Ich habe mir eine Heißluft-Station bestellt, damit möchte ich im Rahmen meines Hobbies Mikrocontroller im 0,5mm LQFP Format löten. Ich habe keine Ahnung, wie man damit umgeht, und kenne niemanden, der es mir beibringen könnte. Deswegen habe ich mir dazu Youtube Videos angeschaut (ist eigentlich nicht meine Art, zu lernen). In einigen Videos habe ich gesehen, dass der Mensch den Mikrocontroller mit der Heißluft wiederholt umkreist hat, bis das Zinn an allen Lötstellen eine gute Form angenommen hat. Das dauert in einigen Videos mehr als 30 Sekunden. Ist das nicht viel zu lang? Ich kenne bisher nur klassisches Löten mit Lötkolben an THT Bauteilen, da galt immer die Regeln, dass man pro Pin nicht länger als 5 Sekunden (normalerweise nur 1-2 Sekunden) arbeiten soll und den Chip zwischendurch ggf. etwas abkühlen lassen soll. Dann habe ich in einem Video gesehen, dass der Mensch eine Flüssigkeit auf das heiße IC getropft hat, die sofort zischend verdampfte. Scheint Wasser gewesen zu sein. Leider hat er den Sinn der Aktion nicht erklärt. Ich habe meine Zweifel, ob so ein plötzliches Herunterkühlen dem Chip gut tut oder ihn eher gefährdet. Was sagen die Profis dazu?
Stefanus F. schrieb: > Ist das nicht viel zu lang? Ich kenne bisher nur klassisches Löten mit > Lötkolben an THT Bauteilen, da galt immer die Regeln, dass man pro Pin > nicht länger als 5 Sekunden arbeiten soll und den Chip zwischendurch > ggf. etwas abkühlen lassen soll. Schaue Dir doch einfach mal Lötprofile typischer Bauteile an. Der Hersteller sollte solche Profile haben und auch veröffentlichen.
genau, das Lötprofil hilft ungemein. Allerdings muss man sagen, dass die meisten Bauteile bei weitem mehr Hitze aushalten, als garantiert wird. Immerhin ist das ja nur Silizium und Plastik, das gilt für die meisten, nicht alle ICs. LQFP mache ich aber mit einer Hohlkehlspitze, da braucht man eigentlich keine Heißluft, diese benutze ich erst bei QFN usw. https://www.youtube.com/watch?v=eBIjsZ1dcT0 Wichtig ist das richtige Werkzeug zu verwenden, also ordentliche Spitzen und ordentliches Zinn sowie gutes Flußmittel (also kein Ebay Zeug). LG
> Lötstellen eine gute Form angenommen hat. Das dauert in einigen Videos > mehr als 30 Sekunden. > Ist das nicht viel zu lang? Das ist bei grossen ICs eher zu kurz als zu lang. Es braucht ja einfach seine Zeit bis man nicht nur das Bauteil sondern auch die Platine mit dem Kupfer drumrum auf Temperatur hat. Letztlich ist das ganze aber eine Sache des Gefuehls. Am besten mit einer alten Platine alles 10x ueben bis man es im Griff hat. Die meisten Menschen machen zu anfang den Fehler zu heiss und zu kurz zu arbeiten. Und die eingestellte Temperatur ist auch ehe ein Anhaltpunkt weil die Temperatur natuerlich auch vom Abstand und der Bewegung abhaengt. Der zweite Fehler ist dann zu ungeduldig zu sein wenn man Bauteile abloetet. Die Leute reissen dann immer Pads mit ab wenn sie ein Bauteil runternehmen. Olaf
Macht es Sinn, eine beheizte Arbeitsplatte zu besorgen, um die Platinen vorzuwärmen?
Stefanus F. schrieb: > Macht es Sinn, eine beheizte Arbeitsplatte zu besorgen, um die Platinen > vorzuwärmen? Das lohnt sich, wenn du große, Wärme abführende Flächen hast. Wir haben hier manche Teile, die wir ohne Preheater nicht gelötet bekämen. Das betrifft aber vor allem Dinge wie USB-Buchsen, HF-Buchsen und sowas. Bei QFP hat man schmale Pins und zu GND-Flächen normalerweise Wärmefallen, da braucht man das nicht unbedingt.
Stefanus F. schrieb: > beheizte Arbeitsplatte zu besorgen macht Sinn bei ICs mit PADs unter Gehäuse oder BGAs. Preheater sind schon ne feine Sache. Meistens komme ich aber ohne aus.
Danke Leute, das wird noch richtig spannend für mich. Vielleicht sollte ich mal eine funktionsfähige Platine wiederholt auseinander nehmen und wieder zusammen setzen - nur so zum üben.
Stefanus F. schrieb: > funktionsfähige Platine nimm ne alte - da schadet es nix, wenn nix mehr funzt. Habe auch so geübt. Allerdings zu THT-Zeiten in den 80ern letztes Jahrhundert - Fernseher & Radios. Plus dann Praktikums-Arbeiten - war viel zu löten... SMD erst seit ca. 5 Jahren - rein als Hobby. :-)
Olaf B. schrieb: > da schadet es nix, wenn nix mehr funzt. Aber dann merke ich nicht, wenn ich schlecht gearbeitet habe. Es sind ja nicht alle Mängel gut sichtbar.
Du wirst die sehen :-) Nimm ne Lupenbrille &&|| USB-Mikroskop - Du hast diese Ausstattung seit kurzem. Glaub mir, man sieht es. Notfalls mal durchklingeln. Kannst auch auch ne funktionierende PCS nehmen. Bloß aufpassen. PADs auf PCB lösen sich schnell. :-) Ist mir schön öfters passiert. Gibt bei Ali auch PCBs mit Equipment f. Lötübungen.
Olaf B. schrieb: > Gibt bei Ali auch PCBs mit Equipment f. Lötübungen. Habe ich schon bestellt, ich warte darauf. Ich habe gerade Erfahren, dass ein Gewisser Jogi in einem Düsseldorfer Club Mitglied sei, wo Heißluft Löten praktiziert wird. Da finde ich sicher jemanden, der es mir beibringen kann. Wenn die ganzen Werkzeuge da sind, kümmere ich mich um Kontaktaufnahme.
Maker-Workshop... Probier einfach. Hier ein paar km entfernt. Bin in SA - Provinz. :-( Verwöhnt durch BW - S :-) Üben hilft. Habe am Anfang mit SMD - Station v. Aoyue - auch erst mal kämpfen müssen. Waren einige PCBs dabei, die als Koks hätten durchgehen können. Oder musste Hühnerfutter / -schiss zusammnsuchen. Alles eine Frage der Erfahrung / Einstelllung...
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Viele Faktoren: Gerät, Temperatur, Luftrate, Düse, Abstand, PCB. Und es ist ein "Handwerkzeug": dadurch ist es eh Gefühls- und Übungssache. Die vorgegebene Temperatur stellt sich am Bauteil eh nicht so einfach ein. Zu wenig Luft transportiert zu wenig Leistung - zu viel Luft und die Teile fliegen weg. Platine mit Platte von unten vorwärmen kann helfen. Evtl. kriegt man mit Thermoelement/IR-Thermometer/Wärmebildkamera ein ungefähres Temperaturprofil 'raus (auf den ICs messen, nicht auf spiegelnden Lötstellen).
> Macht es Sinn, eine beheizte Arbeitsplatte zu besorgen, um die Platinen > vorzuwärmen? Das haengt von der Platine ab. In etwas 10% der Faelle brauche ich sowas. Immer dann wenn man Exposed-Pads zur Waermeabfuhr hat die sehr gut an ein Kupferlayer angebunden sind. Allerdings loete ich bei Heissluft lieber mit einem geregelten Baumarktfoen. Wuerde ich mit so einem kleinen Spielzeug heisslueften dann wuerde ich die Platte vermutlich oefters brauchen. Allerdings ist so eine Platte natuerlich etwas doof wenn die Platine beidseitig bestueckt ist. .-) Olaf
Stefanus F. schrieb: > Olaf B. schrieb: >> da schadet es nix, wenn nix mehr funzt. > > Aber dann merke ich nicht, wenn ich schlecht gearbeitet habe. Es sind ja > nicht alle Mängel gut sichtbar. Nimm dir doch einfach ein Bluepill Board, entlöte beliebige Bauteile und löte sie danach wieder ein. Dabei könntest du gleich R10 auf 1,5k abändern und den F103 durch einen F3 oder G0 ersetzen. Wenn es schief geht hast du halt 1,50€ Lehrgeld bezahlt. Entlöten ist aber eigentlich viel schwieriger als zu bestücken und du brauchst ordentliches Flussmittel. Was Youtube und Co angeht, so würde ich hier mal den Kanal von Louis Rossmann empfehlen. Der lötet mitunter auch mal einen feinen Draht zwischen den Lötpunkten eines 0,5mm pin pitch BGA hindurch zu einem dezidierten Pin. Nicht das man sowas fürs Hobby unbedingt bräuchte aber wenn man das gesehen hat, wirkt ein "normaler" QFN-IC irgendwie total harmlos.
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