Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Verbreitung von Automotive µC


von Manfred M. (Gast)


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Hallo Liebe µC Gemeinde,

ich mache zurzeit ein freiberufliches Projekt, wo die wichtigste 
Anforderung ist, dass der Mikrocontroller mindestens 10 Jahre verfügbar 
ist und hohe Temperaturen verträgt. Nach Recherche ist mir bewusst, dass 
da nur Automotive Chips in Frage kommen (das steht auch schon jetzt mit 
dem Kunde fest!). Ich habe mir folgende mögliche ausgesucht:
- S32 von NXP
- SPC5 von ST
- TriCore Aurix von Infineon
- SAM E5x und SAM E70 von Atmel

Alle Chips können das von mir geforderte mit Leichtigkeit(bezüglich 
Geschwindigkeit, CAN-Bus, ADC-Auflösung).

Was mir jedoch wichtig ist, ist die Verbreitung in Communities, die 
Handlichkeit/Performance der Entwicklungssoftware und verfügbaren 
Libraries. Kennt sich jemand in dem Automotive Bereich aus und kann was 
dazu sagen? (oder kennt einen alternativen Chip bei dem das alles 
stimmt?)


Grüße und Danke für eure Erfahrung,

Manfred

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Die ARM-basierten µC hätten zumindest den Vorteil, dass du verbreitete 
Open-Source-Tools (Compiler, IDE, Debugger) nutzen kannst, sofern die 
Hersteller-Bibliotheken damit funktionieren. Sicherheitskritisches wird 
man damit aber wohl nicht machen können.

von Peter D. (peda)


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von Test (Gast)


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Ich würde sehr dringend erst mal abklopfen was für Anforderungen der 
Kunde an die Softwareentwicklung hat. Von da ausgehen kannst du dir 
Controller raussuchen deren Compiler du dir als Freiberufler leisten 
kannst.

von spess53 (Gast)


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Hi

>http://ww1.microchip.com/downloads/en/De

Das ist aber auch nicht mehr ganz taufrisch: • Atmel Studio 6

MfG Spess

von taufrisch (Gast)


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spess53 schrieb:
> Hi
>
>>http://ww1.microchip.com/downloads/en/De
>
> Das ist aber auch nicht mehr ganz taufrisch: • Atmel Studio 6
>
> MfG Spess

Das ist Medizintechnik. Da ist man immer hindendran.

Der Hintergrund ist, dass der Kram zertifiziert werden muss, und das ist 
teuer. Das tut man nicht, weil das neue Tool bunter blinkt, sondern nur 
wenn man muss.

von Christopher J. (christopher_j23)


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Würde noch die Kinetis EA Serie von ehemals Freescale, jetzt NXP 
einwerfen. KEAZ64 und KEAZ128 bieten beide auch CAN.

Manfred M. schrieb:
> Nach Recherche ist mir bewusst, dass
> da nur Automotive Chips in Frage kommen (das steht auch schon jetzt mit
> dem Kunde fest!).

Warum eigentlich? Einen erweiterten Temperaturbereich bekommst du doch 
auch mit "industrial grade", oder etwa nicht?

von spess53 (Gast)


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Hi

>Das ist Medizintechnik.

Da hat der Link nicht geklappt. Ich meinte den den aus PeDas Beitrag:

Beitrag "Re: Verbreitung von Automotive µC"

Und das ist Automobiltechnik.

MfG Spess

von Eric B. (beric)


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Test schrieb:
> Von da ausgehen kannst du dir
> Controller raussuchen deren Compiler du dir als Freiberufler leisten
> kannst.

Als Freiberufler sollte man sich da nichts leisten müssen, sondern vom 
Kunden bezahlen lassen.

von NichtWichtig (Gast)


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von taufrisch (Gast)


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spess53 schrieb:
> Hi
>
>>Das ist Medizintechnik.
>
> Da hat der Link nicht geklappt. Ich meinte den den aus PeDas Beitrag:
>
> Beitrag "Re: Verbreitung von Automotive µC"

Ah, ok :-)

Jedenfalls zum Thema noch:
Abseits vom Automotive-Sektor gibt es schon noch Möglichkeiten. Mein 
Arbeitgeber ist, sagen wir mal, im gewerblichen Sektor unterwegs. 
Entsprechend laufen die Produkte sehr lange (teils über 20 Jahre), und 
Langelebigkeit und Abkündigungen sind bei uns große Themen.

Wir haben auch ST-Controller im Einsatz. ST hat viele Controller im 
Longevity Program für 10 Jahre, beginnend ab Januar:
https://www.st.com/content/st_com/en/about/quality-and-reliability/product-longevity.html

Rücksprache mit dem Distributor oder ST-FAE ist aber empfehlenswert, die 
können bei der Wal der korrekten Derivate aus dem STM32-Dschungel 
helfen. Es gibt ja balt >1000 Derivate der Serie, nicht jedes davon ist 
ein Highrunner.

Was auch noch ginge, sind Microchip PIC. Da wurde bisher - soweit mir 
bekannt - noch gar nichts abgekündigt. Wir haben einige uralte Platinen 
mit PICs noch in Produktion, und zumindest den Controller (ein 
PIC16C715) ist noch erhältlich. Und das Teil ist wirklich sehr als ;-)
Es muss ja kein 8-Bitter sein, PIC32 gitbs ja auch.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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taufrisch schrieb:
> Entsprechend laufen die Produkte sehr lange (teils über 20 Jahre), und
> Langelebigkeit und Abkündigungen sind bei uns große Themen.

Alternative: Software mittels einer Hardwareabstraktion und/oder RTOS 
entwickeln, und immer den aktuell billigsten Controller nehmen. Jedes 
Mal wenn einer abgekündigt wird fällt dann etwas Portierungsaufwand an, 
aber dadurch hat man mehr Freiheit bei der Controllerwahl und kann eben 
ggf. Einkaufskosten sparen. Was in Summe wirtschaftlicher ist muss man 
dann evaluieren...

von taufrisch (Gast)


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Niklas G. schrieb:
> taufrisch schrieb:
>> Entsprechend laufen die Produkte sehr lange (teils über 20 Jahre), und
>> Langelebigkeit und Abkündigungen sind bei uns große Themen.
>
> Alternative: Software mittels einer Hardwareabstraktion und/oder RTOS
> entwickeln, und immer den aktuell billigsten Controller nehmen. Jedes
> Mal wenn einer abgekündigt wird fällt dann etwas Portierungsaufwand an,
> aber dadurch hat man mehr Freiheit bei der Controllerwahl und kann eben
> ggf. Einkaufskosten sparen. Was in Summe wirtschaftlicher ist muss man
> dann evaluieren...

Hmm, das klingt theoretisch toll.

Praktisch ist das eher so:
Bei meinem Arbeitgeber beispielsweise sind die Stückzahlen mittel 
(wasweisich, ein paar wenige Tausend pro Jahr oder weniger), da müsstest 
du jedesmal die Platinen angreifen, wenn der Controller zu tauschen ist. 
Das macht Einmalkosten, schon in der Hardware.

Dazu muss der Kram jedesmal durch die QS, wo halt auch noch Aufwand 
anfällt. Und EMV wird auch fällig, bei externen Prüfinstituten, das 
kostet auch "geringfügig" (aleine das bis zu 10k€). Weil weltweiter 
Verkauf.

Die Host-Systeme müssen Firmware-Pakete für alle möglichen Controller 
mitschleppen, die Software muss erkennen was sie wo hineinzuspielen hat, 
kritische Fehler müssen dann in mehreren Projekten behoben werden. Ja 
gut, wenn das richtig gemacht ist, muss man nur "Compile" drücken, 
testen darf man trotzdem.

Das alles ist Aufand, und ein paar zehntausend Euro Einmalkosten 
schlagen sich dann schon merklich im Endpreis nieder.

Dazu das übliche Standard-Chaos:
Manchen Code kann nur der Entwickler lesen, der die Firma schon vor 10 
Jahren verlassen hat. Manchen Code muss man aus Kompatibilitätsgründen 
aus alten Projekten mitziehen, für Portierung hat man keine Zeit. Und 
gewachsen sind viele Projekte auch. Also wachsen, im Sinne von Unkraut 
oder Krebs.
Und logischerweise: Für Pflege oder Portierung will niemand bezahlen.

von Christopher J. (christopher_j23)


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taufrisch schrieb:
> Praktisch ist das eher so:
> Bei meinem Arbeitgeber beispielsweise sind die Stückzahlen mittel
> (wasweisich, ein paar wenige Tausend pro Jahr oder weniger), da müsstest
> du jedesmal die Platinen angreifen, wenn der Controller zu tauschen ist.
> Das macht Einmalkosten, schon in der Hardware.

Bei den Einmalkosten für die Zertifizierung hast du wohl recht aber beim 
Controllertausch muss man nicht zwangsläufig die Platine redesignen. Bei 
den großen Herstellern gibt es eigentlich immer Pin-kompatible 
Nachfolger. Bei ST kann man sogar so ziemlich jeden STM32 im LQFP48 
durch einen beliebigen anderen im LQFP48 tauschen, selbst übergreifend 
über mehrere Familien, z.B. von F1 auf F3. Wenn sich dann die Platine 
nicht ändert ist auch die (Re-)Zertifizierung nicht mehr so wild, da man 
im Vorfeld sicher sein kann, dass das Design so durchgeht.

von taufrisch (Gast)


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Christopher J. schrieb:
> Bei ST kann man sogar so ziemlich jeden STM32 im LQFP48
> durch einen beliebigen anderen im LQFP48 tauschen, selbst übergreifend
> über mehrere Familien, z.B. von F1 auf F3. Wenn sich dann die Platine
> nicht ändert ist auch die (Re-)Zertifizierung nicht mehr so wild, da man
> im Vorfeld sicher sein kann, dass das Design so durchgeht.

Stimmt, und das ist ein relativ wichtiges Kriterium bei der Auswahl 
einer µC-Familie.

Das Problem bei der Sache liegt aber oft im Detail. Wenn man viel µC 
interne Peripherie verwendet, was man heute oft tut, wird es dann oft 
schwierig. Weil sich die Derivate in kleineren Details unterscheiden. 
Ich habe z.B. schon die Komparatoren der F051 verwendet, da wirds dann 
später vermutlich eng mit Ersatz. Gerade die Verwendung von Peripherie 
ermöglicht aber oft tolle Konzepte.

Wer das "Drop in Replacement" auch gut kann ist Microchip. Da kann man 
teils PIC16 durch PIC32 ersetzen. Es gibt  quasi Standard Footprint für 
PICs.

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