Forum: Markt PCB Innenlayer sichtbar machen


von Steffen H. (steffenh)


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Hallo zusammen,

ich habe eine Multilayer Platine (4 Lagen), die ich reverse engineere. 
Die äußeren Layer habe ich optisch übertragen. Jetzt möchte mich an die 
Innenlayer machen.

Wie kann ich sie sichtbar machen? Angeblich funktioniert das mit 
röntgen. Ich habe deshalb vier Firmen, die mit Röntgenanalyse werben, 
angeschrieben. Keine hat geantwortet.

Wer kennt eine gute Firma, die das anbietet? Oder gibt es hier im Forum 
jemanden, der mir weiterhelfen kann? Die Platine ist ca. 15x15 cm, 
Strukturbreiten >= 0,2 mm.

Grüße
Steffen

von René F. (Gast)


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Wenn du die Leiterplatte nicht mehr zwingend brauchst dann würde ich an 
deiner Stelle die Bauteile entfernen und die Leiterplatte delaminieren, 
es gibt aber auch noch die Option einfach alle Verbindungen 
durchzupiepsen, wenn du schreibst du konntest die Aussenlagen bereits 
komplett übertragen spricht es dafür das du schon alle Bauteile entfernt 
hast oder keine BGAs oder QFNs verbaut sind.

von Steffen H. (steffenh)


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Die Bauteile sind alle entfernt, stimmt. Die Platine darf zerstört 
werden.

Durchpiepsen ist aufwändig und fehleranfällig. Ich habe gestern zwei 
Stunden damit verbracht, nur die GND und Vcc Verbindungen 
herauszufinden. Das waren vielleicht 30 von 600 Pins. Ursprünglich 
dachte ich nämlich, dass die Innenlagen nur die Versorgung führen (was 
aber nicht stimmt). Durchpiepsen ist jedenfalls meine letzte Wahl.

Wie delaminiere ich die Leiterplatte denn? Wenn ich die Suchmaschine 
damit füttere bekomme ich Seiten, die sich damit befassen, wie man 
Delamination verhindert. Hast Du einen Tipp für mich?

von Thomas L. (ics1702)


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Steffen H. schrieb:

>
> Wie delaminiere ich die Leiterplatte denn?

kannst du die Lagen nicht durch abschleifen freilegen?
Auf eine Glasplatte einen Bogen Schleifpapier legen und die Platine dann 
über das Schleifpapier bewegen bis der nächste Layer sichtbar wird?
Habe ich noch nie gemacht, war nur mein erster Gedanke.

Gruß Thomas

von Steffen H. (steffenh)


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Ja, das soll wohl gehen. So eine Kupferschicht ist allerdings nur 35 µm 
stark. Und die Leiterbahnen im schlimmsten Fall nur 0,2 mm breit. Man 
muss also äußerst präzise arbeiten.

Aber: Ich lese häufiger, man solle die Platine einfach röntgen. Dann 
bekommt man die inneren Lagen. In guter Auflösung und sogar 
zerstörungsfrei. Und so teuer wäre es auch gar nicht mal.

Aber wer macht so was nun konkret?

von Maik .. (basteling)


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Gegen eine Spende in die Kaffeekasse wird Dir Dein Zahnarzt / Chirurg 
oder Tierarzt Röntgenbilder anfertigen. Die Zahnarzt Digitalgeräte 
reichen zumindest dafür - schlechte Lötstellen unter QFN ICs zu 
diagnostizieren.

von Oliver P. (Gast)


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Maik .. schrieb:
> Tierarzt

Das könnte eine gute Quelle sein, da die ja rein privat arbeiten. Beim 
Zahnarzt stelle ich mir das eher komplizierter vor.

von Steffen H. (steffenh)


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Ob das funktioniert? Es muss ja die richtige Ebene fokussiert werden. 
Die oberste Schicht muss durchdrungen werden und die erste innere 
reflektieren.

Ok, ich werde es ausprobieren. Danke für Eure Ratschläge!

Grüße
Steffen

von Stephan H. (stephan-)


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> Maik .. schrieb:
> Gegen eine Spende in die Kaffeekasse wird Dir Dein Zahnarzt / Chirurg
> oder Tierarzt Röntgenbilder anfertigen. Die Zahnarzt Digitalgeräte
> reichen zumindest dafür - schlechte Lötstellen unter QFN ICs zu
> diagnostizieren.

Deswegen zahlt man beim Tierarzt meist richtig Asche für Bilder.

von Dieter W. (dds5)


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Steffen H. schrieb:
> Ob das funktioniert? Es muss ja die richtige Ebene fokussiert werden.
> Die oberste Schicht muss durchdrungen werden und die erste innere
> reflektieren.

Meines Wissens ist Röntgen ein Durchstrahlungsverfahren, da wird nichts 
reflektiertes erfasst.
Prinzipbedingt wäre das Ergebnis eine Überlagerung aller Layer - ob 
das so wirklich hilfreich ist?

: Bearbeitet durch User
von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Dieter W. schrieb:
> Prinzipbedingt wäre das Ergebnis eine Überlagerung aller Layer - ob
> das so wirklich hilfreich ist?

Ich arbeite in meinem Job regelmäßig mit einer AXI-Anlage. Es ist schon 
möglich, die Layer voneinander zu unterscheiden. Mit etwas Geduld kann 
man Leiterbahnen verfolgen - Das geht schon. Es sind halt 
halbtransparente graue Ebenen, die übereinander liegen.

Mit unserer Anlage kann ich sogar die Bonddrähte in IC-Gehäuse 
überprüfen. Das ist lustig :D

Eventuell ließen sich auch die äußeren Layer mechanisch/chemisch 
entfernen und dann die verbleibenden Lagen mit Röntgen untersuchen, 
wodurch die Innenlagen bei der Bearbeitung nicht beschädigt werden.

von Manuel S. (schumix)


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Thomas L. schrieb:
> kannst du die Lagen nicht durch abschleifen freilegen?
> Auf eine Glasplatte einen Bogen Schleifpapier legen und die Platine dann
> über das Schleifpapier bewegen bis der nächste Layer sichtbar wird?
> Habe ich noch nie gemacht, war nur mein erster Gedanke.

Ja das klappt wunderbar. Aber nur soweit schleifen, bis das Kupfer der 
Außenlage weg ist. Man kann dann durch das Prepreg auf die Innenlage 
schauen. Dazu am besten das FR4 nass machen oder einölen. Wenn man immer 
noch nichts sieht, einfach weiter schleifen.

Gruß Manuel

von Soul E. (Gast)


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Dieter W. schrieb:

> Meines Wissens ist Röntgen ein Durchstrahlungsverfahren, da wird nichts
> reflektiertes erfasst.

Es gibt ein Verfahren, das nennt sich "Computertomographie". Da wird aus 
verschiedenen Richtungen geröntgt und aus der Überlagerung ein 3D-Abbild 
des Prüflings erzeugt. Bei Leiterbahnen kann man damit sehr schön die 
Innenlagen und die Durchkontaktierungen erkennen. Mit passender SW kann 
man auch Schnitte durch die Platte legen und so Teile ausblenden.


(das gibt's auch in der Medizin, allerdings mit inkompatiblen 
Beschleunigungsspannungen und Stundensätzen)

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Such dir jemanden, mit guter Flachschleifmaschine.

Dann die Platine z.b. mit gutem Heisskleber (also nicht der Schrott vom 
Baumarkt, sondern das Zeug, das glashart und spröde ist, wenn kalt) auf 
einen Stahlklotz kleben und vorsichtig abschleifen.

Dann photographieren, warm machen und umdrehen.

PS, keine Ahnung was das für Heisskleber war, hatte ich mal zum 
Schleifen von Proben benutzt, könnte ev. auch Kolophonium-Harz gewesen 
sein, zumindest bei Raumtemperatur hart und spröde und harzartig wenn 
warm.

: Bearbeitet durch User
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