung, das könnte 
reichen. Die Einzelzellen können maximal 400A (kurzfristig) liefern:
    https://www.ev-power.eu/Winston-40Ah-200Ah/WB-LYP40AHA-LiFeYPO4-3-2V-40Ah.html?force_sid=ieqppts26tp98qshf3k5tnb2c4#tab2

Wenn ich aber jetzt ein BMS in der 4S-"Batterie" hätte, das eine 
schwache Zelle überbückt oder gar die gesamte Last abtrennt, geht gar 
nichts mehr. Und wie gesagt, wenn ich irgendwo im Schneesturm nicht 
loskomme, kostet eine neue 4S-Einheit mit 270 EUR bzw. eine neue 
Einzelzelle mit 50 EUR deutlich weniger als ein Abschleppwagen...

Das war meine Argumentation.

von Old P. (Gast)


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Martin H. schrieb:
>
> Wenn ich aber jetzt ein BMS in der 4S-"Batterie" hätte, das eine
> schwache Zelle überbückt oder gar die gesamte Last abtrennt, geht gar
> nichts mehr.

Das ist der Sinn eines BMS. Es soll die Zellen schützen und nicht die 
Nerven des Betreibers (allerings durch Pkt1 auch das ;-))

> Und wie gesagt, wenn ich irgendwo im Schneesturm nicht
> loskomme, kostet eine neue 4S-Einheit mit 270 EUR bzw. eine neue
> Einzelzelle mit 50 EUR deutlich weniger als ein Abschleppwagen...

Wenn Du im Schneesturm steckst, nutzt Die eine mangels BMS 
durchgegangene Zelle auch nichts. Doch, falls die brennt, kannste die 
Füße wärmen... :-)

> Das war meine Argumentation.

Dito

Old-Papa

von Martin H. (elektrofritz)


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Old P. schrieb:

> Das ist der Sinn eines BMS. Es soll die Zellen schützen und nicht die
> Nerven des Betreibers (allerings durch Pkt1 auch das ;-))
>
>> Und wie gesagt, wenn ich irgendwo im Schneesturm nicht
>> loskomme, kostet eine neue 4S-Einheit mit 270 EUR bzw. eine neue
>> Einzelzelle mit 50 EUR deutlich weniger als ein Abschleppwagen...
>
> Wenn Du im Schneesturm steckst, nutzt Die eine mangels BMS
> durchgegangene Zelle auch nichts. Doch, falls die brennt, kannste die
> Füße wärmen... :-)

Ich will doch nur, dass die Zelle noch 5 Sekunden länger mitbelastet 
wird, bis der Motor läuft. Die 200 A Anlasserstrom hält sie ja sogar 
ganz offiziell aus (siehe Datenblatt). Und wenn Sie dabei tiefer als 
2.5V entladen wird, dann gehen vermutlich die Elektroden kaputt etc., 
aber sie wird nicht gleich in Flammen aufgehen. Eine automatische 
Abschaltung bei <2.5 Volt erlaubt mir halt nicht, die Zelle ggfls. zu 
opfern, um den Motor loszubekommen.

von noreply@noreply.com (Gast)


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Ich weis nicht, wie wichtig eine Notstartfunktionalität ist. Aber es 
gibt Alternativen. ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=X8D7sNKNu-8

von Dieter (Gast)


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Martin H. schrieb:
> vielen Dank - ich verstehe allerdings Deine Argumentation nicht:

Schaue Dir eine Kennlinie der Li-Zellen an, wie steil diese nach unten 
geht, weil nur noch so wenig Kapazität vorhanden ist. Zweitens steigt 
der Innenwiderstand mit der Entladung hier an.

200A*5s=1000As,
5% Restladung
1000/0,05=20000As
20000As/3600=6Ah, nicht größer 40Ah, also das ginge noch.
40Ah voll schaffen 400A
40Ah 5% voll schaffen 40...80A

==> Der eigentliche Starthilfeeffekt kommt nicht aus diesem Akku, 
sondern darüber dass dieser den anderen Akku kurz lädt und diese 
Kurzladung sofort zum größten Teil abgerufen wird.

von Old P. (Gast)


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Martin H. schrieb:
>
> Ich will doch nur, dass die Zelle noch 5 Sekunden länger mitbelastet
> wird, bis der Motor läuft. Die 200 A Anlasserstrom hält sie ja sogar
> ganz offiziell aus (siehe Datenblatt). Und wenn Sie dabei tiefer als
> 2.5V entladen wird, dann gehen vermutlich die Elektroden kaputt etc.,
> aber sie wird nicht gleich in Flammen aufgehen. Eine automatische
> Abschaltung bei <2.5 Volt erlaubt mir halt nicht, die Zelle ggfls. zu
> opfern, um den Motor loszubekommen.

Ich befürchte, wenn eine Zelle schon auf 2,5V abgesackt ist, dann nutzen 
die übrigen, selbst wenn die noch Saft haben, nichts. Deren 
Innenwiderstand wird schon so hoch sein, dass die gewünschten 200A 
einfach nicht durchkommen.
Wenn Du zwei C-Rohre (Feuerwehrschläuche) in der Mitte mit Gardena 1/2" 
verbindest, kannst Du auch keinen Brand löschen.

Old-Papa

von Martin H. (elektrofritz)


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Hi Dieter, Old Papa:
Ihr habt mich überzeugt - wenn die Zelle bei 2,5V ist, dann ist sie 
quasi auch gleich tot. Also ist es eigentlich egal, ob ein Summer angeht 
oder ein Relais die Last kpl. trennt.

Wegen der internen Balancer und weil es ein Pack aus gematchten Zellen 
ist, müsste die Starthilfefunktion aber eigentlich immer funktionieren, 
solange der Akku einigermaßen voll ist. Ich möchte halt keine 
Extra-Starthilfe-Lösung mitschleppen (die es mit LiPo ja zu kaufen 
gibt), sondern die LiFePO4-Zellen aus meiner mobilen Wohnmobil-Powerbox 
im Notfall dafür benutzen können:

- Schnellspann-Polklemmen runter
- Starthilfe-Kabel dran
- Motor starten ;-)

Das gute daran ist, dass man notfalls die Zellen über den eingebauten 
Solarladeregler und das 100W-Panel, das dazugehört, laden kann. Also im 
Notfall einen Tag mit etwas Sonne abwarten und dann einen neuen Versuch.

Die zentrale Erkenntnis aus dieser Diskussion ist für mich, dass das mit 
der Starthilfe nur mit einem einigermaßen vollständig geladenen Akku 
geht.

Danke!

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