Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik ESD Probleme


von MiMa (Gast)


Lesenswert?

In der Firma haben wir ESD Stühle, Tische, Schuhe und Fußboden.
Nach einem mysteriösen sterben von mehreren IC`s habe ich mit dem 
Multimeter den Widerstand zur Erde gemessen.

Tisch-Erde 1MOhm
Lötkolben-Erde 1MOhm
Ich-Stuhl-Boden-Erde open load (>50MOhm)
Ich-Schuhe-Boden-Erde open load

Kurzerhand das Multimeter auf DC umgestellt und die Spannung zwischen 
mir und Erde gemessen. Wenn ich mit den Schuhen über den Fußboden 
rutsche kann ich 20-30V messen. Diese fallen zwar rasch wieder ab aber 
das kann ja auch die Entladung über das Multimeter sein.

Hat jemand Erfahrungswerte ob das normal ist oder kann es sogar schnell 
bei sich messen?
Ich habe den leisen Verdacht, dass uns der Fußbodenleger über den Tisch 
gezogen hat..

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Kann an deinen Schuhen liegen. In der Ausbildung hatten wir 
Arbeitsschuhe, die ausdrücklich ableitfähig waren. Dennoch hatte man uns 
geraten, vorher einen geerdeten Kasten anzufassen, bevor wir mit CMOS 
Baugruppen hantieren.

von MiMa (Gast)


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Kann an deinen Schuhen liegen. In der Ausbildung hatten wir
> Arbeitsschuhe, die ausdrücklich ableitfähig waren. Dennoch hatte man uns
> geraten, vorher einen geerdeten Kasten anzufassen, bevor wir mit CMOS
> Baugruppen hantieren.

Vor dem Eingang haben wir ein ESD Prüfgerät und da bekomme ich grünes 
Licht (Von der Hand zu den Schuhen ohne Armband).

von Jens P. (picler)


Lesenswert?

MiMa schrieb:
> Hat jemand Erfahrungswerte ob das normal ist oder kann es sogar schnell
> bei sich messen?

Nein, ist nicht normal. Wenn du mit dem normalen Multimeter diese 
Spannungen erreichst, stimmt etwas nicht.
Wie messt ihr während der Produktion bzw. regelmäßig den ESD-Schutz?

> Ich habe den leisen Verdacht, dass uns der Fußbodenleger über den Tisch
> gezogen hat..

Wäre eine Möglichkeit. Bei den meisten ESD-Böden sind leitfähige Fasern 
im Kunststoff drin. Bevor die Beschichtung aufgebracht wird, hat der 
Fußbodenleger ein Gitter aus Kupferfolie auf den alten Hallenboden 
geklebt, was mit den Fundamenterder verbunden wird. So im Abstand von 
ca. 5m. Wir haben danach einen Widerstand von 50-100kOhm zwischen Erde 
und Hallenboden gemessen. Das ist zwar fast etwas niedrig, doch nach 
einiger Zeit ist der Boden etwas abgelaufen und der Widerstand geht 
hoch.

von MiMa (Gast)


Lesenswert?

Jens P. schrieb:
> Wie messt ihr während der Produktion bzw. regelmäßig den ESD-Schutz?

Ist ein Labor und keine Produktion, deshalb wird auch nicht regelmäßig 
gemessen. Bin mir nicht mal sicher ob das jemals von uns gemessen oder 
einfach dem Bodenleger vertraut wurde.


Jens P. schrieb:
> Wir haben danach einen Widerstand von 50-100kOhm zwischen Erde
> und Hallenboden gemessen

Das einzige was ich zwischen Teppich und Erde messen kann sind 0.6V DC. 
Bei AC ist nichts.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Kommt ganz drauf an wie hochohmig gemessen wird. Bei 10hoch12 wird auch 
ein Blatt Papier kritisch.

von MiMa (Gast)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Kommt ganz drauf an wie hochohmig gemessen wird. Bei 10hoch12 wird auch
> ein Blatt Papier kritisch.

50MOhm

von Blubb (Gast)


Lesenswert?

ESD-Armband tragen. Natürlich angeschlossen.

von MiMa (Gast)


Lesenswert?

Blubb schrieb:
> ESD-Armband tragen. Natürlich angeschlossen.

Mache ich jetzt auch seit heute Mittag, aber nur als Übergangslösung.
Müssen mit den Baugruppen oft zwischen den Arbeitsplätzen wechseln und 
diese verschrauben etc. Da will man nicht an 50cm Kabel hängen.
Wenn wir schon für einen ESD Boden bezahlen, dann wollen wir auch einen 
ESD Boden bekommen.

von Thomas S. (thschl)


Lesenswert?

hoffe ihr habt keine Putzfachkraft die den Boden mit Glänzer70 wischt 
und diesen versiegelt

von MiMa (Gast)


Lesenswert?

Thomas S. schrieb:
> hoffe ihr habt keine Putzfachkraft die den Boden mit Glänzer70 wischt
> und diesen versiegelt

Ist ein Teppichboden

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Jens P. schrieb:
> Bevor die Beschichtung aufgebracht wird, hat der
> Fußbodenleger ein Gitter aus Kupferfolie auf den alten Hallenboden
> geklebt, was mit den Fundamenterder verbunden wird.

Womöglich hat der Fußbodenleger das in den Räumlichkeiten des TE genauso 
gemacht, aber auf die Kupferfolie eine weitere Lage an Teppichkleber 
aufgetragen und somit den Teppich gegen die Folie isoliert.

In meinen Räumlichkeiten hängen Streifen aus Kupferfolie in den 
Bodenelektranten und sind dort jeweils mit dem Schutzleiter verbunden. 
Ebenso kenne ich auch andere Räume, in denen der Kupferstreifen am 
Heizungsrohr angeschlossen ist. Vielleicht wurde es auch einfach 
vergessen, diese Streifen anzuschließen. Oder jemand wollte das ganze 
besonders hübsch machen und hat die überstehenden Streifen vor dem 
Anschließen bündig abgeschnitten. Oder die Streifen sind an lackierten 
Heizungsrohren angebracht, ohne die Lackschicht zu durchstoßen.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

MiMa schrieb:
> Ich habe den leisen Verdacht, dass uns der Fußbodenleger über den Tisch
> gezogen hat..

ESD-Belag hat an den Seiten Kupferbänder als Anschluß und die sind 
natürlich mit Schutzerde zu verbinden.

Im Winter, wenn man an den Türklingen überall einen gewischt bekommt, 
merkt man den Unterschied deutlich zwischen normalem Belag und 
ESD-Belag.

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Im Winter, wenn man an den Türklingen überall einen gewischt bekommt,
> merkt man den Unterschied deutlich zwischen normalem Belag und
> ESD-Belag.

Interessanterweise hatte ich einmal ein Paar Schuhe, welches sich/mich 
bei korrekt geerdetem ESD-Fußboden deutlich stärker elektrostatisch 
aufgeladen hat als auf normalen Fußboden. Folglich sollte man auch 
unbedingt entweder geeignetes Schuhwerk oder gar keine Schuhe tragen, 
wenn man Aufladungen vermeiden bzw. sofort ableiten will.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Womöglich hat der Fußbodenleger

Sorry, aber solche Böden werden von Fachfirmen verlegt, die wissen was 
sie tun.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Sorry, aber solche Böden werden von Fachfirmen verlegt, die wissen was
> sie tun.

Du glaubst doch nicht im Ernst, dass der billige Helfer, der kaum seinen 
Namen buchstabieren kann, Ahnung von ESD-Fußböden hat? Und gerade bei 
größeren Unternehmen wird der billigste Sub-Subunternehmer vom billigen 
Subunternehmer beauftragt, um Handwerkerleistungen zu erbringen.

Da nützt es überhaupt nichts, wenn der eigentliche Auftragnehmer 
angeblich Ahnung hat. Der wird bei der Weiterbeauftragung zwar irgendwo 
festhgelegt haben, wie die Arbeiten auszuführen sind, aber diese 
Informationen werden bei den Arbeitern entweder gar nicht ankommen oder 
nicht gelesen werden. Nur der niedrige Preis zählt. Und falls es eine 
Reklamation geben sollte, fährt jemand zum Kunden und bastelt ihm ein 
Stückchen Kupferband an den Teppichrand. Und dann hofft man, dass der 
Kunde kein entsprechendes Messgerät einsetzt.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Mein Vater verlegt solche und andere spezielle Böden in flüssiger Form. 
Er muss dafür regelmäßig Prüfungen ablegen, um seine Zulassungen zu 
erneuern. Ohne diese bekommt er keinen Auftrag. Wenn er andere mit 
arbeiten lässt (was meistens der Fall ist), muss er sie die ganze Zeit 
beaufsichtigen.

Solange der Meistro den Hiwis genau sagt, was sie zu tun haben und das 
auch kontrolliert, sollte alles in Ordnung sein. Abgesehen davon werden 
solche Böden anschließend von einem Gutachter geprüft - wer sich diese 
Kosten spart ist selbst Schuld.

von P. S. (namnyef)


Lesenswert?

ESD-Messungen mit dem Multimeter sind in vielen Fällen einigermaßen 
nutzlos. Der Widerstand Boden-Erde kann man z.B. nur sinnvoll mit einem 
Hochohmmeter und geeigneter Messelektrode messen.

Nach der Schilderung könnte tatsächlich die Ableitfähigkeit des Bodens 
ein Problem sein.

Unser Boden wird z.B. einmal jährlich von einem ESD-Profi durchgemessen.

von MiMa (Gast)


Lesenswert?

Stefanus F. schrieb:
> Abgesehen davon werden
> solche Böden anschließend von einem Gutachter geprüft - wer sich diese
> Kosten spart ist selbst Schuld

Wir können nicht alles überprüfen. Wenn die Firma sagt sie haben die 
Arbeiten Ordnungsgemäß durchgeführt (wobei da auch messen dazu gehört) 
dann müssen wir ihnen glauben.
Oder prüft ihr bei jedem neu gekauften Gerät die Einhaltung aller Normen 
nach?

von MiMa (Gast)


Lesenswert?

Neue Messung. Diesmal mit einem Isolationsmessgerät. Eine genormte 
Elektrode habe ich leider keine, deshalb habe ich den Widerstand 
Stuhl-Boden-Erde gemessen. Wegen dem Anpressdruck bin ich während den 
Messungen auf dem Stuhl gesessen.

Prüfspannung 250V: Gibt viele Bereiche wo der Widerstand >275MOhm ist. 
Einige besser leitende mit ~100MOhm

Prüfspannung 500V: Gibt viele Bereiche wo der Widerstand ~50MOhm ist. 
Einige besser leitende mit ~10MOhm

Prüfspannung 1000V: Der Widerstand schwankt zwischen 3-5MOhm. 
Hochohmigere Bereiche konnte ich keine finden.

Leider fehlt mir in dem Bereich komplett die Erfahrung aber ich finde 
die Widerstände recht hoch. Was meint ihr?

von Peter S. (Gast)


Lesenswert?

MiMa schrieb:
> Wir können nicht alles überprüfen. Wenn die Firma sagt sie haben die
> Arbeiten Ordnungsgemäß durchgeführt (wobei da auch messen dazu gehört)
> dann müssen wir ihnen glauben.

Nein, es ist einzig und alleine eure Verantwortung sicherzustellen, dass 
eure Produkte nicht durch ESD beschädigt werden.
Wenn ihr ESD-Maßnahmen durchführt, sollten diese selbstverständlich 
normgerecht überprüft werden. Dafür gibt es Dienstleister. Die machen 
den ganzen Tag nichts anderes und haben alle nötigen Messgeräte und das 
entsprechende Know-How.

von horst (Gast)


Lesenswert?

MiMa schrieb:
> Prüfspannung 250V: Gibt viele Bereiche wo der Widerstand >275MOhm ist.
> Einige besser leitende mit ~100MOhm
>
> Prüfspannung 500V: Gibt viele Bereiche wo der Widerstand ~50MOhm ist.
> Einige besser leitende mit ~10MOhm
>
> Prüfspannung 1000V: Der Widerstand schwankt zwischen 3-5MOhm.
> Hochohmigere Bereiche konnte ich keine finden.

Der obere Grenzwert für ESD Stühle liegt nach DIN EN 61340-5-1:2017 bei 
1GOhm.

von 2 Cent (Gast)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Interessanterweise hatte ich einmal ein Paar Schuhe, welches sich/mich
> bei korrekt geerdetem ESD-Fußboden deutlich stärker elektrostatisch
> aufgeladen hat als auf normalen Fußboden.
Reibpartner. Mit Nylonschuhen auf Nylonboden schlurfen lädt dich nicht 
auf :D

> Folglich sollte man auch
> unbedingt entweder geeignetes Schuhwerk oder gar keine Schuhe tragen,
> wenn man Aufladungen vermeiden bzw. sofort ableiten will.
Also Barfuss auf Schweinslederboden klingt gut. Oder, wie mancher 
LKW-Fahrer, mit Holzclogs auf dem Siebdruck-M-Plex-Holzboden der 
Ladefläche; wer sagt denn das Holzclogs keine Sicherheitsschuhe wären :D


Ein paar Zahlen, Messpsannung der Widerstandsmessung steht leider nicht 
wirklich dabei, aber nach meiner Meinung muss das Zeug auch bei 
kleinster Spannung (Leitwert/Widerstandsmessspsannung jedes DMM) 
leitfähig sein, ansonsten (>250V Isolationsmessgerät soll ja Isolation 
beweisen, und eben nicht die Leitfähigkeit) ist jede 
Antistatikmassnahme sinnlos:
https://www.all-electronics.de/wp-content/uploads/migrated/article-pdf/101186/pr08-11-048.pdf

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.