Forum: Offtopic Kompressionsartefakte bei DVB-S


von Jens M. (schuchkleisser)


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Hallo!

Mir ist (eben auch wieder) aufgefallen, das ich manchmal in bestimmten 
Szenen im TV geringe Farbzahl und Kompressionsartefakte sehen kann.
Verwendete Hardware ist
- Standard Astra Sat-Anlage, Ausrichtung ok, Pegel reichlich
- Dreambox DM8000 als Receiver
- Medion X18112/MD31240 TV (55" 4K)
Die Ausgabe auf der Box steht auf DVI 1080i, die Glotze ist via 1m 
passivem DVI/HDMI-Adapterkabel verbunden (der Rx hat nur DVI-Ausgang 
neben Scart usw., der TV nur HDMI-Eingang).
Der Rx zeigt mir Hausnummer 15dB SNR, bei alten Receivern hatte ich 
immer Pegel 80% oder besser & Qualität 100%.

Bei bestimmten Sendungen mit z.B. Meeres- oder Himmelaufnahmen kommt es 
vor, das ich so eine Art Halo sehe, weil der Farbverlauf zu gering 
aufgelöst wird.
Stört in 99% der Fälle nicht, aber manchmal sieht man es, vor allem weil 
es sich an den Farbübergängen klotzig bewegt.
Ich kenne den Effekt auch z.B. vom Teamviewer, wenn die Verbindung lahm 
ist und die Farbauflösung reduziert wird.

Ehrlich gesagt kann ich nicht sicher sagen, ob es nur DVB-S (also SD) 
hat oder auch DVB-S2, und einen anderen Receiver hab ich nicht.
Es würde aber nichts bringen den Tuner des TV zu nutzen, weil es nur 
selten und bei bestimmten Szenen sichtbar wird.

Kann mir jemand von euch sagen, woher das kommt?
- DVB-S(2) kann nicht so viele Farben auflösen, speziell am dunklen Ende 
sieht man das
- Der Receiver hat einfach ne scheiß "Grafikkarte"
- HDMI bzw. DVI kann das nicht weil 8bit/Farbe oder so
- Die billge Glotze ist Schuld.
- Oder noch was anderes

Einstellungen in der Richtung habe ich keine gefunden, Firmwaren sind 
alle aktuellst.
Die Klötze deuten für mich drauf hin, das es schon in der 
DVB-Übertragung oder Dekodierung passiert, also entweder ist es schon 
das Signal oder spätestens die Grafikkarte.

von Andreas M. (andreas_m62)


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Du bist ein Opfer der übertriebenen Datenkompression.
Schnelle, detailreiche Bilder benötigen eine hohe Rechenleistung.
Was denkst du, warum seit Einführung des Digital-TV
schnelle Bildschwenker vermieden werden?
Promo-Sendungen für hochauflösendes TV zeigen gerne langsame 
Drohnenflüge.

Ganz doll sichtbar sind solche Artefakte,
wenn zum Show-Ende Goldflitter von der Bühnendecke rieselt.

von Georg A. (georga)


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Nennt sich Banding. Liegt meistens an der Kompression (zu grosse Sprünge 
bei  grossflächigen Farbverläufen) und manchmal auch an der Verarbeitung 
in der Glotze (Mapping der Farbsysteme und Wertebereiche, 
Kontrast/Helligkeit, Kantenverstärkung, sonstige Bildverschlimmerungen).

von Jens M. (schuchkleisser)


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Andreas M. schrieb:
> schnelle, detailreiche Bilder benötigen eine hohe Rechenleistung.

Das Bild ist in den fraglichen Szenen eher leer und unbewegt.
Das Grisseln wenn sich auf einmal alles bewegt kenn ich.
Hier ist es ein dunkelblaues Bild, dann kommt ein Hai von unten, und um 
den Hai gibt es einen Heiligenschein, der sich mitbewegt.
Das Bild ist 75% einfarbig, hat aber einen Helligkeitsverlauf, und der 
ist stufig.

Andreas M. schrieb:
> Ganz doll sichtbar sind solche Artefakte,
> wenn zum Show-Ende Goldflitter von der Bühnendecke rieselt

Jau.
Wobei es Sender gibt, die das können, und welche die das nicht machen 
weil sie es nicht können.
Liegt wohl auch an der Symbolrate und FEC.

Georg A. schrieb:
> Nennt sich Banding

Danke, jetzt hat das einen Namen.
Daraufhin hab ich das gefunden:
https://en.wikipedia.org/wiki/Colour_banding
und genau auf dem Bild mit der Straße ist der Effekt im Himmel zu sehen, 
den ich meine.

Georg A. schrieb:
> Verarbeitung
> in der Glotze (Mapping der Farbsysteme und Wertebereiche,
> Kontrast/Helligkeit, Kantenverstärkung, sonstige Bildverschlimmerungen)

Das hab ich alles soweit deaktiviert, weil mir der TV zu bunt war 
(Umstieg von 85er Röntgenstrahler), und pumpende Helligkeit bzw. 
Kontrast mag ich auch nicht.
Was der dann immer noch macht weiß ich nicht.
Aber DVI kann wohl nur 8bit pro Farbe, kann es das sein? Der TV kann 
HDMI2.0, das kann wohl mehr Farben, die Anleitung schweigt sich aber 
darüber aus. Aber selbst ein 500€-4K-TV von Aldi sollte doch sowas 
besser machen, oder? Nicht das ich die 4K brauchen würde, das Ding war 
einfach eine gute Gelegenheit
Also: "Ein anderer Receiver könnte es bringen"?

PS: Freakish: Google findet den Thread jetzt schon mit "dm8000 banding", 
zeigt aber "vor 15 Stunden" an... 8O

von N. A. (bigeasy)


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Jens M. schrieb:
> Hier ist es ein dunkelblaues Bild, dann kommt ein Hai von unten, und um
> den Hai gibt es einen Heiligenschein, der sich mitbewegt.

...und Roy Scheider mit Boot ganz in der Nähe. Daran wird's liegen...

von H-G S. (haenschen)


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Bei mir kamen die Artefakte immer im schönsten Bild der Sendung. Da 
dachte ich mir immer: du hast zu billige Geräte.

Vielleicht passiert das im Hochpreisbereich nicht.

von (prx) A. K. (prx)


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Man möge sich vor Augen führen, wie Bewegtbildkomprimierung à la MPEG 
arbeitet, und dann versuchen, sie auf grosse gekräuselte Wasserflächen 
mit Gischt anzuwenden. Das gehört zu den bösartigsten realen Szenerien, 
die man einem solchen Komprimierungsverfahren vorsetzen kann.

Diese Szenerie ändert sich in jedem Ausschnitt von jedem Einzelbild zum 
nächsten signifikant, ohne dass Bewegungen von weitgehend unveränderten 
Objekten auftreten. Wellen und Gischt bewegen sich zwar, ändern sich 
aber dabei permanent. Aus Sicht des Verfahrens ist da einfach zu wenig 
Redundanz drin.

Wenn der Übertragungskanal darauf nicht mit passend grösserer Bandbreite 
als üblich reagieren kann, dann sieht das Ergebnis entsprechend mies 
aus.

: Bearbeitet durch User
von Andreas M. (andreas_m62)


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Am besten borgt man sich Bandbreite beim Nachbarprogramm,
wenn es nicht auch gerade datenintensive Bildinhalte wiedergeben will.
Das ist eben der Nachteil der VBR (variable Bitrate).
Wenn gerade keiner Reserven hat, bricht alles zusammen.
Mit konstanter Bitrate (CBR) wäre das nicht passiert.
Da weiß man, was man zur Verfügung hat.

Alles nur aus Gier, noch mehr Programme in den Transponder zu stopfen.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Andreas M. schrieb:
> Mit konstanter Bitrate (CBR) wäre das nicht passiert.
> Da weiß man, was man zur Verfügung hat.

... und sollte sich dann aber auf Inhalte beschränken, die mit dieser 
Bitrate gut dargestellt werden können. Denn eine zu geringe Bitrate ist 
auch dann noch zu gering, wenn sie konstant ist.

Die einzige zu allen Inhalten passende Bitrate ist nicht die konstante 
Bitrate, sondern die ausreichende Bitrate. Die auch variabel sein 
darf, denn das Studiobild einer Talkrunde braucht viel weniger als eine 
Fussball-Übertragung. Planung kann da helfen, etwa indem man zum 
Fussball keine Segelregatta gleichzeitig ins Bouquet kippt.

: Bearbeitet durch User
von Andreas M. (andreas_m62)


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Was wäre Silvester 24:00:00 Uhr, wenn alle Programme gleichzeitig
von der Uhr zum Feuerwerk umschalten und dazu viel Bandbreite brauchen?

> Planung kann da helfen, etwa indem man zum
> Fussball keine Segelregatta gleichzeitig ins Bouquet kippt.

Da lassen sich konkurrierende Sender auf dem gleichen Transponder gerne 
reinreden.

: Bearbeitet durch User
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